Sander Kunz fertigt Klosterarbeiten an. Auf das Kunsthandwerk stiess er einst zufällig im Ortsmuseum Kaltbrunn. Wie es gelingt, solche Traditionen zu bewahren und zugleich einen Bezug zu heute herzustellen, vermittelt er in Workshops wie am 8. Mai in Schänis.
Der Instagram-Account «@Klosterarbeiten» von Sander Kunz lädt zum Stöbern und Staunen ein: Da gibt es den heiligen Franziskus, der mitten in einem goldigen Vogelnest steht. Auf den dünnen Ästen des Gestecks sitzen kleine, bunte Vögel. Es gibt Bilder von Altarsträussen, die aus goldigen Perlen, getrockneten Blumen und Blättern aus bunten Papier bestehen. Zum Nachdenken regt auch das realistisch gefertigte menschliche Herz aus rotem Glas an, das von Ornamenten aus Drahtadern aus Hunderten Perlen umwoben ist. Inspiration für seine letztere Klosterarbeit hat Sander Kunz unter anderem im 19. Jahrhundert gefunden. «Damals waren Bilder populär, die Christus mit einem übertrieben kitschigen Herzen auf seiner Brust darstellten», sagt Sander Kunz. «Diese Symbolik habe ich aufgegriffen und in die heutige Zeit transformiert.» Etwas zu betrachten, das in der Tradition eines alten Kunsthandwerkes stehe, aber zugleich einen modernen Bezug habe, löse etwas in einem aus. «Womöglich kommt hier bereits ein spiritueller Aspekt hinzu», sagt er.
Hunderte Stunden Fingerspitzenarbeit
Dass der 47-Jährige Experte für das Kunsthandwerk der Klosterarbeiten ist, hängt mit seinem Studium der Blockflöte zusammen. Damals entdeckt er seine Faszination für die Barockzeit, in die auch die Klosterarbeiten zurückreichen. Klosterarbeiten begegnet er zum ersten Mal im Ortsmuseum in Kaltbrunn, wo er aufgewachsen ist. «Das macht heute niemand mehr», sei damals den Besuchenden vermittelt worden. Sander Kunz beschliesst einen entsprechenden Kurs in Österreich zu belegen. Dort ist das Kunsthandwerk der Klosterarbeiten im Gegensatz zur Schweiz bekannter. Er lernt einige alte Techniken kennen und bringt sich anschliessend vieles selbst bei. Findet er in Archiven alte Objekte, studiert und testet er die Herstellungsweise oder entwickelt selbst neue Techniken. «Die verschiedenen Möglichkeiten sind unerschöpflich. Das begeistert mich», sagt er. Mittlerweile hat er sein Kunsthandwerk perfektioniert. Mehrere hundert Stunden dauert es, bis er mit Fingerfertigkeit eine Klosterarbeit fertiggestellt hat. Dabei geht es ihm vor allem um das Kontemplative und Meditative. «Es ist für mich eine Vertiefungsarbeit. Ich kann beispielsweise unzählige Pflanzenblätter am Stück herstellen und zwölf bis vierzehn Stunden dran sein.»
Vor dem Vergessen retten
Einen Einblick in das Kunsthandwerk der Klosterarbeiten vermittelt Sander Kunz Interessierten auch im Rahmen von Workshops. Der nächste in der Region ist am 8. Mai in Schänis anlässlich des 1200-Jahr-Jubiläums der dortigen Kirche. «Einerseits möchte ich in meinen Kursen aufzeigen, was es bedeutet, ein beinahe in Vergessenheit geratenes Kunsthandwerk zu lernen und am Leben zu erhalten. Andererseits geht es mir um die Wertschätzung gegenüber unseren Kulturgütern. Sie bergen viel mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Dazu gehören historische Kontexte oder Traditionen, die sich über die Jahrhunderte hinweg immer wandeln», sagt er. Einige seiner Klosterarbeiten verkauft Sander Kunz, der heute im zürcherischen Agasul lebt. Andere Werke nimmt er wieder auseinander, um dessen Bestandteile für neue Arbeiten zu verwenden.«Das Anfertigen von Klosterarbeiten ist für mich immer wichtiger als das fertige Objekt», sagt er und fügt an: «Als Dokumentation bleiben meine Fotos, wie unter anderem auf Instagram.»
Einmal im Ausland zu leben und zu arbeiten: Dieser Traum ging im vergangenen Jahr für die Ostschweizerin Corina Ebnöther mit ihrer Anstellung als Lehrerin in Rom in Erfüllung. An das Leben in der italienischen Grossstadt musste sich die 33-Jährige allerdings erst gewöhnen.
Auf meiner ersten Velofahrt wurde ich während 15 Minuten dreimal angehupt. Ich war fix und fertig», sagt Corina Ebnöther und muss lachen. Die 33-Jährige spricht von ihrer ersten Velofahrt in Rom. Und jeder, der selbst einmal in der Ewigen Stadt gewesen ist, weiss, dass es auf den dortigen Strassen durchaus chaotisch werden kann. «Ich muss mich immer noch an das Gehupe gewöhnen, aber mittlerweile kann ich damit umgehen. Die Italienerinnen und Italiener kommunizieren halt auch beim Fahren mehr.» Corina Ebnöther fühlt sich wohl in Rom. «Es gibt grosse kulturelle Unterschiede zur Schweiz. Die Italiener sind herzlicher, offener und sehr humorvoll. Aber eben auch lauter und emotionaler.»
