Auch in diesem Sommer finden im Alpstein und in anderen Regionen des Bistums St.Gallen zahlreiche Berggottesdienste statt. Die Redaktion hat für Sie eine Übersicht für Juni bis September 2025 zusammengestellt.
Karfreitagseier sollen vor Unheil schützen. Peter Weber, Landwirt in Wildhaus SG, glaubt an die positiven Eigenschaften der Karfreitagseier. Er pflegt den Eierbrauch seit Kindesbeinen.
Von Armut betroffene Personen im Advent mit einem Paket überraschen: Die Idee von Andrea Stauss stösst auf grossen Anklang. Die St. Gallerin organisiert auch in diesem Jahr einen umgekehrten Adventskalender. Für die Aktion sucht sie Freiwillige.
Mina Inauen-Neff von Appenzell (73) singt den Betruf seit sie als zwölfjähriges Mädchen bei ihrem Vater auf der Alp gearbeitet hat. «Es hat sich so ergeben», sagt die Älplerin, die 2012 im Kinofilm «Alpsegen» porträtiert wurde.
Seit zwanzig Jahren verbringt Mina Inauen-Neff die Sommermonate zusammen mit ihrem Mann sowie rund 40 Tieren auf der Alp Streckwees (1257 m. ü. M) im Alpstein, wo sie jeden Abend den traditionellen Betruf durch den Trichter singt. Als Mesmerin ist sie zudem für die Berggottesdienste in der nahgelegenen Kapelle «Maria Heimsuchung» zuständig. Die pensionierte Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin ruft den Alpsegen aus tiefer, innerer Überzeugung: «Der Betruf gibt mir Kraft und ich kann damit meine Dankbarkeit ausdrücken. Wir sind in der Natur in Gottes Hand geborgen, aber wir sind nicht mehr als ein Teil davon.» Wer den Naturgewalten in der Bergwelt ausgesetzt ist, erlebt die eigene Existenz ganz bewusst als Teil des Ganzen. «Du bist nicht mehr als so ein Käfer – du bist anderen Lebewesen ebenbürtig und du sollst dich nicht als Beherrscher der Natur aufspielen», sagt sie.
Volkstümlicher Charakter
Den Betruf bezeichnet Inauen als «singendes Gebet», von dem man sagt, es sei doppelt so viel wert. Man bittet die Heiligen und Schutzpatrone, sie mögen Mensch, Tier und Alp von Ungemach fernhalten. Am besten gefällt ihr die Textstelle «Bhüets Gott allsame, seis Fründ oder Feind ond di lieb Mutter Gottes mit erem Chend», weil mit «allsame», alle gemeint sind und somit alle Menschen ins Gebet aufgenommen werden. «Wir bitten Gott, dass er uns alle beschützt und behütet», so Inauen. Der Wortlaut des Betrufs variiert von Region zu Region. Der Text des Innerrhoder Betrufs in der Fassung von 1948 stammt von Pater Erich Eberle und basiert auf der Melodie von Pater Ekkehard Högger, «wobei es bei der Tonlage schon kleinere Abweichungen gibt, je nachdem wer den Betruf ausruft», ergänzt Inauen. Der halb gesprochene, halb gesungene Alpsegen erhält zusammen mit dem mundartlich gefärbten Hochdeutsch seinen unverkennbaren, volkstümlichen Charakter.
Keine Sonderrolle als Frau
Üblicherweise ruft der Senn den Betruf aus. Dass sie die einzige Frau sein soll, die den Alpsegen pflegt, hat für sie wenig Bedeutung. Ihrer Meinung nach können Frauen und Männer gleich wohl beten. Es habe sich damals einfach so ergeben. Sie erinnert sich: «Als ich damals als zwölfjähriges Mädchen als ‹Handbueb› bei meinem Vater auf der Alp gearbeitet habe, hat mich der Milchkontrolleur eines Tages auf den Trichter angesprochen. Es herrschte schlechtes Wetter und er hatte gerade Zeit, mir den Betruf beizubringen.» Seither holt sie den Holztrichter jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr hervor und steht auf den Stein neben der Alphütte. «Ich mache es immer zu dieser Zeit – und ich mache es auch nicht den Touristen zuliebe früher oder später», sagt die Älplerin.
Tradition soll weitergehen
Sie wird heute noch oft auf ihre Rolle im Kinofilm «Alpsegen» von Bruno Moll angesprochen, der 2012 ausgestrahlt wurde. Es sei eine schöne Erfahrung gewesen, aber auch streng, weil sie vor laufender Kamera spontan auf tiefgründige Fragen antworten musste. «Ich habe sehr viele, positive Rückmeldungen erhalten und ich habe gemerkt, dass viele Leute nur wenig Ahnung vom Alpleben haben.» Laut Inauen zeigt der Film neben den schönen Seiten auch die anstrengende Arbeit und die unmittelbaren Gefahren in der Bergwelt. Wie es mit der Familientradition einmal weitergehen soll, weiss sie noch nicht. Wichtig sei ihr, dass der Alpsegen nicht zur Touristenaktion verkomme. «Ich bin zuversichtlich, dass diese schöne Tradition auf der Alp Streckwees weitergepflegt wird».
Egal ob Schlafstörungen, nervliche Belastungen oder Heuschnupfen – die Hausmittel aus dem Kloster St. Ottilia in Grimmenstein (Walzenhausen) haben schon vielen bei körperlichen Beschwerden geholfen. Sr. Daniela und Sr. Michaela geben dem Pfarreiforum einen exklusiven Einblick in den Klostergarten und die Herstellung der Hausmittel. Sie verraten, was das Besondere an Hausmitteln aus dem Kloster ist.
Sr. Daniela (links) und Sr. Michaela sind von Ostern bis Ende Oktober täglich im Garten des Klosters St. Ottilia, Grimmenstein, Walzenhausen anzutreffen.
