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Leserfrage: Was bedeutet RIP?

Aus einem Chat­ver­lauf von jungen Leuten: Er: «Ich habe keinen Bock, etwas zu unter­neh­men. Ich bleib lieber zu Hause.» Sie: «RIP»

Immer wieder begeg­ne ich im Bereich der digi­ta­len Kommu­ni­ka­ti­on Abkür­zun­gen. Sie werden verwen­det, um bei wenig Platz und Zeit eine kurze Botschaft mitzu­tei­len. Die Buch­sta­ben MFG (Mit freund­li­chem Gruss), LOL (lautes Lachen) OMG (Oh, mein Gott) sind Beispie­le dafür. Oder eben auch RIP.

Die junge Frau, die mir von dem Chat erzähl­te, kann­te die Bedeu­tung der drei Buch­sta­ben: Rest In Peace (Ruhe in Frieden).

Die Abkür­zung wurde schon Jahr­hun­der­te vor den sozia­len Medi­en verwen­det. Ihr ursprüng­li­cher Verwen­dungs­ort war der Grab­stein. RIP sind die Anfangs­buch­sta­ben vom latei­ni­schen Satz «Requies­cat in pace» (er/sie ruhe in Frie­den). Es ist eine Bitte, die Teil der katho­li­schen Beer­di­gungs­lit­ur­gie ist: «O Herr, gib ihm/ihr die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuch­te ihm/ihr. Lass ihn/sie ruhen in Frieden.»

Betrof­fen­heit teilen

Es ist ein zutiefst mensch­li­ches Anlie­gen – auch im Bereich der sozia­len Medi­en –, die Nach­richt des Able­bens eines Menschen ande­ren mitzu­tei­len, die Trau­er mitein­an­der zu teilen oder die Betrof­fen­heit über ein Unglück.

Ob der Papst stirbt, ein Schau­spie­ler, ein Popstar, eine Lehr­per­son, ein Bekann­ter, ein guter Freund, eine Person, mit der ich ein Stück meines Lebens verbin­de, eine solche Nach­richt lässt mich inne­hal­ten. Ich möch­te darauf reagie­ren. Und weil ich nicht so wort­ge­wandt bin wie ande­re oder gera­de nicht die notwen­di­ge Zeit dafür habe, mache ich es so wie viele ande­ren. Ich kommen­tie­re die Nach­richt einfach mit diesen drei Buch­sta­ben RIP (Ruhe in Frieden):

Ruhe: Nichts mehr machen müssen. Nicht mehr kämp­fen müssen. Ausru­hen von allem, was mich belas­tet hat …

Frie­den: Meinen Frie­den gefun­den haben. Mein Leben gut sein lassen … Wenn ich noch das Emoji, welches gefal­te­te Hände zeigt, anhän­ge, wird offen­kun­dig, dass ich diesen Wunsch als an Gott gerich­tet verste­he: In Seine Ruhe kehrt der Mensch heim. In Seinem Frie­den (Scha­lom) ist der Mensch ganz heil.

LIF – Leben in Fülle

Der Schwei­zer Bene­dik­ti­ner und ehema­li­ge Abt des Klos­ters Einsiedeln, Pater Martin Werlen, mein­te einmal sinn­ge­mäss an einem Gottes­dienst in St. Gerold: «Meine Vorstel­lung vom Leben nach dem Tod ist nicht ‹Ruhe in Frie­den›, nicht endlo­se Ruhe, sondern Leben in Fülle mit allem, was dazu gehört.» Im Sinne unse­res christ­li­chen Aufer­ste­hungs­glau­bens (vgl. Joh 10,10) könn­te man darum auf Social Media auch eine ande­re Abkür­zung verwen­den. Zum Beispiel: LIA (engl. Life in abun­dance) oder LIF (dt. Leben in Fülle).