Corina Ebnöther geniesst gerne die Aussicht auf die Stadt von der Terrazza Viale del Belvedere oberhalb der Piazza del Popolo.
Mit E‑Scooter am einfachsten
Seit August vergangenen Jahres unterrichtet Corina Ebnöther an der Schweizer Schule in Rom auf Sekundarstufe. Dabei handelt es sich um eine Privatschule, die unter dem Patronat des Kantons St. Gallen steht und an der nach St. Galler Lehrplan unterrichtet wird. «Wir sind eine sehr multikulturelle Schule. Das macht mir grossen Spass.» Zur Arbeit fährt Corina Ebnöther mit dem Velo, und auch Touristen rät sie zu diesem Transportmittel. «Mit dem Velo und vor allem auch mit den Leih-E-Scootern kann man die Stadt am besten und einfachsten erkunden. Und wenn es einmal eng wird, weicht man einfach aufs Trottoir aus.»
Mit der Auswanderung hat sich Halbitalienerin Corina Ebnöther einen Traum erfüllt.
Durchs Freilichtmuseum
Corina Ebnöther hat in St. Gallen gewohnt und studiert. Mit der Auswanderung hat sich die Halbitalienerin einen Traum erfüllt. «Ich wollte immer eine Anstellung im Ausland. Rom war mein Plan A. Für mich war es wie ein Weggehen und gleichzeitig auch ein Heimkehren.» Ebnöther hat sich eingelebt, musste sich allerdings an so einiges gewöhnen: «Das Klima, das Tempo, die Grösse und den Vibe allgemein. Ich bin noch heute manchmal erschlagen von all den Eindrücken, von der Wucht der Stadt. Wenn man zum ersten Mal hier ist, staunt man einfach nur immer wieder.» Corina Ebnöther erhält oft Besuch aus ihrer Heimat. Diesem rät sie immer, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Zeit einzuplanen. «Zwei Tage sind zu wenig. Es gibt so viel zu sehen. Fünf Tage Tourismusprogramm hält man allerdings auch kaum aus.» Und welche Tipps gibt sie jeweils ihren Gästen? Corina Ebnöther lacht. «Für Rom braucht es keinen Plan. Lauft einfach los und macht die Augen auf. Rom ist ein riesengrosses Freilichtmuseum.»
Corina Ebnöther gibt ihren Gästen meist nur einen Tipp: Sich keinen Plan machen. «Lauft einfach los und macht die Augen auf. Rom ist ein riesengrosses Freilichtmuseum.»
Bekanntes gibt Halt
Corina Ebnöther war froh, dass sie der italienischen Sprache bereits mächtig war. «Alles, was einem bekannt ist, gibt Halt. Es braucht einfach eine Eingewöhnungszeit.» Im Alltag sucht sie immer wieder kleine Rückzugsoasen auf. Dann geht sie gerne in einen der unzähligen Parks in der Stadt. «Wer schnell und dringend Ruhe sucht, findet sie im Park Villa Torlonia oder im Park der Villa Ada im Nordosten der Stadt.» Oder aber Corina Ebnöther macht es wie viele Römerinnen und Römer und fährt ans Meer oder an den Lago Bracciano etwa eine Stunde Autofahrt im Nordwesten der Stadt. «Auch die Römerinnen und Römer suchen in der Freizeit Ruhe.»
Auf Hochglanz poliert
Man merkt, wie sehr Corina Ebnöther die Stadt ins Herz geschlossen hat. Sie spricht von schönen Cafés und Restaurants, von den Stadttouren und Ausflügen mit ihren Freunden und lässt die vergangenen Monate nochmals Revue passieren. «Es ist schon erstaunlich, wie viel ich in dieser Zeit erleben und sehen durfte», sagt sie. Ein kulturelles Highlight fehlt auf ihrer Liste allerdings noch: die Galleria Borghese. Diese beherbergt Gemälde von Künstlern wie Caravaggio und Raffael sowie antike Skulpturen unter anderem von Gian Lorenzo Bernini. Wer Rom kennt, weiss: Corina Ebnöther hat längst noch nicht alles gesehen – zu viele Sehenswürdigkeiten bietet die Stadt. Und diese ziehen die Massen an. In diesem Jahr werden wegen des Heiligen Jahres zusätzlich 30 Millionen Pilgerinnen und Pilger in Rom erwartet. Davon merkt Corina Ebnöther noch nichts. Aber etwas Positives sieht sie im Jubiläumsjahr dann doch: «Rom wurde auf Hochglanz poliert. Alles ist wunderschön hergerichtet. Ein Besuch lohnt sich allemal.»
Zwei Ostschweizer in Rom: Corina Ebnöther und Schweizergardist Nicola Damann. Beim Fotoshooting fürs Pfarreiforum sahen sie sich zum ersten Mal …… sie hatten sofort viele Gesprächsthemen.
Mittelalterliche Fluchtwege, eine Touristenattraktion als Geheimtipp und ruhige Ecken, um über Demut und das Leben nachzudenken: Der Gossauer Nicola Damann gibt einen Einblick in seinen Alltag als Schweizergardist im Vatikan und erzählt, welche Orte in Rom ihm am besten gefallen.
