Neue Wege zur Erstkommunion

Zahl­rei­che Kinder und Fami­li­en feiern in diesem Früh­ling Erst­kom­mu­ni­on. Worauf freu­en sie sich? Was bedeu­tet ihnen das Fest? Das Pfar­rei­fo­rum hat den Eltern-Kind-Vorbereitungstag in Nieder­uz­wil besucht und den neuen ausser­schu­li­schen Erst­kom­mu­ni­on­weg kennengelernt.

Es duftet nach frisch­ge­ba­cke­nem Brot. Im Eingangs­be­reich des Pfar­rei­zen­trums in Nieder­uz­wil formt eine Grup­pe Kinder weite­ren Teig zu Bröt­chen. Später an diesem Eltern-Kind-Vorbereitungstag auf die Erst­kom­mu­ni­on sollen diese an der Abschluss­fei­er geteilt werden. Mitten unter den Kindern arbei­tet die Dritt­kläss­le­rin Gloria. Ihre Mutter Sara steht neben dem Tisch. «Ich selber hatte meine Erst­kom­mu­ni­on in Rorschach. Aber an eine so schö­ne Vorbe­rei­tung kann ich mich nicht erin­nern. Mir fällt nur der Marsch ein, den wir Kinder an der Erst­kom­mu­ni­on durch Rorschach mach­ten», sagt die Kate­che­tin in Ausbil­dung. Der neue Erst­kom­mu­ni­on­weg in Nieder­uzwil beglei­tet die Kinder hinge­gen während eines Jahres. Es gibt zehn Tref­fen, die unter ande­rem aus Grup­pen­stun­den, Ausflü­gen, einer Tauf­erin­ne­rung, dem Vorbe­rei­tungs­tag, Proben für die Erst­kom­mu­ni­on und der Erst­kom­mu­ni­on bestehen. «Die Kinder bekom­men viel mit und erle­ben Schö­nes mit Gleich­alt­ri­gen», sagt Sara. Umso grös­ser sei die Freu­de in diesem Jahr, weil die Erst­kom­mu­ni­on ihres älte­ren Kindes wegen Coro­na nicht in der Gemein­schaft gefei­ert werden konn­te. «Vor allem meine Mutter, also Glori­as Gross­mutter, in Spani­en war sehr trau­rig. Sie konn­te nur per Live-Stream dabei sein», sagt Sara. In diesem Jahr seien hinge­gen 25 Perso­nen einge­la­den. Nach der Feier zur Erst­kom­mu­ni­on am 5. Mai gehe es ins Restaurant.

Dann ist es Zeit für Gloria, zum nächs­ten Posten im Pfar­rei­zen­trum zu gehen: Dort werden die Masse für das Blumen­kränz­chen und die Gewän­der genom­men. Die Primar­schü­le­rin freut sich auf die Erst­kom­mu­ni­on. «Wir essen in einem Restau­rant, in dem es geba­cke­ne Cham­pi­gnons gibt. Und ich werde unter meinem Gewand ein ganz beson­de­res Dirn­del tragen, das aus Deutsch­land kommt», erzählt die 8‑Jährige. Am Erst­kom­mu­ni­on­weg habe ihr vor allem der Ausflug zur Hosti­en­bä­cke­rei gefal­len. «Ausser­dem haben wir vieles über den Minis­tran­ten­dienst erfah­ren und gese­hen, was die alles Span­nen­des machen.»

Ein Netz­werk für Familien

Den neuen Weg zur Erst­kom­mu­ni­on gibt es in Nieder­uz­wil erst­mals seit diesem Schul­jahr. Die Tref­fen finden alle ausser­schu­lisch statt. Einge­führt wurde das, weil teils Kinder ökume­nisch unter­rich­tet werden und somit nicht alle Kinder einer Reli­gi­ons­klas­se für die Erst­kom­mu­ni­on vorbe­rei­tet werden können. 25 Kinder sind es in Nieder­uz­wil in diesem Jahr, die auf diese Weise die Vorbe­rei­tung zur Erst­kom­mu­ni­on nutzen. «Das hat Vortei­le. Als Grup­pe haben wir alles dassel­be Ziel. Früher, im schu­li­schen Reli­gi­ons­un­ter­richt, waren hinge­gen immer Kinder mit dabei, die keine Erst­kom­mu­ni­on hatten», sagt Manue­la Trunz. Die Reli­gi­ons­päd­ago­gin ist in diesem Jahr für den Eltern-Kind-Vorbereitungstag zustän­dig, der in Nieder­uz­wil seit über fünf­zehn Jahren jeweils ­eini­ge Wochen vor der Erst­kom­mu­ni­on statt­fin­det. «In Nieder­uz­wil hatten wir schon immer ein gutes Netz­werk und ein gros­ses Ange­bot für Fami­li­en», sagt sie und fügt an: «Dieses Mal sind wir vergleichs­wei­se ein klei­ne Grup­pe. In ande­ren Jahren haben auch schon um die 40 Kinder zusam­men Erst­kom­mu­ni­on gefeiert.»

