Pompös, aber auch innig

Der neue Domor­ga­nist Chris­toph Schön­fel­der sagt, was ihn am ­Orgel­spie­len faszi­niert und wieso er ­dafür von München nach St. Gallen ­gezo­gen ist.

Abends, wenn die Kathe­dra­le in St. Gallen ihre Türen für die Öffent­lich­keit schliesst, setzt sich Chris­toph Schön­fel­der jeweils an die Orgel und übt. «Es ist die Zeit, in der ich mich ohne Neben­ge­räu­sche auf das Instru­ment einlas­sen und es kennen­ler­nen kann», sagt der neue Domor­ga­nist. Der 31-Jährige hat die Stel­le Anfang August ange­tre­ten. Im vergan­ge­nen Jahr hat er sich dafür gegen 26 Mitbe­wer­ben­de durch­ge­setzt. In der Kathe­dra­le befin­den sich die zwei histo­ri­schen Bossard-Orgeln sowie die Kuhn-Orgel von 1968. Für Chris­toph Schön­fel­der war das ein Grund, sich in St. Gallen zu bewer­ben und dafür seine Stel­le als Dozent für Litur­gi­sches Orgel­spiel und Orgel­im­pro­vi­sa­ti­on an der Hoch­schu­le für Musik und Thea­ter in München aufzugeben.

Was Mensch­sein ausmacht

Was faszi­niert ihn an dem pompö­sen Instru­ment? «Klar, je mehr Regis­ter man zieht, desto mäch­ti­ger erklingt die Orgel», sagt er und fügt an: «Gleich­zei­tig ist es aber auch ein sehr inni­ges und feines Instru­ment mit vielen verschie­de­nen Klang­far­ben.» Als Orga­nist fühle er sich wie ein Diri­gent, dessen Orches­ter die Orgel ist. «Mit der Zeit lernt man dieses Orches­ter sehr gut kennen. Setzt man sich dann aber an eine ande­re Orgel, ist das so, als ob man mit einem komplett neuen Orches­ter arbei­tet», sagt er. Das Orgel­spie­len ist für Chris­toph Schön­fel­der auch ein Weg, sich mit dem Thema «Mensch­sein» ausein­an­der­zu­set­zen. Viele der Kompo­nis­ten wie etwa Bach, Reger oder Messiaen würden in ihren Werken Gottes­be­geg­nun­gen beschrei­ben. «Es geht um Themen wie Glau­be, Zwei­fel und Hoff­nung. Als Musi­ker, der ein neues Stück einstu­diert, setzt man sich also auto­ma­tisch mit diesen gros­sen Fragen der Mensch­heit ausein­an­der und damit, was der Kompo­nist mit dem Stück sagen will», sagt er.

Von den Eltern inspiriert

Für die Orgel begeis­tert sich Chris­toph Schön­fel­der seit seiner Kind­heit. Aufge­wach­sen ist er im bayri­schen Lands­hut. Seine Eltern sind Orga­nis­ten bezie­hungs­wei­se Kirchen­mu­si­ker. «Ich sass schon als Fünf­jäh­ri­ger in der Kirche, sah meinem Vater beim Spie­len zu und wuss­te, dass ich das auch machen will», sagt er. Später studier­te er Orgel, katho­li­sche Kirchen­mu­sik und Klavier in München und gewann zahl­rei­che Orgel­im­pro­vi­sa­ti­ons­wett­be­wer­be. Die Freu­de bei seiner Fami­lie über­wiegt, dass Chris­toph Schön­fel­der für die neue Stel­le nun nach St. Gallen gezo­gen ist. Bei seinem Antritts­kon­zert als neuer Domor­ga­nist am 24. Septem­ber 2023 in der Kathe­dra­le werden sie auch mit dabei sein. Er sagt: «Mit der neuen Stel­le ist für mich ein Traum in Erfül­lung gegan­gen. Ich kann sowohl an der Diöze­sa­nen Kirchen­mu­sik­schu­le in St. Gallen unter­rich­ten als auch bei der musi­ka­li­schen Mitge­stal­tung der Litur­gie Teil sein.»

Text: Nina Rudnicki

Bild: zVg. / Matthi­as Jud

Veröf­fent­li­chung: 16. Juli 2023

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
Webergasse 9
9000 St.Gallen

+41 71 230 05 31
info@pfarreiforum.ch