Manchmal sind es kurze Begegnungen, die unser Leben für immer verändern. So geschehen bei Nicola Damann. Der heute 24-Jährige war 2014 Teilnehmer an einer Ministrantenreise nach Rom. Dazu gehörten ein Besuch im Vatikan und eine Führung in der Schweizergarde. Dieses Erlebnis prägte Nicola Damann nachhaltig. «Ich war sehr beeindruckt und seither hatte ich den Gedanken, Gardist zu werden.» Gesagt, getan. Nach einer KV-Lehre bei der Stadtverwaltung Gossau und einem Mandat im Gossauer Stadtparlament packte Nicola Damann seine Koffer und meldete sich zum Dienst. «Gardisten zeichnen sich durch viele gute Eigenschaften aus: Loyalität, Tapferkeit, Demut. Es ist eine gute Lebensschule. Es sind alles Werte, die für mich privat und beruflich viel zählen. Ich bin sehr gerne Schweizergardist.»
In der Basilika San Bartolomeo all’Isola auf der Tiberinsel findet Nicola Damann Ruhe und Zeit, um seine Gedanken schweifen zu lassen und über seine Zukunft nachzudenken.
Intensive, lehrreiche Monate
Nicola Damann reiste im Januar 2024 nach Rom und durchlief wie alle Gardisten eine vielseitige Ausbildung. Einen Monat davon verbrachte er in Rom. Danach folgten vier Wochen im Ausbildungszentrum der Spezialkräfte der Schweizer Armee in Isone im Tessin, die Kantonspolizei bildet die Gardisten vollumfänglich aus. Der Abschluss und die Vorbereitungen für den Dienst fanden wiederum in Rom statt. «Es war intensiv, aber wir durften sehr viel erleben und lernen.»
Auf der Isola Tiberina verbringen Nicola Damann und seine Kollegen gerne ihre Freizeit: «Es hat dort super Sitzgelegenheiten und eine herzige kleine Kirche.»
Karwoche als erstes Highlight
Kurz nach dem Diensteintritt erlebte Damann schon sein erstes Highlight. «Die intensive Karwoche und die Ostern mit dem Heiligen Vater waren sehr eindrücklich. Am Ostersonntag besuchten zirka 50 000 Personen die heilige Messe auf dem geschmückten Petersplatz und wir als Gardisten durften auch dort Dienst leisten. Das ist schon speziell und schön.» Im Mai 2024 schliesslich wurde Damann mit 33 anderen Gardisten in einer Zeremonie im Vatikan vereidigt. Die Vereidigung war für Hellebardier Damann ein prägendes Erlebnis. «Mit dem abgelegten Schwur bekennt man sich dazu, der Kirche, dem Papst und der Schweizergarde aus innerster Überzeugung zu dienen. Dies ist eine grosse Ehre.» Die meiste Zeit des Tages verbringt Nicola Damann im Vatikan. Noch heute staunt er manchmal über die riesigen Menschenmassen auf dem Petersplatz, die an Ostern jeweils ihren Höhepunkt erreichen. Täglich strömen rund 10 000 Menschen in den Vatikan. Im Hinblick auf die Warteschlangen vor den Vatikanischen Museen, der Sixtinischen Kapelle und dem Petersdom gibt Nicola Damann einen wichtigen Tipp: «Vorgängiges Informieren lohnt sich.» Für die Römerinnen und Römer sind die zahlreichen Besucherinnen und Besucher nicht immer einfach. «Teilweise leidet die Stadt Rom und der Vatikan unter den Touristenmassen», so Nicola Damann. Wenn die Gardisten während ihres Wachdienstes von Menschen für Fotos bedrängt und ungefragt abgelichtet werden, ist das für sie Alltag. «In solchen Situationen muss man ruhig und beherrscht reagieren.»
Treffen mit dem Papst
In seine Rolle als Gardist hat sich Nicola Damann eingelebt. Er wohnt mit den anderen Gardisten in einer Kaserne im Vatikan. Die Schweizergarde ist rund um die Uhr im Einsatz. Hat Nicola Damann Morgendienst, ist er bereits vor fünf Uhr auf den Beinen. Nach dem Frühstück poliert er Schwert und Gürtelschnalle, wechselt den weissen Uniformkragen und die weissen Manschetten und zieht seine Uniform an. Dann tritt er seinen Dienst an. Mit den anderen Gardisten, alles praktizierende Katholiken, versteht sich Damann gut. «Wir haben alle dieselbe Einstellung und denselben Berufsalltag. Wir sind eine Familie.» Und wie ist das Verhältnis der Gardisten zum katholischen Oberhaupt? «Wir treffen den Heiligen Vater oft im Dienst. Er grüsst uns und nimmt sich oft Zeit für spontane Gespräche.» Diese Nahbarkeit schätzt Nicola Damann sehr.
