Die letzten Wochen vor den Sommerferien sind für Menschen mit Kindern organisatorisch-logistisch immer eine spezielle Herausforderung. Ehrlicherweise die ersten Schulwochen im August auch – aber, geschenkt.
Nicht nur Mehrfacheltern wissen um die Schwierigkeiten, Schulaufführungen, Musizierstunden, Sportverein-Wettkämpfe und Fussballturniere, Jugi-Anlässe, Jubla-Grill-Höcks, Lagerelternabende, Mitarbeit bei Projektwochen, Organisation von Lehrer-Abschiedsgeschenken und Sommerfesten zum Schuljahresende unter einen Hut zu bekommen. Von den regelmässigen Terminen, die sonst so anfallen, oder der eigenen Erwerbstätigkeit ganz abgesehen.
In einem Anflug von Panik
Nicht selten ertappe ich mich morgens in einem Anflug von Panik, ob ich an alles gedacht oder die unbedingt erforderliche Bratwurst für das anstehende Schulreisli vergessen und der Anmeldeschluss fürs Jubla-Lager unterging. Terminkollisionen sind an der Tagesordnung und das auf die vollen Wochen folgende «Ferienloch» unvermeidlich.
Blick für das Wesentliche bewahren
Seit Ostern begleitet mich ein Kalenderblatt mit einem Satz aus einem Gedicht von Hilde Domin, welcher vielleicht in so manch morgendlichem Bratwurst-Panikmoment weiterhelfen könnte, diese Art Luxusprobleme zu bodigen: «Vielleicht wird nichts verlangt von uns, während wir hier sind, als ein Gesicht leuchten zu machen, bis es durchsichtig wird.»* Ich habe für uns beschlossen, wir müssen nicht überall dabei sein, nur fast überall, und mir selbst verordnet, inmitten der Terminflut den Blick für das Wesentliche all dieser schönen Sommer-Anlässe zu bewahren.
Ich wünsche Ihnen allen einen guten Endspurt und dann schöne und erholsame Ferientage!
Eine 700 Jahre alte Figur des Heiligen Dominikus, eine Hostienpresse und Gewänder voller Stickereien: Das Museum Weesen zeigt verborgene Schätze aus dem Kloster Maria Zuflucht. Die Ausstellung erzählt von der Verbundenheit zwischen Kloster und Stadt. Diese reicht zurück bis in die Zeit der Näfelser Nacht.
«Die Menschen in Weesen sind mit dem Kloster hier verbunden. Der Ursprung dafür liegt in der Näfelser Nacht im 14. Jahrhundert», sagt Manuela Benz vom Museumsverein Weesen. Sie erzählt, wie die Weesenerinnen und Weesener damals nach verlorener Schlacht fliehen mussten und die alte Stadt in Flammen aufging. Nur die Pfarrkirche blieb verschont. Als die Geflohenen nach einiger Zeit zurückkehrten, gestattete ihnen die Klostergemeinschaft, auf ihrem Land neue Häuser zu errichten. «Diese Geschichte kennen hier alle. Es war daher an der Zeit, endlich einmal eine Ausstellung über unser Dominikanerinnenkloster Maria Zuflucht zu gestalten», sagt Benz. Die Klostermauern liegen gleich gegenüber dem Museum, was den Aufbau der Ausstellung erleichtert hat.
Ein Chor auf Leinwand
Eine Holzfigur des Heiligen Dominikus von 1300, eine Hostienpresse, eine Schaufensterpuppe im Ordensgewand der Dominikanerinnen, ein Stickrahmen, silberne Kerzenständer und Weihrauchgefässe sowie liturgische Gewänder, die im Kloster bestickt wurden: Das sind nur einige Schätze an antiken Kulturgegenständen, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind. Manuela Benz und das Vorstandsteam haben die vergangenen Wochen damit verbracht, die verschiedenen Gegenstände im Kloster anzuschauen und Leihgaben ins Museum zu transportieren. Der Heilige Dominikus gehört zu den Lieblingsobjekten von Manuela Benz. «Es ist ein so wunderschönes Bildnis und so sorgfältig aus Holz gefertigt, das es mehr als 700 Jahre überdauert hat», sagt sie. Die Holzfigur steht vor einer raumgrossen Leinwand, auf der ein Foto des Chors der Klosterkirche zu sehen ist. Beim Betreten des Zimmers hat man dadurch beinahe das Gefühl, in einer richtigen Kirche zu stehen.
Kekse aus Hostienresten
Im Gegensatz zu einigen anderen Gemeinschaften, die auf soziale Aktivitäten ausgerichtet sind, verstehen sich die Dominikanerinnen von Weesen als beschaulicher Orden. Das bedeutet unter anderem, dass Gebet und Kontemplation einen grossen Teil ihrer Zeit beanspruchen. Die Dominikanerinnen im Kloster Maria Zuflucht leben in Zurückgezogenheit und Klausur, um im Stillschweigen auf Gott zu hören. «Die sieben Schwestern sind aber auch mit konkreten Angeboten für ihre Mitmenschen da», sagt Manuela Benz und erzählt von den Beratungen für Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Das Kloster beherbergt zudem Pilgerinnen und Pilger und bietet Frauen die Gelegenheit zur stillen Einkehr. Noch heute finanziert sich das Kloster unter anderem durch den Verkauf der eigens hergestellten Hostien an zahlreiche Pfarreien, Klostersalze, Liköre und der beliebten «Weesner Chloschter-Chnuschperli». Bei diesen handelt es sich um süsse Kekse, die aus den Teigresten für die Hostien hergestellt werden. «Die sind hier sehr beliebt und gehören zu jedem Mai-Markt dazu», sagt Manuela Benz und greift nach einer Tüte, die gleich neben der riesigen Hostienpresse ausgestellt ist. An der Wand gegenüber hängen einige liturgische Gewänder, die mit detailreichen Stickereien verziert sind und früher im Kloster selbst genäht wurden.