Text: Gabi Ceric, Seelsorgerin

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Text: Gabi Ceric

Bild: Regi­na Kühne

Veröf­fent­li­chung: 8. Juli 2025

Meine Sicht: Vom Schuljahresende

Die letz­ten Wochen vor den Sommer­fe­ri­en sind für Menschen mit Kindern organisatorisch-logistisch immer eine spezi­el­le Heraus­for­de­rung. Ehrli­cher­wei­se die ersten Schul­wo­chen im August auch – aber, geschenkt.

Nicht nur Mehr­fachel­tern wissen um die Schwie­rig­kei­ten, Schul­auf­füh­run­gen, Musi­zier­stun­den, Sportverein-Wettkämpfe und Fuss­ball­tur­nie­re, Jugi-Anlässe, Jubla-Grill-Höcks, Lager­el­tern­aben­de, Mitar­beit bei Projekt­wo­chen, Orga­ni­sa­ti­on von Lehrer-Abschiedsgeschenken und Sommer­fes­ten zum Schul­jah­res­en­de unter einen Hut zu bekom­men. Von den regel­mäs­si­gen Termi­nen, die sonst so anfallen, oder der eige­nen Erwerbs­tä­tig­keit ganz abgesehen.

In einem Anflug von Panik

Nicht selten ertap­pe ich mich morgens in einem Anflug von Panik, ob ich an alles gedacht oder die unbe­dingt erfor­der­li­che Brat­wurst für das anste­hen­de Schulreis­li verges­sen und der Anmel­de­schluss fürs Jubla-Lager unter­ging. Termin­kol­li­sio­nen sind an der Tages­ord­nung und das auf die vollen Wochen folgen­de «Feri­en­loch» unvermeidlich.

Blick für das Wesent­li­che bewahren

Seit Ostern beglei­tet mich ein Kalen­der­blatt mit einem Satz aus einem Gedicht von Hilde Domin, welcher viel­leicht in so manch morgend­li­chem Bratwurst-Panikmoment weiter­hel­fen könn­te, diese Art Luxus­pro­ble­me zu bodi­gen: «Viel­leicht wird nichts verlangt von uns, während wir hier sind, als ein Gesicht leuch­ten zu machen, bis es durch­sich­tig wird.»* Ich habe für uns beschlos­sen, wir müssen nicht über­all dabei sein, nur fast überall, und mir selbst verord­net, inmit­ten der Termin­flut den Blick für das Wesent­li­che all dieser schö­nen Sommer-Anlässe zu bewahren.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Endspurt und dann schö­ne und erhol­sa­me Ferientage!

* Hilde Domin, Gesam­mel­te Gedich­te, Frank­furt 1987, 176.

Text: Vera Maria Rösch, Seel­sor­ge­rin katho­li­sche Kirche Regi­on Rorschach

Bild: zVg

Veröf­fent­li­chung: 27. Juni 2025

«Eine Willkommenskultur aufbauen»

Am 5. Juli wird Bischof Beat Grög­li zum 12. Bischof von St. Gallen geweiht. Er spricht im ­Inter­view mit dem Pfar­rei­fo­rum über den Mut zu Expe­ri­men­ten, welche gros­sen Themen ihn als Bischof beschäf­ti­gen werden und was er vom Heili­gen Gallus gelernt hat.

Bischof Beat Grög­li, bald werden Sie zum Bischof von St. Gallen geweiht. Welchen ­Bezug haben Sie zum Heili­gen Gallus?

Beat Grög­li: Das kultu­rel­le Erbe, das vom Heili­gen Gallus ausgeht, ist gewal­tig. Das Klos­ter St. Gallen hat euro­pa­weit Spuren hinter­las­sen. Diesen Spuren verdan­ke ich viele inter­na­tio­na­le Kontak­te. Eine Beson­der­heit aus dem Leben des Heili­gen Gallus hat sich mir einge­prägt: Dort, wo er und Kolum­ban gepre­digt haben, ende­te es im Fias­ko – sei es in Tuggen oder in Bregenz. An beiden Orten wurden sie davon­ge­jagt. Die Frucht ihres Wirkens ging dort auf, wo sie nicht gepre­digt haben, sondern präsent waren, sich einge­bracht haben und in Bezie­hung mit ande­ren getre­ten sind.