Suche nach Ruhe
Meist sind die Gardisten für den ordentlichen Wachdienst eingeteilt. Nicola Damann macht seinen Dienst am liebsten im Apostolischen Palast, genauer gesagt in der Sala Regia. «Der Raum ist reich an Kunst mit wunderschönen Fresken und Geschichte. Verbunden mit der Stille, die dort meist herrscht, ist der Ort für mich unvergleichlich. Dort kann auch ich zur Ruhe kommen. Rom erschlägt einen manchmal. Dazu tut Stille gut. Sie ist wichtig, um den Glauben zu leben und sich Gedanken über die Zukunft zu machen.» Wenn er keinen Dienst hat, verbringt Nicola Damann seine Zeit gerne in den Vatikanischen Gärten, seinem persönlichen Rückzugsort mitten in der hektischen Stadt. Ein Privileg, das nur die Mitarbeitenden des Vatikans haben. Aber Nicola Damann beruhigt: «In Rom hat es zahlreiche, wunderschöne Pärke. Wer Ruhe sucht, findet sie dort. Und es gibt überall kleine Kapellen, die wenig besucht sind. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten.»
Besonderheit Engelsburg
Angesprochen auf einen Tipp für Touristinnen und Touristen nennt er mit der Engelsburg erstaunlicherweise eine der meistbesuchten Touristenattraktionen. Nicola Damann lacht und erklärt: «Vor der Burg sind immer zahlreiche Menschen, drinnen allerdings nicht, vor allem morgens. Und von der Dachterrasse aus hat man einen wunderschönen Blick auf den Petersdom.» Zur Engelsburg hat Nicola Damann, wie wahrscheinlich alle Gardisten, eine besondere Beziehung: Der Apostolische Palast im Vatikan ist durch den sogenannten Passetto mit der 800 Meter entfernten Engelsburg verbunden. «Während der Plünderung Roms im Jahr 1527, Sacco di Roma genannt, nutzte Papst Clemens VII. die Engelsburg als Zufluchtsort. Die Schweizergarde beschützte den Papst, 147 Gardisten kamen damals ums Leben», so Nicola Damann. Die alljährliche Vereidigung findet noch immer am Jahrestag dieser Heldentat statt, am 6. Mai.
Lebensstil gefällt
Gerne geht Nicola Damann auch mit seinen Kollegen zum Abendessen in eines der typischen italienischen Restaurants oder trinkt am Ufer des Tibers ein Glas Wein. «Auf der Isola Tiberina hat es wunderbare Sitzgelegenheiten. Da können wir gut verweilen.» Nicola Damann mag den italienischen Lebensstil und das südländische Flair. «Italienerinnen und Italiener sprechen viel. Sie haben eine sehr positive Lebenseinstellung und haben mehr Lebensfreude. Sie sind mit wenig zufrieden. Und darum geht es doch im Leben», so Damann. Im Gespräch kommt er immer wieder auf die Demut zu sprechen. Sagt Sätze wie: «Geld und Materielles ist nicht das Wichtigste im Leben. Für mich ist beides nicht erstrebenswert.» Sein Sprichwort, passend: Weniger ist manchmal mehr. «Glaube leben heisst auch, mit einfachen Dingen glücklich sein.»
Dann und wann ein Gelato oder ein Glas Wein: Nicola Damann mag den Lebensstil und die Mentalität der Römerinnen und Römer.
Persönliche Tipps von Nicola Damann
Ristorante «La Vittoria»
Nur wenige Gehminuten vom Vatikan entfernt befindet sich an der Via delle Fornaci 15 im historischen Zentrum Roms das Ristorante «La Vittoria», eines der Lieblingsrestaurants von Nicola Damann. Gerne gönnt er sich hier ein typisches italienisches Abendessen unter Römerinnen und Römern. «Das Tiramisu ist superlecker. Und es gibt ein spezielles Garde-Menü und einen Garde-Limoncello.»
Villa Doria Pamphilj
Die Villa Doria Pamphilj (auch Doria Pamphili) ist eine grosse Parkanlage an der Via Aurelia Antica westlich des historischen Stadtteils Trastevere, rund 1,5 Kilometer vom Vatikan entfernt. Sie wurde im 17. Jahrhundert angelegt und ist mit einer Fläche von rund 1,8 Quadratkilometern eine der grössten Parkanlagen Roms. «Es ist ein wunderschöner Park. Hier kann man auch gut ein wenig Sport treiben mitten in der Grossstadt», so Nicola Damann.
Isola Tiberina
Die Isola Tiberina (Tiberinsel) ist eine kleine Insel im Fluss Tiber. Sie ist etwa 270 Meter lang und bis zu 67 Meter breit. Die Insel wird seit dem späten 19. Jahrhundert von der jüdischen Gemeinde Roms genutzt, die dort unter anderem ein Krankenhaus unterhält und 1937 eine Synagoge, den Tempio dei Giovani, einrichtete. Heute befinden sich auf der Insel die Basilika San Bartolomeo all’Isola und ein vom Orden der Barmherzigen Brüder geführtes Krankenhaus (Ospedale Fatebenefratelli). «Es gibt eine herzige kleine Kirche und in der Nähe gibt es super Sitzgelegenheiten – ideal für Gespräche und Treffen mit Freunden, oder um ein Buch zu lesen. Vor allem am Abend ist es sehr romantisch auf der Tiberinsel», sagt Nicola Damann.
Wie ist es für einen Degersheimer, in der Ordenszentrale der Franziskaner mitten in Rom zu leben? Bruder Albert Schmucki erzählt, wo er in der Grossstadt Raum für Spiritualität findet, was ihn bei seiner ersten Ankunft 1983 sofort in den Bann zog und weshalb er Rom nach über 40 Jahren bald verlassen wird.
