Musik ist und war für Roland «Tschiibii» Grossenbacher (71) stets Therapie und Kraftquelle. Mit dem eigenen Rock- & Pop-Museum in Niederbüren hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt. Immer wieder halfen dem gelernten Koch die Musik und sein Glaube aus persönlichen Talsohlen.
«Over and over» von «The Dave Clark Five» war Roland Grossenbachers erste Platte, die er sich Mitte der 60er-Jahre von seinem bescheidenen Lehrlingslohn gekauft hat. «Ich arbeitete im Bahnhofbuffet in St.Gallen gerade in der Patisserie, als dieser Song im Radio lief und mich ab den ersten Takten fesselte», erinnert sich der 71-Jährige. Diese Platte ist heute neben Tausenden von anderen Exponaten im Rock- & Pop-Museum in Niederbüren zu bewundern. Dank einer Erbschaft konnte Roland Grossenbacher, der von seinem Umfeld nur Tschiibii genannt wird, eine einzigartige Sammlung an Trouvaillen erstehen. Dazu gehören beispielsweise seltene Original-Autogramme sowie Gold- und Platinschallplatten von Künstlern, welche vorher von Spezialisten auf deren Echtheit überprüft wurden. Das wohl wertvollste Stück dieser imposanten Sammlung: eine goldene LP von John Lennon, welche die Ikone einst für «Imagine» erhalten hat.
Schwierige Zeiten
Mit viel Leidenschaft und Fachwissen führte Roland Grossenbacher in den vergangenen sieben Jahren über 1600 Gruppen durch die Ausstellung und damit durch über hundert Jahre Musikgeschichte. Er und sein Team arbeiten alle ehrenamtlich im Museum. Materielles ist für den unerschütterlichen Optimist sowieso nebensächlich. Seine Mutter hat er nie gekannt, stattdessen wuchs Roland Grossenbacher in Basel und im Emmental auf und verbrachte auch einige Zeit in einem Rheintaler Waisenhaus. Nach dem Lehrabschluss als Koch folgten bewegte und wie Tschiibii sagt «ungesunde» Jahre in Zürich. «Es waren die wilden 60er und ich liess mich voll vom damaligen Zeitgeist und dem aufkommenden psychodelischen Sound mitreissen. Ich lebte von der Hand in den Mund und verschuldete mich zusehends.» Mit zwanzig wurde er erstmals Vater.
Schritt für Schritt Halt gefunden
Halt und Struktur brachte ihm das Fussballspielen im Verein, die Musik und auch sein bis heute ungebrochener Glaube: «Im Rückblick sehe ich klar, wie Jesus mich an der Hand nahm und mir sagte: ‹Tschiibii, nimm dein Leben in die Hand und gehe einen neuen, soliden Weg.›» Zusammen mit seiner zweiten Frau Uschy, die er 1975 kennenlernte, arbeitete er sich Schritt für Schritt aus dem Schuldensumpf heraus. «Ich hatte in meinem Leben trotz vieler Steine im Weg auch sehr viel Glück und eine Art Urvertrauen. Heute geht es uns gut. Wir führen ein bescheidenes, aber sehr erfülltes Leben.» Besonders viel Freude bereiten ihm die Begegnungen im Rock- & Pop-Museum. Der Verein «Rock- & Pop-Museum Niederbüren» zählt 530 Mitglieder. Er unterhält und sichert den Fortbestand des Museums. «Ich erlebe immer wieder, wie die Musik die Menschen berührt, tröstet und glücklich macht. Dass ich und mein Team diese Gefühle mit unserem Angebot den Besuchern näher bringen und vermitteln dürfen, erachte ich als grosses Geschenk.»
Rosalie Manser