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Perplex bei Witzen über Armut

Sati­ri­ker Rena­to Kaiser bei digi­ta­lem Anlass der Caritas

Armut in der Schweiz sei für ihn als Sati­ri­ker ein absur­des Thema, sagt Rena­to Kaiser. Der St.Galler erzählt, wieso Armut ein Gesicht braucht und wie Witze über Vorur-teile funktionieren.

«Unfair finde ich es, wenn man den Leuten auf der Stras­se Geld wegen ihrem Erscheinungs-bild gibt. Ich zum Beispiel bin privat sehr schlecht geklei­det. Also nicht, weil ich kein Geld habe, sondern einfach keinen Stil. Es könn­te also durch­aus sein, dass ein Obdach-loser mich von oben bis unten anschaut, mir das Geld zurück­gibt und sagt, ich hätte das Geld nöti­ger als er.» Der St.Galler Sati­ri­ker Rena­to Kaiser steht auf der Bühne. In vorders­ter Reihe im Publi­kum sitzt eine allein­er­zie­hen­de Mutter, die am Exis­tenz­mi­ni­mum lebt. Neben ihr zu sehen ist ein Mann, der nach einem Burn­out alles verlor. Und dann ist da noch Markus, der bei Pfle­ge­el­tern und im Heim aufwuchs und für den das Schlimms­te an der Armut die sozia­le Verwahr­lo­sung ist. Nach­ge­schaut werden kann die Szene im SRF Archiv. Sie ist Teil der Sendung «Tabu», in der Rena­to Kaiser 2019 eini­ge Tage mit von Armut betrof­fe­nen Menschen verbrach­te und versuch­te, der Armut in der Schweiz ein Gesicht zu geben.

Reich und fair

«Armut in der Schweiz ist für mich als Sati­ri­ker eines der inter­es­san­tes­ten Themen, denn es ist ein absur­des Thema. Ich baue es seit Jahren regel­mäs­sig in meine Program­me ein», sagt Rena­to Kaiser gegen­über dem Pfar­rei­fo­rum. Er nennt das Thema deshalb absurd, weil man auf den ersten Blick meinen könn­te, Armut gebe es in der Schweiz eigent­lich gar nicht, da die Schweiz doch so reich ist und irgend­wie fair daher­kommt. «Brin­ge ich also Witze über Armut, dann sind viele im Publi­kum erst einmal aufrich­tig perplex. Manche haben sich noch nie Gedan­ken über dieses Problem gemacht», sagt der 35-Jährige. Als Gegen­bei­spiel nennt er Sexis­mus oder Rassis­mus – beides Themen, die mit vergleichs­wei­se mehr offen­sicht­li­chen Vorur­tei­len belas­tet seien.

Eige­ne Vorur­tei­le entlarven

Das nächs­te Mal das Thema Armut im Rahmen seiner Auftrit­te aktua­li­sie­ren wird Rena­to Kaiser am 25. März. Dann hat ihn die Cari­tas als Haupt-Act am digi­ta­len Frei­wil­li­gen­an­lass «Gemein­sam gegen Armut mit Rena­to Kaiser» gebucht (siehe Text unten). Thema des Abends ist unter ande­rem, wie sich im ganzen Caritas-Netz in der Schweiz 4600 Menschen gegen Armut einset­zen. «Bei Veran­stal­tun­gen wie bei der Cari­tas wissen eigent­lich alle besser über das Thema Bescheid als ich. Meine Aufga­be als Sati­ri­ker ist es daher, nicht ober­leh­rer­haft daher­zu­kom­men, sondern den Blick von aussen hinein­zu­brin­gen», sagt Rena­to Kaiser. «Zweck der Sati­re ist es, nach oben auszu­tei­len und auch seine eige­nen Vorur­tei­le zu entlar­ven.» Auf diese Weise gelin­ge es, Witze über harte Themen wie Armut zu machen. Rena­to Kaiser geht dabei oft von sich selber aus: Was geht ihm durch den Kopf, wenn ihn auf Stras­se ein Obdach­lo­ser um Geld bittet? Oder: Was denkt er, wenn wieder einmal Schlag­zei­len liest wie etwa «Der frechs­te Sozi­al­hil­fe­be­zü­ger»? Die Art und Weise, wie in den Medi­en über Sozial-hilfebetroffene berich­tet wurde, war es denn auch, die ihn einst auf das Thema Armut in der Schweiz aufmerk­sam mach­te. «Ich fand diese Spra­che so komisch, dass ich mich zu fragen begann, woher das kommt», sagt er. (nar)

