Ein Ort mit eigner Kraft

Lehre­rin Judith Wüst aus Appenzell-Steinegg ist zusam­men mit Thomas Signer und seiner Schwes­ter Maria ­Signer als Mesme­rin für die Bruder­klaus­kapelle am Seealp­see verant­wort­lich. Nebst ­Ordnung und Sauber­keit gehö­ren auch orga­ni­sa­to­ri­sche Aufga­ben dazu, damit die Berg­got­tes­diens­te ­statt­fin­den können. Im Gespräch vor Ort wird rasch klar: Diese Kapel­le ist ihr ans Herz gewachsen.

«Wenn ich jeweils hier­her komme, schät­ze ich die Ruhe. Man spürt, dass dieser Ort eine eige­ne Kraft ausstrahlt», erzählt Judith Wüst. Die Mesme­rin, die als Fach­lehr­kraft Texti­les Gestal­ten an der Primar­schu­le in Stein­egg unter­rich­tet, ist im Sommer­halb­jahr jedes Wochen­en­de hier. Ihre Toch­ter ist Junior-Chefin im Restau­rant «Forel­le», welches sich nur weni­ge Meter neben der Kapel­le befin­det. «Ich kümme­re mich um die drei Gross­kin­der und bin deshalb oft und gerne hier. Der Seealp­see ist ein beson­de­rer Bezugs­ort für die Fami­lie und die Natur zeigt uns immer neue, faszi­nie­ren­de Stim­mungs­bil­der», sagt die junge Grossmutter.

Belieb­te Berg­got­tes­diens­te 

Von Anfang Juni bis Ende Septem­ber findet jeden Sonn­tag um 10.30 Uhr ein Gottes­dienst statt. Jeweils am letz­ten Septem­ber­sonn­tag wird das Kapell­fest zu Ehren des heili­gen Bruder Klaus gefei­ert. Für das Mesmer-Team bedeu­ten die Berg­got­tes­diens­te eine alljähr­li­che Planung, damit für jeden Gottes­dienst ein Pries­ter und eine musi­ka­li­sche Beglei­tung einge­teilt werden kann. «Viele von ihnen kommen jedes Jahr sehr gerne wieder.» Gesang und Musik reichen von Alphorn­blä­sern, Jodler­clubs bis zu Volks­chö­ren. Alphorn­blä­ser haben ihr schon vorge­schwärmt, dass hier oben das Alphorn am aller­schöns­ten klin­ge. Dies habe offen­bar mit dem beson­de­ren Wider­hall und dem Echo zu tun, meint sie. Beim Gottes­dienst ist immer eine Mesme­rin oder ein Mesmer anwe­send und als Lektor und Kommu­ni­on­hel­fer im Einsatz. Dass die Kapel­le zu den Mess­fei­ern immer hübsch mit Blumen geschmückt ist, dafür sorgt auch das Mesmer-Team. «Ich stel­le immer einen Strauss mit frischen Blumen auf den Altar, manch­mal finde ich sie in nächs­ter Umge­bung oder pflü­cke sie in meinem Garten in Steinegg.»

Judith Wüst enga­giert sich jeden Sommer als Mesme­rin am Seealpsee

Schö­ne Begegnungen

Judith Wüst weiss um die Bedeu­tung und Entste­hung der Kapel­le, deshalb ist es ihr auch wich­tig, dass dieser Ort entspre­chen­de Pfle­ge und Respekt verdient: «Bevor die Kapel­le 1967 erbaut werden konn­te, stand am Wegrand zum Seealp­see ein Bild­stöck­li mit einer Statue des heili­gen Bruder Klaus, welches die dama­li­ge Forellen-Wirtin nach einem fami­liä­ren Schick­sals­schlag im Jahr 1949 errich­ten liess. Ihre Absicht war, mit dem Bild­stöck­li Geld zu sammeln, um später damit eine Kapel­le zu finan­zie­ren.» Weiter erklärt sie, dass die Berg­wir­te von den Gast­häu­sern «Seealp­see» und «Forel­le», diver­se Unter­neh­men sowie die Sennen während der Baupha­se viel Fron­ar­beit geleis­tet hätten. Noch heute kämen die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner der umlie­gen­den Alpen gerne hier­her, um zu beten oder einfach ein biss­chen Ruhe zu finden. Sie schätzt den Kontakt zu den Einhei­mi­schen eben­so wie zu den auswär­ti­gen Kapel­len­be­su­che­rin­nen und ‑besu­chern: «Es gibt immer wieder schö­ne Begeg­nun­gen und inter­es­san­te Gesprä­che, wenn man sich hier trifft.»

Über­sicht Berg­got­tes­diens­te 2022: 

www.pfarreiforum.ch/berggottesdienste/

Text: Katja Hongler

Foto: Ana Kontoulis

03.06.2022

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