Als Jesus am Kreuz gestorben ist, war es Freitag. An einem Sonntag ist er auferstanden. Jeden Sonntag feiern wir in den Kirchen fröhlich und festlich die Auferstehung oder anders gesagt das Leben.
Selbst-Reflexion
Jeder Freitag ist dafür wie ein kleiner Karfreitag. Wir sind eingeladen, uns ans Leiden Jesu zu erinnern, der sich bis zum Tod für andere eingesetzt hat, und dem Ausdruck zu verleihen, indem wir fasten und speziell auf Fleisch verzichten. Wenn wir fasten, zeigen wir, dass wir bereit sind, unser Verhalten zu überdenken und gegebenenfalls zu verändern.
Pflicht oder nicht?
Bereits die ersten Christen haben gefastet. Es war im damaligen Judentum Brauch, jede Woche an zwei Tagen zu fasten. Die Christen haben diesen Brauch übernommen und Mittwoch und Freitag zu Fastentagen bestimmt. Die 40-tägige Fastenzeit wurde übrigens erst im 4. Jahrhundert üblich. Die Pflicht, freitags zu fasten, wurde in der katholischen Kirche schon länger aufgehoben. Momentan sind nur Aschermittwoch und Karfreitag verpflichtend. Die katholischen Bischöfe von England und Wales führten das Gebot, freitags auf Fleisch zu verzichten, 2011 wieder ein. In dem Jahr haben England und Wales 55 000 Tonnen CO2 eingespart. Wie viel CO2 könnten wir einsparen, wenn alle Katholiken weltweit am Freitag auf Fleisch verzichten würden?
Veggie-Day
UN-Generalsekretär António Guterres hat an der Weltklimakonferenz 2023 gesagt: «Verehrte Exzellenzen, die Alarmsirenen schrillen. Unser Planet und die Menschen auf der ganzen Welt haben uns etwas zu sagen. Der Klimaschutz steht ganz oben auf der Liste ihrer Anliegen – in allen Ländern, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Wir müssen zuhören, wir müssen handeln, und wir müssen weise entscheiden.» Das erinnert mich an Jona, der die Stadt Ninive gewarnt hat: «Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen» (Jona 3,4). Die Menschen hörten auf Jona, sie begannen zu fasten und veränderten ihr Verhalten. Mit einem Veggie-Day pro Woche – es muss nicht unbedingt Freitag sein – können auch wir unser Einsehen zeigen und unseren Beitrag leisten.
Verena Süess
Seelsorgerin Seelsorgeeinheit Gäbris
Leserfragen an info@pfarreiforum.ch