Pascale Baer-Baldauf ist Professorin für Wirtschaftsinformatik und Institutsleiterin an der Fachhochschule OST. Ab 1. Januar wird die 45-jährige Rorschacherin als Administrationsrätin die Arbeit der katholischen Kirche im Bistum St. Gallen begleiten.
«Ich bin eine kirchliche Quereinsteigerin», sagt Pascale Baer beim Spaziergang mit dem Pfarreiforum durch Rorschach, wo sie mit ihrer Familie zuhause ist. «Das Amt der Administrationsrätin ist mein erstes in der katholischen Kirche.» Doch schon als Kind konnte sie hinter die Kulissen der katholischen Kirche blicken: «Mein Onkel war jahrzehntelang Messmer in Oberegg», erinnert sich Pascale Baer, die in Wald AR aufgewachsen ist, «Wir Kinder durften ihm vor dem Gottesdienst beim Kerzenanzünden helfen.» Nach der Kantonsschule in Trogen studierte sie an der Universität St. Gallen und promovierte. Heute leitet sie das Institut für Informations- und Prozessmanagement der Fachhochschule OST in St. Gallen und forscht im Bereich Digital Health (Digitale Gesundheit). Zu ihren Projekten gehört zum Beispiel die Entwicklung einer Fernüberwachung für pflegebedürftige Kinder, die Angehörige und Pflegekräfte entlastet. An der Fachhochschule erlebte sie eine prägende Begegnung: «Wir durften Bischof Markus Büchel bei einer Fortbildung erleben. Seine offene, dialogbereite und frohe Art hat mich sehr berührt und die Faszination an der Kirche geweckt.»
Ökumene leben
Die christlichen Werte seien für die Rorschacherin ein «Leitfaden im täglichen Leben». Es sei ihr wichtig, diese auch ihren beiden Töchtern (10 und 12) zu vermitteln. «Dazu gehören für mich Toleranz, Vertrauen, Achtung und Respekt vor dem Menschen, der Schöpfung und dem Schöpfer», sagt sie. Ihr Mann ist reformiert, die Kinder sind reformiert getauft, besuchen momentan den Religionsunterricht bei einer katholischen Lehrperson. «Sie erleben die ökumenische Perspektive von klein auf.» Die Kirchen in der Region Rorschach hätten «eine bereichernde ökumenische Zusammenarbeit». «Das ist ein grosser Mehrwert und gerade gemischt-konfessionelle Paare fühlen sich dadurch sehr willkommen.» Diese Perspektive möchte sie auch in den Administrationsrat einbringen.
Für jede Lebenssituation
Als Administrationsrätin des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen möchte sie die gute und vielfältige Arbeit der Kirche vor Ort begleiten und unterstützen: «Egal ob für Kinder, Jugendliche, Familien oder Senioren – die Kirche bietet so viel. Es gibt ein Angebot für jede Lebenssituation.» Sie hofft, dass sie als Quereinsteigerin auch andere motivieren kann: «Wenn ich nicht für dieses Amt angefragt worden wäre, wäre ich gar nie auf die Idee gekommen. Die Kirche könnte ruhig noch etwas mutiger sein, neue Leute für Ämter zu begeistern. Vielleicht kann ich damit ein Zeichen setzen. Gut möglich, dass ich mich auch schon vorher für ein anderes kirchliches Amt bereit erklärt hätte, wenn man mich angefragt hätte.» Sie verstehe, dass sich manche heute mit der katholischen Kirche schwertun und es viele Vorurteile gebe. Sie nimmt es pragmatisch: «Ich kann den Vatikan nicht ändern, aber ich kann die Möglichkeiten ausschöpfen, die ich vor Ort habe und damit präge ich die Kirche auch.»
Digitales Potenzial
Pascale Baer ist überzeugt, dass die Kirche im digitalen Bereich noch viel Potenzial habe: «Zum einen was die Verwaltung und Administration betrifft, zum anderen auch im Bereich Seelsorge und Spiritualität», sagt sie, «wie ich mitbekommen habe, haben einige Seelsorgerinnen und Seelsorger während des Lockdowns gute Erfahrung mit WhatsApp-Angeboten oder dem Streaming von Gottesdiensten gemacht. Ich sehe das als Chance. Man kann damit neue Zielgruppen ansprechen.» Wir sind am Ziel – im Garten hinter der Kolumbanskirche. Diesen hat die neue Administrationsrätin auch als Ort für das Fotoshooting vorgeschlagen. «Hier bin ich sehr gerne. Das ist für mich ein Kraftort, der mich glücklich macht.»
Die Jüngste
Das katholische Kollegium wählte am 23. November Pascale Baer-Baldauf in den Administrationsrat des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen. Sie folgt auf Margrit Stadler-Egli (siehe Pfarreiforum 8/21), die nach 22 Jahren von ihrem Amt zurücktrat. Mit Pascale Baer ist nach rund dreissig Jahren wieder die Region Rorschach im Administrationsrat vertreten. Pascale Baer ist mit 45 Jahren die jüngste im Gremium.
Text: Stephan Sigg
Bild: Ana Kontoulis