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Papst-Schreiben: «Fratelli tutti»

Am 4. Okto­ber hat Papst Fran­zis­kus seine Sozial-Enzyklika «Fratel­li tutti» veröf­fent­licht. Darin macht er sich stark für eine neue Wirt­schafts­ord­nung: «Wir sitzen alle im glei­chen Boot».

Enzy­kli­ka im Wortlaut

Das Schrei­ben ist auch in Buch­form im Herder Verlag erschie­nen: Gebun­den 256 Seiten ISBN: 978–3‑451–39013‑5, im Buch­han­del erhältlich

Eine Über­sicht auf die Reak­tio­nen auf die Enzy­kli­ka ist in der November-Ausgabe zu finden.

«Mitgeschöpflichkeit fördern»

Am 4. Okto­ber wird in Romans­horn die Initia­ti­ve «Tier­freund­li­che Kirche» lanciert. Mit der Unter­zeich­nung einer Selbst­ver­pflich­tung können sich Pfar­rei­en und ande­re kirch­li­che Insti­tu­tio­nen künf­tig verpflich­ten, sich für das Wohl und die Würde der Kühe, Vögel und Bienen einzu­set­zen. Der ökume­ni­sche Arbeits­kreis Kirche und Tier (AKUT) hofft, dass durch diese Initia­ti­ve der respekt­vol­le Umgang mit Tieren wächst.

Frau Schnei­der, warum lancie­ren Sie die Initia­ti­ve «Tier­freund­li­che Kirche»?

Eveli­ne Schnei­der Kayas­seh: «Wir Menschen stehen heute vor der grund­le­gen­den Heraus­for­de­rung, das Zusam­men­le­ben mit den Tieren zu über­den­ken und uns einen lebens­freund­li­che­ren und gerech­te­ren Umgang mit ihnen anzu­eig­nen. Tiere sind Indi­vi­du­en mit Selbst­zweck, unab­hän­gig von einem Nutzen für den Menschen. Auch in der Kirche braucht es ein neues Bewusst­sein für den Eigen­wert der Tiere als unse­re Mitge­schöp­fe. Die christ­li­che Verant­wor­tung muss so verstan­den werden, dass sie sich auf die gesam­te Schöp­fung erstreckt. Pfar­rei­en, Kirch­ge­mein­den und ande­re kirch­li­che Insti­tu­tio­nen, die sich für Ökolo­gie einset­zen, können sich bisher mit dem Label »Grüner Güggel« zerti­fi­zie­ren lassen. Die Selbst­ver­pflich­tung für eine tier­freund­li­che Kirche rückt nun ergän­zend auch das Tier geziel­ter in den Fokus.»

Wann ist denn eine Pfar­rei tierfreundlich?

«Ein mitfüh­len­der und rück­sichts­vol­ler Umgang mit Tieren zeigt sich auf verschie­de­ne Arten: Werden auf kirch­li­chen Grund­stü­cken Lebens­räu­me für Tiere geschaf­fen – wie zum Beispiel durch Anbrin­gen von Nist­käs­ten für Vögel? Werden vermehrt vege­ta­ri­sche oder vega­ne Apéros ange­bo­ten? Kommen Tiere im kirch­li­chen Leben und Denken vor? Mit der Unter­zeich­nung der Selbst­ver­pflich­tung wird ein Prozess in Gang gesetzt, bei dem konti­nu­ier­lich Umsetzungsmassnah-men für die Grund­sät­ze zur Tier­freund­lich­keit getrof­fen werden. Ideal wäre, wenn in den Pfar­rei­en eine Kommis­si­on oder ein Team für dieses Anlie­gen gegrün­det würde. Das sorgt dafür, dass das Thema im Fokus bleibt.»

Aber genau­so wich­tig ist es, dass Tiere allge­mein häufi­ger in der Litur­gie und im kirch­li­chen Denken vorkommen.

Eveli­ne Schneider

Tier­seg­nun­gen gibt es inzwi­schen in vielen Pfar­rei­en. Braucht es noch mehr von diesen Angeboten?