Mühle, Tech­nik und Mandalas

Rück­mel­dung zum neuen Weg zur Erst­kom­mu­ni­on hat Manue­la Trunz bislang nur posi­ti­ve erhal­ten. «Vor allem die drei Ausflü­ge, von denen sich die Kinder für einen anmel­den muss­ten, haben allen gefal­len», sagt sie. Der 9‑Jährige Joel beispiels­wei­se hat gleich bei allen drei mitge­macht. Ausser zur Hosti­en­bä­cke­rei ging es zu einem Rebberg und in eine Mühle. «Die Mühle fand ich am span­nends­ten, weil ich Tech­nik liebe», sagt er. Mit seiner Mutter Conny ist er beim Posten «Andenken gestal­ten» gera­de damit beschäf­tigt, auf einem Holz­brett mit Nägeln und bunten Gummi­schnü­ren ein Manda­la zu gestal­ten. «Jesus, meine Mitte»: Das Motto des Manda­las ist vorge­ge­ben, bei der Umset­zung können die Kinder ihrer Krea­ti­vi­tät aller­dings frei­en Lauf lassen. «Die Vorbe­rei­tung auf die Erst­kom­mu­ni­on ist toll und viel span­nen­der als die Kirche», sagt er. «Dort muss man immer still sitzen und Kinder verste­hen viel­leicht nicht alles. Hier ist das anders.» Joels Mutter ist evangelisch-reformiert. Sie finde es schön, während dieses einen Jahres den Blick­win­kel ihres Kindes einzu­neh­men, sagt sie. Welche Gedan­ken den Eltern im Hinblick auf die Erst­kom­mu­ni­on durch den Kopf gehen, können sie beim Posten «Brie­fe für die Kinder» fest­hal­ten. In ruhi­ger Umge­bung schrei­ben sie dort Wünsche und Hoff­nun­gen für ihre Kinder auf. Die Brie­fe werden an der Feier im Mai übergeben.

Mit 60 Perso­nen feiern

«Wunder­schön finde ich all diese Vorbe­rei­tun­gen», sagt auch Matea, die zusam­men mit ihrer Toch­ter Mia ein Glas­kreuz gestal­tet. An diesem Posten bekle­ben die Kinder Glas mit bunten Glas­stü­cken, das später in einem Ofen gebrannt wird. «Das Basteln und die Erleb­nis­se mit meinen Freun­den gefal­len mir am besten», sagt Mia. Sie freue sich auf die Erst­kom­mu­ni­on und auf das gros­se Fest danach, zu dem 60 Perso­nen einge­la­den sind. Ihre Mutter Matea ergänzt: «Der Tag ist uns wich­tig und wir wollen ihn mit allen in der Fami­lie feiern.» Sie selbst hatte ihre Erst­kom­mu­ni­on in Kroa­ti­en. «Vorbe­rei­tun­gen mit Basteln und all den ande­ren Dingen hatten wir aller­dings nicht. Ich glau­be, wir lern­ten vor allem Texte und Lieder», sagt sie.

Probe­wei­se ministrieren

Was ist ein Taber­na­kel? Wie funk­tio­niert ein Einzug in die Kirche? Welche Gewän­der ziehen Minis­tran­ten an? Und wieso macht man eine Knie­beu­ge? In der Kirche gleich neben dem Pfar­rei­zen­trum ist es Zeit für den letz­ten Posten. Eini­ge Minis­tran­tin­nen und der Seel­sor­ger Paul Grem­min­ger erklä­ren den inter­es­sier­ten Prima­schü­le­rin­nen und Primar­schü­lern alles rund ums Minis­trie­ren. Nach der Erst­kom­mu­ni­on kann, wer möch­te, Minis­tran­tin oder Minis­trant werden. Mit gros­sen Augen und in den Gewän­dern, die die Kinder versuchs­wei­se anpro­bie­ren konn­ten, schau­en sie sich in der Kirche um. Dort, im Kreis um den Alter herum, werden sie auch an der Erst­kom­mu­ni­on stehen. Sie sind beein­druckt, gera­de auch vom Taber­na­kel. Der 9‑Jährige Joel streckt seine Hand auf und sagt: «Dass die Hosti­en hinter so einer dicken Panzer­tür aufbe­wahrt werden, hätte ich nicht gedacht.»

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Benja­min Manser

Veröf­fent­li­chung: 26. März 2024

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