Julia Pfister (25), Sozialpädagogin aus Kaltbrunn, und Valentin Kölbener (27), Student an der Uni St. Gallen, haben momentan in ihrer Freizeit viel zu tun: Sie sind Teil des OKs des Weltjugendtags, der Ende April bis zu 800 Jugendliche in die Gallusstadt locken soll.
Am Weltjugendtag lernst du Gleichaltrige kennen, für die der Glaube ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist», sagt Julia Pfister, die schon an mehreren Schweizer Weltjugendtagen (WJT) teilgenommen hat, «viele junge Menschen fühlen sich vor Ort in ihren Pfarreien manchmal etwas allein. Aber beim WJT machst du die Erfahrung: Es gibt viele andere, die denken und fühlen wie ich. Man spürt für einmal deutlich, dass die Kirche lebt.» Die Sozialpädagogin hat seit 2013 keinen WJT verpasst und hat auch schon an einem internationalen WJT teilgenommen (siehe Kasten). Sie weiss aus eigener Erfahrung: «Man knüpft Kontakte, die über den WJT hinaus bestehen. Manchmal entwickeln sich daraus sogar Freundschaften.»
Regionalbezug
Die meisten Teilnehmenden haben einen direkten Bezug zur katholischen Kirche. Einige engagieren sich auch in ihren Pfarreien ehrenamtlich – so wie Julia Pfister, die als Jugendliche ministriert und bei der Schönstatt-Bewegung mitgewirkt hat. Sie ist überzeugt, dass der WJT aber gerade auch für Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, eine tolle Chance sei. Der Weltjugendtag in St. Gallen steht unter einem besonderen Zeichen: Er findet im Rahmen des Jubiläums 175 Jahre Bistum St. Gallen statt. «Ein glücklicher Zufall, der viele Chancen eröffnet», sagt der Stadtsanktgaller Valentin Kölbener, «vielleicht werden so Jugendliche auf uns aufmerksam, die den WJT bisher noch nicht gekannt haben.» Das OK und das Bistum haben den Jugendanlass von Anfang an gemeinsam geplant. «Dem Bistum war es wichtig, dass sich alle Jugendlichen willkommen fühlen und dass Redner aus der Region mitwirken», so Julia Pfister, «mit Sebastian Wetter, Kaplan in der Seelsorgeeinheit Gaster, und Abt Emmanuel vom Kloster St. Otmarsberg in Uznach konnten wir zwei spannende Speaker finden.» Der Bistumsbezug wird auch bei den Workshops sichtbar. So gibt es unter anderem auch einen Workshop zur Bistumsheiligen Wiborada und die DAJU, die Fachstelle für kirchliche Jugendarbeit im Bistum St. Gallen, stellt ihr Projekt Churching vor.

Christlicher Hip-Hop
Viele junge Menschen tun sich heute schwer mit dem Glauben und wünschen sich von der katholischen Kirche Reformen. Haben diese Anliegen auch Platz am WJT? «Wir sind keine politische Veranstaltung», hält Valentin Kölbener fest, «das gemeinsame Feiern von Jesus Christus und den Glauben leben stehen im Fokus. Wir wollen jungen Menschen zeigen: Wir alle sind Kirche und Jesus Christus verbindet uns.» Aber unter den 42 Workshops gebe es auch das eine oder andere Angebot, bei dem die kritische Auseinandersetzung ihren Platz habe. Zum Beispiel gebe es einen Workshop zur «Würde und Berufung der Frau». Neben den Gottesdiensten, Lobpreis und Workshops sind auch die Konzerte wichtige Programmpunkte: «Mit den O’Bros konnten wir ein christliches Hip-Hop-Duo aus Deutschland engagieren, das die jüngere Zielgruppe anspricht», so Valentin Kölbener. Seit Anfang März können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anmelden. Der Student freut sich: «Die Resonanz ist positiv. Man spürt, dass bei vielen das Bedürfnis gross ist, nach dem langen Corona-Unterbruch wieder vor Ort ein gemeinsames Fest zu erleben.»
22. – 24. April 2022
Zum Weltjugendtag – in und rund um die Kathedrale – sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 35 Jahren eingeladen. Dank freiwilliger Gastfamilien können die Teilnehmenden während des Wochenendes kostenlos in St. Gallen übernachten. Der WJT beginnt am Freitag mit einem Konzertabend. Der WJT findet jedes Jahr an einem anderen Ort in der Schweiz statt. Er ist die nationale Durchführung des internationalen WJT, bei dem Jugendliche aus der ganzen Welt zusammenkommen – das nächste Mal im August 2023 in Lissabon.
→ Infos und Anmeldung: www.weltjugendtag.ch
Text: Stephan Sigg
Fotos: Benjamin Manser