In letzter Zeit kommen vermehrt Menschen zu uns, die von nervlichen Problemen, Schlappheit oder Husten geplagt sind», erzählt Sr. Michaela. Sie ist im Kloster Grimmenstein für die Herstellung und Produktion der Hausmittel verantwortlich. Die wichtigsten Zutaten dafür stammen aus ihrem Klostergarten. Für diesen ist Sr. Daniela zuständig. Der Garten ist für beide mehr als nur ein Arbeitsort. «Wenn endlich der Frühling kommt, können wir es meistens kaum erwarten, wieder im Garten zu sein und uns um die Pflanzen zu kümmern», sagt Sr. Daniela. Das weittläufige Grundstück mit Blick auf den Bodensee ist unterteilt in einen Kräuter- und einen Gemüsegarten. Über fünfzig Kräuter wachsen hier. Das Wissen über ihre Wirk- und Heilkräfte hat Sr. Daniela von ihren Vorgängerinnen gelernt und selber via Bücher und Internet erweitert. «Wir haben zwar alte Rezeptbücher, aber die Rezepte wurden immer mündlich weitergegeben», sagt sie. «Das Wissen um die Heilkräuter wird auch nicht innerhalb des Ordens oder mit anderen Klöstern ausgetauscht. Es sind die Rezepte von unserem Kloster.»
Sr. Michaela verantwortet den Laden mit den Heilmitteln.
Altbewährte Rezepte
Verschiedene Stärkungsmittel, Tees, Tropfen, Salben, Pulver und Balsam – das Sortiment des Klosters Grimmenstein ist gross. Eines wird dabei aber auch sichtbar: Es geht um eine ganzheitliche Medizin. Die Mittel zielen nicht nur auf das Lindern von bestehenden Beschwerden ab, sondern setzen bereits bei der Prävention an. Dazu gehört auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Neu produzieren die Schwestern auch Kräutersalze für die Küche. Schon immer sei die Herstellung von Hausmitteln ein wichtiges Aufgabengebiet im Kloster St. Ottilia Grimmenstein gewesen. Entstanden ist das Kapuzinerinnenkloster im Jahr 1378 aus einer kleinen Beginengemeinschaft (halbklösterliche Gemeinschaft). Mit dem Verkauf von Hausmitteln sei es aber erst in den 1950er-Jahren richtig losgegangen. An ihre Vorfahrinnen erinnert im Lager ein Regal mit 100-jährigen Tontöpfen. «Das ist aber nur zur Zierde, wir arbeiten heute mit anderen Behältern.» Auch wenn die Hausmittel auf altbewährten Rezepten beruhen, werden die Rezepte immer wieder weiterentwickelt und an den aktuellen Wissensstand angepasst. Die wichtigste Zutat sei jedoch immer das Gebet. «Wir beten bei jedem Arbeitsschritt.» Mit dem Warenlift, der vor ein paar Jahren eingebaut wurde, geht es vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss – dort haben Sr. Daniela und Sr. Michaela gerade frisch gepflückte Blüten zum Trocknen ausgelegt. Der Warenlift und die Anschaffung der einen oder anderen Maschine haben die Produktion vereinfacht, das meiste ist jedoch bis heute Handarbeit. Das sei körperlich manchmal anstrengend. «Doch es ist eine erfüllende Aufgabe und so etwas wie eine Berufung. Wir verstehen die Herstellung der Hausmittel als Dienst für die Menschen.» Motivierend seien für sie auch die Rückmeldungen, die sie bekommen: «Wir erfahren sehr viel Dankbarkeit – und dass die Menschen auf uns setzen, ist auch ein Ausdruck von Vertrauen.» Unterstützt werden die beiden Schwestern von zwei Angestellten, die stundenweise im Garten und in der Verarbeitung helfen. Der Verkauf der Hausmittel generiere für die Gemeinschaft ein wichtiges Einkommen. Trotzdem versuchen die Schwestern, die Produkte möglichst günstig anzubieten. «In unserer Gemeinschaft galt schon immer der Tenor: Die Produkte sollen für möglichst alle erschwinglich sein.»
Sr. Daniela legt im Dachstock die Blüten zum Trocknen aus.
Grosse Nachfrage
Im Unterschied zu anderen Klöstern hat das Kloster Grimmenstein keinen Shop – die Produkte werden an einem Schalter verkauft. «So können wir, wenn es gewünscht wird, die Menschen besser beraten», erklärt Sr. Michaela. Es gehe oft um viel mehr als nur um den Verkauf von Produkten: «Viele, die zu uns kommen, haben das Bedürfnis nach einem offenen Ohr: Sie möchten mit uns über ihre Sorgen und Nöte sprechen. Heute bleibt im Alltag oft kaum Zeit für Gespräche, deshalb ist es uns besonders wichtig, uns Zeit für die Menschen zu nehmen.» Das Angebot wird rege genutzt – es kommen Menschen aus der ganzen Deutschschweiz, aus dem benachbarten Vorarlberg und auch aus Deutschland. Viele würden durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf das Kloster aufmerksam. Zu den Kundinnen und Kunden gehören Menschen, die mit der Kirche verbunden sind, aber auch Kirchenferne und auch Angehörige von anderen Konfessionen und Religionen. Die beiden Schwestern nehmen wahr, dass sich in den letzten Jahren wieder ein neues Bewusstsein für die Heilkräfte der Natur entwickelt hat. Das ist auch beeinflusst von Papst Franziskus, der mit seinem Lehrschreiben «Laudato si» auf die Schöpfungsverantwortung und die Natur als Schöpfung Gottes aufmerksam gemacht hat. «Zudem hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass sich viele wieder vermehrt überlegen, wie sie die natürlichen Abwehrkräfte und das Immunsystem stärken können», so Sr. Daniela.
