«Den Kindern etwas mitgeben»

Die Glau­bens­ge­mein­schaft erleb­bar machen wie im Schülertreff Click in Nieder­uz­wil:
Dort war auch schon die Clown­frau Gero­ni­ma Fröh­lich zu Besuch.

Das neue Schul­jahr star­tet ohne das Fach «ERG Kirchen». Doch in den Pfar­rei­en gibt es neue
Ideen und Projek­te. Das Pfar­rei­fo­rum hat in Uzwil und Gossau nachgefragt.

Es wird nicht einfa­cher, die christ­li­che Botschaft unter die jungen Leute zu brin­gen», sagt Martin Rusch, Seel­sor­ger in Gossau. «Aber es funk­tio­niert besser darüber, den Glau­ben erleb­bar zu machen als Reli­gi­ons­un­ter­richt wie vor 30 Jahren zu geben.» Rusch gehört zu jenem Team in Gossau, das nach dem Aus für das Schul­fach «ERG Kirchen» (siehe Pfar­rei­fo­rum 01/2021) neue Ersatz­an­ge­bo­te ausge­ar­bei­tet hat. Los geht es im neuen Schul­jahr nach den Sommer­fe­ri­en. Ange­mel­det haben sich rund 40 Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler. Während zwei Jahren werden sie nebst dem Schul­un­ter­richt den Projekt­un­ter­richt der Pfar­rei besuchen.

Erleb­nis, Gemein­schaft, Feier
Die Jugend­li­chen könn­ten dabei zwischen verschie­de­nen Ange­bo­ten in den drei Spar­ten Erleb­nis, Gemein­schaft und Feier auswäh­len und sich so ihren Unter­richt selbst zusam­men­stel­len. So können sie beispiels­wei­se von Rappers­wil nach Einsie­deln pilgern und dort die Klos­ter­kir­che besich­ti­gen, einen Nach­mit­tag zusam­men mit Flüchtlingskindern gestal­ten, den Alltag einer Person im Roll­stuhl kennen­ler­nen oder Zeit mit Senio­rin­nen und Senio­ren während eines Spie­le­nach­mit­tags verbrin­gen. Auch Besu­che in der Gassenküche St.Gallen und von Rorate- und Jugend­got­tes­diens­ten stehen auf dem Programm. Eini­ge Ange­bo­te waren bereits Teil des Schul­fa­ches «ERG Kirchen», bei ande­ren handelt es sich um komplett neue Punk­te. «Uns ist es wich­tig, den Jugend­li­chen auf diese Weise vermit­teln zu können, dass es sich bei der christ­li­chen Botschaft um eine Topbot­schaft handelt», sagt Rusch. Mittels Flyern, die in den Klas­sen verteilt werden, im direk­ten Kontakt mit den Jugend­li­chen und auf ihrer Websei­te wird die Pfar­rei Gossau auf ihr neues Ange­bot aufmerk­sam machen.

Als Atelier gestal­tet
Nicht nur für die Jugend­li­chen der Ober­stu­fe, sondern auch für die Primarschülerinnen und ‑schüler hat sich das Team in Gossau etwas einfal­len lassen. Unter dem Motto «Tank­stel­le – Dank­stel­le» sind die jähr­lich vier halben Tage zusam­men­ge­fasst, an denen die Kinder die Kirche als zentra­len Ort der Gemein­schaft kennen­ler­nen können. «Das Spezi­el­le ist, dass sich dieses Ange­bot nicht nur an Kinder rich­tet, sondern ganz bewusst an alle Perso­nen zwischen 0 und 99 Jahren», sagt Rusch. Die halben Tage seien inhalt­lich wie Ateliers gestal­tet und würden jeweils einen Kate­che­se­teil sowie ein gemein­sa­mes Essen und eine Feier beinhal­ten. Das erste Atelier findet bereits am 11. Septem­ber statt. An diesem wird die Hoch­zeit zu Kana Thema sein, an der Jesus an einer Hoch­zeit Wasser in Wein verwan­del­te. Ein weite­res Atelier ist an einem Frei­tag­abend im Dezem­ber zum Thema Advent geplant. 30 Schul­stun­den sind mit der Abschaf­fung des Faches «ERG Kirchen» in Gossau wegge­fal­len, die Reli­gi­ons­lehr­per­so­nen zuvor jähr­lich mit ihren Schülerinnen und Schülern gestal­ten konn­ten. «Mit unse­ren neuen Ange­bo­ten möch­ten wir das abfe­dern», sagt Martin Rusch.

Ehren­amt­li­che unterstützen
«Es ist wich­tig, die Kirche weiter­hin als Lebens­raum erfahr­bar zu machen», sagt auch Danie­la Grem­min­ger, Seel­sor­ge­rin in der Katho­li­schen Kirche Uzwil und Umge­bung. «Bei uns werden nach dem Aus des Schul­fa­ches ‹ERG Kirche› aus den frei­ge­wor­de­nen Lektio­nen daher Reli­gi­ons­lehr­per­so­nen im Bereich Lern­ort Kirche bezahlt.» Eini­ge der Ange­bo­te gebe es schon länger. Ande­re Ange­bo­te würden hinge­gen neu aufge­gleist oder stär­ker geführt. Als Beispiel nennt Danie­la Grem­min­ger die Kinder­fei­ern, die bislang ehren­amt­lich orga­ni­siert wurden. Neu wird das zustän­di­ge frei­wil­li­ge Team durch eine Kate­che­tin unterstützt. «Das ermög­licht es uns, viel flexi­bler auf die verschie­de­nen Bedürfnisse der Fami­li­en einzu­ge­hen», sagt sie.

Über­ra­schung in der Kirche
Auch für die älte­ren Kinder und Jugend­li­chen ist eini­ges in Planung. So soll beispiels­wei­se im Herbst eine Klei­der­tausch­bör­se für die Ober­stu­fe statt­fin­den. Dort können die Jugend­li­chen Klei­der, die sie nicht mehr brau­chen, abge­ben. Im Gegen­zug bekom­men sie eine bestimm­te Anzahl Sugus, die sie wieder­um für ande­re Kleidungsstücke eintau­schen können. Zudem ist eine Nacht der Kirchen vorge­se­hen, in der die Kinder und Jugend­li­chen, die von Kirche zu Kirche gehen, an jedem Ort etwas Spezi­el­les entde­cken können. Auch die Lich­ter­fei­er beschreibt Danie­la Grem­min­ger als beson­de­res Erleb­nis. Die Feier star­tet zunächst mit einer Über­ra­schung in der Kirche, wech­selt dann in den Wald, wo es ein Feuer und Würste gibt, und endet mit einem Spiel. «Das sind alles sehr nieder­schwel­li­ge Ange­bo­te. Aber ihnen ist gemein­sam, dass sie die Glau­bens­ge­mein­schaft erleb­bar machen. Wir haben den Kindern etwas mitzu­ge­ben», sagt sie. Umso wert­vol­ler sei es, die frei­ge­wor­de­nen perso­nel­len Kapa­zi­tä­ten nun in diese Berei­che und in Anläs­se wie das Bibel­fest, den Versöh­nungs­weg sowie in den Jugend­treff Enjoy it und den Schülertreff Click inves­tie­ren zu können. (nar)

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