Sich in die Geschichte vertiefen
Mit seinen Wechselausstellungen möchte der Museumsverein zum einen Schulklassen, Touristen, aber vor allem auch die Weesenerinnen und Weesner und den Menschen aus der Region immer wieder neu ansprechen. Nach bisherigen Ausstellungen zu regionalen Kachelöfen, Krippen aus aller Welt, zu den Themen Schlüssel & Schloss sowie über Lieblingsbilder wird die aktuelle Klosterausstellung noch bis zum April im kommenden Jahr aufzeigen, was den Ort am Walensee ausmacht. Nebst den Kulturschätzen gibt es auch schwarz-weiss-Fotografien, alte Zeitungsartikel sowie Geschichten rund um das Kloster für alle jene, die sich etwas länger in die Ausstellung vertiefen möchten.
Am 5. Juli wird Bischof Beat Grögli zum 12. Bischof von St. Gallen geweiht. Er spricht im Interview mit dem Pfarreiforum über den Mut zu Experimenten, welche grossen Themen ihn als Bischof beschäftigen werden und was er vom Heiligen Gallus gelernt hat.
Bischof Beat Grögli, bald werden Sie zum Bischof von St. Gallen geweiht. Welchen Bezug haben Sie zum Heiligen Gallus?
Beat Grögli: Das kulturelle Erbe, das vom Heiligen Gallus ausgeht, ist gewaltig. Das Kloster St. Gallen hat europaweit Spuren hinterlassen. Diesen Spuren verdanke ich viele internationale Kontakte. Eine Besonderheit aus dem Leben des Heiligen Gallus hat sich mir eingeprägt: Dort, wo er und Kolumban gepredigt haben, endete es im Fiasko – sei es in Tuggen oder in Bregenz. An beiden Orten wurden sie davongejagt. Die Frucht ihres Wirkens ging dort auf, wo sie nicht gepredigt haben, sondern präsent waren, sich eingebracht haben und in Beziehung mit anderen getreten sind.
Es kommt also nicht auf eine gute Predigt an?
(lacht) Das heisst nicht, dass die Predigtvorbereitung nicht wichtig wäre! Aber das Da-Sein ist, glaube ich, noch viel wichtiger. Darin hat für mich persönlich in den letzten Jahren die Heilige Wiborada an Bedeutung gewonnen – durch die verschiedenen Projekte, die sie neu ins Gespräch gebracht haben. An ihr fasziniert mich ihr Durchhaltevermögen. Das scheint mir etwas sehr Aktuelles zu sein: Einen langen Atem haben, dranbleiben – diese Aspekte habe ich in den ersten Interviews als Bischof erwähnt. Mich hat überrascht, dass ich gerade auf diese Aussagen die meisten Reaktionen bekommen habe. An der Oberfläche bleiben, schnell aufgeben und immer wieder den Ort wechseln – das lässt sich heute in vielen Lebensbereichen beobachten. Alles ist so schnelllebig. Auch in der Weltpolitik. Das scheint viele zu beschäftigen. Wenn jemand hingegen einen langen Atem hat, kann etwas Grosses entstehen. Bedeutsam für heute ist auch, dass der Heilige Gallus und der Heilige Kolumban in ganz Europa Spuren hinterlassen haben.
Firmung ab 18, die Errichtung der Seelsorgeeinheiten, das waren wichtige Schritte, die die Amtszeiten von Bischof Ivo Fürer und Bischof Markus Büchel geprägt haben. Welche Schritte möchten Sie gehen? Wo werden Sie einen langen Atem brauchen?
Die Personalsituation im Bistum ist sehr angespannt und das wird sich in den nächsten zehn Jahren wohl noch weiter zuspitzen. Es wird immer schwieriger, die Stellen in den Seelsorgeeinheiten zu besetzen. Für mich stellt sich die Frage, wie wir kraftvolle und lebendige Orte gestalten können, die ausstrahlen. Solche Orte machen Kirche und den Glauben erfahrbar und ziehen die Menschen an. Nur dort wird der Glauben auch immer wieder genährt und dort engagieren sich Freiwillige gerne: Es macht ihnen Freude, es belebt sie, da gibt es eine Dynamik, da wird kein Untergang verwaltet. An solchen Orten können auch wieder neue Berufungen wachsen.
Braucht es dafür aber nicht auch Reformen?
Papst Franziskus hat sich für Synodalität eingesetzt und die Weltkirche dazu aufgefordert, synodaler zu werden. Die Beteiligung aller an den Prozessen und Entscheidungen hat im Bistum St. Gallen eine lange Tradition, ein Beispiel dafür sind die diözesanen Räte und Gremien. Die Diskussionen um Reformen gehen oft auch Hand in Hand mit Forderungen nach klaren und neuen Regeln, die von oben erlassen werden sollten. Andererseits nehme ich in unserem Bistum in vielen Bereichen einen guten pastoralen Umgang mit komplexen Situationen wahr. Mir scheint, dass das weiter führt als Reformen per Dekret.
