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Vom Vater zum Backen inspiriert

Andre­as Scham­bron hat eine eige­ne Bäcke­rei in Ebnat-Kappel. Silvio Scham­bron arbei­tet bei einer regio­na­len Bäcke­rei mit mehre­ren Filia­len. Vater und Sohn erzäh­len, wie sich der Beruf und der Wert des Brotes wandelt. Welchen Einfluss haben diese Verän­de­run­gen auf die beiden?

70-Stunden-Wochen und die zuneh­men­de Konkur­renz durch die Gross­ver­tei­ler: Andre­as Scham­bron, wie fanden Sie es, dass Ihr Sohn genau wie Sie Bäcker werden wollte?

Silvio Scham­bron: Darf ich vorweg­grei­fen? Für mich war von Anfang an klar, dass ich anders als mein Vater nie ein eige­nes Geschäft würde haben wollen. Ich habe bei meinem Vater gese­hen, was das heisst und wie viel Zeit er in die eige­ne Bäcke­rei steckt. Ich habe einen etwas ande­ren Weg gewählt und arbei­te in einer regio­na­len Bäcke­rei mit mehre­ren Filia­len. Dort konn­te ich mich spezia­li­sie­ren und bin aktu­ell Einkaufs­lei­ter. Es ist ein span­nen­der Job mit dem Vorteil, dass ich nach Feier­abend auch einfach abschal­ten kann.

Andre­as Scham­bron: Als klar war, dass du Silvio eben­falls Bäcker werden woll­test, woll­te ich dir das zunächst ausre­den. Ich woll­te nicht, dass du den Beruf wegen mir lernst. Aber du warst schon über­zeugt und da freu­te ich mich natür­lich. Aber ich habe dir empfoh­len, die Lehre in einem ande­ren Betrieb zu machen. Es ist wich­tig, eige­ne Erfah­run­gen zu sammeln. Für mich ist es beispiels­wei­se nie in Frage gekom­men, den Betrieb meiner Eltern zu über­neh­men. Sie besas­sen im aargaui­schen Rudolfstetten-Friedlisberg eine Bäcke­rei, zu der ausser­dem eine Beiz gehör­te. Das war mir aber zu viel. So arbei­te­te ich an verschie­de­nen Orten in der Schweiz, bis ich eines Tages eine Bäcke­rei in Ebnat-Kappel entdeck­te, die zum Verkauf aus-geschrieben war. Mitt­ler­wei­le lebe und arbei­te ich hier seit 26 Jahren.

Das Bäcker­gen scheint in Ihrer Fami­lie zu stecken. Woran erin­nern Sie sich am liebsten?

Andre­as Scham­bron: Schon als Kind war ich oft in der Back­stu­be meines Vaters und durf­te ihm dabei helfen, Guetz­li in Schog­gi zu tunken oder abends einen Vorteig zu machen. Am meis­ten lieb­te ich aber frisch­ge­ba­cke­ne Bürli. Bereits in der Primar­schu­le war für mich klar, dass ich Bäcker werden würde.

Silvio Scham­bron: Ich war wohl defi­ni­tiv auch von meinem Vater vorge­prägt. Als Kind ging ich gerne in der Back­stu­be. Ich lieb­te die Gerü­che in der Weih­nachts­zeit und dass ich manch­mal die Lebku­chen ausgar­nie­ren durf­te. Und genau wie mein Vater wuss­te ich schnell, dass ich etwas mit Lebens­mit­teln machen und entwe­der Koch oder Bäcker werden wollte.

Sie sind Bäcker aus verschie­de­nen Gene­ra­tio­nen. Führt das zu Meinungsverschiedenheiten?

Andre­as Scham­bron: Das nicht. Aber Silvio denkt bestimmt, ich bin ein sturer Bock. Und ja, in der Tat: Eini­ge der neuen Entwick­lun­gen tun mir im Herz weh, ich bin eben vom alten Korn. Ich bin bekannt für gros­se Brote und dafür, dass ich alles frisch backe. In Bäcke­rei­en mit Filia­len wird das Brot zentral vorge­ba­cken, dann ausge­lie­fert und in der jewei­li­gen Filia­le fertig geba­cken. Damit kann ich mich als klas­si­scher Dorf­beck nicht anfreun­den. Ich mache von Anfang bis Ende alles selber.

Silvio Scham­bron: Meiner Meinung nach schmeckt man da keinen Unter­schied. Das Brot kommt frisch aus dem Ofen. In der heuti­gen Zeit wünscht sich die Kund­schaft eine gros­se Auswahl verschie­de­ner Spezi­al­bro­te. Da müssen gera­de grös­se­re Bäcke­rei­en mit mehre­ren Filia­len ihre Abläu­fe opti­mie­ren. Im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung hat sich dies­be­züg­lich in den vergan­ge­nen Jahren viel verän­dert. Von Hand ausge­füll­te Back­zet­tel mit Mengen­be­rech­nun­gen für den nächs­ten Tag gibt es bei uns beispiels­wei­se nicht mehr. Mein Vater und ich können einan­der aber auch unter­stüt­zen: Er kann von meinem Prozess­den­ken profi­tie­ren, ich wieder­um von seiner Lebens- und Berufs­er­fah­rung und seinem Verständ­nis für die einzel­nen Produkte.

Sie beide arbei­ten bei Bäcke­rei­en, die jeweils in der Fasten- zeit bei der Akti­on «Brot zum Teilen» mitma­chen. Mit dem Erlös von 50 Rappen pro Brot werden verschie­de­ne Projek­te im Süden unter­stützt. Warum dieses Engagement?