Über fünfzig Kräuter und Pflanzen wachsen im Kloster St. Ottilia, Grimmenstein, Walzenhausen
Jugendliche zu Gast
Sechs Schwestern leben heute im Kloster St. Ottilia. Wie viele andere Klöster sind sie auch hier mit dem steigenden Altersdurchschnitt der Mitschwestern und ausbleibenden Neueintritten konfrontiert. Trotzdem blicken Sr. Daniela und Sr. Michaela gelassen in die Zukunft. «Da unsere Klosterkirche auch Pfarrkirche ist, sind wir mit vielen Menschen in Kontakt», sagt Sr. Daniela, «Wir bieten regelmässig Klostertage für junge Frauen an.» Sr. Michaela ergänzt: «Zudem sind auch immer wieder Firmgruppen oder Schulklassen bei uns zu Gast. Das ist für uns auch eine Möglichkeit, auf unsere Tradition aufmerksam zu machen und die Bedeutung der Heilpflanzen aufzuzeigen.» Für die Jugendlichen sei das oft ganz neu, aber sie würden sehr interessiert reagieren. Die beiden Schwestern rechnen auch in Zukunft mit einer Nachfrage nach Hausmitteln, die auf altbewährten Rezepten basieren. Sr. Michaela öffnet eine Kiste – es riecht sofort intensiv nach Sommerwiese – und greift nach einer Verpackung. «Das ist eine Neuheit», sagt sie und lacht, «wir haben unsere Tees umbenannt. Jetzt trägt jeder Tee den Namen einer Heiligen.» Es gibt einen Klara-Tee, einen Brigida-Tee und natürlich auch einen Tee mit dem Namen der Klosterpatronin Ottilia. Die Heiligen-Namen sollen bei den Käuferinnen und Käufer die Wiedererkennung stärken, aber gleichzeitig auch noch mehr in den Fokus rücken: Die Hausmittel aus dem Kloster Grimmenstein sind ganz eng verwoben mit dem Glauben der Schwestern und der Spiritualität der Kapuzinerinnen-Gemeinschaft.
Die Teemischungen tragen neu den Namen von Heiligen.
Europäische Vereinigung für Traditionelle Europäische Medizin tagt in St. Gallen
In der medizinischen Prävention und Therapie wird das uralte Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen – das im europäischen Raum zum grossen Teil auf den Klöstern und berühmten kirchlichen Pionieren wie der Heiligen Hildegard von Bingen oder den Priestern Sebastian Kneipp und Johannes Künzle beruht – wieder neu entdeckt. Am 17. Juni 2023 hält die Europäische Vereinigung für Traditionelle Europäische Medizin TEM ihre Gründungsversammlung im Stiftsbezirk St. Gallen ab (Musiksaal des Dekanatflügels). Die Gründungsversammlung ist gleichzeitig eine Tagung, bei der Fachleute für TEM und interessierte Laien Wissen über die TEM austauschen und sie gemeinsam vorwärtsbringen, wie die Organisatoren auf ihrer Website schreiben. Es referieren verschiedene Expertinnen und Experten aus den Bereichen Pharmazie, Ernährungswissenschaften und Komplementärmedizin. Unter den Referenten ist auch Cornel Dora, Stiftsbibliothekar. Dieser spricht über das Kloster St. Gallen als ein Ort des Heilens im Frühmittelalter.
Im Dachsaal der Propstei St. Peterzell inszeniert der Künstler Det Blumberg Fundstücke aus Kirchen neu – und fordert zum kritischen Nachdenken auf.
«Wenn alte Zeiger stehen bleiben, muss etwas Neues kommen», sagt Det Blumberg, als er in den Dachsaal der Propstei St. Peterzell führt. Den bespielt der Künstler anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums der Kirche Peter und Paul vom 17. Mai bis 17. Dezember. Wer den Saal betritt, findet sich zunächst vor den zwei grossen, alten Uhrzeigern des Kirchturms und ist mittendrin im Thema der Ausstellung «Lichtblick Dorf 9» von Det Blumberg. Mit dieser möchte der 69-jährige Künstler mit Allgäuer Wurzeln zum kritischen Nachdenken auffordern: Wie soll Kirche sein, wenn sie auch in Zukunft bestehen möchte?
Vom Polizisten zum Künstler
Bevor es weiter durch die Ausstellung geht, öffnet Det Blumberg aber die Türe zu einer Kammer gleich neben dem Dachsaal. In der Kammer reihen sich unzählige Fundstücke aus der Propstei, wie alte Statuen von Heiligen, Kerzenständer, Kisten gefüllt mit Kreuzen und einige staubige Schränke. Zwischen all diesen Schätzen erzählt Det Blumberg, wie er Monate damit verbracht hatte, die Fundstücke zu sichten, interessante Gegenstände herauszusuchen und die Themen für die Ausstellung zu gestalten. Und er erzählt, wie er vor drei Jahrzehnten seinen Beruf als Einsatzleiter bei der Polizei aufgab, beschloss Kunst zu machen und während einer Reise in Mexiko überraschend Gott wieder fand. «Als Einsatzleiter stumpfte ich ab, wurde zu herrisch und konnte keine Kritik mehr dulden», sagt er. Auch aus der Kirche war Det Blumberg zu dieser Zeit ausgetreten. Zu vieles hatte ihn irritiert – so auch während einer Reise durch Mexiko. «Überall gab es diese grossen, prächtigen Kathedralen. Während einer Führung fragte ich mich, wo ich zwischen all dem Gold denn Gott finden soll und wollte zornig die Kathedrale verlassen», sagt er. «Dann stand ich dann plötzlich vor einer kleinen, mit buntem Papier, Glas und Saatgut ausgeschmückten Seitenkapelle. Es war, als ob mir Gott auf die Schultern gestupst und gesagt hätte: Da findest du mich.»