Der gebürtige Wiler Beat Grögli (54) studierte Theologie und Psychologie. Er war Pfarrer in verschiedenen Pfarreien der Stadt St. Gallen und von 2013 bis zu seiner Wahl zum Bischof Dompfarrer in St. Gallen. Hier: vor den Gemälden der bisherigen St. Galler Bischöfe.
Braucht es in der Kirche mehr Mut zum Experiment? Firmung ab 18 ist vor knapp dreissig Jahren als Experiment gestartet.
Ja, der Weg entsteht im Gehen. Firmung ab 18 ist ein eindrückliches Beispiel, von dem sich viel lernen lässt. Da war auch nicht am Anfang ein bischöfliches Dekret, sondern Menschen in den Pfarreien, die realisiert haben: Die bisherigen Wege funktionieren nicht mehr, es braucht einen neuen Aufbruch. Der Bischof hat zugehört und es dann in die diözesanen Räte gebracht. Erst nach diesen Konsultationen und als sich gezeigt hat, dass sich das neue Firmalter bewährt, hat der Bischof einen Entscheid für das ganze Bistum getroffen.
Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der katholischen Kirche wächst. Muss das Bistum für diese Realität noch sensibler werden?
Ein Bewusstsein dafür gibt es schon lange – auf Bistumsebene, aber auch in den Pfarreien. Wichtig scheint mir, überall eine Willkommenskultur aufzubauen und zu leben – für Menschen aus allen Kulturen, aber auch für Menschen, die kirchenfern sind. Wie gelingt es uns, dass sich Menschen willkommen fühlen? Gerade Menschen mit Migrationshintergrund schätzen in der Regel eine Liturgie, die verlässlich ist. Hier finden sie sich wieder; das ist ihnen vertraut. Ein Highlight war für mich als Dompfarrer immer der Gottesdienst am Sonntag der Nationen in der Kathedrale. Da wirken Menschen aus verschiedenen Kulturen mit und bringen sich mit ihren Traditionen ein. Beim anschliessend Apéro gibt es viel Austausch. Schon ein paar Mal habe ich gehört: «Wer nicht dabei ist, verpasst etwas.»
Sie haben diesbezüglich schon Experimente gewagt: Bei einem KI-Kurs haben Sie einen digitalen Zwilling von sich erstellt und einen Adventsgruss in verschiedenen Sprachen gesprochen. Wie kam das an?
(lacht) Das war eine spontane Idee. Es war nur eine Sache von drei Minuten, die Botschaft im Dialekt in die Kamera zu sprechen. Der Rest erledigte die KI. Ich habe bewusst nur Sprachen gewählt, die Freunde von mir sprechen: Spanisch, Italienisch, Englisch, Französisch, Polnisch, Slowenisch, Ukrainisch, Chinesisch. Die Rückmeldungen waren positiv.
Der Frauenbund Schweiz hat das «katholisch» aus seinem Namen gestrichen. Wie ist «katholisch» bei Ihnen besetzt?
Ganz klar positiv, denn ich verstehe es von seiner ursprünglichen Bedeutung her: «weltumspannend». Katholisch – weltweit – glauben, ist schön! Ich denke an die Weltkirche, wir sind Teil einer weltweiten Gemeinschaft, für mich sind durch dieses Netzwerk viele Freundschaften mit Menschen überall auf der Welt entstanden. Wie Menschen in anderen Ländern ihren Glauben leben und Gottesdienst feiern, hat mich schon immer fasziniert. Mein Ja zur konkreten katholischen Kirche habe ich gegeben. Das heisst nicht, dass ich alles gut finden muss oder nicht mehr kritisch hinschaue. Aber hinter dem grundsätzlichen Ja gab es für mich nie ein Fragezeichen.
Aber viele tun sich heute schwer damit, katholisch zu sein und dazu zu stehen.
Es ist heute sehr einfach, an der katholischen Kirche Kritik zu üben. Das kostet nichts. Aber es kostet etwas, zum Glauben und zur Kirche zu stehen und die richtigen Worte zu finden. Rückzug in eine eigene Welt kann nicht die Lösung sein. Es geht ja darum, sichtbar zu machen, was einem im Glauben persönlich wichtig ist. Wo ich das mit Freude ausstrahle, wird es auch bei anderen ankommen.
Was braucht es, um in einer Bergzone zu landwirtschaften? Welche Rolle spielen dabei Ehrenamtliche? Kitti und Hanspeter Schläpfer aus Ricken geben Einblicke in ihren Betrieb samt Alp. Seit einem Jahr werden sie von Caritas-Bergeinsatz unterstützt.
Der Blick fällt von der Alp Rittmarren bei Gommiswald über Hügel und Wälder bis hinunter in die Ebene rund um den Ober- und Zürichsee. Die 7‑jährige Alina läuft aus der alten Scheune, die zum Hasen- und Hühnerstall umfunktioniert ist. «Ihr braucht unbedingt ein Foto von den Hasen», ruft sie. Vielleicht sollen bald ein paar Geissen folgen. Ihre Eltern, Kitti und Hanspeter Schläpfer, möchten einen kleinen Streichelzoo für die Tagesgäste der Alpwirtschaft und vor allem für deren Kinder eröffnen. Vor wenigen Tagen wurde zudem der Neubau eingeweiht, in dem sich das Restaurant befindet. Das alte baufällige Gebäude soll demnächst abgerissen werden.
