Die Ukrainerin Natalia Moser hat im vergangenen Jahr eine Hilfsaktion gestartet. Dabei konnte sie auf die Unterstützung der Pfarrei Berschis-Tscherlach zählen. Im November wurde das Projekt zum zweiten Mal durchgeführt.
«Haben Sie Kerzenreste?» Welch grosse Wirkung eine solch einfache Anfrage haben kann, zeigt das Beispiel von Natalia Moser. Die 51-Jährige wohnt seit 22 Jahren in Tscherlach und hat in der kleinen Gemeinde am Walensee im vergangenen Jahr eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. Mehrere hundert Kilogramm Wachsreste wurden auf ihre Initiative hin in den umliegenden Pfarreien gesammelt und in Mosers Heimatland zu Kerzen verarbeitet. Aber von Anfang an: Natalia Moser stammt aus der Ukraine – jenem Land, das seit Jahren unter den Angriffen von Russland leidet. Sie verfolgt die Nachrichten aus dem Heimatland aufmerksam und mit grossem Schmerz. «Die Bilder zu sehen, tut unheimlich weh. Die Situation macht einen ohnmächtig. Man versteht das alles gar nicht», sagt sie. Den Menschen in der Ukraine fehle es am Notwendigsten. «Es gibt vielerorts keinen Strom und kein Wasser.» Als Natalia Moser im vergangenen Jahr eine Anfrage von ihrer Freundin Lesja Berger aus dem Rheintal erreichte, ob sie eine Sammelaktion für Wachsreste starten könne, zögerte sie keine Sekunde. «Es ist nicht viel, das ich hier machen kann. Aber wenn ich helfen kann, dann helfe ich», sagt Moser.
Spezielle Herstellungstechnik
Die Wachsreste werden in der Ukraine gebraucht, um eine Art Hindenburglicht herzustellen. Dieses wurde schon im Ersten Weltkrieg eingesetzt, um in Luftschutzbunkern oder Schützengräben für eine Notbeleuchtung zu sorgen. Die Kerzenreste werden via das Rheintal an Hilfsorganisationen in der Ukraine geliefert. Diese schmelzen das Wachs ein und giessen es in leere Konservendosen. Als Docht fungieren Kartonstreifen, welche – teils spiralförmig oder als Paar – in den noch heissen Wachs geführt werden. Durch die spezielle Herstellungstechnik sollen die Kerzen für mehr Helligkeit sorgen. «Licht und Wärme sind sehr wichtig für die Menschen in der Ukraine. Vor allem jetzt im Winter.» Die Kerzen werden gemäss Natalia Moser in ehrenamtlicher Arbeit gefertigt und kostenlos an die Bevölkerung verteilt. «Es ist eine einfache Sache mit grosser Wirkung.»
Pfarrei koordiniert Sammlung
Schnell war für Natalia Moser klar, dass sie für die Aktion Unterstützung bei der katholischen Kirche sucht. In Pavel Zupan aus der Pfarrei Berschis-Tscherlach hat sie eine wertvolle Unterstützung gefunden. Zupan war sofort Feuer und Flamme für das Projekt und koordinierte die Sammlung fortan. Der Transport wurde im Rheintal organisiert. Zu den 250 Kilogramm gesammelten Wachsresten spendete die Hongler Kerzen AG aus Altstätten nochmals 250 Kilogramm Wachs und so fand im vergangenen Jahr schliesslich eine halbe Tonne Material den Weg in die Ukraine. «Das Wohlwollen und die Unterstützung war riesengross. Ich hätte nie damit gerechnet, dass so viel Wachs zusammenkommt», sagt Natalia Moser. Sie hat in der Schweiz eine neue Heimat gefunden. Anderen geht es nicht so. «Viele Menschen, die geflohen sind, wollen wieder heim.» Die Hilfsaktion wurde diesen November zum zweiten Mal durchgeführt. Natalia Moser ist dankbar für die Hilfe aus der Pfarrei und spricht zum Schluss noch eine andere wichtige Komponente an: «Das Projekt zeigt den Menschen in der Ukraine, dass sie nicht vergessen werden.»
Die Sammelaktion dauert bis Januar. Wachsreste und Kerzen können an folgenden Sammelstellen abgegeben werden: Kath. Kirche Laurentius Flums; Kath. Kirche Johannes der Täufer Murg; Kath. Kirche Johannes Evangelist Tscherlach; Kath. Kirche Luzius und Florin Walenstadt, Kath. Pfarramt Berschis, Allmendstrasse 16.
Text: Alessia Pagani
Bild: Regina Kühne
Veröffentlichung: 1. Dezember 2023