Andre­as Scham­bron: Für mich ist das eine Herzens­sa­che, etwas für ande­re zu tun. Wenn ich mir etwas für die Zukunft wünschen könn­te, dann dass sich mehr Menschen auf Werte wie Nächs­ten­lie­be zurück­be­sin­nen würden. Ich wünsche mir mehr Gelas­sen­heit und einen respekt­vol­le­ren Umgang der Menschen mitein­an­der. Mir persön­lich hilft dabei mein Glaube.

Silvio Scham­bron: Ich finde solche Aktio­nen wich­tig. Wir haben eine gros­se Verant­wor­tung gegen­über der Zukunft. Als Bäcke­rei­en können wir dazu beispiels­wei­se etwas beitra­gen, indem wir regio­na­le Produk­te bezie­hen wie etwa Toggen­bur­ger Mehl, Alter­na­ti­ven zu Palm­öl einset­zen oder uns im Bereich Food­was­te weiter­ent­wi­ckeln. Auch dabei profi­tie­ren wir von der Digi­ta­li­sie­rung und Apps wie «To good to go». Letz­te­re verbin­det Kunden mit Restau­rants und Läden, die über­schüs­si­ge und nicht verkauf­te Produk­te zu einem stark redu­zier­ten Preis anbie­ten. Aber quali­ta­tiv hoch­ste­hen­de Produk­te kosten natür­lich etwas mehr. Das steht im Gegen­satz zum verän­der­ten Kunden-verhalten. Viele Menschen wollen immer weni­ger für Lebens­mit­tel ausge­ben. Das berei­tet mir Sorgen. (nar)

Zum Inter­view

Pater Stephan Dähler

Marienburg: Adieu nach 93 Jahren

Die Tage in Thal SG sind für die Stey­ler Missio­na­re gezählt: Nach 93 Jahren werden sie die Mari­en­burg aufge­ben. Wie es genau mit den sieben Patres weiter­geht, sei noch nicht entschieden.

«Momen­tan werden verschie­de­ne Optio­nen geprüft», sagt Pater Stephan Dähler. Die Heraus­for­de­rung sei, eine Lösung zu finden, die sowohl für die jünge­ren wie für die älte­ren Patres passt. Was fest­steht: Der Vertrag für das Gebäu­de läuft Ende Okto­ber aus (siehe Kasten). Auch wenn die Stey­ler Missio­na­re künf­tig keine grös­se­re Nieder­las­sung im Bistum St.Gallen mehr haben werden, wollen sie weiter­hin in der Seel­sor­ge im Bistum tätig sein. «Beson­ders in den Pfar­rei­en der Seel­sor­ge­ein­heit Buech­berg, zu der die Mari­en­burg gehör­te, wollen wir weiter­hin präsent sein», betont Pater Stephan. Eine Opti­on sei, dass die Patres künf­tig dezen­tral in Wohnun­gen leben. «Diese Lösung reibt sich aber mit dem Gemein­schafts­ge­dan­ken», räumt Pater Stephan ein.

Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal
Auf dem Gelän­de der Mari­en­burg soll neuer Wohn­raum entstehen.
Marienburg Thal
Pater Stephan Dähler
Pater Stephan Dähler wird auch künf­tig als Seel­sor­ger im Bistum tätig sein.


Missio­na­ri­sche Arbeit
Stephan Dähler, aufge­wach­sen in Gais AR, ist selbst ehema­li­ger Schü­ler der Mari­en­burg. Heute ist der Theo­lo­ge Provin­zi­al (Leiter) der Mittel­eu­ro­päi­schen Provinz der Stey­ler Missio­na­re und pendelt zwischen Wien und Thal. Ausser im Missi­ons­haus St.Gabriel (bei Wien), wo über 40 Missio­na­re zusam­men­le­ben, gibt es in der ganzen Provinz verstreu­te Nieder­las­sun­gen. «Auch an ande­ren Stand­or­ten von uns in Frank­reich, Kroa­ti­en und Öster­reich sind wir mit der Zukunfts­fra­ge beschäf­tigt», sagt er. Vor kurzem sei eine Nieder­las­sung bei Salz­burg aufge­ge­ben worden. «Man muss realis­tisch sein: Die Zeit der gros­sen katho­li­schen Gemein­schaf­ten ist vorbei», sagt er. In der Ostch­weiz seien die Stey­ler Missio­na­re heute fast zu hundert Prozent in der Pfar­rei­seel­sor­ge tätig. «Das ist eine Heraus­for­de­rung für die konkre­te Gestal­tung des Gemein­schafts­le­bens. Dieses ist ein wich­ti­ger Pfei­ler für unser missio­na­ri­sches Wirkens vor Ort.»

Marienburg Thal
Auf dem Gelän­de stehen die ältes­ten Mammut­bäu­me der Schweiz.

Ältes­te Mammut­bäu­me
Sieben Patres leben zurzeit noch in der Mari­en­burg, früher waren es auch schon mal über 25. Über neun­zig Jahre waren die Stey­ler Missio­na­re in Thal SG präsent. 1929 kauf­ten sie die Wein­burg und gaben ihr den Namen Mari­en­burg. Bis 2012 wurde die Internats- und Tages­schu­le von einer Stif­tung geführt. Im Park der Mari­en­burg steht der ältes­te Mammut­baum der Schweiz. Er wurde 1858 von der Köni­gin Vikto­ria in England der dama­li­gen Besit­ze­rin, dem Fürs­ten­haus Hohenzoller-Sigmaringen geschenkt. Aus dieser Zeit stammt der Park. Aktu­ell ist im Gebäu­de des ehema­li­gen Schul­be­trie­bes der Träger­ver­ein Inte­gra­ti­ons­pro­jek­te des Kantons St.Gallen (TISG) einge­mie­tet welcher darin unbe­glei­te­te minder­jäh­ri­ge Asyl­be­wer­ber unter­bringt. Nun soll hier neuer Wohn­raum entste­hen. 2016 kauf­te die Indus­trie­hol­ding Menzi Muck Grup­pe AG mit Sitz in Kries­sern das Anwesen.