Es kommt also nicht auf eine gute Predigt an?

(lacht) Das heisst nicht, dass die Predigt­vor­be­rei­tung nicht wich­tig wäre! Aber das Da-Sein ist, glau­be ich, noch viel wich­ti­ger. Darin hat für mich persön­lich in den letz­ten Jahren die Heili­ge Wibora­da an Bedeu­tung gewon­nen – durch die verschie­de­nen Projek­te, die sie neu ins Gespräch gebracht haben. An ihr faszi­niert mich ihr Durch­hal­te­ver­mö­gen. Das scheint mir etwas sehr Aktu­el­les zu sein: Einen langen Atem haben, dran­blei­ben – diese Aspek­te habe ich in den ersten Inter­views als Bischof erwähnt. Mich hat über­rascht, dass ich gera­de auf diese Aussa­gen die meis­ten Reak­tio­nen bekom­men habe. An der Ober­flä­che blei­ben, schnell aufge­ben und immer wieder den Ort wech­seln – das lässt sich heute in vielen Lebens­be­rei­chen beob­ach­ten. Alles ist so schnell­le­big. Auch in der Welt­po­li­tik. Das scheint viele zu beschäf­ti­gen. Wenn jemand hinge­gen einen langen Atem hat, kann etwas Gros­ses entste­hen. Bedeut­sam für heute ist auch, dass der Heili­ge Gallus und der Heili­ge Kolum­ban in ganz Euro­pa Spuren hinter­las­sen haben.

Firmung ab 18, die Errich­tung der Seel­sor­ge­ein­hei­ten, das waren wich­ti­ge Schrit­te, die die Amts­zei­ten von Bischof Ivo Fürer und Bischof Markus Büchel geprägt haben. Welche Schrit­te möch­ten Sie gehen? Wo werden Sie einen langen Atem brauchen?

Die Perso­nal­si­tua­ti­on im Bistum ist sehr ange­spannt und das wird sich in den nächs­ten zehn Jahren wohl noch weiter zuspit­zen. Es wird immer schwie­ri­ger, die Stel­len in den Seel­sor­ge­ein­hei­ten zu beset­zen. Für mich stellt sich die Frage, wie wir kraft­vol­le und leben­di­ge Orte gestal­ten können, die ausstrah­len. Solche Orte machen Kirche und den Glau­ben erfahr­bar und ziehen die Menschen an. Nur dort wird der Glau­ben auch immer wieder genährt und dort enga­gie­ren sich Frei­wil­li­ge gerne: Es macht ihnen Freu­de, es belebt sie, da gibt es eine Dyna­mik, da wird kein Unter­gang verwal­tet. An solchen Orten können auch wieder neue Beru­fun­gen wachsen.

Braucht es dafür aber nicht auch Reformen?

Papst Fran­zis­kus hat sich für Synoda­li­tät einge­setzt und die Welt­kir­che dazu aufge­for­dert, synoda­ler zu werden. Die Betei­li­gung aller an den Prozes­sen und Entschei­dun­gen hat im Bistum St. Gallen eine lange Tradi­ti­on, ein Beispiel dafür sind die diöze­sa­nen Räte und Gremi­en. Die Diskus­sio­nen um Refor­men gehen oft auch Hand in Hand mit Forde­run­gen nach klaren und neuen Regeln, die von oben erlas­sen werden soll­ten. Ande­rer­seits nehme ich in unse­rem Bistum in vielen Berei­chen einen guten pasto­ra­len Umgang mit komple­xen Situa­tio­nen wahr. Mir scheint, dass das weiter führt als Refor­men per Dekret.

Der gebür­ti­ge Wiler Beat ­Grög­li (54) studier­te Theo­lo­gie und Psycho­lo­gie. Er war Pfar­rer in verschie­de­nen Pfar­rei­en der Stadt St. Gallen und von 2013 bis zu seiner Wahl zum Bischof Dompfar­rer in St. Gallen. Hier: vor den Gemäl­den der bishe­ri­gen St. Galler Bischöfe.