Fundstücke aus der Probstei, die Det Blumberg mit seiner Partnerin Claudia Gruber für die Ausstellung herausgesucht und zusammengestellt hat.
Ein leerer Tabernakel
Heute ist Det Blumberg wieder Kirchenmitglied. Auch Glaube und Kunst haben sich für ihn nach und nach zusammengefügt. In den vergangenen Jahren hat er zahlreiche Ausstellungen in Kirchen und Klöstern der Region realisiert. Altes zeigen vor modernem Kontext, ist eines der Themen, das sich durch seine Arbeiten zieht. So geht es auch in der Ausstellung in der Propstei von den Zeigern des Kirchturms weiter zu einer Art Altarraum. Dort stehen Kirchenbänke mit originalen, gusseisernen Seitenlehnen. Statt eines Altars findet sich aber ein Flachbildfernseher, in dem meditative Filmausschnitte zu sehen sind. In einer weiteren Ecke steht ein leerer und staubiger Tabernakel, in dem eigentlich die Hostien aufbewahrt werden. «Wo wohnt Gott?» – darüber sollen die Besucherinnen und Besucher hier nachdenken. Letzte Station ist ein langer Tisch mit zwölf grauen Stühlen und einem gelben Stuhl. Die Szene erinnert an das letzte Abendmahl. An den Wänden hängen Fotos von Det Blumbergs Partnerin Claudia Gruber – die beiden wohnen zusammen gleich gegenüber der Propstei. Die Fotos wurden alle im Umkreis von 500 Metern um die Propstei aufgenommen und halten in Farb- und Formfülle die Schönheit der Schöpfung fest. Det Blumberg sagt: «Die Fotos bringen Gott in den Raum. Das ist auch die Idee von diesem Tisch. Er lädt verschiedene Gruppen ein, sich hinzusetzten, zu diskutieren und sich über aktuelle Themen auszutauschen.»
Wieso uns die ganzheitliche Medizin des Mittelalters bis heute fasziniert und was wir aus Legenden der damaligen Zeit erfahren, sagt Stiftsbibliothekar Cornel Dora im Interview.
Klostermedizin und Naturheilkunde sind im Trend. Wie hängen aber Christentum und Medizin zusammen?
Cornel Dora: Wurde früher jemand krank, war es lange Zeit Aufgabe der Familie, diese Person zu pflegen. Erste Vorläufer von Spitälern gab es bei den Römern, wobei es dort vor allem um die Versorgung der Wunden der Soldaten ging. Als das Christentum aufkam, änderte sich das. Die Erzählung vom Barmherzigen Samariter im Neuen Testament beispielsweise ruft zur Nächstenliebe auf und erinnert daran, dass alle für ihre Mitmenschen verantwortlich sind. Es ist also Teil des christlichen Fundamentes, für Kranke und Arme da zu sein.
Cornel Dora
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Welche Rolle spielte das Kloster St. Gallen?
Cornel Dora: Das Kloster St. Gallen hatte ein grosses Einflussgebiet sowie den medizinischen Auftrag, für die Armen zu sorgen. Dabei müssen wir wissen, dass wer damals krank war mit grosser Wahrscheinlichkeit früher oder später auch arm wurde. Auf dem St. Galler Klosterplan von 825 waren eine Armenherberge, zwei Häuser für Aderlass und Baden, ein Ärztehaus für Operationen sowie ein Heilkräutergarten vorgesehen. Die Menschen im Umfeld des Klosters fanden hier auch Fachpersonal. Im 10. Jahrhundert war Notker, der Arzt aus St. Gallen, weit herum bekannt – er wirkte auch am Hof Ottos des Grossen. Zu Notker dem Arzt gibt es dazu zahlreiche Überlieferungen in der Stiftsbibliothek wie etwa jene des Herzogs von Bayern, der Notker testen wollte und ihm den Urin seiner gesunden Zofe statt seines eigenen gab. Nach der Untersuchung verkündete Notker, es sei ein Wunder geschehen, der Herzog erwarte ein Kind.
Das klingt eher nach einer Legende.
Cornel Dora: Ja, das mag sein. Aber, ob Legende oder nicht, belegen solche Überlieferungen, dass damals schon bekannt war, dass man im Urin eine Schwangerschaft ablesen konnte.
Welche weiteren medizinischen Handschriften sind in der Stiftsbibliothek erhalten?
Cornel Dora: Wir haben Überlieferungen von antiken und frühmittelalterlichen Rezept- und Arzneibüchern. Dazu gehört etwa das Liber Medicinalis, ein medizinisches Handbuch des römischen Gelehrten Quintus Serenus Sammonicus. Die Werke aus dieser Zeit zeigen auf, wie die Medizin bis ins Frühmittelalter mit Magie durchdrungen war. Gemäss dem Liber Medicinalis galt etwa das Wort Abrakadabra als Mittel gegen Malaria. Man schrieb das Wort auf eine Karte und wiederholte es immer wieder, wobei man jedes Mal einen weiteren Buchstaben wegliess. So wie das Wort sollte auch die Krankheit verschwinden.
Im Juni wird in der Stiftsbibliothek die Vereinigung für europäische traditionelle Medizin (TEM) gegründet. Wieso fasziniert uns traditionelle Medizin wie Klostermedizin bis heute?
Cornel Dora: Die heutige moderne Medizin ist wirkungsorientiert. Es gibt einen Wirkstoff, der die jeweilige Krankheit ganz gezielt bekämpft, möglichst ohne Nebenwirkungen. Viele Krankheiten sind aber komplexer und komplizierter. Im Mittelalter war die Medizin zwar weniger wirkungsvoll, sie schaute aber gemäss der damals verbreiteten 4‑Säfte-Lehre immer ganzheitlich auf den Menschen. Die Theorie ging davon aus, dass die Gesundheit des Menschen davon abhing, ob die vier Säfte Blut, Schleim (Phlegma), gelbe Galle (Cholera) und schwarze Galle (Melancholie) im Gleichgewicht waren. Basierend darauf bekamen die Erkrankten dann keinen einzelnen Wirkstoff, sondern einen Medikamentencocktail, welcher der oder dem Kranken insgesamt helfen sollte.