Am Pfingst­mon­tag soll der öffent­li­che Abschieds­got­tes­dienst mit anschlies­sen­dem Fest gefei­ert werden. «Wir hoffen, dass es bis dann trotz Corona-Situation wieder möglich ist, mit einer grös­se­ren Gemein­schaft zu feiern, sodass auch viele der ehema­li­gen Marienburg-Schülerinnen und ‑Schü­ler dabei sein können», so Pater Stephan.

Kapelle Marienburg Thal
Kapel­le der Mari­en­burg Thal

Prägend für das Bistum

Felix Bischof­ber­ger, Präsi­dent des Stey­ler Freun­des­krei­ses, bezeich­net das Ende der Mari­en­burg als Zäsur für die Regi­on, aber auch für das Bistum. «Diese Entwick­lung hat sich abge­zeich­net, alle konn­ten sich darauf vorbe­rei­ten», sagt er, «trotz­dem ist es ein emotio­na­ler Moment.» Die Mari­en­burg habe nicht nur das Bistum St.Gallen, sondern die gesam­te Kirche der Deutsch­schweiz geprägt. «Viele ehema­li­ge Schü­ler sind heute als Seel­sor­ger tätig oder enga­gie­ren sich frei­wil­lig in ihren Pfar­rei­en. Und auch in vielen Pfar­rei­rä­ten und Kirchen­ver­wal­tun­gen sind ehema­li­ge Schü­ler vertre­ten.» Zu den ehema­li­gen Schü­lern gehö­ren zum Beispiel auch Bischof Markus Büchel. «Unser Verein hat 1300 Mitglie­der. Es wäre ein gros­ser Verlust, dieses Netz­werk auslau­fen zu lassen. Wir haben uns deshalb schon vor vier Jahren bewusst dafür entschie­den, den Verein in die Zukunft zu führen.» Der Alumni-Verein wurde zum Steyler-Freundeskreis weiter­ent­wi­ckelt. «Auf diese Weise soll es möglich sein, unab­hän­gig von der Mari­en­burg auch künf­tig die wich­ti­ge Arbeit der Stey­ler Missio­na­re zu unter­stüt­zen – in der Schweiz, aber auch bei ihren zahl­rei­chen Projek­ten in Asien, Afri­ka und Südamerika.»

Marienburg Thal
Die Schu­le in der Mari­en­burg wurde 2012 geschlossen.
Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal
93 Jahre lebten die Stey­ler Missio­na­re in der Mari­en­burg Thal
Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal

Text: Stephan Sigg, Bilder: Ana Kontoulis

Arnd Bünker

«Ein Baustein, um in die Zukunft zu gehen»

16.03.21 Braucht das Pfar­rei­fo­rum einen neuen Namen? Darüber haben an einem Info-Anlass vom Pfar­rei­fo­rum 40 Teil­neh­men­de disku­tiert. Arnd Bünker (siehe Bild) vom Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tut (SPI) in St.Gallen liefer­te einen Über­blick über die aktu­el­le Kirchen­ent­wick­lung und die Bedeu­tung für ein diöze­sa­nes Pfarrblatt.

«Wir disku­tie­ren heute über ein brisan­tes Thema, bei dem die Meinun­gen weit ausein­an­der gehen.» Mit diesen Worten begrüss­te Barba­ra Häch­ler, Admi­nis­tra­ti­ons­rä­tin des Katho­li­schen Konfes­si­ons­teils des Kantons St.Gallen und Präsi­den­tin des Vereins Pfar­rei­fo­rum – Pfarr­blatt im Bistum St.Galllen, die 40 Teil­neh­men­den des Zoom-Anlasses zum Thema «Neuer Name fürs Pfar­rei­fo­rum?» am 11. März 2021. Die Teil­neh­men­den setz­ten sich unter ande­rem aus Kirchen­ver­wal­tungs­rä­tIn­nen, Seel­sor­ge­rIn­nen, Bistums­ver­tre­te­rIn­nen und Redak­ti­ons­mit­glie­dern zusam­men. Pande­mie­be­dingt fand der Anlass online statt. Ziel war es, eine fundier­te Grund­la­ge für die Abstim­mung über einen Namens­wech­sel der Publi­ka­ti­on Pfar­rei­fo­rum an der Haupt­ver­samm­lung des Vereins Pfar­rei­fo­rum am 26. Mai 2021 zu schaf­fen. Dafür soll­ten am Zoom-Anlass vor allem die gesell­schaft­li­che Gesamt­si­tua­ti­on und die kirch­li­che Reali­tät beleuch­tet werden.

Zwei Kirchen­aus­trit­te auf eine Taufe

Als Refe­rent einge­la­den war Arnd Bünker, Leiter des Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tuts (SPI) in St.Gallen. «Was ich Ihnen präsen­tie­ren möch­te, ist der Versuch, eine extrem kompli­zier­te Bezie­hung zu erklä­ren», sagte Bünker. «Es geht um die Bezie­hung vieler Kirchen­mit­glie­der zur Kirche und zur Pfar­rei. Viel Roman­tik ist da nicht mehr. Die Bezie­hung ist oft abge­kühlt.» Zunächst ging Bünker auf aktu­el­le Zahlen ein. So sind 2019 in der Deutsch­schweiz rund 32’000 Perso­nen aus der Kirche ausge­tre­ten. Allein im Kanton St. Gallen waren es rund 3’400 Menschen. 2019 kamen im Kanton St.Gallen auf zwei Kirchen­aus­trit­te auf eine Taufe. «Dieser Trend wird sich fort­set­zen», sagt Bünker. Immer wenn Skan­da­le oder Ärger­nis­se hinzu­kom­men, nehmen die Kirchen­aus­trit­te zusätz­lich noch­mals zu.

