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«Einfach da sein»

Ein tödli­cher Verkehrs­un­fall, ein plötz­li­cher Herz­still­stand oder ein Suizid – und für die Ange­hö­ri­gen ist nichts wie es mal war. Gabi Ceric, Pfar­rei­be­auf­trag­te der Pfar­rei Ober­riet, ist eine von über 50 Frei­wil­li­gen des kanto­na­len Care-Teams, die in solchen Situa­tio­nen bei den Hinter­blie­be­nen psycho­lo­gi­sche erste Hilfe leisten.

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Kopfwehloch Berschis

Kopfwehloch Berschis

Über Walen­stadt thront auf einer Fels­zin­ne die Kapel­le St. Georg. Wieso es nebst Spazier­gän­gern auch Kopf­weh­ge­plag­te zum Aussichts­punkt zieht, erklärt Apothe­ke­rin Doris Sonderegger-Marthy unter­wegs zur ältes­ten roma­ni­schen Kapel­le der Ostschweiz.

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Ein Ort für Weitblick und Tiefgang

In Quar­ten, hoch über dem Walen­see, verschmel­zen im Zentrum Neu-Schönstatt unter­schied­li­che Welten: Da ist das bekann­te Semi­nar­zen­trum mit dem neure­no­vier­ten Digi­tal­ho­tel. Hier leben aber auch die Schön­stät­ter Marienschwestern.

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Freude auf mehr Frauenpower

Viele ihrer Predig­ten schreibt Petra Oehn­in­ger zuhau­se am Küchentisch statt im Büro.

Inspi­ra­ti­on für eine Predigt finden und gegen Lampen­fie­ber ankämp­fen: Petra Oehn­in­ger beschreibt, was zum Predi­gen alles dazu­ge­hört und wie sie mit Vorur­tei­len umgeht. Die 49-Jährige arbei­tet seit 14 Jahren als Seel­sor­ge­rin in der Regi­on Werdenberg.

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«Den Kindern etwas mitgeben»

Die Glau­bens­ge­mein­schaft erleb­bar machen wie im Schülertreff Click in Nieder­uz­wil:
Dort war auch schon die Clown­frau Gero­ni­ma Fröh­lich zu Besuch.

Das neue Schul­jahr star­tet ohne das Fach «ERG Kirchen». Doch in den Pfar­rei­en gibt es neue
Ideen und Projek­te. Das Pfar­rei­fo­rum hat in Uzwil und Gossau nachgefragt.

Es wird nicht einfa­cher, die christ­li­che Botschaft unter die jungen Leute zu brin­gen», sagt Martin Rusch, Seel­sor­ger in Gossau. «Aber es funk­tio­niert besser darüber, den Glau­ben erleb­bar zu machen als Reli­gi­ons­un­ter­richt wie vor 30 Jahren zu geben.» Rusch gehört zu jenem Team in Gossau, das nach dem Aus für das Schul­fach «ERG Kirchen» (siehe Pfar­rei­fo­rum 01/2021) neue Ersatz­an­ge­bo­te ausge­ar­bei­tet hat. Los geht es im neuen Schul­jahr nach den Sommer­fe­ri­en. Ange­mel­det haben sich rund 40 Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler. Während zwei Jahren werden sie nebst dem Schul­un­ter­richt den Projekt­un­ter­richt der Pfar­rei besuchen.

Erleb­nis, Gemein­schaft, Feier
Die Jugend­li­chen könn­ten dabei zwischen verschie­de­nen Ange­bo­ten in den drei Spar­ten Erleb­nis, Gemein­schaft und Feier auswäh­len und sich so ihren Unter­richt selbst zusam­men­stel­len. So können sie beispiels­wei­se von Rappers­wil nach Einsie­deln pilgern und dort die Klos­ter­kir­che besich­ti­gen, einen Nach­mit­tag zusam­men mit Flüchtlingskindern gestal­ten, den Alltag einer Person im Roll­stuhl kennen­ler­nen oder Zeit mit Senio­rin­nen und Senio­ren während eines Spie­le­nach­mit­tags verbrin­gen. Auch Besu­che in der Gassenküche St.Gallen und von Rorate- und Jugend­got­tes­diens­ten stehen auf dem Programm. Eini­ge Ange­bo­te waren bereits Teil des Schul­fa­ches «ERG Kirchen», bei ande­ren handelt es sich um komplett neue Punk­te. «Uns ist es wich­tig, den Jugend­li­chen auf diese Weise vermit­teln zu können, dass es sich bei der christ­li­chen Botschaft um eine Topbot­schaft handelt», sagt Rusch. Mittels Flyern, die in den Klas­sen verteilt werden, im direk­ten Kontakt mit den Jugend­li­chen und auf ihrer Websei­te wird die Pfar­rei Gossau auf ihr neues Ange­bot aufmerk­sam machen.