Frei­wil­lig gegen Armut

An den digi­ta­len Frei­wil­li­gen­an­lass «Gemein­sam gegen Armut mit Rena­to Kaiser» am 25. März 2021 sind alle einge­la­den, die sich für das frei­wil­li­ge Enga­ge­ment in der Cari­tas inter­es­sie­ren oder sich bereits als Frei­wil­li­ge betä­ti­gen. Der Link zur Online-Veranstaltung wird auf www.caritas-stgallen.ch publi­ziert. Ohne das frei­wil­li­ge Enga­ge­ment wäre die Bekämp­fung von Armut in der Schweiz nicht machbar.

Zurück ins Kinderzimmer

Uni-Seelsorger Thomas Resch­ke darüber, was junge Menschen während der Pande­mie bedrückt.

Thomas Resch­ke, wir befin­den uns im zwei­ten Jahr des Social Distancing. Mit welchen Themen kommen die Studie­ren­den auf Sie als Uni-Seelsorger zu?

Thomas Resch­ke: Vor einem Jahr hatte die Coro­na­kri­se für die Studie­ren­den noch den Reiz des Neuen und wirk­te kaum bedroh­lich. Im Vorder­grund stan­den Fragen wie die Prüfungs­ge­rech­tig­keit und der Wunsch nach Präsenz­prü­fun­gen. Da viele Studie­ren­de während des Lock­downs nur ein klei­nes Zimmer in St.Gallen hatten, zogen sie wieder nach Hause in ihr «Kinder­zim­mer». Diese «Zwangs­in­fan­ti­li­sie­rung» steht dem Traum von der Studi­en­zeit als schöns­te Zeit des Lebens mit vielen neuen Begeg­nun­gen sehr entge­gen. Da in die Studi­en­zeit auch die Phase der Partn­er­fin­dung fällt, ist diese durch die Corona-Situation erschwert. 

Aktu­ell hat sich die Situa­ti­on noch nicht wirk­lich geändert.

Thomas Resch­ke: Leider ja. Ich kenne auch keinen Studie­ren­den, an dem die Corona-Pandemie spur­los vorbei­ge­gan­gen ist. Die Pande­mie hat die Vulnerabi­li­tät aller Menschen gezeigt: Egal ob arm oder reich. Sie verstärk­te zudem die Ängs­te, die bei manchen Studie­ren­den ohne­hin da sind. Beispie­le dafür sind die Sorgen, ganz allein oder dem Studi­um nicht gewach­sen zu sein. Hinzu kommen die Angst vor der Klima­ka­ta­stro­phe oder vor einer poli­tisch fata­len Welt­si­tua­ti­on, die Sorge um Menschen im Verwand­ten­kreis, die schwer krank sind oder die Gewiss­heit, nicht einmal eine Hoch­zeit verläss­lich planen zu können. 

Wie wirkt sich diese Unsi­cher­heit auf Ihre Arbeit als Uni-Seelsorger aus? 

Thomas Resch­ke: Die Seel­sor­ge ist in Zeiten von Coro­na persön­li­cher und inten­si­ver ge-worden. Auch kommen viele Studie­ren­de zu mir, die sich früher wohl nicht an mich gewen­det hätten. Eini­ge haben die ablen­kungs­freie Zeit während der Pande­mie auch als Phase der Entschei­dungs­fin­dung genutzt und etwa um Taufe und Firmung gebe­ten. Die Corona-Zeit ist also auch eine pasto­ra­le Chan­ce. Die jungen Menschen erwar­ten, dass die Kirchen Denk­an­ge­bo­te des Glau­bens vermit­teln, die ihnen Hoff­nung und Halt geben. 