Sie sagen also, dass der ganzheitliche Ansatz heute zu kurz kommt?
Cornel Dora: Ich denke, dass der ganzheitliche Ansatz für viele Menschen heute zu kurz kommt und die traditionelle Medizin diesbezüglich positiv etwas beitragen kann. Es geht nicht darum, eine Ideologie zu pflegen, sondern das Potenzial dieses alten Wissens ergänzend zur sehr leistungsfähigen modernen Medizin zu nutzen. Dank unserer historischen Sammlung passen die Stiftsbibliothek und die Europäische Vereinigung für TEM gut zusammen.
1993 firmte Bischof Otmar Mäder in der Pfarrei Speicher-Trogen-Wald zum ersten Mal Jugendliche im Alter von 18 Jahren – eine absolute Premiere im Bistum St. Gallen. «Für uns ging es von Anfang an darum, Jugendliche ernst zu nehmen», so Pfarrer Josef Manser.
Drohbriefe, Beschimpfungen und emotionale Voten bei den Pfarreiversammlungen – Pfarrer Josef Manser erinnert sich noch gut an die Reaktionen, als das Seelsorgeteam die Pfarrei mit ihrer innovativen Idee konfrontierte: «Uns war es wichtig, dass das Experiment Firmung ab 18 von der ganzen Pfarrei mitgetragen wird. Als Matthias Angehrn und ich unsere Idee bei der ersten Pfarreiversammlung vorgestellt haben, gingen die Emotionen hoch. Manche Eltern fürchteten, dass sich mit dem neuen Modell niemand mehr firmen lässt.» Doch bald stellte sich heraus, dass es auch viele Befürworter gab. Grünes Licht gab es auch vom Bistum: «Bevor wir die Idee der Pfarrei vorstellten, holten wir das Einverständnis des damaligen Bischofs Otmar Mäder ab», so Josef Manser, «ich erlebte bei ihm eine grosse Offenheit für unser Experiment. Er liess uns machen.»
Pfarrer Josef Manser wagte 1993 zum ersten Mal das Experiment Firmung ab 18.
Sich den Lebensfragen stellen
Als junger Kaplan hatte Josef Manser in Flawil Firmungen von Primar- und Oberstufenschülerinnen und ‑schülern erlebt. «Das waren immer schöne Gottesdienste und die Verantwortlichen waren sehr kreativ», erinnert er sich, «aber die Kinder und Jugendlichen waren noch zu wenig reif, um sich ernsthaft mit diesem Sakrament auseinanderzusetzen und selbstständig dafür zu entscheiden. Man macht es, weil es alle machen oder weil die Eltern es einem raten.» Und: Viel zu oft seien die Firmgeschenke im Fokus gestanden. «In mir wuchs das Bewusstsein, dass Kirche in der Hinführung zum Glauben neue Wege suchen muss.» Im Alter von siebzehn und achtzehn Jahren ständen Jugendliche an einem anderen Punkt: «Sie sind in der Lehre oder an einer weiterführenden Schule und werden dort mit ganz anderen Erfahrungen konfrontiert. Sie müssen sich den grossen Lebensfragen stellen. Gerade in dieser Lebensphase ist es wichtig, jungen Menschen zu vermitteln: Du bist ein göttlicher Mensch. Du darfst Du mit deinen Erfahrungen sein. Du darfst zu dir finden.»
Besonderes Wir-Gefühl
Die Verantwortlichen machten sich daran, den ersten Firmweg zu konzipieren. «Wir hatten durchaus auch Zweifel, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wir hatten schlaflose Nächte», hält Josef Manser fest. Doch der Mut zahlte sich aus: Für den ersten Firmweg meldeten sich etwa achtzig Prozent der angeschriebenen Jugendlichen an. «Die Jugendlichen der ersten Jahrgänge wussten, dass sie Teil von etwas Neuem sind. Das sorgte für ein besonderes Wir-Gefühl.» Er habe schnell gelernt, dass man die jungen Menschen nicht unterschätzen sollte: «Es haben sich manche für den Firmweg angemeldet, mit denen ich nie gerechnet hätte.»
Selbstständiges Ja
Ein entscheidender Moment sei das Gespräch der Jugendlichen mit dem Bischof, dem Firmspender, gewesen: «Bisher hatte Bischof Otmar bei diesen Gesprächen immer Kinder vor sich, jetzt waren es junge Erwachsene. Er wurde mit anderen und zum Teil kritischen Fragen konfrontiert. Seine erste Reaktion nach dem Gespräch zu mir: Die sind noch nicht für die Firmung bereit. Doch dann wuchs doch das Bewusstsein, dass er es mit jungen Menschen zu tun hat, die sich differenziert mit dem Glauben auseinandersetzen und selbstständig Ja zur Firmung sagen.»
Für Pfarrer Josef Manser geht es darum, Jugendliche ernst zu nehmen.
Offenheit der Jugendlichen
Für Josef Manser gehe es darum, Jugendliche ernst zu nehmen. Ein Firmweg sei ein Dienst an den Jugendlichen: «Und zwar völlig absichtslos.» Eines hat ihn schon beim ersten Firmweg beeindruckt: «Die Offenheit der Jugendlichen. Es war ihnen ein Bedürfnis, über den Glauben und ihre persönlichen Fragen zu sprechen. Für diese ist ja sonst nirgends Platz.» Der Firmweg müsse jungen Menschen Räume eröffnen. «Der Firmweg ist so etwas wie ein Gefäss. Wie spannend die Programminhalte sind und ob irgendwelche besonderen Referenten eingeladen werden, ist meist zweitrangig», weiss er, «in den Feedbacks kam immer klar zum Ausdruck, dass die Jugendlichen es geschätzt haben, über ihre Fragen zu sprechen.» Und bei manchen prägen laut Josef Manser diese Erfahrungen langfristig das Bild von Kirche und Glauben. Bis heute habe er Kontakt zum einen oder andern Jugendlichen, der vor dreissig Jahren beim Firmweg mitmachte.