Als Atelier gestal­tet
Nicht nur für die Jugend­li­chen der Ober­stu­fe, sondern auch für die Primarschülerinnen und ‑schüler hat sich das Team in Gossau etwas einfal­len lassen. Unter dem Motto «Tank­stel­le – Dank­stel­le» sind die jähr­lich vier halben Tage zusam­men­ge­fasst, an denen die Kinder die Kirche als zentra­len Ort der Gemein­schaft kennen­ler­nen können. «Das Spezi­el­le ist, dass sich dieses Ange­bot nicht nur an Kinder rich­tet, sondern ganz bewusst an alle Perso­nen zwischen 0 und 99 Jahren», sagt Rusch. Die halben Tage seien inhalt­lich wie Ateliers gestal­tet und würden jeweils einen Kate­che­se­teil sowie ein gemein­sa­mes Essen und eine Feier beinhal­ten. Das erste Atelier findet bereits am 11. Septem­ber statt. An diesem wird die Hoch­zeit zu Kana Thema sein, an der Jesus an einer Hoch­zeit Wasser in Wein verwan­del­te. Ein weite­res Atelier ist an einem Frei­tag­abend im Dezem­ber zum Thema Advent geplant. 30 Schul­stun­den sind mit der Abschaf­fung des Faches «ERG Kirchen» in Gossau wegge­fal­len, die Reli­gi­ons­lehr­per­so­nen zuvor jähr­lich mit ihren Schülerinnen und Schülern gestal­ten konn­ten. «Mit unse­ren neuen Ange­bo­ten möch­ten wir das abfe­dern», sagt Martin Rusch.

Ehren­amt­li­che unterstützen
«Es ist wich­tig, die Kirche weiter­hin als Lebens­raum erfahr­bar zu machen», sagt auch Danie­la Grem­min­ger, Seel­sor­ge­rin in der Katho­li­schen Kirche Uzwil und Umge­bung. «Bei uns werden nach dem Aus des Schul­fa­ches ‹ERG Kirche› aus den frei­ge­wor­de­nen Lektio­nen daher Reli­gi­ons­lehr­per­so­nen im Bereich Lern­ort Kirche bezahlt.» Eini­ge der Ange­bo­te gebe es schon länger. Ande­re Ange­bo­te würden hinge­gen neu aufge­gleist oder stär­ker geführt. Als Beispiel nennt Danie­la Grem­min­ger die Kinder­fei­ern, die bislang ehren­amt­lich orga­ni­siert wurden. Neu wird das zustän­di­ge frei­wil­li­ge Team durch eine Kate­che­tin unterstützt. «Das ermög­licht es uns, viel flexi­bler auf die verschie­de­nen Bedürfnisse der Fami­li­en einzu­ge­hen», sagt sie.

Über­ra­schung in der Kirche
Auch für die älte­ren Kinder und Jugend­li­chen ist eini­ges in Planung. So soll beispiels­wei­se im Herbst eine Klei­der­tausch­bör­se für die Ober­stu­fe statt­fin­den. Dort können die Jugend­li­chen Klei­der, die sie nicht mehr brau­chen, abge­ben. Im Gegen­zug bekom­men sie eine bestimm­te Anzahl Sugus, die sie wieder­um für ande­re Kleidungsstücke eintau­schen können. Zudem ist eine Nacht der Kirchen vorge­se­hen, in der die Kinder und Jugend­li­chen, die von Kirche zu Kirche gehen, an jedem Ort etwas Spezi­el­les entde­cken können. Auch die Lich­ter­fei­er beschreibt Danie­la Grem­min­ger als beson­de­res Erleb­nis. Die Feier star­tet zunächst mit einer Über­ra­schung in der Kirche, wech­selt dann in den Wald, wo es ein Feuer und Würste gibt, und endet mit einem Spiel. «Das sind alles sehr nieder­schwel­li­ge Ange­bo­te. Aber ihnen ist gemein­sam, dass sie die Glau­bens­ge­mein­schaft erleb­bar machen. Wir haben den Kindern etwas mitzu­ge­ben», sagt sie. Umso wert­vol­ler sei es, die frei­ge­wor­de­nen perso­nel­len Kapa­zi­tä­ten nun in diese Berei­che und in Anläs­se wie das Bibel­fest, den Versöh­nungs­weg sowie in den Jugend­treff Enjoy it und den Schülertreff Click inves­tie­ren zu können. (nar)

Sr. Rosmarie (links) und Sr. Ursula

«Der Abschied fällt nicht leicht»

Sr. Rosma­rie und Sr. Ursu­la nehmen Abschied vom Klos­ter Rappers­wil: Das Ange­bot «Klos­ter zum Mitle­ben» wird in diesem Sommer einge­stellt – trotz gros­ser Nach­fra­ge. Damit endet eine 23-jährige Zusam­men­ar­beit zwischen Menzinger-Schwestern und den Kapuzinern.

