Von Armut betroffene Personen im Advent mit einem Paket überraschen: Die Idee von Andrea Stauss stösst auf grossen Anklang. Die St. Gallerin organisiert auch in diesem Jahr einen umgekehrten Adventskalender. Für die Aktion sucht sie Freiwillige.
«Ich hatte mit 20 bis 30 Weihnachtspäckli gerechnet. Am Schluss waren es viel mehr. Das hat mich sehr motiviert», sagt Andrea Stauss. Die St. Gallerin hatte im Dezember 2020 zum ersten Mal die Idee eines «umgekehrten Adventskalenders» lanciert (siehe Pfarreiforum 12/20). Sie sei sehr berührt davon gewesen, wie viele Personen sich bei ihr meldeten, um mit einem Geschenk von Armut betroffene Personen während der Weihnachtszeit zu überraschen. In Österreich und Deutschland sind «umgekehrte Adventskalender» schon seit einigen Jahren populär. In der Schweiz hingegen gehört Andrea Stauss zu den ersten, die dieses Konzept umsetzen. Die Initiantin konnte letztes Jahr die Caritas St. Gallen-Appenzell als Partnerin gewinnen und auch dieses Jahr klappt die Zusammenarbeit. Caritas St. Gallen-Appenzell erklärte sich im vergangenen Jahr bereit, die Pakete zu sammeln und an von Armut betroffene Menschen weiterzuleiten. Über hundert Pakete sortierten Mitarbeitende nach Regionen. Ein Team freiwilliger Helferinnen und Helfer verteilte die Geschenke an Haushalte im ganzen Bistum. «Für mich war das schönste, die Dankbarkeit der Helfenden und Geschenkespendenden erleben zu können. Alle waren glücklich darüber, während der Weihnachtszeit etwas für andere tun zu können», sagt Andrea Stauss.

Viele neue Abgabestellen
In diesem Jahr haben Andrea Stauss und das Team der Caritas den Ablauf der Aktion optimiert. So konnten verschiedene kirchliche Sozialdienste für die Geschenkverteilung ins Boot geholt werden. Diese leiten die Geschenke gleich selber an die entsprechenden Personen weiter. So gibt es neu nicht mehr nur Abgabestellen in der Stadt St. Gallen, sondern auch an weiteren Orten wie Rorschach, Goldach, Herisau, Bühler und Wil. «Die Idee ist, dass auf diese Weise unnötige Wege eingespart werden. Die Geschenke müssen nicht zuerst nach St. Gallen gebracht und dann wieder in die Regionen verteilt werden», sagt die 46-Jährige, die sich privat schon länger mit Nachhaltigkeitsthemen und bewusstem Konsum beschäftigt.
Ein Paket mit 24 Dingen
Wer für die Aktion «umgekehrter Adventskalender» ein Paket abgibt, erfährt nicht, wer es bekommt. Wenn möglich erhalten die Paketspendenden jedoch einige Informationen, ob es sich um eine Familie oder eine Einzelperson handelt. Dementsprechend packen die Schenkenden ein Paket, das aus 24 Dingen besteht. Laut Andrea Stauss sind vor allem alltägliche Dinge und Grundnahrungsmittel gefragt wie beispielsweise Reis, Nudeln, Seife oder Farbstifte. Natürlich dürfe ein Paket auch einmal etwas Spezielles enthalten.
Kindergärtler machen mit
Wer ein solches Paket zusammenstellen möchte, soll sich im Vorfeld über die Email-Adresse umgekehrteradventskalender@posteo.de bei Andrea Stauss melden. Interessierte erhalten dann alle weiteren Infos rund um Abgabestelle, Verpackung, Inhalt und Gewicht. Die Verpackung muss etwa aus einer stabilen Kartonschachtel bestehen und das Paket soll insgesamt nicht mehr als zehn Kilogramm wiegen. Andreas Stauss ist überzeugt, dass die Aktion auch in diesem Jahr auf grossen Anklang stossen wird. Bereits wurde sie von einem Kindergarten kontaktiert, der ein Päckchen gestalten möchte. «Die Idee des umgekehrten Adventskalenders überzeugt so viele Personen, weil sie damit etwas Konkretes und Fassbares für andere in der Region tun können», sagt sie. «Das erzeugt Nähe. Und darum geht es ja in der Weihnachtszeit: Dass jene, die mehr haben, von Armut betroffenen Personen etwas schenken.»
Text: Nina Rudnicki
Bilder: zVg.
Veröffentlicht: 24.11.2021
Aktualisiert: 12.11.2024