Um Hoff­nung während der Corona-Zeit zu schen­ken, haben Sie in die Semes­ter­got­tes­diens­te Backcasting-Gedankenexperimente einge­baut. Wie funk­tio­nie­ren diese?

Thomas Resch­ke: Meine Predigt um Backcasting-Experimente zu erwei­tern, kam bei den Studie­ren­den extrem gut an. Die Metho­de funk­tio­niert folgen­der­wei­se: Man setzt das retten­de Handeln Gottes voraus und blickt auf die Gegen­wart. Dabei stellt man sich die Frage, worüber man sich nach Coro­na wundern wird. Das könn­te zum Beispiel sein, dass durch die Pande­mie Soli­da­ri­tät wich­ti­ger gewor­den ist statt der Egotrip. Oder dass einem die Bedeu­tung von Freund­schaf­ten neu bewusst wird und man sie wieder stär­ker wertschätzt. 

Wie hat die Pande­mie Sie persön­lich verändert?

Thomas Resch­ke: Für jeman­den wie mich, der es gewohnt ist, alle Anläs­se ein Jahr im voraus zu planen, ist die Corona-Zeit eine spiri­tu­el­le Heraus­for­de­rung, zu mehr Gelas­sen­heit und Demut zu finden. Nahe ging mir vor allem, dass Anläs­se wie Trau­er­fei­ern nur im kleins­ten Krei­se statt­fin­den konn­ten und das Trös­ten­de der sicht­ba­ren Gemein­schaft fehl­te. Auch das etli­che Hoch­zei­ten verscho­ben werden muss­ten, war berüh­rend. Eine Braut war so untröst­lich, dass ich an ihrem geplan­ten Tag eine Segnung im kleins­ten Kreis gemacht habe, sozu­sa­gen als ersten Schritt auf die Hoch­zeit hin. Für mich persön­lich gab diese Zeit auch einen Schub, mich mehr mit den digi­ta­len Optio­nen zu beschäf­ti­gen, wie etwa ein Anmel­de­sys­tem für Veran­stal­tun­gen zu kreieren oder mehr via sozia­len Netz­wer­ken zu interagieren. 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das für das aktu­el­le Jahr?

Thomas Resch­ke: Eines der wich­tigs­ten Themen 2021 ist sicher die Rück­be­sin­nung auf den Wert der Gemein­schaft. Doch welche Nähe ist in diesem Jahr möglich und welche Distanz ist nötig? Für die Studie­ren­den beinhal­tet das beispiels­wei­se die Frage nach Auslands­se­mes­tern. Werden sie möglich sein? Was bringt ein Auslands­se­mes­ter etwa in Harvard, wenn dort online unter­rich­tet wird und man kaum die Möglich­keit hat, ande­re kennen­zu­ler­nen? An der Univer­si­tät St.Gallen gibt es über hundert Verei­ne. Auch da stellt sich die Frage, wie Gemein­schaft weiter­hin gepflegt werden kann, falls Präsenz­ver­an­stal­tun­gen verbo­ten sein soll­ten. Hätte ich einen Wunsch frei, dann wäre dieser, dass wir 2021 ein gros­ses unbe­schwer­tes Fest feiern können, weil die Pande-mie über­wun­den ist und wir uns an der Morgen­rö­te einer neuen Welt erfreu­en dürfen. (nar)

Hermann Schmelzer Rabbiner

Rabbiner Schmelzer

Rabbi­ner Herr­mann Schmel­zer stand der Jüdi­schen Gemein­de in St.Gallen über 44 Jahre als geist­li­ches Ober­haupt vor. Als enga­gier­ter Dialog­part­ner präg­te er das Mitein­an­der der Reli­gio­nen in der Ostschweiz. Er starb am 30. Novem­ber in St.Gallen.