Einein­halb Milli­on Kirchen­mit­glie­der in der Schweiz können gemäss Bünker mit der Kirche kaum noch etwas anfan­gen. «Ein Drit­tel der Kirchen­mit­glie­der hat schon über einen Austritt nach­ge­dacht», sagt er und betont, wie wich­tig das Pfar­rei­fo­rum als Gesprächs­in­stru­ment gera­de auch mit den Mitglie­dern sei, die weit entfrem­det sind.

Bünker unter­teilt die Kirchen­mit­glie­der in die «Behei­ma­te­ten» und in die «Distan­zier­ten». Zu den Behei­ma­te­ten zählen rund 20 Prozent. Sie erle­ben Kirche vor allem in ihrer Pfar­rei. Glau­be hat einen festen Platz in ihrem Alltag. Distan­zier­te machen mit zwei Drit­teln der Kirchen­mit­glie­der aller­dings die Mehr­heit aus. Persön­li­che brau­chen sie die Kirche nicht, finden es aber gut, wenn die Kirche für ande­re da ist.

Für Distan­zier­te und Beheimatete

«Das Pfar­rei­fo­rum soll nun Behei­ma­te­te und Distan­zier­te glei­cher­mas­sen anspre­chen. Aber kann das über­haupt gelin­gen?», frag­te Arnd Bünker. Behei­ma­te­te würden unab­hän­gig vom Namen zum Pfar­rei­fo­rum grei­fen. Bei den Distan­zier­ten hinge­gen würden Fragen im Vorder­grund stehen, «wieviel nahe Kirche, wieviel Pfar­rei, wieviel Kirchen­iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Cover des Pfar­rei­fo­rums und mit dem Titel Pfar­rei­fo­rum gege­ben sei» ? Bünker fragt: Passt das zum Versuch, die Kommu­ni­ka­ti­on mit den Distan­zier­ten möglichst vorsich­tig und behut­sam wieder aufzu­neh­men? Oder verschreckt der Titel eher dieje­ni­gen Kirchen­mit­glie­der, um die wir uns eigent­lich beson­ders kümmern müssten?»

Über letz­te­re Fragen disku­tier­ten die Teil­neh­men­den in Grup­pen. Die Ergeb­nis­se wurden anschlies­send im Plenum präsen­tiert. So zeig­ten sich viele Teil­neh­men­de über­rascht darüber, dass zwei Drit­tel aller Kirchen­mit­glie­der Distan­zier­te sind. Es kam die Frage auf, ob der Name der Publi­ka­ti­on wirk­lich so wich­tig sei oder ob es nicht eher auf das Layout und den Inhalt ankom­me. Eini­ge spra­chen sich für einen neuen Namen aus, um auch jene Kirchen­mit­glie­der zu errei­chen, die keinen Bezug zu einer Pfar­rei und somit zum «Pfar­rei­fo­rum» haben.

Skep­sis gegen Mut: Das waren die zwei Emotio­nen, die sich an diesem Abend am stärks­ten abzeich­ne­ten. «Meiner Meinung nach ist der Name ausschlag­ge­bend für die Wahr­neh­mung», sagte Präsi­den­tin Barba­ra Häch­ler. Das Pfar­rei­fo­rum hat eine Aufla­ge von rund 122’000 Exem­pla­ren und ist für viele der einzi­ge Kontakt, den sie mit der Kirche haben. «Das Pfar­rei­fo­rum kann daher ein Baustein dafür sein, als Kirche erfolg­reich in die Zukunft zu gehen», sagte sie.  (nar)

Video Refe­rat Arnd Bünker

Spitalseelsorge in Corona-Zeiten

«Oft tref­fe ich auf eine gros­se Hilf­lo­sig­keit», sagt Ulri­ke Wolitz, Seel­sor­ge­rin am Spital Grabs, über ihre Begeg­nun­gen mit Covid-19-Patienten. «Sie wurden mitten aus dem Leben und ihren Bezie­hun­gen heraus­ge­ris­sen und sind nun im Spital ganz auf sich geworfen.»

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Perplex bei Witzen über Armut

Sati­ri­ker Rena­to Kaiser bei digi­ta­lem Anlass der Caritas

Armut in der Schweiz sei für ihn als Sati­ri­ker ein absur­des Thema, sagt Rena­to Kaiser. Der St.Galler erzählt, wieso Armut ein Gesicht braucht und wie Witze über Vorur-teile funktionieren.

«Unfair finde ich es, wenn man den Leuten auf der Stras­se Geld wegen ihrem Erscheinungs-bild gibt. Ich zum Beispiel bin privat sehr schlecht geklei­det. Also nicht, weil ich kein Geld habe, sondern einfach keinen Stil. Es könn­te also durch­aus sein, dass ein Obdach-loser mich von oben bis unten anschaut, mir das Geld zurück­gibt und sagt, ich hätte das Geld nöti­ger als er.» Der St.Galler Sati­ri­ker Rena­to Kaiser steht auf der Bühne. In vorders­ter Reihe im Publi­kum sitzt eine allein­er­zie­hen­de Mutter, die am Exis­tenz­mi­ni­mum lebt. Neben ihr zu sehen ist ein Mann, der nach einem Burn­out alles verlor. Und dann ist da noch Markus, der bei Pfle­ge­el­tern und im Heim aufwuchs und für den das Schlimms­te an der Armut die sozia­le Verwahr­lo­sung ist. Nach­ge­schaut werden kann die Szene im SRF Archiv. Sie ist Teil der Sendung «Tabu», in der Rena­to Kaiser 2019 eini­ge Tage mit von Armut betrof­fe­nen Menschen verbrach­te und versuch­te, der Armut in der Schweiz ein Gesicht zu geben.

