Nach 14 Jahren im Administrationsrat tritt Fridolin Eberle aus Bad Ragaz nicht erneut zur Wahl an. Mit Begeisterung berichtet Eberle von positiven Veränderungen in der Caritas St. Gallen-Appenzell und der kirchlichen Diakonie.
Fridolin Eberle (59, seit 25 Jahren verheiratet und Vater von zwei Töchtern im Alter von 19 und 23 Jahren) ist Optimist. Das spürt man. Zugleich schimmert neben Empathie und Begeisterungsvermögen auch ein grosses Mass an analytischem Gespür durch. Eigenschaften, die er im Administrationsrat optimal einsetzen konnte. Immerhin geht es im Ressort Soziales vor allem darum, Finanzen im Sinne der Kirche einzusetzen. In den ersten vier Jahren hatte Fridolin Eberle im Administrationsrat das Ressort Aufsicht und Kirchgemeinden inne. Damals erforderte das Thema Finanzausgleich in den Gemeinden dringend eine Revision. Eine gerechtere Verteilung von Steuergeldern schien sinnvoll. Dank Verwirklichung dieser Revision wird künftig belohnt, wer sparsamer wirtschaftet. Damit ging für Eberle ein Herzenswunsch in Erfüllung. Dass in seiner Amtszeit im Ressort Soziales das Budget für die Entwicklungshilfe (weltweit) von einer Million um 200 000 Franken aufgestockt werden konnte, erfreut ihn sehr. Eberle ist überzeugt davon, dass mit diesem Geld ein Optimum erreicht werden kann. Pro Projekt werden maximal 25 000 Franken vergeben. Dabei handele es sich jedoch immer um Projekte mit direktem Bezug zur Schweiz.
Hilfswerke aus der Region
Als Beispiel nennt er Pater Gottlieb Eberle aus Flums. «Wenn wir ihm 20 000 Franken schicken, gehen ganz sicher 21 000 Franken an die Bedürftigen», erklärt er dazu schmunzelnd. Auch das 1992 durch den kürzlich verstorbenen, ehemaligen reformierten Ragazer Pfarrer Hans-Jürgen Martin und seiner Frau Margrit gegründete Hilfswerk Brascri in Brasilien gehöre in diese Kategorie. Dank einer Dekretsänderung konnte zudem durchgesetzt werden, dass die Kommission bezüglich der unterstützten Projekte definitive Entscheide treffen darf. Daran freut Eberle vor allem, dass der Aufwand durch den schlankeren Prozess verkleinert werden konnte.
Caritas-Regionalstelle Sargans
Das Ressort Soziales umfasst jedoch auch die Vergabe von Stipendien. Hier werde derzeit auf Wunsch der GPK noch die Vergabepraxis überarbeitet. Künftig sollen auch katholische Schülerinnen und Schüler an den katholischen Schulen grosszügiger berücksichtigt werden können. Zudem soll in grösserem Masse als bisher die Ausbildung von kirchlichen Berufen wie Pfarrer, Seelsorger, Katechetin oder Organist unterstützt werde. Härtefälle machen jetzt nur noch einen Anteil von rund 10 Prozent des Budgets aus, da es für sie andere Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Als ein absolutes Highlight in seiner Amtszeit sieht Eberle die Eröffnung der Caritas-Regionalstelle in Sargans. Die Caritas hat allerdings 2013 auch eine Reorganisation erlebt. In der Folge wurde das Kursangebot «Begleitung in der letzten Lebensphase (Bill)» nicht mehr angeboten. Als damaliger Präsident der Caritas initiierte Fridolin Eberle die Gründung der ökumenischen Fachstelle Bill, die seither erfolgreich Kurse anbietet.
Wunderbare Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit Bistum und Bischof bezeichnet Eberle mit nur einem Wort: «wunderbar». Im Bistum St. Gallen kennt man sich persönlich. Diese Kontakte werde er sicher sehr vermissen, sagt Eberle nachdenklich. Er rühmt aber auch die Zusammenarbeit mit den Reformierten. Hier arbeite man trotz Unterschieden gemeinsam für die Menschen. «Wir müssen nicht katholisch gegen reformiert denken, sondern gemeinsam das Christentum aufrechterhalten», sagt er. Wenn das Christentum schwindet, verringern sich Solidarität und Einfluss. So können Dienstleistungen wie beispielsweise der kirchliche Sozialdienst an Berufsschulen, die Spitalseelsorge, die Gefängnisseelsorge nur weitergeführt werden, wenn entsprechende Fachleute und Geld zur Verfügung stehen. Der Betriebswirtschafter Eberle zieht für die Kirche eine positive Bilanz. «Wir müssen nur zusammenhalten und die zur Verfügung stehenden Gelder sparsam und optimal einsetzen, dann kommt es gut und wir gehen in eine positive Zukunft».
Text und Bild: Kathrin Wetzig
Veröffentlicht: 7. Dezember 2023