Musik für die Kleinsten

Singen, klatschen, trommeln und tanzen: Beim Eltern-Kind-Singen der Domsingschule St. Gallen entdecken Kinder ab 18 Monaten Musik und Rhythmus mit allen Sinnen. Leiterin Hiroko Haag verbindet Lieder aus verschiedenen Kulturen mit spielerischen Elementen.

Wir singen nicht nur die typischen Schweizer Kinderlieder. Ich bringe immer auch Lieder in anderen Sprachen und aus anderen Kulturen mit», sagt Hiroko Haag, Leiterin der Vorchöre der Domsingschule St. Gallen. Dann begrüsst sie die sieben Familien, die an diesem Vormittag zusammen zum Eltern-Kind-Singen kommen. Einige Kinder sind mit ihren Grosseltern da. Während einer Lektion sollen Kinder ab 18 Monaten bis zum Kindergartenalter Musik und Rhythmus hören und fühlen und eine schöne Gruppenerfahrung machen, wie Hiroko Haag sagt.

 

Vom Waschbären gebannt

Sie stimmt einige Takte auf dem Klavier an und beginnt dann das afrikanische Lied «Funga alafia» zu spielen und zu singen. Die Kinder singen mit, mal einzelne Wörter, mal eine ganze Zeile. Vor allem strahlen sie aber und klatschen mit den Händen. Und spätestens als Hiroko Haag den Plüschwaschbären über ihre Hand zieht und diesen so zum Leben erweckt, sind die Kleinen gebannt. «Ich kann zaubern. Die Hände sind weg», sagt der Waschbär und Hiroko Haag lässt ihre Hände hinter dem Rücken verschwinden. Es folgen Füsse, Ohren, der Bauch, die Augen – immer begleitet von den verschiedenen Strophen des Kinderliedes «Meine Hände sind verschwunden. Ich habe keine Hände mehr.»

 

Im Eltern-Kind-Singen wird getrommelt, getanzt, geschmeckt und gefühlt: Etwa indem sich die Kinder unter bunten Tüchern verstecken.

Vorchor für Kindergärtner

Das Eltern-Kind-Singen wird erst zum zweiten Mal angeboten. Ein dritter Kurs startet im Februar. Die Idee für das Eltern-Kind-Singen entstand nach der Coronazeit. «Wir merkten, dass wir in der Domsingschule durch die Pandemie den Kontakt zu Familien mit ganz kleinen Kindern verloren hatten», sagt Hiroko Haag. Ihre Vorgängerin hatte vor einigen Jahren einen ähnlichen Kurs angeboten. «Dadurch wussten wir, dass das Angebot bei den Familien gut ankommt. Einigen Kindern gefällt das Singen so gut, dass sie danach in unseren Vorchor für Kindergartenkinder kommen», sagt sie.

 

Ein wildes Orchester

Musik soll laut Hiroko Haag unsere Sinne ansprechen. So wird im Eltern-Kind-Singen auch getrommelt, getanzt, geschmeckt und gefühlt. Die Kinder verstecken sich unter bunten durchsichtigen Tüchern. Sie wählen zwischen Rasseln und Trommeln und werden zu einem wilden Orchester. Sie lassen Schmetterlinge aus Papier durch die Luft fliegen. Sie beobachten, wie Hiroko Haag ein Tischtusch auf dem Boden ausbreitet und ein Brett mit einem Käsesandwich und einem Apfel aus Holz sowie eine Kaffeetasse daraufstellt. Dann kommt eine kleine Maus und stiehlt den Käse. Das Ganze geschieht getreu dem Kinderreim «I üsem Hüsli häts schrecklich viel Müsli». Dann ist es Zeit, in den «Musikzug» nach Hause zu steigen. Die Kinder wickeln sich bunte Seile um den Bauch und ziehen ihre Eltern und Gross­eltern durch das Zimmer. Die Dreiviertelstunde ist um. Die Kinder schlüpfen in ihre Schuhe und in ihre Jacken. Draussen im Flur wartet schon die nächste Gruppe aufs Eltern-Kind-Singen: Mit lachenden Gesichtern und freudiger Ungeduld.

 

Mehr als 100 Kinder

Die Domsingschule ist ein überregionales Angebot für alle Kinder und Jugendlichen aus dem Bistum St. Gallen. Sie bietet eine musikalisch-sängerische Grundausbildung. Aktuell singen über 100 Kinder und Jugendliche in der Domsingschule. Sie besteht aus den drei Chorgruppen Vorchor, Kinderchor und Jugendchor sowie aus dem Eltern-Kind-Singen.

 

www.kirchenmusik-sg.ch

Nina Rudnicki
Autorin
Veröffentlichung: 30.09.2025