Reich und fair

«Armut in der Schweiz ist für mich als Sati­ri­ker eines der inter­es­san­tes­ten Themen, denn es ist ein absur­des Thema. Ich baue es seit Jahren regel­mäs­sig in meine Program­me ein», sagt Rena­to Kaiser gegen­über dem Pfar­rei­fo­rum. Er nennt das Thema deshalb absurd, weil man auf den ersten Blick meinen könn­te, Armut gebe es in der Schweiz eigent­lich gar nicht, da die Schweiz doch so reich ist und irgend­wie fair daher­kommt. «Brin­ge ich also Witze über Armut, dann sind viele im Publi­kum erst einmal aufrich­tig perplex. Manche haben sich noch nie Gedan­ken über dieses Problem gemacht», sagt der 35-Jährige. Als Gegen­bei­spiel nennt er Sexis­mus oder Rassis­mus – beides Themen, die mit vergleichs­wei­se mehr offen­sicht­li­chen Vorur­tei­len belas­tet seien.

Eige­ne Vorur­tei­le entlarven

Das nächs­te Mal das Thema Armut im Rahmen seiner Auftrit­te aktua­li­sie­ren wird Rena­to Kaiser am 25. März. Dann hat ihn die Cari­tas als Haupt-Act am digi­ta­len Frei­wil­li­gen­an­lass «Gemein­sam gegen Armut mit Rena­to Kaiser» gebucht (siehe Text unten). Thema des Abends ist unter ande­rem, wie sich im ganzen Caritas-Netz in der Schweiz 4600 Menschen gegen Armut einset­zen. «Bei Veran­stal­tun­gen wie bei der Cari­tas wissen eigent­lich alle besser über das Thema Bescheid als ich. Meine Aufga­be als Sati­ri­ker ist es daher, nicht ober­leh­rer­haft daher­zu­kom­men, sondern den Blick von aussen hinein­zu­brin­gen», sagt Rena­to Kaiser. «Zweck der Sati­re ist es, nach oben auszu­tei­len und auch seine eige­nen Vorur­tei­le zu entlar­ven.» Auf diese Weise gelin­ge es, Witze über harte Themen wie Armut zu machen. Rena­to Kaiser geht dabei oft von sich selber aus: Was geht ihm durch den Kopf, wenn ihn auf Stras­se ein Obdach­lo­ser um Geld bittet? Oder: Was denkt er, wenn wieder einmal Schlag­zei­len liest wie etwa «Der frechs­te Sozi­al­hil­fe­be­zü­ger»? Die Art und Weise, wie in den Medi­en über Sozial-hilfebetroffene berich­tet wurde, war es denn auch, die ihn einst auf das Thema Armut in der Schweiz aufmerk­sam mach­te. «Ich fand diese Spra­che so komisch, dass ich mich zu fragen begann, woher das kommt», sagt er. (nar)

Frei­wil­lig gegen Armut

An den digi­ta­len Frei­wil­li­gen­an­lass «Gemein­sam gegen Armut mit Rena­to Kaiser» am 25. März 2021 sind alle einge­la­den, die sich für das frei­wil­li­ge Enga­ge­ment in der Cari­tas inter­es­sie­ren oder sich bereits als Frei­wil­li­ge betä­ti­gen. Der Link zur Online-Veranstaltung wird auf www.caritas-stgallen.ch publi­ziert. Ohne das frei­wil­li­ge Enga­ge­ment wäre die Bekämp­fung von Armut in der Schweiz nicht machbar.

Das Pfarreiforum bekommt ein neues Layout

«Wir möch­ten mit einem frischen, zeit­ge­mäs­sen Erschei­nungs­bild eine breit­ge­fä­cher­te Leser­schaft anspre­chen», sagt Barba­ra Häch­ler, Admi­nis­tra­ti­ons­rä­tin und Präsi­den­tin des Vereins Pfar­rei­fo­rum – Pfarr­blatt im Bistum St.Gallen.

Barba­ra Häch­ler, warum braucht das Pfar­rei­fo­rum einen Relaunch?

Das bishe­ri­ge Layout ist rund zehn Jahre alt. Die Lese­ge­wohn­hei­ten, die Bedürf­nis­se der Lese­rin­nen und Leser und auch die Medi­en­land­schaft haben sich in dieser Zeit verän­dert. Es war also an der Zeit, über das «Outfit» nach­zu­den­ken. Uns war es wich­tig, all diese Verän­de­run­gen aufzu­neh­men. Mit dem neuen Relaunch kommt das Pfar­rei­fo­rum frisch und zeit­ge­mäss daher. Das neue Layout soll noch mehr Lust machen, ins Maga­zin «einzu­tau­chen». Dazu kommt: Unse­re Publi­ka­ti­on soll in der Ostschwei­zer Medi­en­land­schaft noch stär­ker wahr­ge­nom­men werden und an Bedeu­tung gewin­nen. Das Pfar­rei­fo­rum bringt spiri­tu­el­le Themen in die Öffent­lich­keit und doku­men­tiert kirch­li­che Ereig­nis­se. Aber es kommen zum Beispiel auch poli­ti­sche Themen ausge­wo­gen zu Wort wie zuletzt bei der Konzernverantwortungsinitiative.

Wie wurde das neue Layout entwickelt?