Braucht es in der Kirche mehr Mut zum Expe­ri­ment? Firmung ab 18 ist vor knapp dreis­sig ­Jahren als Expe­ri­ment gestartet.

Ja, der Weg entsteht im Gehen. Firmung ab 18 ist ein eindrück­li­ches Beispiel, von dem sich viel lernen lässt. Da war auch nicht am Anfang ein bischöf­li­ches Dekret, sondern Menschen in den Pfar­rei­en, die reali­siert haben: Die bishe­ri­gen Wege funk­tio­nie­ren nicht mehr, es braucht einen neuen Aufbruch. Der Bischof hat zuge­hört und es dann in die diöze­sa­nen Räte gebracht. Erst nach diesen Konsul­ta­tio­nen und als sich gezeigt hat, dass sich das neue Firmal­ter bewährt, hat der Bischof einen Entscheid für das ganze Bistum getroffen.

Der Anteil von Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund in der katho­li­schen Kirche wächst. Muss das Bistum für diese ­Reali­tät noch sensi­bler werden?

Ein Bewusst­sein dafür gibt es schon lange – auf Bistums­ebe­ne, aber auch in den Pfar­rei­en. Wich­tig scheint mir, über­all eine Will­kom­mens­kul­tur aufzu­bau­en und zu leben – für Menschen aus allen Kultu­ren, aber auch für Menschen, die kirchen­fern sind. Wie gelingt es uns, dass sich Menschen will­kom­men fühlen? Gera­de Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund schät­zen in der Regel eine Litur­gie, die verläss­lich ist. Hier finden sie sich wieder; das ist ihnen vertraut. Ein High­light war für mich als Dompfar­rer immer der Gottes­dienst am Sonn­tag der Natio­nen in der Kathe­dra­le. Da wirken Menschen aus verschie­de­nen Kultu­ren mit und brin­gen sich mit ihren Tradi­tio­nen ein. Beim anschlies­send Apéro gibt es viel Austausch. Schon ein paar Mal habe ich gehört: «Wer nicht dabei ist, verpasst etwas.»

Sie haben dies­be­züg­lich schon Expe­ri­men­te gewagt: Bei ­einem KI-Kurs haben Sie einen digi­ta­len Zwil­ling von sich ­erstellt und einen Advents­gruss in ­verschie­de­nen Spra­chen gespro­chen. Wie kam das an?

(lacht) Das war eine spon­ta­ne Idee. Es war nur eine Sache von drei Minu­ten, die Botschaft im Dialekt in die Kame­ra zu spre­chen. Der Rest erle­dig­te die KI. Ich habe bewusst nur Spra­chen gewählt, die Freun­de von mir spre­chen: Spanisch, Italie­nisch, Englisch, Fran­zö­sisch, Polnisch, Slowe­nisch, Ukrai­nisch, Chine­sisch. Die Rück­mel­dun­gen waren positiv.

Der Frau­en­bund Schweiz hat das «katho­lisch» aus seinem Namen gestri­chen. Wie ist ­«katho­lisch» bei Ihnen besetzt?

Ganz klar posi­tiv, denn ich verste­he es von seiner ursprüng­li­chen Bedeu­tung her: «welt­um­span­nend». Katho­lisch – welt­weit – glau­ben, ist schön! Ich denke an die Welt­kir­che, wir sind Teil einer welt­wei­ten Gemein­schaft, für mich sind durch dieses Netz­werk viele Freund­schaf­ten mit Menschen über­all auf der Welt entstan­den. Wie Menschen in ande­ren Ländern ihren Glau­ben leben und Gottes­dienst feiern, hat mich schon immer faszi­niert. Mein Ja zur konkre­ten katho­li­schen Kirche habe ich gege­ben. Das heisst nicht, dass ich alles gut finden muss oder nicht mehr kritisch hinschaue. Aber hinter dem grund­sätz­li­chen Ja gab es für mich nie ein Fragezeichen.

Aber viele tun sich heute schwer damit, katho­lisch zu sein und dazu zu stehen.