«Tier­seg­nun­gen oder ande­re litur­gi­sche Ange­bo­te mit unse­ren Mitge­schöp­fen begrüs­sen wir sehr. Aber genau­so wich­tig ist es, dass Tiere allge­mein häufi­ger in der Litur­gie und im kirch­li­chen Denken vorkom­men. Wenn sie zum Beispiel in den Gebe­ten oder in der Predigt erwähnt werden, wird ein Bewusst­sein für Tiere geför­dert. Es geht dabei auch darum, die Ambi­va­lenz sicht­bar zu machen: Auf der einen Seite die gros­se Liebe zu Katzen und Hunden, auf der ande­ren Seite das Leid der Nutz­tie­re. Die Kirchen haben hier eine beson­de­re Verant­wor­tung: Sie vermit­teln Werte und leben sie vor. Dadurch können sie in der Gesell­schaft als Multi­pli­ka­to­ren für dieses über­aus wich­ti­ge Anlie­gen wirken.»

Wie viele Pfar­rei­en haben schon Inter­es­se an der Selbst­ver­pflich­tung angemeldet?

«Wir stehen am Anfang und gehen erst am 4. Okto­ber in Romans­horn mit unse­rer Initia­ti­ve oziell an die Öffent­lich­keit. Der dorti­gen ehema­li­gen Gemein­de­lei­te­rin Gaby Zimmer­mann ist die Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung ein wich­ti­ges Anlie­gen. Wir wollen danach aktiv auf Pfar­rei­en und ande­re kirch­li­che Insti­tu­tio­nen zuge­hen. Wir möch­ten sie auch moti­vie­ren, künf­tig den 4. Okto­ber – den Gedenk­tag des Heili­gen Franz von Assi­si – alljähr­lich als Impuls­tag für die Verant­wor­tung für die Tiere mit einem Gottes­dienst oder Bildungs­ver­an­stal­tun­gen zu feiern.»

Weite­re Infor­ma­tio­nen: www.tierfreundlichekirche.ch

Stephan Sigg

Archehof Rüegg

Tiersegnungen — zunehmend ein Bedürfnis

Tiere spie­len in katho­li­schen Gottes­diens­ten meis­tens nur eine margi­na­le Rolle. Sonja Kroiss von der Seel­sor­ge­ein­heit Mitt­le­res Sargan­ser­land möch­te dies ändern: Einmal im Jahr spricht die Seel­sor­ge­rin vor der Splee­ka­pel­le in Sargans Tieren und ihren Haltern Gottes Segen zu.

Warum bietet Seel­sor­ge­rin Sonja Kroiss Tier­seg­nun­gen an?

Bei der Tier­seg­nung in Sargans wird jedes Tier und dessen Halte­rin oder Halter einzeln mit Weih­was­ser gesegnet.

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Über die Schöpfung staunen

Schöp­fungs­Zeit lädt im Septem­ber ein, sich bewusst mit dem Sehsinn auseinanderzusetzen. 

Unter­rich­ten mit Sehbe­ein­träch­ti­gung: Clau­dia Rupf aus Ober­uz­wil erzählt, wie das geht

«Sehen bedeu­tet immer auch, aufmerk­sam und acht­sam zu sein. Das würde ich als meine Stär­ken bezeichnen.»

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Hellebarden in «Tippilzou»

Ehema­li­ge Schwei­zer­gar­dis­ten tref­fen sich im Rheintal

Hundert ehema­li­ge Schwei­zer­gar­dis­ten tref­fen sich am zwei­ten September-Wochenende in Diepold­sau. «Diese Tagung ist auch eine Chan­ce, bei jungen Männern das Inter­es­se an der Schwei­zer­gar­de zu wecken», sagt OK-Präsident Ralph Lehner (33), «von meinem Dienst in Rom profi­tie­re ich noch heute.»

«Aus der Pfar­rei Diepold­sau haben sich in jünge­rer Vergan­gen­heit über­durch­schnitt­lich viele Männer für den Dienst in der Schwei­zer­gar­de entschie­den», so der gebür­ti­ge Diepold­sauer Ralph Lehner. Deshalb habe sich «Tippilz­ou» gera­de­zu als Austra­gungs­ort für die Tagung ange­bo­ten. Die Mitwir­ken­den für das OK waren schnell gefun­den – es sind vier weite­re ehema­li­ge Diepold­sauer Gardis­ten und ein Gardist, der eine Diepold­saue­rin gehei­ra­tet hat und deshalb ins Rhein­tal gezo­gen ist.


