Berühmte Fasnächtlerin und mutige Gläubige

Klara Bischof aus Grub SG baute als Dank für ein Heilungs­wun­der in Lour­des die Kapel­le auf dem Fünf­län­der­blick. Zum 130-Jahr-Jubiläum der Kapel­le Maria Lour­des erin­nert ein Frei­licht­spiel an die ausser­ge­wöhn­li­che Frau.

Viele, die das Ausflugs­ziel Fünf­län­der­blick (auf dem Berg­kamm des Ross­bü­chels) den atem­be­rau­ben­den Blick auf den Boden­see genies­sen, machen auch einen kurzen Halt in der Maria-Lourdes-Wallfahrtskapelle. «Die Kapel­le ist bis heute sehr beliebt», sagt Markus Peter, Präsi­dent der Kath. Kirch­ge­mein­de Eggersriet-Grub SG, auf deren Boden das sakra­le Gebäu­de steht. «In der Kapel­le werden jähr­lich für rund 20 000 Fran­ken Kerzen ange­zün­det.» Dass hinter dieser Kapel­le eine persön­li­che Glau­bens­ge­schich­te steht, weiss jedoch kaum jemand. Das Frei­licht­spiel «Deckers Klara» soll das nun ändern.

Der Fünf­län­der­blick ist ein belieb­tes Ausflugs­ziel, auf dem Weg: Die Lourdes-Kapelle. © Benja­min Manser / Pfarreiforum

In der Kapel­le erin­nert ein Bild an Klara Bischof. © Benja­min Manser / Pfarreiforum

Pilger­rei­se nach Lourdes

«Mich faszi­niert, dass Klara Bischof eine gläu­bi­ge Frau war, die aber trotz­dem ganz unbe­schwert lebte und auch manches Laster hatte», sagt Rebec­ca Heier­li. Die Laien­schau­spie­le­rin, in Ober­egg aufge­wach­sen und jetzt in Eich­berg zuhau­se, spielt im im Frei­licht­spiel die Rolle der Klara Bischof. «Sie war eine Kämp­fe­rin – sie hat für das gekämpft, was ihr wich­tig war. Damit ist sie auch heute ein Vorbild.» Klara Bischof war ein Gruber Dorf­o­ri­gi­nal und in der Regi­on Rorschach, im Appen­zel­ler Vorder­land und weit darüber hinaus bekannt. Sie entstamm­te dem uralten Dach­de­cker­ge­schlecht «Bischof», ein Name, der im st.gallischen Grub fast jeder trug. Um die Fami­li­en besser ausein­an­der­zu­hal­ten, verwen­de­te man Spitz­na­men, die sich entwe­der auf den Wohn­ort oder die beruf­li­che Tätig­keit bezie­hen. Klaras Vater arbei­te­te als Dach­de­cker, so nann­te man die Nach­kom­men­schaft «Deckers». Die im Jahre 1859 gebo­re­ne Klara war ein kränk­li­ches Kind. Eine Pilger­rei­se in den fran­zö­si­schen Wall­fahrts­ort Lour­des brach­te die Wende und schenk­te ihr Gesund­heit. Als Dank für dieses Heil­wun­der plan­te sie als noch junge Frau ihrer Heimat eine Kapel­le zu stif­ten – gegen den Wider­stand des Kirchen­rats. Auf dem Fünf­län­der­blick erwarb sie ein Plätz­chen für dieses Vorha­ben. Klara schlepp­te im «Hand­wä­gel­chen» Sand und Stei­ne auf den Hügel. Nach der Bauzeit, März bis Juni 1892, wurde am 15. August die Kapel­le feier­lich einge­weiht. Mehr als 50 Jahre lang versah Klara den Mess­mer­dienst und bete­te jeden Tag einen Rosen­kranz in dieser Kapelle.

Regis­seur Fred­dy Kunz hat inten­siv über Klara Bischof recherchiert.

Ein Ort für alle

Lynn Blatt­mann ist Histo­ri­ke­rin und lebt in der Nähe der Kapel­le auf dem Fünf­län­der­blick. «Mit der Kapel­le woll­te sie einen Ort für die Menschen schaf­fen, ausser­halb der Dorf­kir­che», sagt sie. «Ihre Kapel­le steht dort, wo die Natur zuhau­se ist, dort wo die Elemen­te toben, der Wind, der Regen, Schnee. Sie steht dort, wo man die ganze Welt sehen oder erah­nen kann, dort, wo man auch mit vielen Sorgen leicht wieder zu sich selbst findet. Klara Bischof hat beim Fünf­län­der­blick einen magi­schen Ort geschaf­fen. Er ist eine stein­ge­wor­de­ne Einla­dung an uns alle, uns selbst nicht immer so wahn­sin­nig ernst zu nehmen, und über uns selbst hinauszuschauen.»

Vorbild für heute

Beim Frei­licht­spiel «Deckers Klara» wirken die Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler des Drama­ti­schen Vereins Ober­egg mit. Der Regis­seur Fredy Kunz, seit 1998 beim Verein tätig, möch­te im Stück Klara als gläu­bi­ge und ausser­ge­wöhn­li­che Frau zeigen. Er erin­nert aber auch an ihre vielen Strei­che, mit denen sie für gros­ses Geläch­ter und Gesprächs­stoff weit über Grub hinaus sorg­te. «Für mich ist Klara Bischof auch eine star­ke Frau­en­fi­gur», sagt Rebec­ca Heier­li, «sich als Frau in der dama­li­gen Zeit von der Obrig­keit nicht von ihrem Ziel abbrin­gen zu lassen, das brauch­te noch viel mehr Mut als heute. Ich finde, sie ist auch eine gute Inspi­ra­ti­on für die heuti­gen Anlie­gen der Frau­en­be­we­gung in der Gesell­schaft und auch in der Kirche.» Die Klara-Darstellerin freut sich auf die Auffüh­run­gen: «Der Fünf­län­der­blick ist eine atem­be­rau­ben­de Kulis­se und macht das Frei­licht­spiel gleich noch spannender.»

Rebec­ca Heier­li spielt die Klara Bisch­off — sie ist ein Vorbild für die Laien­schau­spie­le­rin. © Benja­min Manser / Pfarreiforum

Premie­re am 11. August

Insge­samt rund 7200 Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er wollen die Verantwort­lichen des Frei­licht­spie­les errei­chen. Die Premie­re findet am 11. August statt. ­Daten der weite­ren elf Auffüh­run­gen und Tickets:

→ deckersklara.ch

Text: Stephan Sigg

Bilder: Benja­min Manser

Veröf­fent­li­chung: 22. 06. 2023

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