Ein Sommer­tag wie aus dem Bilder­buch. Die beiden Menzinger-Schwestern Rosma­rie Sieber und Ursu­la Rasch­le setzen sich auf die Terras­se des Klos­ters. Beim Blick auf den Zürich­see begin­nen sofort die Erin­ne­run­gen an ihre Jahre im Klos­ter Rappers­wil zu spru­deln. «Der Abschied fällt nicht leicht», sagt Sr. Ursu­la, gebür­ti­ge Ostschwei­ze­rin, «doch jetzt ist Zeit für etwas Neues.» Nach rund dreis­sig Jahren wird das Ange­bot «Klos­ter zum Mitle­ben» been­det. 2022 soll ein neues Ange­bot star­ten. «Die Verant­wort­li­chen hätten es begrüsst, dass wir weiter­hin dabei sind», hält Sr. Ursu­la fest, «aber wir haben gemerkt, dass jetzt jünge­re Kräf­te am Zug sind. Zudem schien es uns sinn­vol­ler, dass die Neuaus­rich­tung auch von neuen Verant­wort­li­chen beglei­tet und geprägt wird.» Auch in Zukunft soll das Klos­ter Rappers­wil ein «Klos­ter zum Mitle­ben» sein. Das neue Konzept ist aber noch in Entwick­lung. Künf­tig soll das Projekt noch stär­ker ökume­nisch ausge­rich­tet sein.

Inno­va­ti­ves Modell
Vor 23 Jahren begann in Rappers­wil ein inno­va­ti­ves Kloster-Modell: Zwei Ordens­frau­en leben gemein­sam mit den Kapu­zi­nern. Das war nicht nur damals ein Novum. Dieses beson­de­re Modell ist bis heute einzig­ar­tig in der deutsch­spra­chi­gen Klos­ter­land­schaft. «Wir haben uns immer sehr wohl­ge­fühlt, wir erleb­ten das Mitein­an­der wie Geschwis­ter », sagt Sr. Rosma­rie. Doch wie viele Klös­ter wurde auch die Gemein­schaft in Rappers­wil in den letz­ten Jahren älter und klei­ner. Manche Brüder zogen in ande­re Klös­ter. «Wir muss­ten aufpas­sen, nicht immer mehr in eine klas­si­sche Frau­en­rol­le gedrängt zu werden», hält Sr. Rosma­rie fest, «beispiels­wei­se verliess uns der Koch und plötz­lich waren wir auch noch für die Küche zuständig.» 

Zeit für Gäste
Viele Suchen­de aus der Schweiz, aber auch aus dem benach­bar­ten Ausland verbrach­ten kürze­re und länge­re Aufent­hal­te im Klos­ter Rappers­wil. Die Menzinger-Schwestern haben sie beglei­tet und in den Seel­sor­ge­ge­sprä­chen viel über die Nöte und Sehn­süch­te erfah­ren. «Die Nach­fra­ge nach solchen Ange­bo­ten ist unge­bro­chen», sagt Sr. Ursu­la, «für viele ist es eine ganz wich­ti­ge Erfah­rung, dass jemand Zeit für sie hat und ihnen zuhört. Manche verstan­den selbst nicht, wie gross ihr Bedürf­nis war, endlich mal alles erzäh­len zu können.» Es habe die beiden über­rascht, was der Aufent­halt im Klos­ter bei manchen Gästen bewirk­te und dass selbst in der kurzen Zeit eine Verän­de­rung wahr­nehm­bar war. Mit manchen blie­ben sie auch noch nach ihren Aufent­hal­ten im Kontakt – per Mail und Tele­fon. Eines hat nicht nur die Gäste, sondern auch die beiden Schwes­tern immer wieder beein­druckt: «Das Klos­ter liegt zentral, ganz nah bei den Menschen. Doch sobald man die Klos­ter­tür hinter sich geschlos­sen hat, ist man wie in einer ande­ren Welt.»