Offen­heit gelernt
Ralph Lehner, der heute als Stand­ort­för­de­rer des Kantons AR tätig ist, dien­te von 2007 bis 2009 in der Schwei­zer­gar­de. Die Kame­rad­schaft in der Garde habe ihn geprägt. Man eigne sich viele «Soft­s­kills» an, die einem privat und beruf­lich zugu­te­kä­men. «Und bei den Wach­diens­ten lernt man natür­lich auch den Umgang mit Unge­duld», merkt er lächelnd an. «Mich hat damals die Viel­falt der Kultu­ren und der Spra­chen sehr beein­druckt, ich bin dadurch oener gewor­den.» Ihn selbst zieht es bis heute immer wieder mal nach Rom. In seinem priva­ten und beruf­li­chen Umfeld werde er um «Geheim­tipps» gefragt, wenn jemand eine Rom-Reise plant. «Allge­mei­ne Tipps sind schwer, das hängt vom Inter­es­se der jewei­li­gen Person ab», so der ehema­li­ge Gardist, «aber es empfiehlt sich, den Peters­dom gleich am frühen Morgen zu besu­chen. Da ist es noch ruhig.»

Mehr als Nost­al­gie
Eini­ge Kontak­te, die er in Rom und im Vati­kan geknüpft hatte, bestehen bis heute. «Unse­re Ehemaligen-Tagungen sind wie ein Klas­sen­tref­fen und sicher ein Stück weit auch von Nost­al­gie geprägt», sagt Ralph Lehner, «wir sehen diese Tagun­gen aber auch als Chan­ce, sicht­bar zu sein.» Die Schwei­zer­gar­de versucht heute mit verschie­de­nen Werbe­mass­nah­men, junge Männer für den Dienst im Vati­kan zu moti­vie­ren. «Wich­tig ist, dass man Jugend­li­che schon früh darauf aufmerk­sam macht», ist Ralph Lehner
über­zeugt. Dies könn­te auch der Grund sein, warum Diepold­sau in den letz­ten zehn, zwan­zig Jahren vergli­chen mit ande­ren Pfar­rei­en in der Ostschweiz über­durch­schnitt­lich viele Gardis­ten hervor­ge­bracht habe. «Die meis­ten waren mit einem Gardis­ten verwandt, kann­ten einen persön­lich oder lern­ten die Schwei­zer­gar­de bei einer Ministranten-Reise nach Rom kennen.»


Zurück ins Rhein­tal
Seinen Diepold­sauer OK-Kollegen und ihm liege bei der Tagung im Rhein­tal aber auch noch etwas Ande­res am Herzen: «Wir wollen unse­ren ehema­li­gen Kame­ra­den zeigen, wie schön Diepold­sau und Umge­bung ist.» Auf dem Tagungs­pro­gramm steht unter ande­rem eine Fahrt mit dem Rhyb­ähn­li bis zur Rhein­mün­dung. Auch Ralph Lehner kann nicht ohne Rhein­tal sein: Nach­dem er mehre­re Jahre in Goss au gelebt hat, zieht er im Herbst mit seiner Fami­lie zurück nach Diepoldsau. 

Stephan Sigg

Website Ehemaligen-Treffen Schwei­zer­gar­de in Diepoldsau

Milch ins Spital gebracht

Die Vater-Kind-Beziehung wird heute viel bewuss­ter gelebt. Doch auch schon in vergan­ge­nen Jahr­zehn­ten waren Väter für viele prägend. «Mein Vater war für mich bis zu seinem Tod eine wich­ti­ge Bezugs­per­son», sagt Bea S.

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Brigitta Walpen und Theresia Weyerman leiten neu das "Haus der Stille"

Auszeit im Neckertal

Eine klei­ne Pensi­on mit spiri­tu­el­lem Charak­ter: So beschrei­ben There­sia Weyer­mann und Brigit­ta Walpen das Haus der Stil­le. Seit Febru­ar führen die beiden die Unter­kunft im ehema­li­gen Klos­ter mitten in St. Peterzell.