Sein erstes Romerlebnis beginnt abenteuerlich. Bruder Albert Schmucki ist 19 Jahre alt, als er nach seiner Matura an der Kantonsschule St. Gallen zu einer Fusswallfahrt von Assisi nach Rom aufbricht. Es ist August 1983, und die kleine Gruppe läuft wegen der Hitze morgens jeweils vor 5 Uhr los. «In den Dörfern bettelten wir spontan um Unterkunft, und als wir uns Rom näherten, liefen wir neben der Autobahn her, um auch ja den Weg nicht zu verpassen», sagt Albert Schmucki, der heute in der Generalkurie der Franziskaner in Rom arbeitet, also in der Ordenszentrale. Dort ist der Degersheimer Präsident der internationalen Safeguarding-Kommission des Ordens. Safeguarding bedeutet, Personen innerhalb einer Organisation durch verschiedene Massnahmen vor Missbrauch zu schützen. «Als Franziskaner bemühen wir uns, sicherzustellen, dass alle dem Orden anvertrauten Orte ein sicheres Umfeld für das gesamte Volk Gottes sind, insbesondere für die Schwächsten», heisst es gemäss Bruder Albert Schmucki in einem Ordensdokument. Bis vor Kurzem war er zudem Professor an der päpstlichen Universität Antonianum.
Ohne Metalldetektoren
Dass Rom sich durch sein ganzes Leben ziehen würde, ahnte Bruder Albert Schmucki als junger Mann nicht. In 40 Jahren hat sich Rom verändert. Bruder Albert Schmucki nennt drei Einschnitte: erstens die Terroranschläge vom 11. September 2001. «In der ganzen Stadt gab es Soldaten und Metalldetektoren. Wenn ich eine Kirche betrat, stellte sich fortan immer die Frage, ob ich nun ein Gläubiger oder ein potenzieller Attentäter bin», sagt er. Als zweiten Einschnitt geht der 61-Jährige auf die «medial perfekt inszenierte Beerdigung» von Papst Johannes Paul II im Jahr 2005 ein. «Die Folge davon waren starke Pilgerinnen- und Pilgerströme, wie es sie zuvor in Rom nicht gegeben hatte.» Als dritten Punkt nennt er die Coronapandemie, die Rom vorübergehend zu einer Geisterstadt werden liess. Über all die Jahre in Rom hinweg faszinieren Bruder Albert Schmucki die Kontraste in dieser Stadt. Heiliges existiere neben Profanem. Es gebe das sehr gebildete Rom, aber auch das Rom der Aussenquartiere mit höherer Drogen- und Kriminalitätsrate, sagt er und kommt zurück auf das Jahr 1983. Am Tag nach seiner Ankunft in Rom besuchte er die Ausgrabungen unter dem Petersdom. «Dort befindet sich das Armengrab, in dem mit grosser Wahrscheinlichkeit der Heilige Petrus begraben wurde. Bis heute bin ich beeindruckt davon, dass so ein imposanter Prachtbau direkt über einem Armengrab steht», sagt er. Das symbolisiere für ihn das Geheimnis der Kirche, indem es ihm verdeutliche, dass alles keinen Sinn hätte ohne Gott, der sich für die Menschen arm und verwundbar gemacht habe.
Ein Ort, um sich auszutauschen: das Refektorium, der Speisesaal in der Generalkurie.
Abseits der Touristenströme
Wo findet Bruder Albert Schmucki heute Gott sowie Raum und Zeit für Spiritualität? «Ich habe meine Orte, und sie liegen abseits der Touristenströme», sagt er. Das Kloster Tre Fontane mit seinem grünen, ruhigen Innenhof in einem Tal mit Eukalyptusbäumen im Süden von Rom ist ein solcher Ort. Dort befindet sich auch das Zentrum der Gemeinschaft der kleinen Schwestern Jesu. «Als Theologiestudent ging ich oft dorthin und war fasziniert von der Hoffnung, die vom einfachen Lebensstil und der Anbetung dieser Schwestern ausging», sagt er. Der Ort ist eng verbunden mit der Legende um den Apostel Paulus. Dreimal sei sein enthaupteter Kopf zu Boden gefallen und jedes Mal sei aus einem Blutstropfen einer der drei Brunnen entstanden, die dem Kloster heute seinen Namen geben. Auch die Jesuitenkirche Il Gesù im historischen Zentrum Roms besucht Bruder Albert Schmucki gerne. Einer seiner geistlichen Begleiter hatte dort gewohnt. Daher hat er einen besonderen Bezug zu einem Kreuz in einer Seitenkapelle, das von vielen Besuchenden verehrt wird. Den Petersdom betritt er zwar nur selten, sieht ihn aber täglich von der Terrasse der Generalkurie aus. Diese befindet sich auf einem Hügel hinter dem Vatikan. Dort lebt Albert Schmucki in einer Gemeinschaft von 40 Brüdern, die aus 21 Ländern kommen.