«Ich habe Rabbi­ner Schmel­zer als beein­dru­cken­den Botschaf­ter des Juden­tums erlebt», sagt Evely­ne Graf, Theo­lo­gin und lang­jäh­ri­ge Redak­to­rin des Pfar­rei­fo­rums. Sie begeg­ne­te Rabbi­ner Schmel­zer als Jour­na­lis­tin und als Theo­lo­gin, in der Ethik­grup­pe des Kantons und als Mitglied der Christlich-Jüdischen Arbeits­ge­mein­schaft St.Gallen/Ostschweiz. «Mich hat seine tiefe reli­giö­se und huma­nis­ti­sche Bildung beein­druckt.» Roland Rich­ter, ehema­li­ger Präsi­dent der Jüdi­schen Gemein­de St.Gallen, schreibt im Nach­ruf im St.Galler Tagblatt: «Sein wacher Geist blieb Schmel­zer bis zuletzt erhal­ten. Er beob­ach­te­te, über­leg­te, notier­te auf Zetteln, die er immer auf sich trug, und kommen­tier­te. (…) Gerne empfahl er kontro­ver­se Bücher und freu­te sich auf die anschlies­sen­de Diskus­si­on darüber.»

Inter­re­li­giö­ser Dialog
«Typisch für Rabbi­ner Schmel­zer war auch seine Fröh­lich­keit», sagt Evely­ne Graf, «das war nichts Aufge­setz­tes, diese Fröh­lich­keit wurzel­te in einer tiefen Gottes­be­zie­hung.» Der Inter­re­li­giö­se Dialog sei ihm ein wich­ti­ges Anlie­gen gewe­sen. Er habe inten­siv die Schrif­ten des Islams und des Chris­ten­tums studiert, um ein Verständ­nis für die Posi­tio­nen der ande­ren Reli­gio­nen zu bekom­men. «Das beschränk­te sich bei ihm aber nicht nur auf die abra­ha­mi­ti­schen Reli­gio­nen, sondern er beschäf­tig­te sich auch mit den asia­ti­schen Religionen.»

Von Malmö nach St.Gallen
1932 in Ungarn gebo­ren, besuch­te Schmel­zer die Rabbi­ner­schu­le in Buda­pest und die Ecole Rabbi­ni­que in Paris. 1958 wurde er als Reli­gi­ons­leh­rer nach Stock­holm beru­fen, studier­te später in London. Im schwe­di­schen Malmö erhielt Schmel­zer 1962 seine Ordi­na­ti­on als Rabbi­ner. 1968 wurde er schliess­lich nach St.Gallen beru­fen. «Schmel­zer hielt die klei­ne und bedeu­ten­de jüdi­sche Gemein­de durch Respekt, Öffnung, Dialog und ange­wand­tes Juden­tum zusam­men», schreibt der Jour­na­list Yves Kugel­mann im Nach­ruf im jüdi­schen Maga­zin «tach­les». Sein Wissen über die Reli­gi­ons­ge­schich­te und die hebräi­sche Spra­che gab er auch weiter, viele Jahre hatte er einen Lehr­auf­trag an der Univer­si­tät St.Gallen und war Studen­ten­seel­sor­ger. 2012 been­de­te er seine Tätig­keit als Rabbi­ner. Schmel­zer war laut «tach­les» dienst­äl­tes­ter Schwei­zer Rabbiner.

Einsatz für Huma­ni­tät
Schmel­zer war von Anfang an Mitglied der Christlich-Jüdischen Arbeits­ge­mein­schaft St. Gallen/Ostschweiz (CJA). Der Verein will mit Veran­stal­tun­gen, Infor­ma­tio­nen und Begeg­nun­gen das gegen­sei­ti­ge Verständ­nis von Chris­ten und Juden fördern. Menschen jüdi­schen und christ­li­chen Glau­bens sollen sich mit gegen­sei­ti­gem Verständ­nis und Respekt für die ande­re Glau­bens­ge­mein­schaft begeg­nen, gemein­sa­me Anlie­gen erken­nen und sich vereint für Huma­ni­tät, Gerech­tig­keit und Frie­den einset­zen. Der aktu­el­le Präsi­dent der CJA St.Gallen, Pfar­rer Andre­as Schwen­de­ner, traf Rabbi­ner Schmel­zer nach dessen Pensio­nie­rung oft bei Spazier­gän­gen in Rotmon­ten. «Rabbi­ner Schmel­zer war stets über­aus zurück­hal­tend, sein span­nen­des Leben in der Öff entlich­keit publik zu machen», so Schwen­de­ner. Als er 2018 Schmel­zer bei einem Spazier­gang
traf, konn­te er ihn zu einem spon­ta­nen Video-Interview motivieren.