Ins Haus der Stil­le geht, wer für ein paar Tage abschal­ten, medi­tie­ren und zur eige­nen Mitte finden möch­te. Das Gäste­haus hat vier Zimmer. «Der Vorteil dieser Grös­se ist, dass wir auf die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se der einzel­nen Gäste einge­hen können», sagt There­sia Weyer­mann. Sie bietet im Haus der Stil­le verschie­de­ne Exer­zi­ti­en­wo­chen an. Brigit­ta Walpen lädt Inter­es­sier­te zu Felden­krais­kur­sen ein. «An welchen Ange­bo­ten jemand teil­neh­men möch­te, steht allen Gästen frei», sagt Brigit­ta Walpen und fügt an: «Auch welcher Reli­gi­on jemand ange­hört oder ob er oder sie konfes­si­ons­los ist, spielt keine Rolle. Wir fragen nicht danach.»

Lang­ersehn­ter Traum

Zwei Jahre stand das Haus der Stil­le leer. Davor leite­ten dieses die Menzin­ger Schwes­tern Paula Gasser und Vreni Büchel, bis sie in Pensi­on gingen. Brigit­ta Walpen kann­te das Haus von einem Aufent­halt vor vier Jahren. Bereits damals waren die beiden Schwes­tern auf der Suche nach einer Nach­fol­ge. Brigit­ta Walpen inter­es­sier­te sich für diese Aufga­be, merk­te aber schnell, dass sie eine zwei­te Person für die Führung des Hauses brau­chen würde. Mit There­sia Weyer­mann fand sie schliess­lich eine Verbün­de­te. Die beiden Frau­en hatten sich an einer Beer­di­gung im Klos­ter Namen Jesu in Solo­thurn kennen­ge­lernt und waren in losem Kontakt geblie­ben. Nach einem gemein­sa­men Besuch in St. Peter­zell beschlos­sen Brigit­ta Walpen und There­sia Weyer­mann, sich beim Kirchen­ver­wal­tungs­rat für die Haus­lei­tung zu bewerben.

Fast schö­ner als im Bernbiet

Ein halbes Jahr ist der Umzug von There­sia Weyer­mann und Brigit­ta Walpen ins Haus der Stil­le nun her. Ihr Wagnis bereut haben die beiden nicht. Im Gegen­teil: Obwohl Brigit­ta Walpen und There­sia Weyer­mann ihre Fami­lie und ihren Bekann­ten­kreis in Bern respek­ti­ve im solo­thur­ni­schen Schö­nen­werd zurück­ge­las­sen haben, fühlen sich die beiden im Necker­tal wie zu Hause. «Mir gefällt es hier beina­he besser als im Bern­biet», sagt Brigit­ta Walpen und erzählt, wie sie während der kargen Winter­mo­na­te nach St. Peter­zell zog und weni­ge Wochen später miter­leb­te, wie die ganze Natur aufblüh­te. Auch die Dorf­be­woh­ne­rin­nen und ‑bewoh­ner hätten sie herz­lich empfan­gen. «Das Klischee der verschlos­se­nen Dörf­ler stimmt ganz und gar nicht. Alle freu­ten sich, dass ins Haus der Stil­le wieder Leben zurück­ge­kehrt ist», sagt There­sia Weyermann.

Dass die Wieder­eröfl­nung vom Haus der Stil­le mit der Verbrei­tung des Coro­na­vi­rus und dem Lock­down zusam­men­fiel, empfan­den die beiden nicht als Dämp­fer. So nutz­ten sie die Wochen während des Lock­downs, um sich einzu­le­ben. Sie beschlos­sen, den Tag in gemein­sa­mes Medi­tie­ren am Morgen und am Abend einzu­bet­ten, was sie auch in Zukunft so beibe­hal­ten werden. Hinzu kommen die gemein­sa­men Mahl­zei­ten. Die übri­ge Zeit steht für die indi­vi­du­el­len Aufga­ben zur Verfügung.

Entlang des Neckers

Nur wenn alle vier Zimmer im Haus der Stil­le stän­dig belegt wären, könn­ten sich There­sia Weyer­mann und Brigit­ta Walpen zwei Löhne ausbe­zah­len. Die 61-Jährige There­sia Weyer­mann arbei­tet daher zudem Teil­zeit in der Alten­pfle­ge. Brigit­ta Walpen ist seit einem Jahr pensio­niert. Ausgleich und Ruhe zu ihren Aufga­ben im Haus der Stil­le finden die beiden selbst in der Natur der nähe­ren Umgebung.

