Seit 1506 sorgen die Schweizergardisten für die Sicherheit des Papstes und für Ordnung in der Vatikanstadt. Mit anderen Worten: Seit über 500 Jahren ist die Garde bester Werbeträger unseres Landes und der Katholischen Kirche der Schweiz.
Die Gardisten tragen Werte wie Professionalität, Disziplin, Diskretion und Freundlichkeit in die Welt hinaus. Dazu vereint das Korps Tradition und Moderne: Mit grösster Sorgfalt gehen die Gardisten seit jeher ihrem Auftrag nach, während die Anforderungen an einen modernen Sicherheitsdienst laufend zunehmen.
Dieser Spagat fordert auch heraus. Und er macht Investitionen nötig, zumal der Truppenbestand vergrössert wurde, um den gestiegenen Anforderungen weiterhin gerecht zu werden. Die Aufstockung des Sollbestands von 110 auf 135 Mann, wie es der Papst im Jahr 2018 beschlossen hat, akzentuiert allerdings das Platzproblem. Ferner sind die heutigen Unterkünfte marode und der Unterhalt entsprechend kostspielig. Eine Machbarkeitsstudie kommt zum Schluss, dass nur ein Neubau Sinn macht.
Beitrag aus Fonds statt aus Steuergeldern
Das Kollegium der Katholischen Kantonalkirche St. Gallen hat beschlossen, 1,5 Millionen Franken an die Erneuerung der Kaserne (Gesamtkosten 50 Millionen Franken, inklusive Provisorium für die Bauzeit) zu leisten. Dieser Kredit wird jedoch erst nach Vorliegen der Baubewilligung an die für den Bau zuständige Stiftung in der Schweiz ausbezahlt. Es werden dazu keine Steuergelder verwendet. Das Geld nimmt man aus dem sogenannten Sparad-Fonds – also aus dem Fonds, der aus dem verbleibenden Bankvermögen bei der seinerzeitigen Liquidation der Sparad (Sparkasse der Administration) gebildet wurde. Für die St. Galler Kantonalkirche ist es sehr zeitgemäss, sich an diesem Bau zu beteiligen. Die Garde ist ein Dienst an der Weltkirche. Sie öffnet der Schweizer Kirche nicht nur Türen im Vatikan und schafft gegenseitiges Verständnis, der Mitteleinsatz unterstreicht auch die örtliche Verbundenheit mit der Garde: Gemessen an der Gesamtzahl der Gardisten, die in den vergangenen zwei Jahrhunderten rekrutiert wurden, liegt St. Gallen auf Platz vier der Kantonsrangliste. All diese Gardisten sind Repräsentanten unseres Landes und der Kirche – und oft engagieren sie sich auch nach ihrer Rückkehr weiterhin in Kirche und Gesellschaft.
Ökologischen Standards Rechnung tragen
Eine zeitgemässe Kaserne trägt ausserdem heutigen ökologischen Standards besser Rechnung und dürfte dazu beitragen, die Rekrutierung neuer Gardisten zu vereinfachen. Es ist überdies anzunehmen, dass sich mehr Gardisten als bisher für einen längeren Zeitraum als die minimalen 25 Monate verpflichten. Nicht zu vergessen, dass die neue Kaserne in ihrer Struktur darauf ausgerichtet ist, dass auch Frauen in die Garde aufgenommen werden könnten. Völlig klar: Solches bedingte einen entsprechenden Entscheid des Papstes und käme einer Revolution gleich. Mit der vorausschauenden Planung wäre die räumliche und zeitgemässe Voraussetzung dazu aber gegeben.
Text: Roger Fuchs, Kommunikationsbeauftragter des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen
Bild: zVg. / Stiftung Kaserne Schweizergarde
Veröffentlicht: 25.07.2022
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