Schwen­de­ner und Schmel­zer spre­chen im Video vor allem über theo­lo­gi­sche Themen wie die geschicht­li­che Wende zur Säku­la­ri­sie­rung und die daraus resul­tie­ren­den Vor- und Nach­tei­le für die Reli­gio­nen. «Am Schluss erzähl­te Hermann Schmel­zer auch von seiner Zeit im kommu­nis­ti­schen Ungarn und der Ethik eines Rabbi­ners in schwie­ri­gen Zeiten», so Schwen­de­ner, «Schmel­zer wuss­te, was die Neuzeit für die Reli­gio­nen an Heraus­for­de­run­gen gebracht hat. Und er konn­te sich trotz­dem für das Spezi­fi sche einer Reli­gi­on einset­zen, auch wenn darin vieles unzeit­ge­mäss und skur­ril erscheint.» Batja Guggen­heim, Co-Präsidentin der Jüdi­schen Gemein­de St.Gallen, sagte in einem Inter­view auf kath.ch zum Tod von Rabbi­ner Schmel­zer: «Wir haben einen Gesprächs­part­ner, einen Denker und Forschen­den verlo­ren. Herr­mann Schmel­zer war ein Fragen­der, ein kriti­scher Geist, eine heraus­for­dern­de Persön­lich­keit und eine mora­li­sche Instanz.»

Stephan Sigg

Wie lässt sich in Zeiten von Corona und Abstandsregelungen trotz Distanz trauern? Das hat das Pfarreiforum Jacqueline Bollhalder vom Trauercafé in Gossau gefragt.

Sich umarmt fühlen

Bild: pixabay.com

Wie lässt sich in Zeiten von Corona und Abstandsregelungen trotz Distanz trauern? Das hat das Pfarreiforum Jacqueline Bollhalder vom Trauercafé in Gossau gefragt.

Tipp 1: Eigene Abschiedsfeier gestalten 

Wer nicht an einem Begräb­nis teil­neh­men kann, kann statt­des­sen eine häus­li­che Feier gestal­ten. Eine bren­nen­de Kerze, ein Foto oder ein Musik­stück erin­nern an die verstor­be­ne Person. Erkun­di­gen Sie sich zudem bei der zustän­di­gen Seel­sor­ge­rin oder dem Seel­sor­ger nach den Texten, die während der Trau­er­fei­er gele­sen werden. Auch Trau­er­ca­fés und Trau­er­treffs bieten häufig Broschü­ren mit Gebe­ten, Texten und Impul­sen an, die durch die Trau­er­pha­se helfen. Gedan­ken und Gefüh­le lassen sich dabei per Whats­app oder Tele­fon mit Ange­hö­ri­gen und Freun­den teilen.

Tipp 2: Alltagsgegenstände, die durch den Tag helfen 

«Nebst spiri­tu­el­len Texten können auch ganz alltäg­li­che Dinge Trost spen­den », sagt Jacque­line Boll­hal­der vom Trau­er­ca­fé Gossau. Sie nennt als Beispiel Glas­mur­meln, die sie während eines Treffs an die Teil­neh­men­den verteilt hatte. Symbo­lisch lassen sich Gedan­ken und Gefüh­le, aber auch Wünsche für die verstor­be­ne Person in die Murmel legen und in die Vergan­gen­heit aber auch in die Zukunft blicken. «Ein Teil­neh­mer erzähl­te mir, dass er die Murmel seit­her immer bei sich trage und sie ihm in schwie­ri­gen Situa­tio­nen weiter­hel­fe», sagt Jacque­line Boll­hal­der. Eine weite­re Idee findet sich auf der Home­page der Katho­li­schen Kirche Luzern: Zu einem verab­re­de­ten Zeit­punkt können Ange­hö­ri­ge ihre Gedan­ken in Federn, Ästchen oder dünne Zwei­ge legen, diese dann dem Wind über­ge­ben und so bewusst loslassen.