«Wir muss­ten aufpas­sen, nicht immer mehr in eine klas­si­sche Frau­en­rol­le gedrängt zu werden»


Neue Aufga­ben
Dem Neustart sehen die beiden Ordens­frau­en opti­mis­tisch entge­gen. Der Orts­wech­sel biete die Chan­ce für einen klaren Bruch. Sr. Rosma­rie zieht in die Zentra­le der Menzinger-Schwestern in Menzin­gen ZG. Dort soll sie Aufga­ben im Bereich Kommu­ni­ka­ti­on verant­wor­ten. Sr. Ursu­la wird künf­tig im Maria­heim in Einsie­deln leben, wo sie die Leitung der Gemein­schaft über­neh­men wird. Fünf­zehn Schwes­tern leben dort, eini­ge schon hoch­be­tagt. «Ich freue mich auf die Kontak­te mit den älte­ren Mitschwes­tern. Ich möch­te mir Zeit für sie und ihre Lebens­ge­schich­ten nehmen», so
Sr. Ursu­la. «Wir lassen uns noch­mals ein auf einen neuen Ort, auf eine neue Gemein­schaft und eine neue Aufga­be – natür­lich ist das in unse­rem Alter auch ein Wagnis.». In Rappers­wil hätten sie ein sehr selbst­stän­di­ges und unab­hän­gi­ges Leben geführt. «Jetzt müssen wir uns wieder mehr in die Hier­ar­chie einfü­gen», ist sich Sr. Rosma­rie bewusst, «daran werde ich mich zunächst wieder gewöh­nen müssen.» Auch wenn vieles noch unklar sei, lassen sie sich vertrau­ens­voll auf das Neue ein: «Auch die Mutter Bernar­da Heim­gart­ner, die Grün­de­rin unse­rer Gemein­schaft, wagte immer wieder Aufbrü­che und Neuan­fän­ge. Sie ist für mich ein Vorbild, das mir Mut macht», sagt Sr. Ursu­la und Sr. Rosma­rie ergänzt: «Und wir dürfen darauf vertrau­en, dass der Heili­ge Geist uns unterstützt.»

Stephan Sigg

Pfarreiforum HV 2021

26. Mai 2021, Start: 19.15 Uhr (Einlog­gen ab 19.00 Uhr)

Bitte melden Sie sich vorab im Dood­le an (Tragen Sie Ihren Namen und Ihre Kirch­ge­mein­de bzw. Zweck­ver­band ein):

Anmel­dung via Doodle

Mit folgen­dem Zoom-Link können Sie am 26. Mai an der HV teilnehmen:

Zoom-Link

Wir freu­en uns auf Ihre Teilnahme!

Vom Vater zum Backen inspiriert

Andre­as Scham­bron hat eine eige­ne Bäcke­rei in Ebnat-Kappel. Silvio Scham­bron arbei­tet bei einer regio­na­len Bäcke­rei mit mehre­ren Filia­len. Vater und Sohn erzäh­len, wie sich der Beruf und der Wert des Brotes wandelt. Welchen Einfluss haben diese Verän­de­run­gen auf die beiden?

70-Stunden-Wochen und die zuneh­men­de Konkur­renz durch die Gross­ver­tei­ler: Andre­as Scham­bron, wie fanden Sie es, dass Ihr Sohn genau wie Sie Bäcker werden wollte?

Silvio Scham­bron: Darf ich vorweg­grei­fen? Für mich war von Anfang an klar, dass ich anders als mein Vater nie ein eige­nes Geschäft würde haben wollen. Ich habe bei meinem Vater gese­hen, was das heisst und wie viel Zeit er in die eige­ne Bäcke­rei steckt. Ich habe einen etwas ande­ren Weg gewählt und arbei­te in einer regio­na­len Bäcke­rei mit mehre­ren Filia­len. Dort konn­te ich mich spezia­li­sie­ren und bin aktu­ell Einkaufs­lei­ter. Es ist ein span­nen­der Job mit dem Vorteil, dass ich nach Feier­abend auch einfach abschal­ten kann.

Andre­as Scham­bron: Als klar war, dass du Silvio eben­falls Bäcker werden woll­test, woll­te ich dir das zunächst ausre­den. Ich woll­te nicht, dass du den Beruf wegen mir lernst. Aber du warst schon über­zeugt und da freu­te ich mich natür­lich. Aber ich habe dir empfoh­len, die Lehre in einem ande­ren Betrieb zu machen. Es ist wich­tig, eige­ne Erfah­run­gen zu sammeln. Für mich ist es beispiels­wei­se nie in Frage gekom­men, den Betrieb meiner Eltern zu über­neh­men. Sie besas­sen im aargaui­schen Rudolfstetten-Friedlisberg eine Bäcke­rei, zu der ausser­dem eine Beiz gehör­te. Das war mir aber zu viel. So arbei­te­te ich an verschie­de­nen Orten in der Schweiz, bis ich eines Tages eine Bäcke­rei in Ebnat-Kappel entdeck­te, die zum Verkauf aus-geschrieben war. Mitt­ler­wei­le lebe und arbei­te ich hier seit 26 Jahren.