Neuer Stall geplant
Die junge Familie hat die Alp Rittmarren in diesem Jahr neu gepachtet. «Es war schon immer mein Traum, meinen Betrieb zu vergrössern und eine eigene Alp zu haben. Das Restaurant gehört zu diesem Paket eben dazu», sagt Hanspeter Schläpfer. Sein Bauernhof, der Schönenberghof, befindet sich zehn Autominuten entfernt am Rickenpass. 46 Kühe, Rinder und Kälber leben dort – und fortan im Sommer auf der Alp – in Mutterkuhhaltung. Hinzu kommen Schweine, Schafe und einige Truthähne. Die Familie bewirtschaftet ihren Betrieb in den Bergzonen I und II auf 840 Metern über Meer. Dies bedeutet, dass alles vom eigenen Hof stammt und kein Tierfutter und Einstreu ausser für die Kleintiere hinzugekauft wird. Die Kühe sind während hundert Tagen im Jahr draussen auf der Alp. Das Fleisch, das Hanspeter Schläpfer produziert, trägt das Label «Natura-Veal» oder «Natura-Beef». Diese zeichnen Betriebe für ihre artgerechte Haltung aus. Auch der WWF Schweiz empfiehlt die Labels. «Allerdings sind mir diese Labels zu wenig transparent. Ich plane einen neuen Stall mit angrenzender Metzgerei. So können die Rinder und Kälber während des Fressens geschlachtet werden, ohne dass sie in Stress geraten», sagt der 34-Jährige. Aktuell würden die Tiere mit dem Lastwagen abgeholt und zur Metzgerei in Oensingen in Solothurn gefahren. «Wir möchten einen Weg gehen, hinter dem wir von A bis Z stehen können. Meinen Tieren soll es die ganze Zeit gut gehen», sagt er. Die Baubewilligung für den Stall sei da. In den kommenden Wochen soll es mit dem Bauprojekt losgehen.
Ein Hof in dritter Generation
Den Bauernhof im Schönenberg hat Hanspeter Schläpfer zusammen mit seiner Frau vor elf Jahren in dritter Generation von seiner Mutter übernommen. Dass er Bauer werden wollte, war für ihn immer klar. «Und von meinen Geschwistern hatte niemand Interesse am Hof», sagt er. Die Alpwirtschaft sei für ihn und seine Frau eine Chance, ihre eigenen Produkte anzubieten und zu vermarkten. Sieben Tage pro Woche hat das Restaurant in der Sommersaison geöffnet. Für die Menüs und den Service ist Kitti Schläpfer zusammen mit einer Mitarbeiterin zuständig. Am Abend und an den Wochenenden oder wenn besondere Anlässe wie etwa Geburtstage oder der jährliche Alpgottesdienst Ende August anstehen, arbeitet auch Hanspeter Schläpfer im Restaurant mit. Für grössere Gruppen mit bis zu hundert Personen hat er den alten Stall gegenüber herausgeputzt und mit langen Bänken und Tischen sowie zwei grossen Kanalgrills für Spiesse neu eingerichtet.
Gelassenheit als Ziel
Seit einem Jahr werden Kitti und Hanspeter Schläpfer wochenweise von Freiwilligen unterstützt, die ihnen über das Projekt «Bergeinsatz.ch» der Caritas vermittelt werden. Diese helfen ausschliesslich in der Landwirtschaft, nicht im Restaurant mit. Ein Bekannter hatte sie auf das Unterstützungsangebot aufmerksam gemacht. Gelassener zu werden, das sei es, was er aus den Begegnungen mit den Freiwilligen mitnehme, sagt Hanspeter Schläpfer. «Ich bekomme oft zu hören, ich solle nicht so schnell arbeiten.» Die Freiwilligen seien eine grosse Unterstützung, gerade wenn sie – wie eine Person im vergangenen Jahr – gleich ein paar Wochen bleiben würden. Viele seien oft erstaunt, wie viel Arbeit hinter einem Landwirtschaftsbetrieb stecke und was es alles brauche, um auf diese Weise Fleisch produzieren zu können.
Zwischen Stier und Pferden
Die Freiwillige, die die Familie in dieser Woche hätte unterstützen sollen, ist krankheitshalber ausgefallen. Und Kitti Schläpfer muss an diesem Vormittag ausserplanmässig weg zu einem Termin. So sind es Vater und Tochter, die über die Alp führen. Es geht vom Restaurant hinunter zur Weide mit den drei Pferden. «Passt auf, eines ist frech», warnt Alina. Und einen Stier gebe es hier auch noch irgendwo. Hanspeter Schläpfer zeigt zum Waldrand. «Ich bin dabei, all die alten Stacheldrähte auf der Alp zu entfernen und mit Elektrozäunen zu ersetzen», sagt er. Früher seien Stacheldrähte auf den Alpen üblich gewesen, um die Nutztiere zu schützen. «Aber bei den Wildtieren verursachen die Stacheldrähte schlimme Verletzungen», sagt er. Die Arbeitstage von Hanspeter Schläpfer beginnen um 6 Uhr morgens auf der Alp. Er füttert die Kleintiere, schaut nach den Tieren auf der Alp, mistet die Ställe und mäht oder holzt je nach Jahreszeit. Auf die Frage, wo er Ausgleich finde, sagt er: «Ja, halt gleich hier draussen in der Natur. Da hole ich meine Kraft her.»