16 000 Studierende
Der Austausch mit den Studierenden während seiner Zeit als Professor am Franziskanischen Institut für Spiritualität an der Päpstlichen Universität gehört zu jenen Erfahrungen, die ihn am meisten beeindrucken. «An den päpstlichen Universitäten gibt es rund 16 000 Studierende aus 120 Ländern», sagt er. «Viele dieser Studierenden, darunter auch Laien, kommen nach Rom, um sich in einem Fach zu spezialisieren und danach in ihre Heimat zurückzukehren. Dabei entstehen Freundschaften fürs Leben und ein weltweites Netzwerk.» Auch Bruder Albert Schmucki kam nach zwei Jahren Theologiestudium in Chur als Student nach Rom an die Päpstliche Universität Gregoriana. Später, als Franziskaner, doktorierte er an der Universität Antonianum, wo er auch ab 2007 unterrichtete.
Springbrunnen auf der Terrasse der Generalkurie in Rom.Eine Kaiserstatue mit Möwe auf dem Kopf: Für Bruder Albert Schmucki ist das ein erheiterndes Bild für die Kontraste in Rom.
Zukunft in der alten Heimat
In zwei Jahren wird das Mandat von Bruder Albert Schmucki an der Generalkurie in Rom auslaufen, und er wird in die Schweiz zurückkehren. Als Präsident der Safeguarding-Kommission und als Generalrat des Franziskanerordens, wo er als Bezugsperson für die mittel- und nordeuropäischen Franziskanerprovinzen tätig ist, gibt es bis dahin noch genug zu tun. Zum einen gilt es, mit allen 120 Ordensprovinzen rund um die Welt eine Rahmenordnung für Safeguarding auszuarbeiten. Dabei gehe es nicht nur darum, einzelne Massnahmen zum Schutz der verwundbaren Personen festzulegen, sondern auch um eine grundsätzliche Sensibilisierung für verschiedene Formen des Machtmissbrauchs in Gestalt von emotionalem, spirituellem, körperlichem und sexuellem Missbrauch. «Das ist angesichts der kulturellen und pastoralen Unterschiede in den einzelnen Regionen eine grosse Herausforderung.» Niemand könne allein etwas bewegen. Daher würden einzelne Brüder gezielt am Institut für Anthropologie an der Gregoriana ausgebildet. Sie könnten dann als Multiplikatoren Brüder und Laien in deren Regionen ausbilden.
Eine Stadt für Umbrüche
An Rom vermissen werde er vor allem die Lebenskunst und den Pragmatismus der Römerinnen und Römer, ihre Direktheit und Offenheit sowie deren Fähigkeit, nebst dem Tourismus ein eigenes Leben in den Quartieren zu führen. Diesbezüglich wird das Heilige Jahr 2025 zu einer Herausforderung: Zu dessen Höhepunkten gehören die Wallfahrt nach Rom und das Durchschreiten der Heiligen Pforten der vier Basiliken Petersdom, Lateran, Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern. Die Stadt Rom rechnet in diesem Jahr mit bis zu 30 Millionen zusätzlichen Pilgerinnen und Pilgern nebst den regulären Touristen. An vorderster Front ist Bruder Albert Schmucki zwar nicht dabei, wenn die Pilgerinnen und Pilger ankommen. Einige seiner Mitbrüder sind dies aber schon. So habe er erfahren, dass es bei St. Peter manchmal bis zu zwei Stunden dauern könne, bis man in der Warteschlange überhaupt zur Heiligen Pforte komme. Oder dass Rom für viele Pilgerinnen und Pilger eine Stadt sei, die ihnen einen Halt im Glauben oder bei persönlichen Umbrüchen gebe. Er sagt: «Persönliche Umbrüche lassen einen oft stärker werden. Am Ende ist eine Pilgerreise eine Suche nach dem, was bleibt.»
Den Petersdom sieht Bruder Albert Schmucki täglich von der Terrasse der Generalkurie aus. Er lebt in der Ordenszentrale der Franziskaner.
Rom-Tipp 1: Museo Nazionale Romano Das Museum in der Nähe des Bahnhofs Termini gehört zu den Lieblingsmuseen von Bruder Albert Schmucki. «Es hat vergleichsmässig wenige Besucherinnen und Besucher, ist dafür aber umso spannender», sagt er. Ob Mosaike, Münzen, Fresken oder Wandmalereien: Hier sind Fundstücke aus der Antike ausgestellt. Diese veranschaulichen, wie die Römerinnen und Römer früher lebten.
Rom-Tipp 2: Basilika San Clemente «In der Basilika San Clemente kann man Rom Schicht für Schicht besichtigen», sagt Bruder Albert Schmucki. Die Stadt liege heute acht bis neun Meter höher als das ursprüngliche Rom. So befänden sich unter der Basilika weitere Gebäude wie eine Kirche aus dem 4. und 8. Jahrhundert, ein antikes Haus sowie das Mithrasheiligtum mit Ruhebänken und einem Altar.
Rom-Tipp 3: Sant’Isidoro a Capo le Case Als eine Oase mitten im quirligen Zentrum von Rom bezeichnet Bruder Albert Schmucki die Kirche Sant’Isidoro a Capo le Case. Die Seitenkapelle hat Gian Lorenzo Bernini, einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer, gestaltet. Sant’Isidoro liegt an der Via degli Artisti. Der Strassenname erinnert daran, dass das irische Franziskanerkloster zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Künstlerkolonie der Nazarener beherbergte.