«Man braucht nur über die Stras­se zu gehen und rechts abzu­bie­gen, schon ist man auf dem Rund­weg dem Necker entlang», sagt Brigit­ta Walpen. There­sia Weyer­mann fügt an: «Ausser­dem ist man mit dem öffent­li­chen Verkehr von St. Peter­zell aus inner­halb einer Stun­de fast über­all. Viele Besu­che­rin­nen und Besu­cher sind erstaunt, wie gut erschlos­sen und abge­le­gen zugleich das Haus der Stil­le liegt.» (nar)

Rassismus

«Kirche ohne Rassis­mus: Nur ein Traum?»

Kontext-Sendung nach­hö­ren: Zum Podcast

(SRF2Kultur, 15.07 2022)

Sandro Koch

«Die Existenzgrundlage brach weg»

Sargan­ser absol­viert Spital­prak­ti­kum in Buenos Aires

Der 26-jährige Sandro Koch aus Sargans will Pater werden und absol­viert sein Novi­zi­at in Argen­ti­ni­en. Gera­de als die Corona-Pandemie Südame­ri­ka erreich­te, begann er ein Spital­prak­ti­kum als Hilfs­pfle­ger in Buenos Aires.

«Mein Prak­ti­kum hat kurz vor den ersten Covid19-Fällen in Südame­ri­ka begon­nen, ich habe die verschie­de­nen Phasen der Pande­mie haut­nah miter­lebt», erzählt Sandro Koch. Als Hilfs­pfle­ger ist er im öffent­li­chen Spital von Mar del Plata im Süden von Buenos Aires im Einsatz. «Unser Alltag war und ist weiter­hin sehr durch die Pande­mie einge­schränkt. Bis Mitte Juni war es uns nicht erlaubt für einen Spazier­gang aus dem Haus zu gehen. Ausflü­ge, Mess­be­su­che, Verwei­len am Strand und viele ande­re Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen in der Stadt sind nicht möglich. Zumin­dest darf man sich nun hier in Mar del Plata wieder zu Fuss ohne Einschrän­kun­gen – ausser dem Tragen des Mund­schut­zes – frei bewe­gen.» Das Land zu entde­cken oder Ausflü­ge zu machen, sei weiter­hin nicht möglich. «Nicht nur die Landes­gren­zen blei­ben vorerst geschlos­sen, sondern auch der Verkehr zwischen den Provin­zen und Städ­ten ist stark eingeschränkt.»

Krisen­er­probt

Der Sargan­ser erle­be Argen­ti­ni­en momen­tan als ein Land, welches sich einer­seits der Gren­zen der Gesund­heits­in­fra­struk­tur bewusst sei und sich deshalb an die stren­gen Hygie­ne­mass­nah­men halte, «ande­rer­seits aber schon seit eini­gen Wochen lang­sam der Quaran­tä­ne müde wird und sich nach der Norma­li­tät sehnt». «Dazu kommt die schwie­ri­ge wirt­schaft­li­che Lage, die viele Fami­li­en belas­tet», hält Sandro Koch fest. «Die Menschen in Argen­ti­ni­en sind aber Krisen­er­probt und dadurch viel­leicht etwas besser auf solche Momen­te vorbe­rei­tet als wir in Europa.»

Veral­te­te Infrastruktur

Sandro Koch bekommt bei seinem Prak­ti­kum im Spital unmit­tel­bar mit, wie das öffent­li­che Gesund­heits­sys­tem in Argen­ti­ni­en an veral­te­ter Infra­struk­tur und zum Teil auch an Mate­ri­al­man­gel leidet. «Deshalb war vor allem zu Beginn der Pande­mie die Stim­mung ange­spannt und viele Pfle­ge­rin­nen waren sehr besorgt und unsi­cher, weil sie schnell erkann­ten, dass das Gesund­heits­sys­tem für eine Pande­mie dieses Ausmas­ses nur schlecht vorbe­rei­tet war.» Schritt­wei­se seien die Hygie­ne­mass­nah­men im Spital verschärft und laufend der Situa­ti­on ange­passt worden. «Da in Mar del Plata sich die Fall­zah­len im nied­ri­gen einstel­li­gen Bereich belau­fen und diese Pati­en­ten alle entwe­der zu Hause oder in priva­ten Klini­ken der Stadt unter­ge­bracht wurden, kam das öffent­li­che Spital bis jetzt noch ohne inter­nier­te Fälle davon. Man ist selbst­ver­ständ­lich weiter­hin vorsich­tig, doch die gros­se Anspan­nung hat merk­lich abgenommen.»