Ein Erfolgsmodell
Nach Speicher-Trogen-Wald starteten bald auch die Pfarreien Uzwil, Flawil, Herisau, Rorschach-Rorschacherberg mit dem Experiment Firmung ab 18. Und bald kamen weitere Pfarreien dazu. Bischof Ivo Fürer, ab 1994 Nachfolger von Bischof Otmar Mäder, entschied im April 2003, «Firmung ab 18» für das ganze Bistum einzuführen. «Er war persönlich vom Modell Firmung ab 18 überzeugt, aber die Grundlage dafür war, dass dieser Entscheid vom Seelsorge- und vom Priesterrat mitgetragen wird.» Firmung ab 18 ist ein Erfolgsmodell – nicht nur im Bistum St. Gallen: Inzwischen haben auch einige andere deutschsprachige Bistümer das Firmalter heraufgesetzt.
Wieso entscheiden sich junge Erwachsene für die Firmung? Und wie erleben sie den Firmweg mit den regelmässigen Treffen und den gemeinsamen Ausflügen? Darüber haben fünf Firmandinnen und ein Firmand der Firmgruppe in Buchs mit dem Pfarreiforum diskutiert.
Cecilia, Sara und Joanna, wieso habt ihr euch für den Firmweg entschieden?
Cecilia Weidmann (17): Das ist eine etwas spezielle Geschichte. Ich und Sara haben uns draussen vor der katholischen Kirche in Buchs getroffen. Wir waren beide nicht ganz sicher, ob wir die Firmung machen wollen. Daher diskutierten wir allgemein über Glauben und die Firmung. Als wir nach dem Gespräch hochschauten, hatten sich die Wolken wie zu einem Kreuz geformt. Es war ein Zufall, für uns aber ein Zeichen, dass wir die Firmung machen sollten.
Sara Brozvic (18): Unsicher waren wir, weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so viel mit dem Glauben zu tun hatten. Das ist alleine schon dadurch der Fall, dass es in der Lehre keinen Religionsunterricht mehr gibt.
Joanna Auer (18): Ich bin eine sehr rationale Person, die stark an die Wissenschaft glaubt. Trotzdem denke ich, dass es etwas Übermenschliches gibt, das nicht greifbar ist. Ich erhoffe mir, dass ich durch den Firmweg den Zugang dazu bekomme. Ausserdem will ich dadurch dem Glauben in meinem Leben mehr Raum geben. Wie Cecilia und Sara es schon gesagt haben, war man früher durch den Religionsunterricht automatisch näher an den Themen Religion und Glaube dran, hat sich aber mittlerweile etwas davon entfernt.
Sara Brozvic/ Cecilia Weidmann: «Wir waren zunächst unsicher, ob wir uns firmen lassen wollen, weil wir nicht mehr so viel mit dem Glauben zu tun hatten.»Joanna Auer: «Ich bin eine rationale Person, die stark an die Wissenschaft glaubt. Trotzdem denke ich, dass es etwas Übermenschliches gibt, das nicht greifbar ist.»
Also ist es für euch die Annäherung an den Glauben, die den Firmweg ausmacht?
Joanna Auer: Für mich ist es auch das Gemeinschaftserlebnis. Man kommt mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Ich finde es schön, dass man sich austauschen kann. Ich gehe an die Kantonsschule und habe im Alltag meistens einfach mit meinen Freunden zu tun. Durch den Firmweg konnte ich Personen kennenlernen, die eine Lehre machen. Da bespricht man auch einmal andere Themen. Eindrücklich fand ich diesbezüglich auch, dass wir während unserer Firmreise Einblicke in Institutionen für Menschen am Rande der Gesellschaft erhalten haben und mit Betroffenen diskutieren konnten.
Sara Brozvic: Das fand ich auch sehr spannend. Zudem haben wir auch selbst bei Aktionen wie dem Rosenverkauf am Fastenaktionstag mitgeholfen. Anders als Joanna sind Cecilia und ich aber erst nach der Firmreise mit einem Firm-Weekend in den Firmweg eingestiegen. Ich glaube, das Firm-Weekend war thematisch etwas gedrängter als die Firmreise, weil wir alles in zwei Tagen nachholen mussten, wofür die anderen eine Woche lang Zeit gehabt haben.
Cecilia Weidmann: Ja, im Wesentlichen ging es darum, uns über unseren Glauben auszutauschen. Das fand ich sehr spannend. Ich habe gemerkt, dass zwar alle an denselben Gott glauben, aber auf unterschiedliche Art und Weise.
Joanna Auer: Genau. Es ist mega spannend zu sehen, wie die verschiedenen Personen den Glauben im Alltag unterschiedlich leben. In unserer Firmgruppe gibt es einige, die jeden Tag beten und regelmässig in Gottesdienste gehen, und für andere ist das nicht so wichtig.
Habt ihr mal gezweifelt, ob der Entscheid für den Firmweg richtig war?
Sara Brozvic: Bei mir gab es solche Momente. Vor allem wenn ich während meiner Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit eine strenge Woche hatte und dann noch am Wochenende ein Treffen für den Firmweg bevorstand. Aber die Treffen haben sich jedes Mal gelohnt.