Steile Hänge und Handarbeit
Seit über 40 Jahren vermittelt Caritas-Bergeinsatz Freiwillige in der ganzen Schweiz an Bergbauernfamilien.
2024 wurden 873 Freiwillige im Alter zwischen 18 und 70 Jahren vermittelt und 130 Bergbauernfamilien erhielten Unterstützung.
Die Höfe erhalten Unterstützung, wenn sie sich in einer Bergzone befinden. An den steilen Hängen kann nicht mit Maschinen gearbeitet werden und es ist Handarbeit gefragt. Die Familie muss sich in einer Ausnahmesituation befinden wie Krankheit, Unfall, Schwangerschaft, Bauprojekte, Hofübernahmen, Unwetter oder die intensiven Sommermonate.
Wie würde unsere Gesellschaft ohne Freiwilligenarbeit aussehen? Gerade in Krisensituationen ist es vielerorts selbstverständlich, einander zu helfen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Gletscherabbruch im Wallis, der das Dorf Blatten unter Schutt begraben hat. Zahlreiche Freiwillige sind seither im Einsatz, um den Betroffenen auf irgendeine Weise zu helfen. Diese spontane Hilfsbereitschaft zeigt, dass Zusammenhalt und Solidarität gerade heutzutage wichtige Werte sind. Doch das freiwillige Engagement hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: Freiwilligenarbeit findet mittlerweile oft in klar definierten Projekten statt. Diese sind gut organisiert und haben einen festen Zeitrahmen. Geblieben ist der grundlegende Gedanke, sich unentgeltlich für das Gemeinwohl zu engagieren. Gerade in Berggebieten hat diese Form der Unterstützung eine besondere Bedeutung. Die Höfe liegen oft abgelegen und der Arbeitsalltag bringt viele Herausforderungen mit sich. Wenn Freiwillige dort mithelfen, ist das auch ein Zeichen der Wertschätzung. Menschen mit unterschiedlichem Alter und Hintergrund bringen sich mit Fachkenntnissen ein oder einfach mit der Bereitschaft, anzupacken. Diese Vielfalt ist eine Stärke. Sie ermöglicht Begegnungen, gegenseitigen Austausch und neue Perspektiven.
Auch in diesem Sommer finden im Alpstein und in anderen Regionen des Bistums St.Gallen zahlreiche Berggottesdienste statt. Die Redaktion hat für Sie eine Übersicht für Juni bis September 2025 zusammengestellt.
«Vorurteile? Ich?» Das ist doch gar kein Thema für mich. Schliesslich bin ich weltoffen und tolerant und würde nie jemanden aufgrund seines Aussehens, Geschlechts, Nationalität oder sexuellen Orientierung beurteilen.
So reagierte ich reflexartig auf diese tatsächlich sehr relevante Leserfrage. Vielleicht ging es Ihnen mit der Frage ähnlich. Doch es braucht nur wenige Sekunden, da fallen mir zahlreiche Begegnungen ein, in denen ich von Vorurteilen geleitet war. So ist das Eingeständnis, dass ich mich davon nicht freisprechen kann, schon der erste Veränderungsschritt.
Ins Gespräch kommen
«Ja, ich habe Vorurteile.» Manchmal beginnen sie sogar schon beim Anblick einer Person wirksam zu werden – aufgrund eines Haarschnitts, einer teuren Handtasche, einer Lederjacke oder bunter Fingernägel. Ich bilde mir ein, dass mir dieses Detail genügt, um eine Person einzuordnen. Dabei ist jeder Mensch viel mehr als eine Kategorie. Jede und jeder ist ein Individuum. Da komme ich mit Schubladendenken nicht sehr weit. Wenn die Situation es erlaubt, komme ich daher gerne mit Menschen ins Gespräch, ob im Bus oder im Wartezimmer. Manchmal spüre ich dann schon nach wenigen Sätzen, dass die Person, mit der ich spreche, nichts mit der Person zu tun hat, die ich mir vorstellte.
Ein anderer Blickwinkel
Bin ich einmal wieder schnell mit meinem Urteil, mache ich mir bewusst, dass bestimmte Grundannahmen in mir so aktiv sind, dass ich diese stets bestätigt haben will. Dieses Phänomen ist sogar wissenschaftlich bewiesen und nennt sich «Bias», auf deutsch «Befangenheit». Natürlich bin ich kein Computer mit einer «Neustart»-Taste, doch hin und wieder diese Grundannahmen zu hinterfragen, hilft im Alltag enorm. Auch die Empathie, also das Einfühlen ins Gegenüber, dient dazu, Vorurteile abzubauen. Zum Glück liegt die akute Coronakrise für mich gedanklich schon weit zurück, doch ich erinnere mich noch lebhaft an eine Diskussion zwischen Eltern, ob Kinder geimpft werden sollen. Das Gespräch verlief immer hitziger, bis eine Mutter sagte: «Denkt ihr nicht, dass alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen?» Dieser Perspektivenwechsel war unglaublich erhellend.
