Durch ihr kirchliches Engagement hat die Bernerin Kathrin Brouwer schnell Anschluss im Sarganserland gefunden. Seither gibt sie der Kirche viel zurück. Seit 15 Jahren etwa ist die 80-Jährige die gute Seele hinter dem Suppentag in Sargans.
«Ich weiss, was es heisst, arm zu sein, und habe daher Verständnis und Mitgefühl für die Menschen, die wenig haben und arm aufwachsen. Ich habe selbst erlebt, was es bedeutet, wegen Armut auf Ablehnung zu stossen.» Kathrin Brouwers Stimme ist leise, wenn sie von ihrer Kindheit spricht. Aufgewachsen als Tochter eines Heimarbeiters in der Stadt Bern, war das Geld in ihrem Elternhaus stets knapp. Hilfe von aussen gab es keine. Diese Zeit hat die heute 80-Jährige geprägt. Ihre Gedanken sind oft bei den weniger Privilegierten unserer Gesellschaft.
Suppenworkshop besucht
Seit 15 Jahren engagiert sich Kathrin Brouwer für die OeME Sargans (Ökumene, Mission und Entwicklung Sargans) der reformierten Kirche und organisiert und plant zusammen mit ihrer Team-Kollegin den Suppentag, an dem Geld gesammelt wird für die ökumenische Fastenkampagne. In Sargans findet dieser traditionsgemäss am ersten Sonntag nach Aschermittwoch statt. «Als ich für die OeME zugesagt habe, war ich mir nicht bewusst, was auf mich zukommt. Eines ergab das andere. Mitglieder kamen und gingen. Ich bin geblieben», so Kathrin Brouwer.
Sie freut sich auf den Suppentag. Kürzlich hat sie in Baden den Suppenworkshop von Fastenaktion und HEKS besucht – dies, obwohl sie die Suppe für den Suppentag in Sargans nicht selbst zubereitet. Seit vergangenem Jahr ist die ortsansässige Pfadi dafür zuständig, in den Jahren davor waren es die Hobbyköche von Sargans.
Kirche, ein Stück Heimat
Kathrin Brouwer ist eine Kämpfernatur. Mit 25 Jahren fand sie durch ihren Ehemann den Weg ins Sarganserland. Sie fühlte sich einsam, hatte keine Freunde und Bekannte. Damals begann ihre Verbindung zur Kirche. «Ich wollte mich der Gesellschaft anschliessen und musste mich integrieren. Die Kirche half mir sehr dabei. Sie war für mich ein Stück Heimat.» Die Ernüchterung kam allerdings schnell. «Ich hatte stets viele Ideen, aber nicht alle wurden aufgenommen.» Sie habe auch grosses Glück in ihrem Leben gehabt, sagt Kathrin Brouwer. Als Anfang der 1970er-Jahre im Sarganserland eine Musikschule aufgebaut wurde, konnte sie den Ausbildungskurs zum Erteilen von Blockflötenunterricht besuchen und bis zur Pensionierung als Flötenlehrerin dort unterrichten. Nebenher hat sie die Singschule St. Gallen und das Kirchenmusikseminar mit Diplom abgeschlossen. «Die Geburt meiner zwei Kinder hat meinem Leben aber den grössten Sinn gegeben.»
Zusammenarbeit stärken
Kathrin Brouwer ist ihren Weg gegangen. Nebst der Arbeit in der OeME ist sie in den monatlich stattfindenden, ökumenischen Abendmeditationen «Schweigen und Hören» musikalisch und manchmal auch inhaltlich tätig. Sie engagiert sich mit viel Herzblut für die Kirche, weiss aber, dass dies kein dauerhafter Zustand ist. «Es ist eine Frage der Zeit. Ich weiss nicht, wie lange ich das vor allem gesundheitlich noch machen kann.» Für die Zukunft hat die vife Seniorin einen grossen Wunsch: «Der ökumenische Gedanke soll in der Kirche mehr zum Tragen kommen und die Zusammenarbeit muss gestärkt werden. Wir glauben schliesslich alle an dasselbe und haben dieselben Sorgen und Probleme.»