Leserfrage: Was hat Petrus mit dem Wetter zu tun?

«Ich bestel­le das Wetter dann schon mal beim Petrus!» Dieser Spruch oder auch: «Petrus hat es mit dem Wetter wieder gut gemeint» huschen einem immer wieder spon­tan über die Lippen. Doch was hat Petrus tatsäch­lich mit dem Wetter zu tun?

Zuerst liefe­re ich einen knacki­gen Rück­blick in die Geschich­te: Die Vorstel­lung, dass Petrus für das Wetter verant­wort­lich ist, stammt aus der christ­li­chen Tradi­ti­on. Seit der Spät­an­ti­ke wird Petrus inner­halb der Jünger Jesu und der Heili­gen als obers­ter Apos­tel und Reprä­sen­tant der Kirche verehrt. Da liegt es nahe, ihm das Wetter­ma­chen zu über­tra­gen. Petrus wird zudem als Wäch­ter des Himmels und Schlüs­sel­trä­ger des Para­die­ses, also des Himmel­rei­ches, ange­se­hen. In vielen Kultu­ren und Geschich­ten wird ihm somit die Kontrol­le über das Wetter zuge­schrie­ben. Das führt dazu, dass Menschen ihm die Schuld geben, wenn das Wetter nicht so ist, wie sie es sich wünschen.

Wie schön wäre es, wenn …

Diese Über­lie­fe­run­gen sind oft humor­voll gemeint und spie­geln die mensch­li­che Neigung wider, für unvor­her­seh­ba­re Natur­er­eig­nis­se eine Person oder Figur verant­wort­lich zu machen. Das taten schon die Menschen, die seit der Anti­ke an Jupi­ter glaub­ten, insbe­son­de­re in der römi­schen Mytho­lo­gie. Jupi­ter war der Haupt­gott der römi­schen Reli­gi­on und wurde als Gott des Himmels und des Donners verehrt. Seine Anbe­tung begann etwa im 6. Jahr­hun­dert vor Chris­tus. Sie erreich­te ihren Höhe­punkt während der römi­schen Repu­blik und des römi­schen Kaiser­reichs. Es ist damals wie heute eine Art und Weise, mit der Unbe­re­chen­bar­keit des Wetters umzu­ge­hen. So ist und bleibt das Wetter Chef­sa­che und lässt sich zum Glück noch nicht mani­pu­lie­ren, regeln, dele­gie­ren oder gar befeh­len. Das ist ein Dilem­ma par excel­lence, denn wie schön wäre es halt doch, wenn …

Den Chef fragen

Zumin­dest habe ich Petrus meiner­seits schon eine Atem­pau­se gegönnt, denn hier in Gais lässt es sich wunder­bar leben: Die Luft, die Sonne, die Tempe­ra­tur und der Säntis sind unver­gleich­bar einzig­ar­tig geni­al und die Lebens­qua­li­tät ist äusserst attrak­tiv. Soll­te es uns trotz­dem hin und wieder ein Bedürf­nis sein, ein bestimm­tes Wetter zu bestel­len oder in Auftrag zu geben, dann bitte treu weiter an Herrn Petrus. Er wird es bestimmt doch noch, viel­leicht, even­tu­ell oder ziem­lich sicher rich­ten. Bei gewis­sen Neben­wir­kun­gen sowie Risi­ken fragen Sie nicht Ihren Arzt oder Apothe­ker, sondern wenden Sie sich direkt an den Chef höchst­per­sön­lich: Gott, den Vater im Himmel!

Fran­zis­ka Heigl, Reli­gi­ons­päd­ago­gin Teufen Bühler Gais

Veröf­fent­li­chung: 5. Novem­ber 2024

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
Webergasse 9
9000 St.Gallen

+41 71 230 05 31
info@pfarreiforum.ch