Tipp 3: Trostkissen statt Umarmungen 

Nichts hilft in Trau­er­pha­sen so sehr wie Umar­mun­gen. «Gera­de älte­re Trau­ern­de erzäh­len mir, wie sehr ihnen vor allem die Umar­mun­gen der Gross­kin­der fehlen», sagt Jacque­line Boll­hal­der. «Kinder helfen einem gut über Trau­er hinweg, weil sie anders mit dem Tod umge­hen als Erwach­se­ne. Sie akzep­tie­ren diesen viel einfa­cher.» Ganz auf die Enkel­kin­der verzich­ten müssen Sie aber auch während der Corona- Pande­mie nicht: Tref­fen Sie sich an der frischen Luft. Über die fehlen­de Körper­nä­he hinweg­hel­fen könn­te beispiels­wei­se ein Trost­kis­sen, das Sie für sich oder für die Enkel­kin­der aus Klei­dungs­stü­cken des Verstor­be­nen nähen. Eine Anlei­tung findet sich auf der Platt­form «Abschieds­ri­tua­le für Zuhau­se» unter der etwas kompli­zier­ten Webadres­se sway.o_ce.com/ HycAcAotl6wLWXHd.

Tipp 4: Sich gemeinsam etwas gönnen 

Mitein­an­der essen und trin­ken oder sich etwas Spezi­el­les gönnen, das man schon lange nicht mehr gehabt hat: Auch das hilft laut Jacque­line Boll­hal­der Betro_enen über ihre Trau­er hinweg. Während der Corona-Zeit sind im Inter­net diver­se Platt­for­men mit Rezept­ideen für gemein­sa­mes Kochen per Video­chat entstan­den. Zu den schöns­ten Ideen gehört jene der Schwei­zer Theo­lo­gin Barba­ra Lehner. Einer ihrer Tipps ist, sich per Video­chat zu verab­re­den und dann gemein­sam ein Lieb­lings­me­nü der verstor­be­nen Person zuzu­be­rei­ten und gemein­sam zu essen.

Tipp 5: Der Trauer Raum geben 

«Die Licht- und Dunkelheit-Thematik ist Teil jedes Trau­er­pro­zes­ses», sagt Jacque­line Boll­hal­der. «Im Trau­er­ca­fé zünden wir daher gemein­sam Kerzen für die Verstor­be­nen an und beten das Vater­un­ser. » Boll­hal­der empfiehlt, dieses Ritu­al auch zuhau­se zu wieder­ho­len. Alter­na­tiv können Sie in die Kirche oder auf den Fried­hof gehen. In manchen Kirchen gibt es einen spezi­el­len Bereich, wo an die Verstor­be­nen gedacht wird. Auf diese Weise kann das Trau­ern einen Raum finden. (nar)

Jacque­line Boll­hal­der. (Bild: pd)

«Mehr Frauen ermutigen»

Bild: Regi­na Kühne

Was die neue Präsidentin Alexa Sutter mit dem Frauenbund St.Gallen-Appenzell vor hat.

Die Degers­hei­me­rin Regu­la Senn hat das Amt der Präsi­den­tin des Katho­li­schen Frau­en­bun­des St.Gallen-Appenzell (KFB SGA) an Alexa Sutter aus Wald­kirch über­ge­ben. Ein Gespräch über die Frau­en­fra­ge in der Katho­li­schen Kirche, Frau­en­för­de­rung und wieso es geleb­te Gemein­schaf­ten braucht. 