Der Relaunch­pro­zess hat schon vor länge­rer Zeit begon­nen. 2019 gaben die Mitglie­der des Vereins an der Haupt­ver­samm­lung das OK. Der Prozess beinhal­te­te mehre­re Phasen. Es wurden unter ande­rem Feed­backs von Lesern sowie Fach­per­so­nen aus Jour­na­lis­mus und Kommu­ni­ka­ti­on einge­holt und ausge­wer­tet. In einem Wett­be­werb wurden drei Agen­tu­ren beauf­tragt, Layout­vor­schlä­ge zu entwi­ckeln. Die Vorschlä­ge der St.Galler Agen­tur «Die Gestal­ter» haben die Jury über­zeugt. Neben dem Print-Relaunch wurde auch die Website erneu­ert. Teil des Prozes­ses ist auch die Frage, ob der Name Pfar­rei­fo­rum erneu­ert werden muss. Die Mitglie­der werden an der Haupt­ver­samm­lung im Mai darüber befinden.

Worauf wurde bei der Entwick­lung des neuen Layouts Wert gelegt?

Das Pfar­rei­fo­rum soll möglichst viele verschie­de­ne Alters­grup­pen anspre­chen. Das errei­chen wir mit einer gut lesba­ren Schrift und einem «einfa­che­ren» Layout. Der bewähr­te Mix aus länge­ren und kürzen Beiträ­gen soll beibe­hal­ten werden. Das Redak­ti­ons­team hatte im bishe­ri­gen Layout wenig redak­tio­nel­len und gestal­te­ri­schen Spiel­raum. Das neue Layout soll mehr Flexi­bi­li­tät ermöglichen.


Zoom-Anlass für Interessierte

11. März 2021, 18.30 Uhr: Arnd Bünker, Leiter des Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tuts (SPI) St.Gallen, gibt Einblick in die kirch­li­che Situa­ti­on und aktu­el­le Entwick­lun­gen: Was heisst das für die Kirche? Und für das Pfar­rei­fo­rum? Braucht es einen neuen Namen? Redak­ti­on, Vorstand und Redak­ti­ons­kom­mis­si­ons­mit­glie­der freu­en sich auf den Austausch mit Inter­es­sier­ten. Die Teil­neh­mer­zahl ist beschränkt

Anmel­dung


Was sind die Chan­cen des Pfarreiforums?

Ich sehe unse­re Publi­ka­ti­on als eine Beglei­te­rin. Sie schafft Orien­tie­rung und hilft bei der Meinungs­bil­dung. Es beleuch­tet aktu­el­le Themen und Ereig­nis­se aus christ­li­cher Sicht, es beglei­tet aber auch die Ereig­nis­se im Bistum und in den Seel­sor­ge­ein­hei­ten. Die Medi­en­land­schaft befin­det sich im Wandel, es gibt immer weni­ger Platz für reli­giö­se und ethi­sche Themen. Das Pfar­rei­fo­rum füllt somit eine Nische. Das Pfar­rei­fo­rum ist ein Maga­zin für moder­ne Chris­ti­nen und Chris­ten – es liefert auch Impul­se, wie der christ­li­che Glau­ben in der Gegen­wart gelebt werden kann. Wich­tig scheint mir, dass das Pfar­rei­fo­rum mit der Zeit geht und der Relaunch ist ein Schritt in diese Rich­tung. Wenn wir uns bewe­gen, gehen neue Chan­cen auf und das Pfar­rei­fo­rum kann ganz nahe bei den Lesern sein.

Welche Beiträ­ge inter­es­sie­ren Sie persönlich?

Ich finde es span­nend, dass das Pfar­rei­fo­rum jeweils einen thema­ti­schen Schwer­punkt hat. Oft nimmt dieser die aktu­el­le Jahres­zeit auf und immer wieder wird Bezug genom­men auf Lebens­si­tua­tio­nen, die einen persön­lich betref­fen. Inspi­rie­rend fand ich in diesem Jahr zum Beispiel das Januar-Thema zu «Aufräu­men» und «Ordnung» oder das Valentinstags-Porträt über ein Ehepaar. Das regt zum Nach­den­ken an. Mir gefällt der loka­le Bezug: Das Pfar­rei­fo­rum berich­tet über Ereig­nis­se im Bistum und im Innen­teil, im Kern, finde ich dann Infor­ma­tio­nen der Pfar­rei­en / Kirchen­ge­mein­den. Die Bären­tat­ze behal­te ich mir immer für den Schluss ab: Die witzi­gen, kurzen State­ments lese ich sehr gerne. 

Inzwi­schen erscheint das Pfar­rei­fo­rum in fast allen Pfar­rei­en des Bistums. Es ist somit auch ein Medi­um, das Brücken baut und das Gemeinschafts-Gefühl im Bistum stärkt.

Barba­ra Hächler

Wie hat sich die Bedeu­tung des Pfar­rei­fo­rums in den letz­ten zwan­zig Jahren verändert?

Ich bin erst seit ca. zehn Jahren Lese­rin des Pfar­rei­fo­rums, aber ich glau­be allein schon in dieser Zeit hat eine gros­se Verän­de­rung statt­ge­fun­den. Ich kann mich noch an die Situa­ti­on in meiner Pfar­rei St.Gallen-Bruggen erin­nern: Da erhiel­ten früher die Pfar­rei­mit­glie­der ein reines Infor­ma­ti­ons­blätt­li mit Gottes­dienst­zei­ten, Büro­adres­sen, perso­nel­len Verän­de­run­gen usw. Heute erhält man mit Pfar­rei­fo­rum ein profes­sio­nel­les Maga­zin, mit dem eine brei­te Leser­schaft ange­spro­chen werden kann. Es besteht die gros­se Chan­ce, dass durch den attrak­ti­ven Themen­mix auch Kirchen­fer­ne auf die Ange­bo­te der Pfar­rei­en / Kirch­ge­mein­den aufmerk­sam werden und mitbe­kom­men, was vor Ort läuft. Das Pfar­rei­fo­rum vereint kirchen­na­he und ‑ferne Lese­rin­nen und Leser. Inzwi­schen erscheint das Pfar­rei­fo­rum in fast allen Pfar­rei­en des Bistums. Es ist somit auch ein Medi­um, das Brücken baut und das Gemeinschafts-Gefühl im Bistum stärkt.