Dossier:Wer wählt den neuen St.Galler Bischof? Verschiedene Beiträge des Pfarreiforums geben Einblicke.
26. Januar 2025
Die Namen der Bischofskandidaten streichen
Neu in einem Amt und schon steht einer der wichtigsten Momente überhaupt an: Die Widnauerin Susi Miara erzählt, wie es ist, sich als neues Mitglied des katholischen Parlaments im Kanton St. Gallen auf die Bischofswahl vorzubereiten. Die 180 Parlamentsmitglieder können per Mehrheitsentscheid Kandidaten streichen. Deren Namen sind aber bis zuletzt geheim.
Volksnah, jung oder vor allem mutig? Das Bistum St.Gallen wollte mit einer Umfrage von den Gläubigen erfahren, wie der neue Bischof sein soll. Anders als bei den letzten Malen wurden sie nicht eingeladen, Namen von Kandidaten zu nennen, sondern gewünschte Eigenschaften und Fähigkeiten einzubringen.
Isabella Awad und Ann-Kathrin Gässlein nehmen Stellung zur Umfrage zur BischofswahlWas passiert, wenn die Bevölkerung zu den Eigenschaften ihres neuen Wunschbischofs befragt wird? Und wie fliessen diese Erwartungen tatsächlich in die Bischofswahl ein? Eine aktuelle Umfrage des Bistums St. Gallen soll zeigen, auf welchen Bischof gehofft werden kann.
Interview mit Guido Scherrer, Domdekan: Eine der Aufgaben des St. Galler Domkapitels ist die Wahl des Bischofs, die in St. Gallen in absehbarer Zeit ansteht. Wer es wird, steht noch in den Sternen – doch wie läuft die Wahl ab? Domdekan Guido Scherrer, der das Domkapitel leitet, gibt Auskunft.
Karfreitagseier sollen vor Unheil schützen. Peter Weber, Landwirt in Wildhaus SG, glaubt an die positiven Eigenschaften der Karfreitagseier. Er pflegt den Eierbrauch seit Kindesbeinen.
Erst wurde geglaubt, dann weitererzählt, dann aufgeschrieben; dies die Kurzfassung, wie die Schriften des Neuen Testamentes entstanden. Dass Jesus auferweckt wurde, hatte sich herumgesprochen. Erst waren es die Frauen, allen voran Maria von Magdala, die Apostelin der Apostel, die davon erzählten: Jesus lebt.
Nachdem die Männer ins leere Grab schauten und Jesus ihnen erschien, verstanden auch sie. Sie begannen zu erzählen; von ihren Erfahrungen, von ihren Begegnungen, selbst von ihrem Versagen. In den Erzählungen wurden seine Worte und seine Taten lebendig. Jedenfalls – die Auferstehung Jesu geht den Erzählungen über seine Geburt voraus. Ostern kommt vor Weihnachten.
Bild von Jesus geformt
Was sich herumgesprochen hatte, wurde nach und nach gesammelt und aufgeschrieben. Markus, Matthäus, Lukas und Johannes erzählen unterschiedlich von Jesus. Zu ihnen gesellt sich Paulus mit seiner eigenen Erfahrung der Begegnung mit dem Auferstandenen. Mein Bild von Jesus wurde geformt von jenen, die an ihn glaubten, die ihm glaubten. Jesus lässt sich nicht trennen von jenen, die von ihm erzählten. Jesus lässt sich nicht trennen von der erzählenden Gemeinde. Er lässt sich nicht trennen von der Kirche. Geglaubt, weitererzählt, aufgeschrieben – nehme ich diese Reihenfolge ernst, kann ich keinen ursprünglichen Jesus, losgelöst von jenen, die von ihm erzählten, herausdestillieren. Er ist Teil der Gemeinschaft, die von ihm erzählt.
Dazu gehöre auch ich. Wie ich von Jesus erzähle, so wird er bei den Menschen um mich herum lebendig.
Text: Erich Guntli, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Werdenberg
Am Dienstag, 15. April 2025, 18.15 Uhr, feiert Bischof Markus Büchel in der Kathedrale St. Gallen die traditionelle Chrisam-Messe mit der Weihe der Öle (Chrisam). Die diesjährigen Jubilarinnen und Jubilare im Dienst der Kirche des heiligen Gallus sind:
70 Jahre
P. Benno Hegglin, OSB, Abtei St. Otmarsberg, Uznach
P. Eduard Mäder, MS, Missionshaus Untere Waid, Mörschwil
60 Jahre
P. Paul Zingg, ISch, St. Gallen
Hermann Hungerbühler, Pfarrer i. R., Gossau
P. Victor Buner, SVD, Amden
50 Jahre
P. Josef Rosenast, SAC, Jakobsbad
Charlie Wenk, Pastoralassistent i. R., St. Gallen
Niklaus Bayer, Pastoralassistent i. R., St. Gallen
40 Jahre
Innocent Udeafor, Vikar i. R., Gossau
Bruno Jud, Diakon i. R., Lütisburg
Kurt Schawalder, Diakon i. R., St. Gallen
Jacqueline Bollhalder, Religionspädagogin i. R., Gossau
Beate Kuttig, Seelsorgerin i. R., Lichtensteig
Norbert Hochreutener, Pastoralassistent i. R., Herisau
25 Jahre
Marjan Paloka, Kaplan, St. Gallen
P. Piotr Zaba, MS, Missionshaus Untere Waid, Mörschwil
P. Leszek Suchodolski, MS, Kaplan, Missionshaus Untere Waid, Mörschwil
Josef Michael Karber, Pfarrer, Oberurnen
P. António Brito, Portugiesenmissionar, Bischofszell
P. Gregorius Cacur, SVD, Pfarradministrator und Dekan, Rheineck
KI besitze keine emotionale oder soziale Intelligenz, so Peter G. Kirchschläger. Er spricht der KI die Moralfähigkeit ab. Sie erkenne nicht, was ethisch richtig und falsch ist. Der Professor für Theologische Ethik und Leiter des Instituts für Sozialethik an der Universität Luzern beleuchtet die ethischen Risiken von KI und schlägt moralische Kontrollmechanismen vor. Das Referat wurde aufgenommen beim MyHope-Kongress der Akademie für positive Psychologie zum Thema Würde in Götzis.
