Klosterarbeiten auf Instagram zeigen

Sander Kunz fertigt Klos­ter­ar­bei­ten an. Auf das Kunst­hand­werk stiess er einst zufäl­lig im Orts­mu­se­um Kalt­brunn. Wie es gelingt, solche Tradi­tio­nen zu bewah­ren und zugleich einen Bezug zu heute herzu­stel­len, vermit­telt er in Work­shops wie am 8. Mai in Schänis.

Der Instagram-Account «@Klosterarbeiten» von Sander Kunz lädt zum Stöbern und Stau­nen ein: Da gibt es den heili­gen Fran­zis­kus, der mitten in einem goldi­gen Vogel­nest steht. Auf den dünnen Ästen des Gestecks sitzen klei­ne, bunte Vögel. Es gibt Bilder von Altar­sträus­sen, die aus goldi­gen Perlen, getrock­ne­ten Blumen und Blät­tern aus bunten Papier bestehen. Zum Nach­den­ken regt auch das realis­tisch gefer­tig­te mensch­li­che Herz aus rotem Glas an, das von Orna­men­ten aus Draht­adern aus Hunder­ten Perlen umwo­ben ist. Inspi­ra­ti­on für seine letz­te­re Klos­ter­ar­beit hat Sander Kunz unter ande­rem im 19. Jahr­hun­dert gefun­den. «Damals waren Bilder popu­lär, die Chris­tus mit einem über­trie­ben kitschi­gen Herzen auf seiner Brust darstellten», sagt Sander Kunz. «Diese Symbo­lik habe ich aufge­grif­fen und in die heuti­ge Zeit trans­for­miert.» Etwas zu betrach­ten, das in der Tradi­ti­on eines alten Kunst­hand­wer­kes stehe, aber zugleich einen moder­nen Bezug habe, löse etwas in einem aus. «Womög­lich kommt hier bereits ein spiri­tu­el­ler Aspekt hinzu», sagt er.

Hunder­te Stun­den Fingerspitzenarbeit

Dass der 47-Jährige Exper­te für das Kunst­hand­werk der Klos­ter­ar­bei­ten ist, hängt mit seinem Studi­um der Block­flö­te zusam­men. Damals entdeckt er seine Faszi­na­ti­on für die Barock­zeit, in die auch die Klos­ter­ar­bei­ten zurück­rei­chen. Klos­ter­ar­bei­ten begeg­net er zum ersten Mal im Orts­mu­se­um in Kalt­brunn, wo er aufge­wach­sen ist. «Das macht heute niemand mehr», sei damals den Besu­chen­den vermit­telt worden. Sander Kunz beschliesst einen entspre­chen­den Kurs in Öster­reich zu bele­gen. Dort ist das Kunst­hand­werk der Klos­ter­ar­bei­ten im Gegen­satz zur Schweiz bekann­ter. Er lernt eini­ge alte Tech­ni­ken kennen und bringt sich anschlies­send vieles selbst bei. Findet er in Archi­ven alte Objek­te, studiert und testet er die Herstel­lungs­wei­se oder entwi­ckelt selbst neue Tech­ni­ken. «Die verschie­de­nen Möglich­kei­ten sind uner­schöpf­lich. Das begeis­tert mich», sagt er. Mitt­ler­wei­le hat er sein Kunst­hand­werk perfek­tio­niert. Mehre­re hundert Stun­den dauert es, bis er mit Finger­fer­tig­keit eine Klos­ter­ar­beit fertig­ge­stellt hat. Dabei geht es ihm vor allem um das Kontem­pla­ti­ve und Medi­ta­ti­ve. «Es ist für mich eine Vertie­fungs­ar­beit. Ich kann beispiels­wei­se unzäh­li­ge Pflan­zen­blät­ter am Stück herstel­len und zwölf bis vier­zehn Stun­den dran sein.»

Vor dem Verges­sen retten

Einen Einblick in das Kunst­hand­werk der Klos­ter­ar­bei­ten vermit­telt Sander Kunz Inter­es­sier­ten auch im Rahmen von Work­shops. Der nächs­te in der Regi­on ist am 8. Mai in Schä­nis anläss­lich des 1200-Jahr-Jubiläums der dorti­gen Kirche. «Einer­seits möch­te ich in meinen Kursen aufzei­gen, was es bedeu­tet, ein beina­he in Verges­sen­heit gera­te­nes Kunst­hand­werk zu lernen und am Leben zu erhal­ten. Ande­rer­seits geht es mir um die Wert­schät­zung gegen­über unse­ren Kultur­gü­tern. Sie bergen viel mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Dazu gehö­ren histo­ri­sche Kontex­te oder Tradi­tio­nen, die sich über die Jahr­hun­der­te hinweg immer wandeln», sagt er. Eini­ge seiner Klos­ter­ar­bei­ten verkauft Sander Kunz, der heute im zürche­ri­schen Agasul lebt. Ande­re Werke nimmt er wieder ausein­an­der, um dessen Bestand­tei­le für neue Arbei­ten zu verwenden.«Das Anfer­ti­gen von Klos­ter­ar­bei­ten ist für mich immer wich­ti­ger als das ferti­ge Objekt», sagt er und fügt an: «Als Doku­men­ta­ti­on blei­ben meine Fotos, wie unter ande­rem auf Instagram.»

Infos: kath-gaster.ch, sanderkunz.ch

Text: Nina Rudnicki; 

Bild: zVg./ Sander Kunz

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