Eine neue Sitzbank im Garten des Museums Prestegg in Altstätten soll die Menschen aller Religionen und Kulturen zusammenbringen. Die Bank wird von Jugendlichen gestaltet.
Das Miteinander und Zusammenleben der Religionen ist nicht immer rosa, sondern es ist harte Arbeit. Aber es ist eine schöne und wertvolle Arbeit», sagt Elias Meile, Seelsorger in Berufseinführung bei der Pfarrei Altstätten. In der Rheintaler Stadt treffen die verschiedensten Kulturen und Glaubensrichtungen aufeinander. Von den 12 248 Einwohnerinnen und Einwohnern sind gemäss der Stadt Altstätten 3719 ausländische Staatsangehörige. Die Gruppe der Konfessionslosen beziehungsweise der Personen aus einer anderen Glaubensgemeinschaft als der christlichen zählt 4915 Personen. «Altstätten ist kein Einheitsbrei. Es gibt nicht nur die Glaubensrichtungen im klassischen Sinn, sondern eine grosse Vielfalt darüber hinaus.» Als Beispiel nennt Meile den serbischen Kulturverein Sveti Sava. «Solche Vereine spielen eine wichtige Rolle im religiös-kulturellen Leben.» Das Miteinander soll am 17. September im Zentrum stehen. Dann wird im Rahmen der interreligiösen Dialog- und Aktionswoche (ida) beim Museum Prestegg eine neue Sitzbank aufgestellt. Diese soll die Menschen zusammenbringen.
Religionen kennenlernen
«Das Bänkli soll zum Denken anregen, Diskussionen starten und Fragen aufwerfen», sagt Museumskuratorin Monika Meyer. «Es geht darum, sich mit den anderen Religionen und Kulturen auseinanderzusetzen.» Das Projekt ist breit getragen. In der Projektgruppe sind unter anderem die Stadt, das Museum, die Schule und die Fachstelle Integration Verein St. Galler Rheintal, aber auch Einzelpersonen und Migrantenvereine.
Die Sitzbank wird aus sechs Segmenten bestehen – je eines für die fünf grossen Weltreligionen und eines mit einem Fragezeichen. Die Teile werden von Oberstufen-Schulklassen aus Altstätten, Oberriet und Montlingen gestaltet, eines von Bewohnenden des Bundesasylzentrums in Altstätten. Einzige Vorgabe: Das charakteristische Symbol der jeweiligen Religion muss gut erkennbar sein. «Wir hoffen natürlich, dass sich auch die Schülerinnen und Schüler mit den Religionen und dem Zusammenleben auseinandersetzen», sagt Guido Poznicek, Vertreter der Schule Altstätten.
Berührungsängste bekämpfen
Am Festakt stehen das gemeinsame Feiern und der Austausch im Vordergrund. Es gibt Auftritte und kulinarische Häppchen der verschiedenen kulturellen Gruppen. Der Hinduverein, der serbische Kulturverein, die albanische Moschee, die Buddhistische Gemeinschaft und die Bevölkerung Sri Lankas werden ebenso vertreten sein wie die Bibliothek und die Evangelische sowie Katholische Kirchgemeinde.
Die ida-Woche hat Tradition in Altstätten und im Oberrheintal. Während mehrerer Jahre haben die Verantwortlichen Respect-Camps und Zeltstätten organisiert. Im vergangenen Jahr wurde der Film «Zeig mir, wie du glaubst – Rheintaler Jugendliche im Dialog» produziert. «Die Förderung von Respekt und ein schönes Miteinander sind wichtige Themen. Für uns ist es selbstverständlich, an der ida-Woche mitzuwirken», sagt Toni Loher, Stadtrat und Mitglied der Kommission Gesellschaftsfragen. Er verweist auf die Wichtigkeit solcher Projekte. «Auch in Altstätten haben Teile der Bevölkerung Berührungsängste.» Und Elias Meile ergänzt: «Wenn in der Gemeinde alles gut laufen würde, bräuchten wir solche Projekte nicht zu machen. Wir dürfen zwar proklamieren, dass es läuft mit dem Zusammenleben, müssen aber auch immer wieder die Erkenntnis aufbringen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Wir alle müssen etwas dafür tun.»
Text: Alessia Pagani
Bild: Ana Kontoulis
Veröffentlichung: 6. September 2023