Rückenwind dank Papst

Die Fach­stel­le Partnerschaft-Ehe-Familie (PEF) des Bistums St.Gallen setzt sich seit 40 Jahren dafür ein, dass viel­fäl­ti­ge Fami­li­en­wel­ten in der Kirche noch selbst­ver­ständ­li­cher werden. Zudem fördert sie gelin­gen­de Part­ner­schaf­ten und unter­stützt bei Tren­nung oder Scheidung.

Über 40 Jahre ist ein Paar heute im Schnitt verhei­ra­tet, bis es durch den Tod getrennt wird und sofern es sich nicht zeit­le­bens trennt. «Vor 100 Jahren waren es wegen der gerin­ge­ren Lebens­er­war­tung im Durch­schnitt ledig­lich 18 Ehejah­re», sagt Matthi­as Koller Filli­ger von der Fach­stel­le Partnerschaft-Ehe-Familie (PEF) des Bistums St. Gallen. Eine Ehe oder Part­ner­schaft sei also gera­de heut­zu­ta­ge alles ande­re als ein Selbst­läu­fer. Es brau­che viel Enga­ge­ment, damit diese über eine so lange Zeit leben­dig bleibt.

Diver­se­re Gesellschaft

Part­ner­schaft und Ehe ist nebst Fami­lie und Trennung/Scheidung eines der drei Kern­the­men der PEF, wie es auch der Name der Fach­stel­le verrät. In diesem Jahr feiert diese ihr 40-Jahr-Bestehen. In dieser Zeit hat sich viel verän­dert: Die Gesell­schaft und somit auch die Part­ner­schaf­ten und Fami­li­en­for­men sind diver­ser gewor­den. Entspre­chend ist die seel­sor­ge­ri­sche Beglei­tung anspruchs­vol­ler gewor­den. Eine Fach­stel­le wie die PEF sei gera­de darum alles ande­re als über­flüs­sig, sagt Matthi­as Koller Filli­ger in den Büro­räu­men in der St. Galler Altstadt. Auf einem Tisch stapeln sich Bücher, die Stel­len­lei­te­rin Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle bereit­ge­legt hat. «Fami­li­en­viel­falt in der katho­li­schen Kirche»  lautet einer der Titel. «Paare und Fami­li­en: Kirche und Pasto­ral betre­ten Heili­gen Boden» heisst ein ande­res. Und aus dem in Buch­form erschienenen Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus «Amoris Laeti­tia – Freu­de der Liebe» sind eini­ge der wich­tigs­ten Aussa­gen des Papstes auf bunte Post­kar­ten gedruckt. So steht dort etwa: «Fami­li­en heute: Eine heraus­for­dern­de Colla­ge aus vielen unter­schied­li­chen Wirk­lich­kei­ten voller Freu­den, Dramen und Träu­men». «Als das Schrei­ben vor rund zehn Jahren erschien, hat uns das in der PEF viel Rücken­wind gege­ben», sagt Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle und erzählt, dass es bei der Fach­stel­le schon immer im Fokus gestan­den habe, den verschie­de­nen Lebens­rea­li­tä­ten mit Respekt zu begeg­nen. «Im Gegen­satz dazu wurde die Fami­lie aus Kirchen­sicht während vieler Jahr­zehn­te als Objekt der Beleh­rung verstanden.»

Fami­li­en vernetzen

Die Kirchen seien fast die einzi­gen öffentlich-rechtlichen Insti­tu­tio­nen, die sich um gelin­gen­de Part­ner­schaf­ten kümmern. Gera­de in jüngs­ter Zeit sind viele neue Projek­te entstan­den wie etwa Paar- und Eheju­bi­lä­ums­fei­ern, Valen­tins­fei­ern, Impuls­aben­de für Paare oder paargeschichten.ch. Die Platt­form beinhal­tet unkom­men­tiert eine stetig wach­sen­de Zahl verschie­dens­ter und bunter Lebens­ge­schich­ten von Perso­nen, die erzäh­len, was ihre Part­ner­schaft ausmacht, wieso sie geschei­tert ist oder welche Ängs­te und Hoff­nun­gen sie haben. Ein weite­res neues Ange­bot, das auf Fami­li­en ausge­rich­tet ist, ist Kirche Kunter­bunt. Es handelt sich dabei um regel­mäs­si­ge Gene­ra­tio­nen­an­läs­se mit spie­le­ri­schen Elemen­ten wie einer Schatz­su­che oder einem Posten­lauf, einer kurzen besinn­li­chen Feier und einem gemein­sa­men Essen. Dabei werden nicht nur Kinder, sondern auch die Erwach­se­nen mit ihren Lebens­fra­gen ange­spro­chen und Fami­li­en vernet­zen sich mit ande­ren Fami­li­en. «Viele Pfar­rei­en haben wenig perso­nel­le Ressour­cen im Fami­li­en­be­reich. Es ist aber wich­tig, junge Fami­li­en anzu­spre­chen und mit fami­li­en­freund­li­chen Ange­bo­ten zu vernet­zen und zu entlas­ten, da Fami­li­en heute enorm unter Druck sind», sagt Matthi­as Koller Filli­ger. Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle ergänzt: «Die verschie­de­nen Paar- und Fami­li­en­rea­li­tä­ten haben prak­tisch mit allen ande­ren Seel­sor­ge­be­rei­chen Schnitt­stel­len. Dazu gehö­ren beispiels­wei­se die Trau­er­be­glei­tung oder die Jugend­ar­beit. Alle soll­ten sich also damit ausein­an­der­set­zen», sagt sie. «Zu unse­ren Aufga­ben gehört es daher, Mitar­bei­ten­de und Ehren­amt­li­che in den Pfar­rei­en für die Arbeit mit Paaren und Fami­li­en zu sensi­bi­li­sie­ren und sie darin zu unterstützen.»

Wert­schät­zend begegnen

Kurse für eine glück­li­che Part­ner­schaft, Semi­na­re für Perso­nen in Tren­nung oder Schei­dung oder Ehevor­be­rei­tun­gen: Das sind eini­ge weite­re Ange­bo­te der PEF, durch die Pfar­rei­en ihre Familien- und Paar­seel­sor­ge stär­ken und fördern können. «Nehmen wir das Beispiel einer Person, die sich in Tren­nung befin­det», sagt Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle. «Die Betrof­fe­nen befin­den sich dabei in einer Krise.» Es sei der Auftrag der Kirche, in solchen Situa­tio­nen zu beglei­ten. Diese Haltung habe sich in 40 Jahren PEF nicht verän­dert, sagt sie und fügt an: «Die Zukunft der Kirche hängt auch davon ab, wie gast­freund­lich und wert­schät­zend man in den Pfar­rei­en mit Fami­li­en und Paaren umgeht.»

Die Fach­stel­le Partnerschaft-Ehe-Familie (PEF) ist eine Einrich­tung des Bistums St. Gallen und umfasst die Kanto­ne St. Gallen, Appen­zell Inner­rho­den und Appen­zell Ausser­rho­den. Sie bietet kirch­li­chen und nicht­kirch­li­chen Insti­tu­tio­nen ein brei­tes Bildungs­an­ge­bot an und unter­stützt Enga­gier­te in den Pfar­rei­en in der Paar-und Fami­li­en­seel­sor­ge mit Impul­sen, Mate­ria­li­en, Vernet­zung und Fach­wis­sen. Die Fach­stellt umfasst 160 Stel­len­pro­zen­te.  www.pef-sg.ch

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 5. Juli 2024

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