Cecilia Weidmann: Ich mache ebenfalls eine Lehre als Fachfrau Gesundheit und hatte diese Gedanken auch. Ich glaube ausserdem, man ist hin und wieder in Bezug auf den Firmweg unsicher, weil man denkt, man kann ja auch alleine glauben, ohne irgendwo teilzuhaben. Aber es ist dann eben doch besser, wenn man Teil einer Gruppe ist.
Joanna Auer: Bei mir gab es diesen Moment auch, vor allem weil man mit dem Firmweg ja Verpflichtungen eingeht. Die Firmtreffen sind etwas Schönes. Aber trotzdem sind sie auch leicht mit Druck verbunden, im Sinne von «Ihr müsst das machen, damit ihr gefirmt werdet». Dann denke ich mir, wie du Cecilia gerade auch gesagt hast, Glaube ist so etwas Persönliches, da sollte mir ja niemand etwas vorgeben. Aber Grund, mich nicht firmen zu lassen, waren diese Überlegungen nie.
Wie hat sich durch den Firmweg eure Sicht auf Kirche und Glaube verändert?
Joanna Auer: Da komme ich nochmals auf die Gassenküche zurück. Wir haben durch den Firmweg viele Einblicke erhalten, was die Kirche alles macht. Kirche besteht nicht einfach nur aus Gottesdiensten, die bei vielen Jugendlichen vielleicht ein Gefühl der Langeweile auslösen. Kirche ist vielfältig. Das fand ich schön zu entdecken.
Cecilia Weidmann: Bei mir ist es eher, dass ich selber gemerkt habe, woran ich glaube. Dieser Prozess hat am Firm-Weekend angefangen, als ich mit Sara über meinen Glauben redete. Obwohl wir befreundet sind, war das bislang nie Thema.
Sara Brozvic: Ich sehe durch den Firmweg, was Kirche auch noch ist und wie wichtig schon kleine Gesten sind. Kirche besteht nicht nur aus Bibellesen, sondern wie im Fall der Gassenküche auch daraus, sich für andere einzusetzen.
Eindrücke vom Firmweg Buchs
Simon, Yaritza und Serena, wie war das bei euch, hattet Ihr Aha-Erlebnisse in Bezug auf Kirche und Glaube?
Simon Tinner (17): Eigentlich nicht. Ich ministriere seit meiner 1. Kommunion und bin stark mit der Kirche in Kontakt. Mein Bild über die Kirche habe ich mir schon vor dem Firmweg gemacht, es hat sich jetzt nicht verändert. Aber ich würde sagen, mein Bild von Kirche und Glaube hat sich bestätigt und noch etwas intensiviert.
Yaritza Brisita (17): Bei mir ist es genauso. Durch den Firmweg bin ich einfach näher bei Gott, alleine dadurch, dass wir uns an den Treffen regelmässig über den Glauben ausgetauscht haben. Das geht im Alltag sonst eher unter. Mir war bewusst, dass die Kirche viele verschiedene Dinge macht, aber nicht, wie vielfältig diese sind und was etwa Seelsorgende alles leisten. Ich mache eine Ausbildung zur Assistentin Gesundheit und Soziales. Als einer unserer Bewohner der Einrichtung, für die ich arbeite, ins Spital kam, besuchte ihn dort ein Seelsorger. Er redete mit ihm und hielt seine Hand. Ich fand das so schön zu sehen und vor allem zu merken, wie gut ihm das tat.
Serena Rei (17): Ich schliesse mich Simon und Yaritza an. Die Kurse haben mich näher zu Gott gebracht. Aber meine Sicht auf die Kirche hat sich nicht verändert.
Der Ausflug ins Kloster Einsiedeln und der Besuch in der Gassenküche haben Yaritza Brisita und Serena Rei während des Firmwegs mitunter am meisten beeindruckt.Simon Tinner: «Für mich ist die Firmung der nächste Schritt und gehört einfach dazu.»
Was war euer Grund, euch für den Firmweg zu entscheiden?
Yaritza Brisita: Ich habe mich für den Firmweg entschieden, weil ich getauft bin und die Erstkommunion gemacht habe. Die Firmung ist jetzt wie der nächste Schritt. Auch in meiner Familie sind alle gefirmt und ich möchte später einmal in der Kirche heiraten. Für mich gehört die Firmung also einfach dazu.
Serena Rei: Auch für mich war es einfach klar, dass ich mich firmen lassen möchte. Ich bin Italienerin und meine Familie ist sehr katholisch. Zuerst überlegte ich, ob ich mich in Italien firmen lassen möchte, weil das dort schon früher möglich ist als hier mit 18 Jahren. Aber dann stand die Lehrstellensuche an und es wäre zu viel gewesen. Daher habe ich mich für den Firmweg ab 18 entschieden.
Simon Tinner: Auch für mich ist die Firmung der nächste Schritt und gehört einfach dazu. Ich möchte mein ganzes Leben bei der Katholischen Kirche mit dabei sein und mit Gott in Verbindung sein.
Das klingt nicht danach, als ob ihr jemals am Firmweg gezweifelt habt?
Serena Rei: Nein, am Firmweg selbst habe ich nicht gezweifelt. Aber verunsichert hat mich, ob ich von meinem Arbeitgeber im Bereich Detailhandel die freien Tage bekommen würde, die ich für den Firmweg brauchte, und ob sich alles, also Firmweg und Ausbildung, vereinbaren lässt.
Yaritza Brisita: Ich habe mich schon im Vorfeld gefragt, ob ich immer Lust oder Zeit haben werde, an den Treffen teilzunehmen. Aber Zweifel waren das nicht wirklich, denn die Firmung ist etwas, das ich machen will.
Simon Tinner: Es gab auch bei mir Momente, in denen es zum Beispiel gelegener gewesen wäre, für eine Prüfung an der Kantonsschule zu lernen oder etwas anderes zu machen, statt abends an ein Firmtreffen zu gehen. Für mich ist aber klar, dass ich die Firmung machen möchte. Ausserdem redet man an den Treffen über Dinge, die sonst im Alltag eher untergehen, und es gibt einem jedes Mal neue Denkanstösse, wenn man hier ist.
