Familien kreativ und neu begegnen

Kirche Kunter­bunt hat die Uznacher Reli­gi­ons­päd­ago­gin Sandra Buss­lin­ger von Beginn an begeis­tert. Die 51-Jährige sagt, ­wieso diese in Uznach ökume­nisch ist, welche Rolle Insta­gram spielt und ob das ­Ganze auch bei Senio­rin­nen und Senio­ren funk­tio­nie­ren würde.

Sandra Buss­lin­ger, was macht Kirche Kunter­bunt in Uznach besonders?

In Uznach gibt es bereits eini­ge tolle Ange­bo­te für Kinder und Jugend­li­che, wie etwa den Kinder­chor oder die Jugend­treffs. Hinzu kommen Ange­bo­te, die sich gezielt an Klein­kin­der und ihre Eltern rich­ten. Doch was uns fehl­te, war etwas, das die ganze Fami­lie anspricht. Am besten soll­te das nieder­schwel­lig und unkom­pli­ziert sein.

Sandra Buss­lin­ger

Kirche Kunter­bunt ist vor allem aber frech und wild…

Und darin liegt defi­ni­tiv ein Mehr­wert. Es werden alle Sinne ange­spro­chen. Das ist wunder­voll. Es wird gesun­gen, gespielt, geges­sen, gebas­telt, erlebt und vieles mehr. Die Kinder und ihre Eltern können sich zwischen den verschie­de­nen Posten frei entschei­den und auch selbst wählen, wie lange sie an einem Posten blei­ben oder wie oft sie diesen wieder­ho­len. Bis auf die vier Fixpunk­te Will­kom­mens­zeit, Aktiv­zeit, Feier­zeit und Essens­zeit läuft alles spon­tan und frei ab. Fami­li­en fühlen sich wohl und will­kom­men. In der Kirche Kunter­bunt trifft man auch Fami­li­en an, die man sonst nicht im Gottes­dienst sieht.

Wann war klar, dass das Projekt nach Uznach kommt?

Der entschei­den­de Moment war der April 2022. Damals orga­ni­sier­te das Bistum St. Gallen zusam­men mit der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen und «Kirche Kunter­bunt Deutsch­land» einen Inspi­ra­ti­ons­tag. Ich wuss­te sofort, dass ich daran teil­neh­men werde. Dort traf ich meine evangelisch-reformierte Kolle­gin aus Uznach, Kath­rin Kägi, und wir waren beide total begeis­tert und inspi­riert. Uns beiden stell­te sich zudem nicht die Frage, ob, sondern wann wir mit Kirche Kunter­bunt star­ten würden. Schon fünf Mona­te später hatten wir die erste Ausga­be auf die Beine gestellt.

Kirche Kunter­bunt ist in Uznach ökume­nisch. Was ist der Vorteil davon?

Wir werden sicher einmal all jenen Paaren gerecht, die konfes­sio­nell gemischt sind. Das heisst zugleich auch, dass wir auto­ma­tisch mehr Perso­nen anspre­chen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir die Ressour­cen und die Finan­zen besser vertei­len können. Wir feiern Kirche Kunter­bunt unge­fähr alle zwei Mona­te. Wir bitten zwar jeweils um Anmel­dung, die Fami­li­en können aber auch spon­tan kommen. Kirche Kunter­bunt erfor­dert ein gewis­ses Mass an Flexi­bi­li­tät, da ist es sicher gut, wenn man breit abge­stützt ist.

Gibt es ein Netz­werk, in dem Sie sich austau­schen können?

Einmal im Jahr gibt es einen Fach­aus­tausch, den das Bistum orga­ni­siert. Dort disku­tie­ren wir darüber, was gelun­gen ist und was für Kirche Kunter­bunt nicht so gut funk­tio­niert hat. Man kann sich gegen­sei­tig Tipps geben oder Mate­ria­li­en austau­schen. Eine wich­ti­ge Quel­le ist für mich auch Insta­gram. Dort folge ich ande­ren Kirchen Kunter­bunt, wie etwa jenen in der Stadt St. Gallen oder der Seel­sor­ge­ein­heit Gaster. Es ist span­nend und inspi­rie­rend zu sehen, zu welchen Themen sie Kirche Kunter­bunt gestalten.

Welches war bis jetzt Ihre Lieb­lings­aus­ga­be in Uznach?

Ich fand Kirche Kunter­bunt zum Thema Scha­fe beson­ders berüh­rend. Wir hatten einen Bauern einge­la­den. Die Kinder durf­ten die Scha­fe strei­cheln und erfuh­ren alles rund um die Tiere und die Wolle. So lern­ten sie etwa, dass Schaf­wol­le etwa bei Hals­weh helfen kann, indem die Wolle aufge­legt wird. Gelun­gen fand ich auch jene Kirche Kunter­bunt, in der wir die Chris­tof­fel Blin­den­mis­si­on einge­la­den hatten. Eine blin­de Person erzähl­te den Kindern von ihrem Alltag. Zudem durf­ten wir den Bus der Orga­ni­sa­ti­on mit verschie­de­nen Posten und Spie­len nutzen.

Was lässt sich für ande­re Ziel­grup­pen abschau­en, etwa für Senio­rin­nen und Senioren?

Wir haben bereits eine Seniorinnen- und Senio­ren­grup­pen mit eige­nen Program­men. Das läuft gut. Viel­leicht können wir uns von Kirche Kunter­bunt aber abschau­en, dass es wich­tig ist, neue Formen auszu­pro­bie­ren. Ich denke da etwa an den Fami­li­en­kreuz­weg am Karfrei­tag. Früher war der immer gut von Fami­li­en besucht. Im vergan­ge­nen Jahr kamen aber nur weni­ge. Wir haben die Idee, dass wir diesen Kreuz­weg neu mit Aktiv­pos­ten rund um die Kirche gestal­ten. Solche Dinge möch­ten wir inspi­riert von Kirche Kunter­bunt testen.

Text: Nina Rudnicki

Bilder: zVg

Veröf­fent­li­chung: 24. Dezem­ber 2024

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