Moralische Helden
Wenn ich ein Vorbild in vorurteilsfreier Kommunikation suche, dann schlage ich die Bibel auf. Wie oft Jesus seinen Zeitgenossen den Spiegel ihrer eigenen Verbohrtheit vorgehalten hat, ist verblüffend. Eine Frau, die sieben Männer hatte, ist für Jesus kein Skandal. Der Himmel steht ihr offen. Obwohl die Samaritaner zu einer diskriminierten Minderheit gehörten, stellt Jesus in seinem Gleichnis einen von ihnen über die gut angesehenen Priester und Leviten und macht ihn zum moralischen Helden. Die Aussätzigen, die ihren Platz ausserhalb der Stadtmauern zugewiesen bekommen hatten, werden von Jesus in die Gesellschaft zurückgeholt. Ich weiss, dass ich niemals vorurteilsfrei sein werde, doch eine Ausrichtung auf Jesus bricht sicher das eine oder andere Vorurteil auf.
Leserfragen an info@pfarreiforum.ch
Text: Leila Liebenberg, Seelsorgerin, Kirche Alttoggenburg
Sie haben gewonnen! Ein Auto, den Jackpot mit hunderttausend Franken und auch auf den Karten der verschiedenen Detailhändler locken tolle Gewinne. Glück gehabt – was habe ich nicht schon alles gewonnen! Mit einem Schmunzeln denke ich: Demnach müsste ich längst Millionärin sein. Aber würde mich das wirklich glücklich machen?
Sie kennen das Märchen von Frau Holle? Ja, das ist die, wo es schneit auf der Erde, wenn bei ihr die Betten ausgeschüttelt werden. Vor allem aber geht es darin um Goldmarie und ein bisschen auch um Pechmarie. Ich finde, die beiden sind ein «märchenhaftes» Beispiel dafür, wie man sein Glück machen oder sein Leben verfehlen kann. Wie komme ich nun zum Glück? Ich versuche, wie das Goldmariechen, auf das zu hören und das zu sehen, was an meinem Wegrand liegt und «schreit». Aufmerksam im Hier und Jetzt das Nötige tun. Glücksforscher haben festgestellt, dass ein grosser Gewinn oder eine riesige Summe Geld zwar kurzfristig auch glücklich machen können. Und obwohl für jeden subjektiv etwas anderes Glücksgefühle weckt, schenken gute Beziehungen, Familie, Wertschätzung und unterstützende Hilfe längerfristig tieferes Glück als Reichtum, Geld und Gesundheit.
«Alles in Liebe verwandeln»
Der kürzlich verstorbene Papst Franziskus benennt den Weg zum Glück so: «Wenn wir wirklich glücklich sein wollen, müssen wir lernen, alles in Liebe zu verwandeln, indem wir unsere Arbeit und unsere Zeit anderen anbieten, gute Worte sagen und gute Taten vollbringen, auch mit einem Lächeln, einer Umarmung, durch Zuhören, durch Blicke. Lasst uns so leben! Wir alle können es und wir alle brauchen das, hier und überall auf der Welt.» (Lissabon, 4.8.2023). Klingt einfach, zugegeben – und deckt sich sogar mit Goldmaries märchenhaftem Ansatz. Ich habe für diesen scheinbar einfachen Weg eine brauchbare Hilfe entdeckt. Jesus hat sie den Jüngern und mir zugesagt. Der Geist Jesu, Gottes Heiliger Geist, unterstützt alles positive Tun und Wollen. Daran werden wir übrigens an Pfingsten in der Apostelgeschichte wieder eindrücklich erinnert. Und wie bei Goldmarie kommt das Glück inzwischen auch immer häufiger über mich, denn im Glück der anderen habe auch ich mein Glück gefunden. Glück gehabt, nicht wahr?!
Text: Schwester M. Monja, Schönstatt-Marienschwester in Quarten und Klinikseelsorgerin
Antonia Manser jodelt seit ihrer Kindheit. Seit einigen Jahren zeigt sie ihr Können regelmässig auch bei Berggottesdiensten. Mittlerweile eifern auch ihre Kinder der 46-Jährigen nach. Die Mansers haben als Familienkapelle Auftritte in der ganzen Deutschschweiz.
Die Haare sind im Nacken schön zum Chignon gebunden, die Brüechlikette strahlt in der Morgensonne und lässt die Innerrhoder Werktagstracht von Antonia Manser in vollem Glanz erstrahlen. Ihre Tracht trägt Antonia Manser mit Stolz. In den kommenden Wochen wird sie wieder einige Gelegenheiten haben, das Schmuckstück aus dem Schrank zu nehmen: Antonia Manser nimmt an vier Berggottesdiensten im Bistum St. Gallen teil und begleitet diese musikalisch mit ihrem Jodelgesang. «Berggottesdienste sind für mich etwas unglaublich Schönes und Besinnliches. Ich spüre dort Demut und Ehrfurcht vor der Welt und den Bergen. Mich überkommt immer ein tiefes inneres Gefühl des Angekommen‑Seins in mir. Etwas, das in unserem schnelllebigen Alltag manchmal vergessen geht. Berggottesdienste machen mich glücklich und geben mir Kraft», sagt die 46-Jährige.