Inter­view: Stephan Sigg

«Musik wäscht mir den Staub von der Seele»

Musik ist und war für Roland «Tschii­bii» Gros­sen­ba­cher (71) stets Thera­pie und Kraft­quel­le. Mit dem eige­nen Rock- & Pop-Museum in Nieder­bü­ren hat er sich seinen Lebens­traum erfüllt. Immer wieder halfen dem gelern­ten Koch die Musik und sein Glau­be aus persön­li­chen Talsohlen.

«Over and over» von «The Dave Clark Five» war Roland Gros­sen­ba­chers erste Plat­te, die er sich Mitte der 60er-Jahre von seinem beschei­de­nen Lehr­lings­lohn gekauft hat. «Ich arbei­te­te im Bahn­hof­buf­fet in St.Gallen gera­de in der Patis­se­rie, als dieser Song im Radio lief und mich ab den ersten Takten fessel­te», erin­nert sich der 71-Jährige. Diese Plat­te ist heute neben Tausen­den von ande­ren Expo­na­ten im Rock- & Pop-Museum in Nieder­bü­ren zu bewun­dern. Dank einer Erbschaft konn­te Roland Gros­sen­ba­cher, der von seinem Umfeld nur Tschii­bii genannt wird, eine einzig­ar­ti­ge Samm­lung an Trou­vail­len erste­hen. Dazu gehö­ren beispiels­wei­se selte­ne Original-Autogramme sowie Gold- und Platin­schall­plat­ten von Künst­lern, welche vorher von Spezia­lis­ten auf deren Echt­heit über­prüft wurden. Das wohl wert­volls­te Stück dieser impo­san­ten Samm­lung: eine golde­ne LP von John Lennon, welche die Ikone einst für «Imagi­ne» erhal­ten hat.

Schwie­ri­ge Zeiten
Mit viel Leiden­schaft und Fach­wis­sen führ­te Roland Gros­sen­ba­cher in den vergan­ge­nen sieben Jahren über 1600 Grup­pen durch die Ausstel­lung und damit durch über hundert Jahre Musik­ge­schich­te. Er und sein Team arbei­ten alle ehren­amt­lich im Muse­um. Mate­ri­el­les ist für den uner­schüt­ter­li­chen Opti­mist sowie­so neben­säch­lich. Seine Mutter hat er nie gekannt, statt­des­sen wuchs Roland Gros­sen­ba­cher in Basel und im Emmen­tal auf und verbrach­te auch eini­ge Zeit in einem Rhein­ta­ler Waisen­haus. Nach dem Lehr­ab­schluss als Koch folg­ten beweg­te und wie Tschii­bii sagt «unge­sun­de» Jahre in Zürich. «Es waren die wilden 60er und ich liess mich voll vom dama­li­gen Zeit­geist und dem aufkom­men­den psycho­de­li­schen Sound mitreis­sen. Ich lebte von der Hand in den Mund und verschul­de­te mich zuse­hends.» Mit zwan­zig wurde er erst­mals Vater.

Schritt für Schritt Halt gefun­den
Halt und Struk­tur brach­te ihm das Fuss­ball­spie­len im Verein, die Musik und auch sein bis heute unge­bro­che­ner Glau­be: «Im Rück­blick sehe ich klar, wie Jesus mich an der Hand nahm und mir sagte: ‹Tschii­bii, nimm dein Leben in die Hand und gehe einen neuen, soli­den Weg.›» Zusam­men mit seiner zwei­ten Frau Uschy, die er 1975 kennen­lern­te, arbei­te­te er sich Schritt für Schritt aus dem Schul­den­sumpf heraus. «Ich hatte in meinem Leben trotz vieler Stei­ne im Weg auch sehr viel Glück und eine Art Urver­trau­en. Heute geht es uns gut. Wir führen ein beschei­de­nes, aber sehr erfüll­tes Leben.» Beson­ders viel Freu­de berei­ten ihm die Begeg­nun­gen im Rock- & Pop-Museum. Der Verein «Rock- & Pop-Museum Nieder­bü­ren» zählt 530 Mitglie­der. Er unter­hält und sichert den Fort­be­stand des Muse­ums. «Ich erle­be immer wieder, wie die Musik die Menschen berührt, trös­tet und glück­lich macht. Dass ich und mein Team diese Gefüh­le mit unse­rem Ange­bot den Besu­chern näher brin­gen und vermit­teln dürfen, erach­te ich als gros­ses Geschenk.»

Rosa­lie Manser

Mit Abenteuerlust und Humor durch 50 Ehejahre

Reise- und Aben­teu­er­lust, die Verbun­den­heit mit der Fami­lie, der Heimat und der Gemein­schaft in ihrem Wohn­ort Bütschwil: Diese Themen ziehen sich durch das Leben von Anne­li­se und Leo Rüthe­mann. Die beiden sind seit 50 Jahren verhei­ra­tet. Doch wie schafft man das? Das hat sie das Pfar­rei­fo­rum anläss­lich des Valen­tins­tags gefragt und in Bütschwil besucht.

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Zurück ins Kinderzimmer

Uni-Seelsorger Thomas Resch­ke darüber, was junge Menschen während der Pande­mie bedrückt.

Thomas Resch­ke, wir befin­den uns im zwei­ten Jahr des Social Distancing. Mit welchen Themen kommen die Studie­ren­den auf Sie als Uni-Seelsorger zu?