Das Bäcker­gen scheint in Ihrer Fami­lie zu stecken. Woran erin­nern Sie sich am liebsten?

Andre­as Scham­bron: Schon als Kind war ich oft in der Back­stu­be meines Vaters und durf­te ihm dabei helfen, Guetz­li in Schog­gi zu tunken oder abends einen Vorteig zu machen. Am meis­ten lieb­te ich aber frisch­ge­ba­cke­ne Bürli. Bereits in der Primar­schu­le war für mich klar, dass ich Bäcker werden würde.

Silvio Scham­bron: Ich war wohl defi­ni­tiv auch von meinem Vater vorge­prägt. Als Kind ging ich gerne in der Back­stu­be. Ich lieb­te die Gerü­che in der Weih­nachts­zeit und dass ich manch­mal die Lebku­chen ausgar­nie­ren durf­te. Und genau wie mein Vater wuss­te ich schnell, dass ich etwas mit Lebens­mit­teln machen und entwe­der Koch oder Bäcker werden wollte.

Sie sind Bäcker aus verschie­de­nen Gene­ra­tio­nen. Führt das zu Meinungsverschiedenheiten?

Andre­as Scham­bron: Das nicht. Aber Silvio denkt bestimmt, ich bin ein sturer Bock. Und ja, in der Tat: Eini­ge der neuen Entwick­lun­gen tun mir im Herz weh, ich bin eben vom alten Korn. Ich bin bekannt für gros­se Brote und dafür, dass ich alles frisch backe. In Bäcke­rei­en mit Filia­len wird das Brot zentral vorge­ba­cken, dann ausge­lie­fert und in der jewei­li­gen Filia­le fertig geba­cken. Damit kann ich mich als klas­si­scher Dorf­beck nicht anfreun­den. Ich mache von Anfang bis Ende alles selber.

Silvio Scham­bron: Meiner Meinung nach schmeckt man da keinen Unter­schied. Das Brot kommt frisch aus dem Ofen. In der heuti­gen Zeit wünscht sich die Kund­schaft eine gros­se Auswahl verschie­de­ner Spezi­al­bro­te. Da müssen gera­de grös­se­re Bäcke­rei­en mit mehre­ren Filia­len ihre Abläu­fe opti­mie­ren. Im Bereich der Digi­ta­li­sie­rung hat sich dies­be­züg­lich in den vergan­ge­nen Jahren viel verän­dert. Von Hand ausge­füll­te Back­zet­tel mit Mengen­be­rech­nun­gen für den nächs­ten Tag gibt es bei uns beispiels­wei­se nicht mehr. Mein Vater und ich können einan­der aber auch unter­stüt­zen: Er kann von meinem Prozess­den­ken profi­tie­ren, ich wieder­um von seiner Lebens- und Berufs­er­fah­rung und seinem Verständ­nis für die einzel­nen Produkte.

Sie beide arbei­ten bei Bäcke­rei­en, die jeweils in der Fasten- zeit bei der Akti­on «Brot zum Teilen» mitma­chen. Mit dem Erlös von 50 Rappen pro Brot werden verschie­de­ne Projek­te im Süden unter­stützt. Warum dieses Engagement?

Andre­as Scham­bron: Für mich ist das eine Herzens­sa­che, etwas für ande­re zu tun. Wenn ich mir etwas für die Zukunft wünschen könn­te, dann dass sich mehr Menschen auf Werte wie Nächs­ten­lie­be zurück­be­sin­nen würden. Ich wünsche mir mehr Gelas­sen­heit und einen respekt­vol­le­ren Umgang der Menschen mitein­an­der. Mir persön­lich hilft dabei mein Glaube.

Silvio Scham­bron: Ich finde solche Aktio­nen wich­tig. Wir haben eine gros­se Verant­wor­tung gegen­über der Zukunft. Als Bäcke­rei­en können wir dazu beispiels­wei­se etwas beitra­gen, indem wir regio­na­le Produk­te bezie­hen wie etwa Toggen­bur­ger Mehl, Alter­na­ti­ven zu Palm­öl einset­zen oder uns im Bereich Food­was­te weiter­ent­wi­ckeln. Auch dabei profi­tie­ren wir von der Digi­ta­li­sie­rung und Apps wie «To good to go». Letz­te­re verbin­det Kunden mit Restau­rants und Läden, die über­schüs­si­ge und nicht verkauf­te Produk­te zu einem stark redu­zier­ten Preis anbie­ten. Aber quali­ta­tiv hoch­ste­hen­de Produk­te kosten natür­lich etwas mehr. Das steht im Gegen­satz zum verän­der­ten Kunden-verhalten. Viele Menschen wollen immer weni­ger für Lebens­mit­tel ausge­ben. Das berei­tet mir Sorgen. (nar)

Zum Inter­view

Pater Stephan Dähler

Marienburg: Adieu nach 93 Jahren

Die Tage in Thal SG sind für die Stey­ler Missio­na­re gezählt: Nach 93 Jahren werden sie die Mari­en­burg aufge­ben. Wie es genau mit den sieben Patres weiter­geht, sei noch nicht entschieden.