Kirche gewinnt an Bedeutung
Antonia Manser ist in Appenzell aufgewachsen. Die Eltern waren zwar sehr gläubig, Kirchenbesuche aber keine Pflicht. Mittlerweile ist sie wieder näher an den Glauben gerückt und gibt diesen auch ihren drei Kindern weiter. «Je älter ich werde, umso mehr brauche ich wieder die Gottesdienstbesuche. Und mir ist es wichtig, den Bezug zur Kirche auch unseren Kindern mitzugeben.» Antonia Manser begleitet der Jodelgesang schon das ganze Leben. Bereits ihre Mutter und ihre Tanten waren begnadete Jodlerinnen. Von ihnen hat sie sich einiges abgeguckt. Im Teenageralter rückte das Jodeln dann ein wenig in den Hintergrund. «Ich war damals mehr bei der Popmusik. Das stimmte so für mich.» Erst ihr späterer Freund und heutiger Ehemann Christian brachte sie dem traditionellen Volksgesang wieder näher. Seit 2009 nun begleitet Christian Manser seine Ehefrau bei den Auftritten mit der Handorgel. «Ohne ihn hätte ich mich wahrscheinlich nie getraut», sagt Manser. «Es ist wichtig, dass man im Leben Menschen um sich hat, die einen unterstützen und an einen glauben.»
Aus zwei wird vier
Mittlerweile ist aus dem musikalischen Duo sogar eine kleine Familienkapelle geworden: Der 15-jährige Lorin zeigt sein Können bei Auftritten an der Handorgel, die 12-jährige Minea spielt Hackbrett. Und auch die Kleinste tritt in die musikalischen Fussstapfen ihrer Eltern: Die 8‑jährige Johanna spielt Blockflöte. Später möchte sie auf die Geige umsteigen. Antonia Manser weiss, dass diese Konstellation keine Selbstverständlichkeit ist. Ihr ist es wichtig, die Kinder nicht zu drängen. Sie sollen mit Freude und aus eigener Motivation mitmachen: «Gerade dem Ältesten sagen wir oft, dass er nicht mitmachen müsse, wenn er nicht will, aber er ist noch immer dabei. Das freut mich natürlich sehr.» Antonia Manser geniesst die Auftritte mit der Familie. Einen Wunsch hat sie für die Zukunft noch: «Gerne würde ich irgendwann noch von Johanna an der Geige begleitet werden. Mal schauen, ob es noch so weit kommt.» An der Blockflöte üben tut die Jüngste schon fleissig, wie die Mama zum Abschluss lächelnd bekräftigt.
Antonia Manser wirkt gemeinsam mit ihrem Mann Christian Manser in diesem Jahr an vier Berggottesdiensten mit: 29. Juni, Seealpsee, 31. August, Wildkirchli, 14. September, Meglisalp, 12. Oktober, Schwägalp. – Details siehe S. 12 – 13.
Die Wohnung ist bezogen, nun fehlt nur noch der Segen: Was steckt hinter der Tradition, vor allem im Frühjahr, nach Umbrüchen oder Neuanfängen seine Wohnung oder sein Haus segnen zu lassen? Kann man man das auch einfach so machen? Das Pfarreiforum hat beim St. Galler Kaplan Marjan Paloka nachgefragt und sich auf eine Segnung eingelassen.
Das Weihwasser für die Wohnungssegnung füllt Marjan Paloka aus einem grossen Behälter direkt in der Kirche im St. Galler Quartier Riethüsli ab. «Theoretisch könnte man jedes Wasser segnen und für eine Haussegnung benutzen», sagt der St. Galler Kaplan und erzählt, dass das Weihwasser aus Kirchen aber besonders sei, da es jeweils an Ostern gesegnet wird. Und an Ostern würden die Gläubigen auch ihr Taufversprechen erneuern. Dann geht es zu Fuss durchs Quartier. Gerade in der Frühlingszeit segnet Marjan Paloka in seiner Pfarrei im Schnitt drei Wohnungen pro Woche. Im Bistum St. Gallen sind aber das ganze Jahr viele Seelsorgerinnen und Seelsorger für Haus- und Wohnungssegnungen unterwegs. «Für viele Gläubige ist das wie eine Art Frühjahrsputz und je nach Land hat das eine lange Tradition», sagt er.
Im Dauereinsatz in Italien
Marjan Paloka hat albanische Wurzeln, einen italienischen Pass und zog vor eineinhalb Jahren von Florenz nach St. Gallen. Auf seine erste Haussegnung angesprochen, sagt der 50-Jährige: «Das war wohl vor etwa 26 Jahren in Italien. Danach kamen unzählige weitere hinzu. In Italien segnete ich alleine in der Fastenzeit täglich vormittags 15 Wohnungen und nachmittags nochmals so viele. Da hat man einen engen Zeitplan für die Segnungen.»
Das Weihwasser in den Kirchen wird jeweils an Ostern gesegnet. Alle können sich jederzeit davon etwas abfüllen und mitnehmen.«Eine Wohnungssegnung hält ewig», sagt Marjan Paloka. Und weil man dabei auch etwas von sich selbst hineingebe, verändere sich immer etwas.