Überalterung und Nachwuchsschwierigkeiten: Viele Vereine haben Mühe, genügend Personen zu finden, die sich engagieren. Wie zeitgemäss sind da noch Frauengemeinschaften?

Regu­la Senn: Gene­rell würde ich das mit der Über­al­te­rung und den Nach­wuchs­schwie­rig­kei­ten so nicht sagen. Denn in Bezug auf die Frau­en­ge­mein­schaf­ten ist es stark regi­ons­ab­hän­gig, wie viele Perso­nen sich enga­gie­ren. Gera­de in länd­li­chen Gegen­den gibt es viele Frau­en­ge­mein­schaf­ten, bei denen es bezüg­lich Mitglie­dern sehr gut läuft. Natür­lich haben sich die Prio­ri­tä­ten und unse­re Ange­bo­te etwas verla­gert. Aber nach wie vor sind die Frau­en­ge­mein­schaf­ten Orte der geleb­ten Gemeinschaft. 

Alexa Sutter: Ausser­dem stel­len wir fest, dass viele Frau­en bereit sind, sich projekt­be­zo­gen zu enga­gie­ren. Da lassen sich genü­gend Perso­nen finden. Schwie­ri­ger ist es, wenn es um ein lang­fris­ti­ges Enga­ge­ment oder um die Über­nah­me eines Amtes geht. Frau­en­ge­mein­schaf­ten sind aber nach wie vor wich­tig, gera­de wenn es um die sozia­le Vernet­zung geht. 

Regu­la Senn: Das ist ein wich­ti­ger Punkt. Viele Frau­en haben heute nebst Beruf- und Fami­li­en­ar­beit kaum Zeit für sich selbst. An Tref­fen in den Orts­ver­ei­nen oder Fach­ta­gun­gen, die wir seitens des Verban­des orga­ni­sie­ren, können Frau­en einmal bewusst etwas nur für sich tun. Geleb­te Gemein­schaft heisst aber auch, dass alle mitein­be­zo­gen werden, wenn sie möch­ten. Gera­de auch für Witwen und Allein­ste­hen­de ist das ein wich­ti­ges Angebot. 

Wie kamen Sie selbst zum Frauenbund?

Alexa Sutter: Ich zog als junge Mutter nach Wald­kirch und such­te nach Möglich­kei­ten, mich im Ort zu vernet­zen. In der loka­len Frau­en­ge­mein­schaft enga­gier­te ich mich, wurde deren Präsi­den­tin und lern­te so die kanto­na­le Ebene, den Frau­en­bund (KFB SGA) kennen. Dort wurde ich zunächst Regio­nal­ver­tre­te­rin für die Regio­nen Gossau, St.Gallen, Alttog­gen­burg und Wil, danach Vize­prä­si­den­tin des Kantonalverbandes. 

Regu­la Senn: In unse­rer Fami­lie war das Tradi­ti­on, als Zeichen der geleb­ten Frau­en­so­li­da­ri­tät. Bereits meine Gross­mutter war Einzel­mit­glied. Als Einzel­mit­glied besuch­te ich die Tagun­gen des Frau­en­bun­des und lern­te so den Vorstand kennen. Ich kam als Quer­ein­stei­ge­rin in den Kanto­nal­vor­stand. 2011 wurde ich Vize­prä­si­den­tin, vier Jahre später Präsidentin. 

Was will der Frauenbund SGA für die Frauen in der katholischen Kirche erreichen?

Regu­la Senn: Da möch­te ich das Projekt «Kirche mit* den Frau­en» nennen, das wir unter­stüt­zen. Dieses setzt sich seit 2014 dafür ein, dass Männer der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frau­en über deren Stel­lung, Rolle und Funk­ti­on bera­ten und über die Belan­ge der Kirche entschei­den. Die Grund­la­ge dafür ist im Bistum St.Gallen gut. Mit dem Bistum sind wir im Dialog und verste­hen uns als Partner. 