«Momen­tan werden verschie­de­ne Optio­nen geprüft», sagt Pater Stephan Dähler. Die Heraus­for­de­rung sei, eine Lösung zu finden, die sowohl für die jünge­ren wie für die älte­ren Patres passt. Was fest­steht: Der Vertrag für das Gebäu­de läuft Ende Okto­ber aus (siehe Kasten). Auch wenn die Stey­ler Missio­na­re künf­tig keine grös­se­re Nieder­las­sung im Bistum St.Gallen mehr haben werden, wollen sie weiter­hin in der Seel­sor­ge im Bistum tätig sein. «Beson­ders in den Pfar­rei­en der Seel­sor­ge­ein­heit Buech­berg, zu der die Mari­en­burg gehör­te, wollen wir weiter­hin präsent sein», betont Pater Stephan. Eine Opti­on sei, dass die Patres künf­tig dezen­tral in Wohnun­gen leben. «Diese Lösung reibt sich aber mit dem Gemein­schafts­ge­dan­ken», räumt Pater Stephan ein.

Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal
Auf dem Gelän­de der Mari­en­burg soll neuer Wohn­raum entstehen.
Marienburg Thal
Pater Stephan Dähler
Pater Stephan Dähler wird auch künf­tig als Seel­sor­ger im Bistum tätig sein.


Missio­na­ri­sche Arbeit
Stephan Dähler, aufge­wach­sen in Gais AR, ist selbst ehema­li­ger Schü­ler der Mari­en­burg. Heute ist der Theo­lo­ge Provin­zi­al (Leiter) der Mittel­eu­ro­päi­schen Provinz der Stey­ler Missio­na­re und pendelt zwischen Wien und Thal. Ausser im Missi­ons­haus St.Gabriel (bei Wien), wo über 40 Missio­na­re zusam­men­le­ben, gibt es in der ganzen Provinz verstreu­te Nieder­las­sun­gen. «Auch an ande­ren Stand­or­ten von uns in Frank­reich, Kroa­ti­en und Öster­reich sind wir mit der Zukunfts­fra­ge beschäf­tigt», sagt er. Vor kurzem sei eine Nieder­las­sung bei Salz­burg aufge­ge­ben worden. «Man muss realis­tisch sein: Die Zeit der gros­sen katho­li­schen Gemein­schaf­ten ist vorbei», sagt er. In der Ostch­weiz seien die Stey­ler Missio­na­re heute fast zu hundert Prozent in der Pfar­rei­seel­sor­ge tätig. «Das ist eine Heraus­for­de­rung für die konkre­te Gestal­tung des Gemein­schafts­le­bens. Dieses ist ein wich­ti­ger Pfei­ler für unser missio­na­ri­sches Wirkens vor Ort.»

Marienburg Thal
Auf dem Gelän­de stehen die ältes­ten Mammut­bäu­me der Schweiz.

Ältes­te Mammut­bäu­me
Sieben Patres leben zurzeit noch in der Mari­en­burg, früher waren es auch schon mal über 25. Über neun­zig Jahre waren die Stey­ler Missio­na­re in Thal SG präsent. 1929 kauf­ten sie die Wein­burg und gaben ihr den Namen Mari­en­burg. Bis 2012 wurde die Internats- und Tages­schu­le von einer Stif­tung geführt. Im Park der Mari­en­burg steht der ältes­te Mammut­baum der Schweiz. Er wurde 1858 von der Köni­gin Vikto­ria in England der dama­li­gen Besit­ze­rin, dem Fürs­ten­haus Hohenzoller-Sigmaringen geschenkt. Aus dieser Zeit stammt der Park. Aktu­ell ist im Gebäu­de des ehema­li­gen Schul­be­trie­bes der Träger­ver­ein Inte­gra­ti­ons­pro­jek­te des Kantons St.Gallen (TISG) einge­mie­tet welcher darin unbe­glei­te­te minder­jäh­ri­ge Asyl­be­wer­ber unter­bringt. Nun soll hier neuer Wohn­raum entste­hen. 2016 kauf­te die Indus­trie­hol­ding Menzi Muck Grup­pe AG mit Sitz in Kries­sern das Anwesen.