Unge­wiss­heit

«Über 90 Prozent der Covid19-Fälle in Argen­ti­ni­en wurden bis jetzt im Gross­raum Buenos Aires regis­triert», so Sandro Koch, «deshalb traf es die Menschen hier am härtes­ten. Durch die lange, biswei­len sehr stren­ge Quaran­tä­ne­re­ge­lung brach vielen, vor allem armen Menschen, die Exis­tenz­grund­la­ge weg. Diese Perso­nen und Fami­li­en leben meist von der Hand in den Mund – sie leben von dem, was sie am Tag auf der Stras­se verkau­fen.» Während der Quaran­tä­ne sei diese Einkom­mens­quel­le fast ersatz­los wegge­fal­len. «Auch für den Mittel­stand – und ich würde sogar sagen für die Ober­schicht – ist diese Zeit mit Entbeh­run­gen und Unge­wiss­heit verbun­den. Denn nebst der Pande­mie droht Argen­ti­ni­en nach wie vor die Gefahr des Staatsbankrotts.»

Para­gu­ay und Chile

Eine vorzei­ti­ge Rück­kehr in die Schweiz sei für den 26-Jährigen Theo­lo­gen nie ein Thema gewe­sen: «Trotz allem habe ich mir hier immer sehr sicher und in ein gutes sozia­les Umfeld einge­bet­tet gefühlt.» Wenn alles nach Plan läuft, wird Sandro Koch Mitte August nach Para­gu­ay reisen, wo er das letz­te Semes­ter des Novi­zi­ats absol­vie­ren wird. «Danach geht es nach einem Feri­en­auf­ent­halt in der Schweiz für eine Vertie­fung meiner theo­lo­gi­schen Studi­en nach Chile. Ich darf diesen span­nen­den Konti­nent also noch etwas weiter und vertief­ter kennenlernen.»

Stephan Sigg

Sandro Koch (ganz rechts) absol­viert zusam­men mit ande­ren jungen Männern das Novi­zi­at in Südamerika.

Wichtige Arbeit der Schönstatt-Bewegung

Der Theo­lo­ge Sandro Koch (26) entschied sich «nach einem langen Prozess der Suche seiner persön­li­chen Beru­fung», in die Schönstatt-Bewegung einzu­tre­ten und Schönstatt-Pater zu werden. Während seines Aufent­hal­tes in Südame­ri­ka werde ihm deut­lich bewusst, wie wich­tig die kari­ta­ti­ve Arbeit der katho­li­schen Bewe­gung sei: «Sie enga­giert sich hier an mehre­ren Orten. In Argen­ti­ni­en leiten die Schönstatt-Marienschwestern Tages­schu­len und weite­re Bildungs­pro­gram­me in verschie­de­nen Armen­vier­teln von Buenos Aires.» Dane­ben gebe es viele Aktio­nen von Jugend­li­chen, Fami­li­en, Mütter­grup­pen, usw. die sich sozi­al enga­gie­ren. Viele dieser Projek­te laufen auch in Zeiten der Corona-Pandemie weiter. «Der Schönstatt-Bewegung kommt in der aktu­el­len Lage zugu­te, dass sie grund­sätz­lich laikal orga­ni­siert ist», sagt Sandro Koch, «so werden die soge­nann­ten «Laien» im Bewusst­sein für ihre kirch­li­che Rele­vanz gestärkt und ermun­tert, Kirche im Klei­nen zu sein: In der Fami­lie, in der Ehe, in der Jugend­grup­pe, in Müttergruppen.»

erscheint in der Pfar­rei­fo­rum Ausga­be 8/2020

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