Was hat euch während des Firmwegs am meisten überrascht? Was war spannend?
Simon Tinner: Spannend am Firmweg ist definitiv, andere und neue Einblicke zu bekommen, wie zum Beispiel in den Alltag von Personen am Rande der Gesellschaft. Wir haben über Suchtproblem diskutiert oder darüber, wie es ist, in der Schweiz von Armut betroffen zu sein. Eindrücklich war, dass wir direkt mit Betroffenen reden konnten.
Serena Rei: Mir gefiel das Firm-Weekend und der Besuch in St. Gallen bei der Gassenküche am besten. Für mich war es aber auch überraschend und schön zu sehen, dass es so viele verschiedene Einstellungen zum Thema Glaube in unserer Firmgruppe gibt. Trotz der Unterschiede sind wir alle auf demselben Weg. Ausserdem war ich am Anfang schüchtern und zurückhaltend. Dass nun alle locker miteinander reden, zeigt für mich, dass in der Gruppe ein Zusammenhalt entstanden ist.
Yaritza Brisita: Eine der schönsten Erlebnisse war für mich definitiv der Ausflug ins Kloster Einsiedeln. Die Grösse und Schönheit und die Gespräche mit den Mönchen haben mich beeindruckt. Wie Serena war auch ich am Anfang des Firmwegs sehr zurückhaltend. Aber nach und nach lernt man die verschiedenen Menschen und ihre Einstellungen kennen. Dass alle so offen sind und «sich selbst zu öffnen» gar nicht so schlimm ist, hat mich dann doch überrascht.
Zusammen Zeit verbringen, ein Glücksbringer oder ein finanzieller Zustupf: Was schenkt man jungen Menschen zur Firmung? Barbara Gahler, Firmverantwortliche in Teufen, Bühler, Gais und Mörschwil, gibt Tipps, was zu diesem Schritt ins Erwachsenenleben passt.
Gemeinsames Essen
Barbara Gahler hat bei ihren Firmgruppen nachgefragt: «Die Firmandinnen und Firmanden erwarten grundsätzlich keine Geschenke, jedenfalls nicht im grossen Stil. Einige von ihnen hätten bei älteren Geschwistern oder Freunden miterlebt, dass diese zur Firmung etwa ein Buch oder einen kleinen Geldbetrag erhalten haben. Für die meisten ist das gemeinsame Essen und Feiern das Wichtigste an diesem Tag.» Sie habe auch erfahren, dass sich die Jugendlichen im Anschluss an die Familienfeier eine Party mit Freunden wünschen. Die Eltern würden dann anstelle eines Geschenkes die Kosten für die Party übernehmen. Im Vordergrund stehen offenbar die Erlebnisse und der emotionale Wert, nicht materielle Geschenke, die man im Laden um die Ecke kaufen oder online bestellen kann. Gahler weiss auch, dass die Beziehung zu den Firmpatinnen und ‑paten eine grosse Rolle spielt. Oft sind es Eltern, Geschwister, der Partner oder jemand aus dem Freundeskreis. Die Jugendlichen suchen sich bewusst nahestehende Menschen aus, auf die sie sich in jeder Hinsicht verlassen können. «Sie sehen die Beziehung als wertvollstes Geschenk an.»
Schmuck
Ein Schmuck-Geschenk muss nicht immer aus teuren Diamanten bestehen. Ausgewählte Glücksbringer als Anhänger, Ketten und Armbänder können einen persönlichen Wunsch für Glück, Schutz, innere Kraft und Mut überbringen. «Die klassischen Geschenke wie eine elegante Armbanduhr oder ein Schmuckstück mit religiösem Motiv sind häufig nicht mehr gewünscht. Modeschmuck ist hingegen beliebt», sagt Gahler.
Finanzieller Zustupf
Junge Leute haben grosse Pläne. Bestenfalls kann man sie dabei tatkräftig und mental unterstützen. Manchmal ist auch eine finanzielle Beteiligung ein willkommenes Geschenk. Ein Grosi hat Gahler einmal erzählt, dass sie ihrem Grosskind zur Firmung einen Betrag für die Autoprüfung geschenkt habe. «Das fand ich sehr passend», sagt sie.
Möbelstück
Von einer Familie hat Gahler erfahren, dass die geladenen Gäste sich für ein gemeinsames Geschenk entschieden haben. Sie haben die Firmandin mit einem Möbel überrascht. Ein Bett, ein Nachttisch, ein Schrank oder ein Sideboard: Ein Möbel ist auf alle Fälle ein nachhaltiges Geschenk, das langfristig an die Firmung und Firmgäste erinnert. Allenfalls kann es auch ein massgefertigtes Möbelteil vom Schreiner sein.
Gemeinsame Zeit
Ein Gutschein für eine gemeinsame Aktivität hat eine besonders persönliche Note. Der Schenkende überlegt sich nämlich, «über was würde er oder sie sich freuen?» Je nach Vorliebe kann dies ein gemeinsames Essen, eine Bergtour, eine Städtereise, ein Freizeitkurs, ein Musical- oder Konzertbesuch, eine Shoppingtour oder ein Wellnesstag sein.
Symbolisches Geschenk
Symbolische Geschenke stehen als Zeichen der Zuneigung und Verbundenheit. Ein solches Geschenk kommt von Herzen und hat einen hohen, emotionalen Wert. Dies kann ein Talisman oder eine Pflanze sein oder etwas Selbstgefertigtes, wie beispielsweise ein Traumfänger, ein Gemälde oder ein Gedicht.
Text: Katja Hongler
Bild: Pixabay.com
Veröffentlicht: 20.04.023
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