Spontan ausprobieren
Nach einem Umzug, einem Neuanfang, einem Streit oder einfach, weil man das schon lange einmal machen wollte: Das sind gemäss Marjan Paloka hierzulande die häufigsten Gründe, weshalb jemand seine Wohnung oder sein Haus segnen lassen möchte. Eine Seelsorgerin, einen Seelsorger oder einen Pfarrer braucht es dafür nicht unbedingt. «Alle Menschen haben die Kraft, einen Segen zu sprechen», sagt er. «Also können auch alle, die möchten, in der Kirche etwas Weihwasser mitnehmen, sich ein Gebet aussuchen und ihre Wohnung selbst segnen.»
Anleitung: Selbst eine Wohnung segnen
Etwas Weihwasser der Kirche mitnehmen
Gebete aussuchen, zum Beispiel auf liturgie.ch. Dort finden sich unter dem Menüpunkt «Praxis» nebst den Grundgebeten auch komplette Vorlagen für Wohnungssegnungen. Das «Vater unser» passt gemäss Marjan Paloka besonders gut, weil es die Bitte enthält, Gottes Gegenwart im Alltag zu spüren. Ausserdem zeige es auf, wie wichtig Versöhnung und Vergebung in einer Familie oder Nachbarschaft seien.
Den Blick nach aussen öffnen und andere Menschen ins Gebet einschliessen.
Lied: Sich vom Kirchengesangsbuch, dass in allen Kirchen aufliegt, oder auf Youtube inspirieren lassen. Marjan Palokas Tipp ist das Lied Nr. 566 aus dem Kirchengesangsbuch «Wir sind dein Eigentum».
Die Wohnung mit Weihwasser segnen.
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An andere denken
Wir sind allerdings froh um Anleitung und so geht es weiter durchs Quartier. In der Wohnung angekommen legt sich Marjan Paloka eine gelbe Stola um den Hals. «Einigen Personen ist es wichtig, dass ich ein Zeichen der katholischen Kirche trage. Anderen spielt das keine Rolle», sagt er. Die Segnung selbst dauert knapp ein Viertelstunde: Wir sprechen ein «Vater unser» und ein «Ave Maria», wir öffnen den Blick nach aussen und schliessen jene Menschen in das Gebet ein, die etwa durch Krieg oder andere Schicksalsschläge ihr Zuhause verloren haben. Dann besprengt Marjan Paloka die Wohnung mit etwas Weihwasser. Was nützt der Segen und wie lange wirkt er? Könnte ich mir auch wünschen, jede Zimmerecke mit Weihwasser zu benetzen? Und wie sieht es mit Weihrauch aus? Marjan Paloka schmunzelt, auf dem Boden im Esszimmer sammeln sich schon grosse Tropfen Weihwasser von der Extra-Runde für die Fotografin. Dann sagt er: «Natürlich gehe ich bei der Wohnungssegnung auf bestimmte Vorstellungen ein. Es ist schon vorgekommen, dass sich jemand Weihrauch und Stille gewünscht hat. Dann spreche ich die Gebete während zehn Minuten in Gedanken. Das kann ich machen.» Oder man könne im Gegensatz zusätzlich zu den Gebeten gemeinsam ein Lied singen.
Etwas von sich hineingeben
Nach der Wohnungssegnung wissen wir auch: Ein Segen hält ewig. Er lässt sich aber auch erneuern, so oft einem danach ist. «Wer seine Wohnung segnen lässt, macht den Raum frei, um Gott darin walten zu lassen», sagt Marjan Paloka und fügt an: «Auch wenn Gott die Hauptrolle spielt, so beschliessen wir mit einer Wohnungssegnung bewusst, eine kleine Rolle mitzuspielen.» Als Beispiel nennt er einen Streit. Wer aus diesem Grund seine Wohnung segnen lasse, der wolle den Streit in der Regel ja hinter sich lassen. Daher gebe die Person immer von sich selbst etwas in diesen Segen hinein. «Eine Wohnungssegnung nützt und verändert daher immer etwas.»
Wohnungssegnung: Durch Raum und Zeit
In den polytheistischen Religionen der Antike gab es eine Vielzahl von Göttern, mit deren Symbolen man Tür und Tor schützte.
Im Judentum wird die Türschwelle ebenfalls als eine besondere Grenze verstanden, für die man Gottes Segen erbittet. Das bekannteste Zeichen dafür ist die Mesusa genannte Schriftkapsel am rechten Türpfosten in jüdischen Häusern.
Hierzulande bringen jeweils am 6. Januar die Sternsinger den Haus- oder Wohnungssegen an. Dessen Wurzeln liegen im Brauchtum der Raunächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. In vielen Gegenden Europas gelten diese Tage und Nächte bereits seit den vorchristlichen Jahrhunderten als eine besondere Zeit, in der Haus, Hof und Vieh gesegnet wurde.
Die christliche Liturgie übernahm für das Hochfest der Erscheinung des Herrn am 6. Januar die Haussegnungen. Die Buchstaben C, M und B stehen für die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar oder für «Christus Mansionem Benedicat», was «Christus segne dieses Haus» bedeutet.
Quelle: Katholisch.de
Für viele Personen ist eine Wohnungssegnung auch eine Gelegenheit für Gespräche mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern.Auch Lieder wie etwa aus dem Kirchengesangsbuch können zu einer Wohnungssegnung dazu gehören.
Text: Nina Rudnicki
Bilder: Ana Kontoulis
Veröffentlichung: 28. Mai 2025
Pfarrblatt im Bistum St.Gallen Webergasse 9 9000 St.Gallen