Am Pfingst­mon­tag soll der öffent­li­che Abschieds­got­tes­dienst mit anschlies­sen­dem Fest gefei­ert werden. «Wir hoffen, dass es bis dann trotz Corona-Situation wieder möglich ist, mit einer grös­se­ren Gemein­schaft zu feiern, sodass auch viele der ehema­li­gen Marienburg-Schülerinnen und ‑Schü­ler dabei sein können», so Pater Stephan.

Kapelle Marienburg Thal
Kapel­le der Mari­en­burg Thal

Prägend für das Bistum

Felix Bischof­ber­ger, Präsi­dent des Stey­ler Freun­des­krei­ses, bezeich­net das Ende der Mari­en­burg als Zäsur für die Regi­on, aber auch für das Bistum. «Diese Entwick­lung hat sich abge­zeich­net, alle konn­ten sich darauf vorbe­rei­ten», sagt er, «trotz­dem ist es ein emotio­na­ler Moment.» Die Mari­en­burg habe nicht nur das Bistum St.Gallen, sondern die gesam­te Kirche der Deutsch­schweiz geprägt. «Viele ehema­li­ge Schü­ler sind heute als Seel­sor­ger tätig oder enga­gie­ren sich frei­wil­lig in ihren Pfar­rei­en. Und auch in vielen Pfar­rei­rä­ten und Kirchen­ver­wal­tun­gen sind ehema­li­ge Schü­ler vertre­ten.» Zu den ehema­li­gen Schü­lern gehö­ren zum Beispiel auch Bischof Markus Büchel. «Unser Verein hat 1300 Mitglie­der. Es wäre ein gros­ser Verlust, dieses Netz­werk auslau­fen zu lassen. Wir haben uns deshalb schon vor vier Jahren bewusst dafür entschie­den, den Verein in die Zukunft zu führen.» Der Alumni-Verein wurde zum Steyler-Freundeskreis weiter­ent­wi­ckelt. «Auf diese Weise soll es möglich sein, unab­hän­gig von der Mari­en­burg auch künf­tig die wich­ti­ge Arbeit der Stey­ler Missio­na­re zu unter­stüt­zen – in der Schweiz, aber auch bei ihren zahl­rei­chen Projek­ten in Asien, Afri­ka und Südamerika.»

Marienburg Thal
Die Schu­le in der Mari­en­burg wurde 2012 geschlossen.
Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal
93 Jahre lebten die Stey­ler Missio­na­re in der Mari­en­burg Thal
Steyler Missionare verlassen die Marienburg Thal

Text: Stephan Sigg, Bilder: Ana Kontoulis

Arnd Bünker

«Ein Baustein, um in die Zukunft zu gehen»

16.03.21 Braucht das Pfar­rei­fo­rum einen neuen Namen? Darüber haben an einem Info-Anlass vom Pfar­rei­fo­rum 40 Teil­neh­men­de disku­tiert. Arnd Bünker (siehe Bild) vom Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tut (SPI) in St.Gallen liefer­te einen Über­blick über die aktu­el­le Kirchen­ent­wick­lung und die Bedeu­tung für ein diöze­sa­nes Pfarrblatt.

«Wir disku­tie­ren heute über ein brisan­tes Thema, bei dem die Meinun­gen weit ausein­an­der gehen.» Mit diesen Worten begrüss­te Barba­ra Häch­ler, Admi­nis­tra­ti­ons­rä­tin des Katho­li­schen Konfes­si­ons­teils des Kantons St.Gallen und Präsi­den­tin des Vereins Pfar­rei­fo­rum – Pfarr­blatt im Bistum St.Galllen, die 40 Teil­neh­men­den des Zoom-Anlasses zum Thema «Neuer Name fürs Pfar­rei­fo­rum?» am 11. März 2021. Die Teil­neh­men­den setz­ten sich unter ande­rem aus Kirchen­ver­wal­tungs­rä­tIn­nen, Seel­sor­ge­rIn­nen, Bistums­ver­tre­te­rIn­nen und Redak­ti­ons­mit­glie­dern zusam­men. Pande­mie­be­dingt fand der Anlass online statt. Ziel war es, eine fundier­te Grund­la­ge für die Abstim­mung über einen Namens­wech­sel der Publi­ka­ti­on Pfar­rei­fo­rum an der Haupt­ver­samm­lung des Vereins Pfar­rei­fo­rum am 26. Mai 2021 zu schaf­fen. Dafür soll­ten am Zoom-Anlass vor allem die gesell­schaft­li­che Gesamt­si­tua­ti­on und die kirch­li­che Reali­tät beleuch­tet werden.

