Er sucht Lösungen

Stefan Hollenstein vor einem Saurer-Bus aus dem Jahr 1955.

Stefan Hollen­stein lebt den christ­li­chen Glau­ben seit seiner Kind­heit. Vor zwei Jahren wurde er zum Präsi­den­ten des Kirchen­ver­wal­tungs­ra­tes Amden ­gewählt. Obwohl er das Amt nie ­ange­strebt hat, tritt er im Septem­ber zur Wieder­wahl an.

Hoch oben über dem Walen­see sitzt Stefan Hollen­stein in seinem Büro in Amden. Über den Tele­fon­hö­rer gib er einem Ange­stell­ten exak­te Anwei­sun­gen. Der Betriebs­lei­ter des Auto­be­trie­bes Weesen-Amden (AWA) hat an diesem sonni­gen Vormit­tag viel zu tun. Auf den Stras­sen herrscht reger Betrieb, die Gegend gilt als Wander­pa­ra­dies. Viele Auswär­ti­ge und Einhei­mi­sche nutzen die AWA. «Wir haben genug Arbeit. Eigent­lich woll­te ich keine weite­ren Verpflich­tun­gen einge­hen», sagt Hollen­stein und spricht damit sein Ehren­amt an: Der 39-Jährige wurde Ende 2020 in einer Ersatz­wahl zum Präsi­den­ten des Kirchen­ver­wal­tungs­ra­tes (KVR) Amden gewählt. Damit gehört Hollen­stein zu den jüngs­ten KVR-Präsidenten im Bistum St. Gallen. Zuvor war er Mitglied im KVR bezie­hungs­wei­se Vizepräsident.

Tags­über fährt er die Busse oder erle­digt im Betrieb die Admi­nis­tra­ti­on. An den Wochen­en­den wieder­um stehen oft kirch­li­che Termi­ne an. Ohne die Unter­stüt­zung seiner Frau und der 12 Ange­stell­ten im Geschäft sowie der KVR-Mitglieder wäre das Pensum nicht mach­bar, so Hollen­stein. Und dennoch sagt er: «Jeder, der kann, soll einen Beitrag leis­ten. Leider sind immer weni­ger Menschen bereit, ihre Frei­zeit zu opfern.»

Vakan­zen besetzen

Zu seinem Amt kam der gebür­ti­ge Mühl­rüt­ner eher unfrei­wil­lig. Er sei zwar mit dem katho­li­schen Glau­ben gross gewor­den, habe diesen immer schon gelebt – Hollen­steins Vater war während 26 Jahren selber KVR-Mitglied – und habe sich schon immer in der Kirche enga­giert. «Aber ich woll­te nie in den Kirchen­ver­wal­tungs­rat. Ich konn­te mir das über­haupt nicht vorstel­len», sagt Hollen­stein. Warum aber beklei­det er das Amt nun doch? Der Grund für den Sinnes­wan­del ist einfach. Wie in vielen ande­ren Gemein­den auch, hatte der Kirchen­ver­wal­tungs­rat in Amden Mühe, Frei­wil­li­ge zu finden. So «rutsch­te» Hollen­stein 2019 als Mitglied in den KVR und schliess­lich in das Amt des Präsi­den­ten. «Als sich niemand für das Amt melde­te, war für mich klar: Wir müssen eine Lösung finden.»

Geleb­te Traditionen

Wenn Stefan Hollen­stein in die Zukunft blickt, freut er sich. Die Kirch­ge­bäu­de sind in einem guten Zustand und die Reor­ga­ni­sa­ti­on des Seel­sor­ge­teams ist auf gutem Weg. Die Orgel erstrahlt nach einer Revi­si­on wieder in neuem Glanz. Hollen­stein fühlt sich wohl in Amden. «Wir haben eine leben­di­ge Kirch­ge­mein­de und die Tradi­tio­nen werden gelebt», sagt er, verschweigt aber nicht, dass auch in seiner Wohn­ge­mein­de die Gottes­diens­te heute nur noch spär­lich und vor allem von älte­ren Menschen besucht werden. «Wir müssen einen Weg finden, die Tradi­tio­nen der Vergan­gen­heit mit der Moder­ne zusam­men­zu­brin­gen.» Dies sei eine gros­se Heraus­for­de­rung und seine wohl gröss­te Aufga­be. Stefan Hollen­stein wird sich dieser stel­len. Am 10. Septem­ber stehen im Kanton St. Gallen die Erneue­rungs­wah­len in den Kirchen­ver­wal­tungs­rat an, und für den 39-Jährigen ist klar: Er wird noch­mals kandidieren.

Text und Bild: Ales­sia Paga­ni
Veröf­fent­li­chung: 2. August 2023

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