Alexa Sutter: Wir haben einen «guten Draht» zu Bischof Markus, und freu­en uns auf die jähr­li­chen Tref­fen. Bischof Markus steht der Frau­en­fra­ge offen gegen­über. Wäre es anders, hätte ich Mühe. Damit sich etwas bewegt, ist es aber wich­tig, dass wir es seitens des Verban­des schaf­fen, noch mehr Frau­en in Entschei­dungs­po­si­tio­nen zu brin­gen. Eine gute Entwick­lung ist, dass im Septem­ber erst­mals eine Dele­ga­ti­on des Frau­en­bun­des zu einem Gespräch mit der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz einge­la­den war, um über den «Weg zur Erneue­rung der Kirche» zu disku­tie­ren. Dies sind ziel­füh­ren­de Schritte. 

Damit sprechen Sie die Ziele an, die Sie sich als neue Präsidentin gesteckt haben?

Alexa Sutter: Ja. Ich könn­te mir gut vorstel­len, dass wir unse­ren Verband noch etwas poli­ti­scher ausrich­ten. Wir können Frau­en gera­de im Vorfeld von Wahlen ermu­ti­gen. Es muss mehr Raum für Frau­en geben, in denen sie etwa an Podi­ums­dis­kus­sio­nen zu Wort kommen. Weite­re Ziele sind, die Vernet­zung zu unse­ren Frau­en­ge­mein­schaf­ten zu pfle­gen sowie gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten mit ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen durch­zu­füh­ren. Unser Kanto­nal­ver­band muss attrak­tiv sein und blei­ben, damit sich die vielen Einzel­mit­glie­der mit uns iden­ti­fi­zie­ren können. 

Regula Senn, was war die grösste Veränderung während Ihrer präsidialen Amtszeit?

Regu­la Senn: Das war die Statu­ten­re­vi­si­on im Jahr 2017. Wir haben die Orga­ni­sa­ti­on extrem verschlankt, so dass wir viel effzi­en­ter arbei­ten können. Nun können wir die verschie­de­nen Geschäf­te direkt im Gremi­um des Kanto­nal­vor­stan­des behan­deln und verab­schie­den. Gene­rell war es mir wich­tig, die Arbeits­be­din­gun­gen beim Frau­en­bund im Span­nungs­feld zwischen ehren­amt­li­cher und bezahl­ter Mitar­beit weiter zu entwi­ckeln. Längst kann beim Katho­li­schen Frau­en­bund St.Gallen-Appenzell nicht mehr alles im Ehren­amt erle­digt werden. (nar)

Papst-Schreiben: «Fratelli tutti»

Am 4. Okto­ber hat Papst Fran­zis­kus seine Sozial-Enzyklika «Fratel­li tutti» veröf­fent­licht. Darin macht er sich stark für eine neue Wirt­schafts­ord­nung: «Wir sitzen alle im glei­chen Boot».

Enzy­kli­ka im Wortlaut

Das Schrei­ben ist auch in Buch­form im Herder Verlag erschie­nen: Gebun­den 256 Seiten ISBN: 978–3‑451–39013‑5, im Buch­han­del erhältlich

Eine Über­sicht auf die Reak­tio­nen auf die Enzy­kli­ka ist in der November-Ausgabe zu finden.

Archehof Rüegg

Tiersegnungen — zunehmend ein Bedürfnis

Tiere spie­len in katho­li­schen Gottes­diens­ten meis­tens nur eine margi­na­le Rolle. Sonja Kroiss von der Seel­sor­ge­ein­heit Mitt­le­res Sargan­ser­land möch­te dies ändern: Einmal im Jahr spricht die Seel­sor­ge­rin vor der Splee­ka­pel­le in Sargans Tieren und ihren Haltern Gottes Segen zu.

Warum bietet Seel­sor­ge­rin Sonja Kroiss Tier­seg­nun­gen an?

Bei der Tier­seg­nung in Sargans wird jedes Tier und dessen Halte­rin oder Halter einzeln mit Weih­was­ser gesegnet.

(mehr …)

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