Stefan Hollenstein lebt den christlichen Glauben seit seiner Kindheit. Vor zwei Jahren wurde er zum Präsidenten des Kirchenverwaltungsrates Amden gewählt. Obwohl er das Amt nie angestrebt hat, tritt er im September zur Wiederwahl an.
Hoch oben über dem Walensee sitzt Stefan Hollenstein in seinem Büro in Amden. Über den Telefonhörer gib er einem Angestellten exakte Anweisungen. Der Betriebsleiter des Autobetriebes Weesen-Amden (AWA) hat an diesem sonnigen Vormittag viel zu tun. Auf den Strassen herrscht reger Betrieb, die Gegend gilt als Wanderparadies. Viele Auswärtige und Einheimische nutzen die AWA. «Wir haben genug Arbeit. Eigentlich wollte ich keine weiteren Verpflichtungen eingehen», sagt Hollenstein und spricht damit sein Ehrenamt an: Der 39-Jährige wurde Ende 2020 in einer Ersatzwahl zum Präsidenten des Kirchenverwaltungsrates (KVR) Amden gewählt. Damit gehört Hollenstein zu den jüngsten KVR-Präsidenten im Bistum St. Gallen. Zuvor war er Mitglied im KVR beziehungsweise Vizepräsident.
Tagsüber fährt er die Busse oder erledigt im Betrieb die Administration. An den Wochenenden wiederum stehen oft kirchliche Termine an. Ohne die Unterstützung seiner Frau und der 12 Angestellten im Geschäft sowie der KVR-Mitglieder wäre das Pensum nicht machbar, so Hollenstein. Und dennoch sagt er: «Jeder, der kann, soll einen Beitrag leisten. Leider sind immer weniger Menschen bereit, ihre Freizeit zu opfern.»
Vakanzen besetzen
Zu seinem Amt kam der gebürtige Mühlrütner eher unfreiwillig. Er sei zwar mit dem katholischen Glauben gross geworden, habe diesen immer schon gelebt – Hollensteins Vater war während 26 Jahren selber KVR-Mitglied – und habe sich schon immer in der Kirche engagiert. «Aber ich wollte nie in den Kirchenverwaltungsrat. Ich konnte mir das überhaupt nicht vorstellen», sagt Hollenstein. Warum aber bekleidet er das Amt nun doch? Der Grund für den Sinneswandel ist einfach. Wie in vielen anderen Gemeinden auch, hatte der Kirchenverwaltungsrat in Amden Mühe, Freiwillige zu finden. So «rutschte» Hollenstein 2019 als Mitglied in den KVR und schliesslich in das Amt des Präsidenten. «Als sich niemand für das Amt meldete, war für mich klar: Wir müssen eine Lösung finden.»
Gelebte Traditionen
Wenn Stefan Hollenstein in die Zukunft blickt, freut er sich. Die Kirchgebäude sind in einem guten Zustand und die Reorganisation des Seelsorgeteams ist auf gutem Weg. Die Orgel erstrahlt nach einer Revision wieder in neuem Glanz. Hollenstein fühlt sich wohl in Amden. «Wir haben eine lebendige Kirchgemeinde und die Traditionen werden gelebt», sagt er, verschweigt aber nicht, dass auch in seiner Wohngemeinde die Gottesdienste heute nur noch spärlich und vor allem von älteren Menschen besucht werden. «Wir müssen einen Weg finden, die Traditionen der Vergangenheit mit der Moderne zusammenzubringen.» Dies sei eine grosse Herausforderung und seine wohl grösste Aufgabe. Stefan Hollenstein wird sich dieser stellen. Am 10. September stehen im Kanton St. Gallen die Erneuerungswahlen in den Kirchenverwaltungsrat an, und für den 39-Jährigen ist klar: Er wird nochmals kandidieren.
Text und Bild: Alessia Pagani
Veröffentlichung: 2. August 2023