→ Podcast mit dem Referat (ORF Radio Vorarlberg, März 2025): Podcast anhören
Lorena Torres steht kurz vor der Matura. In ihrer Maturaarbeit untersucht die Tübacherin den Nutzen des Glaubens auf Therapien. Ein Thema, das ihr persönlich sehr am Herzen liegt.
Ein Schreibtisch, ein Bücherregal, ein Bett – alles schön ordentlich drapiert und aufgeräumt: Das Zimmer von Lorena Torres sieht aus wie das vieler Kantischülerinnen. Hier hat die 18-Jährige in den vergangenen Monaten viele Stunden verbracht, hat unzählige Bücher, unter anderem von Anselm Grün, gelesen, hat Interviews mit Spitalseelsorgern transkribiert und Zeile um Zeile auf ihrem Computer geschrieben. Herausgekommen ist eine Maturaarbeit mit dem Titel «Theologie und Psychologie: Wie der Glaube unterstützend sein kann in der Therapie». Mit der Arbeit will Lorena zeigen, wie der Glaube in schwierigen Situationen Hoffnung geben kann. «Gott ist immer da, egal in welchem Tief ich gerade stecke. Ich muss mich nie alleine fühlen.»
Persönliche Erfahrungen prägen
Lorena Torres besucht die Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen und schliesst das Gymnasium im Sommer ab. In der Freizeit ist sie gerne in der Natur unterwegs und macht viel Sport. Erst kürzlich hat sie Pilates für sich entdeckt. Zudem ist sie sehr musikalisch, spielt Cello und singt. Sie ist eine aufgestellte, sympathische, junge Frau. Beim Interview lacht sie viel. Die Stimmung ist ausgelassen. Aber Lorena hatte, wie viele andere junge Menschen, auch weniger gute Tage. In solchen Momenten habe sie gemerkt, wie der Glaube tragend sein kann. «Er gibt mir Orientierung und Unterstützung. Und neue Kraft in mir. Ich kann immer wieder zu Jesus kommen und mit ihm sprechen.» Lorena weiss, dass der Glaube kein Allzweckmittel gegen Verstimmungen ist, «aber er kann uns eine andere Sichtweise auf die Dinge geben. Wichtig ist, dass ein Patient beziehungsweise eine Klientin offen ist, diese Perspektive wahrzunehmen». Lorena Torres persönlich fiel das nicht schwer. Dies ist wenig verwunderlich. Der Glaube spielt seit jeher eine bedeutende Rolle in ihrem Leben. Sie ist in der Adoray-Bewegung in St. Gallen und Mitglied der Schönstatt-Jugend. Mittlerweile ist sie dort in der Lagerleitung aktiv. Und auch ihre nahe Zukunft plant sie bei der katholischen Kirche St. Gallen. Im Sommer startet sie ein Praktikum in der Administration der flade und im Sekretariat der Dompfarrei. «Ich freue mich sehr darauf.»
Interesse aus dem Umfeld
In ihrer Maturaarbeit, die mit einer Bestnote bewertet wurde, thematisiert Lorena Torres auch den sozialen Aspekt des Glaubens: «Glaube hat immer auch mit Gemeinschaft zu tun. Wenn ich mich wohlfühle in einer Gemeinschaft, kann das positiv wirken.» Lorena Torres steht offen zu ihrem Glauben. Sie ist sich bewusst, dass das nicht nur auf Verständnis stösst. «Viele haben mittlerweile eine negative Einstellung zur Kirche. Das ist schade.» Wie haben denn die Mitschülerinnen und Mitschüler auf die Themenwahl reagiert? Lorena Torres lächelt: «Es war sehr interessant. Viele in meinem Umfeld sind nicht religiös, aber genau sie waren interessiert und haben viele Fragen gestellt. Das finde ich natürlich cool und wirkt motivierend.» Etwas unterscheidet das Zimmer von Lorena Torres dann eben doch von dem vieler Kantischülerinnen: Auf dem Pult liegt eine Bibel – ihre Megaquelle: «Bei wichtigen Entscheidungen schlage ich sie auf und lese passende Bibelstellen.»
Text: Alessia Pagani Bild: Urs Bucher Veröffentlichung: 28. März 2025
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