Thomas Resch­ke: Vor einem Jahr hatte die Coro­na­kri­se für die Studie­ren­den noch den Reiz des Neuen und wirk­te kaum bedroh­lich. Im Vorder­grund stan­den Fragen wie die Prüfungs­ge­rech­tig­keit und der Wunsch nach Präsenz­prü­fun­gen. Da viele Studie­ren­de während des Lock­downs nur ein klei­nes Zimmer in St.Gallen hatten, zogen sie wieder nach Hause in ihr «Kinder­zim­mer». Diese «Zwangs­in­fan­ti­li­sie­rung» steht dem Traum von der Studi­en­zeit als schöns­te Zeit des Lebens mit vielen neuen Begeg­nun­gen sehr entge­gen. Da in die Studi­en­zeit auch die Phase der Partn­er­fin­dung fällt, ist diese durch die Corona-Situation erschwert. 

Aktu­ell hat sich die Situa­ti­on noch nicht wirk­lich geändert.

Thomas Resch­ke: Leider ja. Ich kenne auch keinen Studie­ren­den, an dem die Corona-Pandemie spur­los vorbei­ge­gan­gen ist. Die Pande­mie hat die Vulnerabi­li­tät aller Menschen gezeigt: Egal ob arm oder reich. Sie verstärk­te zudem die Ängs­te, die bei manchen Studie­ren­den ohne­hin da sind. Beispie­le dafür sind die Sorgen, ganz allein oder dem Studi­um nicht gewach­sen zu sein. Hinzu kommen die Angst vor der Klima­ka­ta­stro­phe oder vor einer poli­tisch fata­len Welt­si­tua­ti­on, die Sorge um Menschen im Verwand­ten­kreis, die schwer krank sind oder die Gewiss­heit, nicht einmal eine Hoch­zeit verläss­lich planen zu können. 

Wie wirkt sich diese Unsi­cher­heit auf Ihre Arbeit als Uni-Seelsorger aus? 

Thomas Resch­ke: Die Seel­sor­ge ist in Zeiten von Coro­na persön­li­cher und inten­si­ver ge-worden. Auch kommen viele Studie­ren­de zu mir, die sich früher wohl nicht an mich gewen­det hätten. Eini­ge haben die ablen­kungs­freie Zeit während der Pande­mie auch als Phase der Entschei­dungs­fin­dung genutzt und etwa um Taufe und Firmung gebe­ten. Die Corona-Zeit ist also auch eine pasto­ra­le Chan­ce. Die jungen Menschen erwar­ten, dass die Kirchen Denk­an­ge­bo­te des Glau­bens vermit­teln, die ihnen Hoff­nung und Halt geben. 

Um Hoff­nung während der Corona-Zeit zu schen­ken, haben Sie in die Semes­ter­got­tes­diens­te Backcasting-Gedankenexperimente einge­baut. Wie funk­tio­nie­ren diese?

Thomas Resch­ke: Meine Predigt um Backcasting-Experimente zu erwei­tern, kam bei den Studie­ren­den extrem gut an. Die Metho­de funk­tio­niert folgen­der­wei­se: Man setzt das retten­de Handeln Gottes voraus und blickt auf die Gegen­wart. Dabei stellt man sich die Frage, worüber man sich nach Coro­na wundern wird. Das könn­te zum Beispiel sein, dass durch die Pande­mie Soli­da­ri­tät wich­ti­ger gewor­den ist statt der Egotrip. Oder dass einem die Bedeu­tung von Freund­schaf­ten neu bewusst wird und man sie wieder stär­ker wertschätzt. 

Wie hat die Pande­mie Sie persön­lich verändert?

Thomas Resch­ke: Für jeman­den wie mich, der es gewohnt ist, alle Anläs­se ein Jahr im voraus zu planen, ist die Corona-Zeit eine spiri­tu­el­le Heraus­for­de­rung, zu mehr Gelas­sen­heit und Demut zu finden. Nahe ging mir vor allem, dass Anläs­se wie Trau­er­fei­ern nur im kleins­ten Krei­se statt­fin­den konn­ten und das Trös­ten­de der sicht­ba­ren Gemein­schaft fehl­te. Auch das etli­che Hoch­zei­ten verscho­ben werden muss­ten, war berüh­rend. Eine Braut war so untröst­lich, dass ich an ihrem geplan­ten Tag eine Segnung im kleins­ten Kreis gemacht habe, sozu­sa­gen als ersten Schritt auf die Hoch­zeit hin. Für mich persön­lich gab diese Zeit auch einen Schub, mich mehr mit den digi­ta­len Optio­nen zu beschäf­ti­gen, wie etwa ein Anmel­de­sys­tem für Veran­stal­tun­gen zu kreieren oder mehr via sozia­len Netz­wer­ken zu interagieren. 

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das für das aktu­el­le Jahr?

Thomas Resch­ke: Eines der wich­tigs­ten Themen 2021 ist sicher die Rück­be­sin­nung auf den Wert der Gemein­schaft. Doch welche Nähe ist in diesem Jahr möglich und welche Distanz ist nötig? Für die Studie­ren­den beinhal­tet das beispiels­wei­se die Frage nach Auslands­se­mes­tern. Werden sie möglich sein? Was bringt ein Auslands­se­mes­ter etwa in Harvard, wenn dort online unter­rich­tet wird und man kaum die Möglich­keit hat, ande­re kennen­zu­ler­nen? An der Univer­si­tät St.Gallen gibt es über hundert Verei­ne. Auch da stellt sich die Frage, wie Gemein­schaft weiter­hin gepflegt werden kann, falls Präsenz­ver­an­stal­tun­gen verbo­ten sein soll­ten. Hätte ich einen Wunsch frei, dann wäre dieser, dass wir 2021 ein gros­ses unbe­schwer­tes Fest feiern können, weil die Pande-mie über­wun­den ist und wir uns an der Morgen­rö­te einer neuen Welt erfreu­en dürfen. (nar)

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
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