Zwei Kirchen­aus­trit­te auf eine Taufe

Als Refe­rent einge­la­den war Arnd Bünker, Leiter des Schwei­ze­ri­schen Pasto­ral­so­zio­lo­gi­schen Insti­tuts (SPI) in St.Gallen. «Was ich Ihnen präsen­tie­ren möch­te, ist der Versuch, eine extrem kompli­zier­te Bezie­hung zu erklä­ren», sagte Bünker. «Es geht um die Bezie­hung vieler Kirchen­mit­glie­der zur Kirche und zur Pfar­rei. Viel Roman­tik ist da nicht mehr. Die Bezie­hung ist oft abge­kühlt.» Zunächst ging Bünker auf aktu­el­le Zahlen ein. So sind 2019 in der Deutsch­schweiz rund 32’000 Perso­nen aus der Kirche ausge­tre­ten. Allein im Kanton St. Gallen waren es rund 3’400 Menschen. 2019 kamen im Kanton St.Gallen auf zwei Kirchen­aus­trit­te auf eine Taufe. «Dieser Trend wird sich fort­set­zen», sagt Bünker. Immer wenn Skan­da­le oder Ärger­nis­se hinzu­kom­men, nehmen die Kirchen­aus­trit­te zusätz­lich noch­mals zu.

Einein­halb Milli­on Kirchen­mit­glie­der in der Schweiz können gemäss Bünker mit der Kirche kaum noch etwas anfan­gen. «Ein Drit­tel der Kirchen­mit­glie­der hat schon über einen Austritt nach­ge­dacht», sagt er und betont, wie wich­tig das Pfar­rei­fo­rum als Gesprächs­in­stru­ment gera­de auch mit den Mitglie­dern sei, die weit entfrem­det sind.

Bünker unter­teilt die Kirchen­mit­glie­der in die «Behei­ma­te­ten» und in die «Distan­zier­ten». Zu den Behei­ma­te­ten zählen rund 20 Prozent. Sie erle­ben Kirche vor allem in ihrer Pfar­rei. Glau­be hat einen festen Platz in ihrem Alltag. Distan­zier­te machen mit zwei Drit­teln der Kirchen­mit­glie­der aller­dings die Mehr­heit aus. Persön­li­che brau­chen sie die Kirche nicht, finden es aber gut, wenn die Kirche für ande­re da ist.

Für Distan­zier­te und Beheimatete

«Das Pfar­rei­fo­rum soll nun Behei­ma­te­te und Distan­zier­te glei­cher­mas­sen anspre­chen. Aber kann das über­haupt gelin­gen?», frag­te Arnd Bünker. Behei­ma­te­te würden unab­hän­gig vom Namen zum Pfar­rei­fo­rum grei­fen. Bei den Distan­zier­ten hinge­gen würden Fragen im Vorder­grund stehen, «wieviel nahe Kirche, wieviel Pfar­rei, wieviel Kirchen­iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Cover des Pfar­rei­fo­rums und mit dem Titel Pfar­rei­fo­rum gege­ben sei» ? Bünker fragt: Passt das zum Versuch, die Kommu­ni­ka­ti­on mit den Distan­zier­ten möglichst vorsich­tig und behut­sam wieder aufzu­neh­men? Oder verschreckt der Titel eher dieje­ni­gen Kirchen­mit­glie­der, um die wir uns eigent­lich beson­ders kümmern müssten?»

Über letz­te­re Fragen disku­tier­ten die Teil­neh­men­den in Grup­pen. Die Ergeb­nis­se wurden anschlies­send im Plenum präsen­tiert. So zeig­ten sich viele Teil­neh­men­de über­rascht darüber, dass zwei Drit­tel aller Kirchen­mit­glie­der Distan­zier­te sind. Es kam die Frage auf, ob der Name der Publi­ka­ti­on wirk­lich so wich­tig sei oder ob es nicht eher auf das Layout und den Inhalt ankom­me. Eini­ge spra­chen sich für einen neuen Namen aus, um auch jene Kirchen­mit­glie­der zu errei­chen, die keinen Bezug zu einer Pfar­rei und somit zum «Pfar­rei­fo­rum» haben.

Skep­sis gegen Mut: Das waren die zwei Emotio­nen, die sich an diesem Abend am stärks­ten abzeich­ne­ten. «Meiner Meinung nach ist der Name ausschlag­ge­bend für die Wahr­neh­mung», sagte Präsi­den­tin Barba­ra Häch­ler. Das Pfar­rei­fo­rum hat eine Aufla­ge von rund 122’000 Exem­pla­ren und ist für viele der einzi­ge Kontakt, den sie mit der Kirche haben. «Das Pfar­rei­fo­rum kann daher ein Baustein dafür sein, als Kirche erfolg­reich in die Zukunft zu gehen», sagte sie.  (nar)

Video Refe­rat Arnd Bünker

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