Es ist heute sehr einfach, an der katho­li­schen Kirche Kritik zu üben. Das kostet nichts. Aber es kostet etwas, zum Glau­ben und zur Kirche zu stehen und die rich­ti­gen Worte zu finden. Rück­zug in eine eige­ne Welt kann nicht die Lösung sein. Es geht ja darum, sicht­bar zu machen, was einem im Glau­ben persön­lich wich­tig ist. Wo ich das mit Freu­de ausstrah­le, wird es auch bei ande­ren ankommen.

Inter­view: Stephan Sigg

Bild: Urs Bucher

Veröf­fent­li­chung: 23.06.2025

Berggottesdienste 2025

Auch in diesem Sommer finden im Alpstein und in ande­ren Regio­nen des Bistums St.Gallen zahl­rei­che Berg­got­tes­diens­te statt. Die Redak­ti­on hat für Sie eine Über­sicht für Juni bis Septem­ber 2025 zusammengestellt.

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Leserfrage: Wie baue ich Vorurteile ab?

«Vorur­tei­le? Ich?» Das ist doch gar kein Thema für mich. Schliess­lich bin ich welt­of­fen und tole­rant und würde nie jeman­den aufgrund seines Ausse­hens, Geschlechts, ­Natio­na­li­tät oder sexu­el­len Orien­tie­rung beurteilen.

So reagier­te ich reflex­ar­tig auf diese tatsäch­lich sehr rele­van­te Leser­fra­ge. Viel­leicht ging es Ihnen mit der Frage ähnlich. Doch es braucht nur weni­ge Sekun­den, da fallen mir zahl­rei­che Begeg­nun­gen ein, in denen ich von Vorur­tei­len gelei­tet war. So ist das Einge­ständ­nis, dass ich mich davon nicht frei­spre­chen kann, schon der erste Veränderungsschritt.

Ins Gespräch kommen

«Ja, ich habe Vorur­tei­le.» Manch­mal begin­nen sie sogar schon beim Anblick einer Person wirk­sam zu werden – aufgrund eines Haar­schnitts, einer teuren Hand­ta­sche, einer Leder­ja­cke oder bunter Finger­nä­gel. Ich bilde mir ein, dass mir dieses Detail genügt, um eine Person einzu­ord­nen. Dabei ist jeder Mensch viel mehr als eine Kate­go­rie. Jede und jeder ist ein Indi­vi­du­um. Da komme ich mit Schub­la­den­den­ken nicht sehr weit. Wenn die Situa­ti­on es erlaubt, komme ich daher gerne mit Menschen ins Gespräch, ob im Bus oder im Warte­zim­mer. Manch­mal spüre ich dann schon nach weni­gen Sätzen, dass die Person, mit der ich spre­che, nichts mit der Person zu tun hat, die ich mir vorstellte.

Ein ande­rer Blickwinkel

Bin ich einmal wieder schnell mit meinem Urteil, mache ich mir bewusst, dass bestimm­te Grund­an­nah­men in mir so aktiv sind, dass ich diese stets bestä­tigt haben will. Dieses Phäno­men ist sogar wissen­schaft­lich bewie­sen und nennt sich «Bias», auf deutsch «Befan­gen­heit». Natür­lich bin ich kein Compu­ter mit einer «Neustart»-Taste, doch hin und wieder diese Grund­an­nah­men zu hinter­fra­gen, hilft im Alltag enorm. Auch die Empa­thie, also das Einfüh­len ins Gegen­über, dient dazu, Vorur­tei­le abzu­bau­en. Zum Glück liegt die akute Coronakrise für mich gedank­lich schon weit zurück, doch ich erin­ne­re mich noch lebhaft an eine Diskus­si­on zwischen Eltern, ob Kinder geimpft werden sollen. Das Gespräch verlief immer hitzi­ger, bis eine Mutter sagte: «Denkt ihr nicht, dass alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen?» Dieser Perspektivenwechsel war unglaub­lich erhellend.

Mora­li­sche Helden

Wenn ich ein Vorbild in vorur­teils­frei­er Kommu­ni­ka­ti­on suche, dann schla­ge ich die Bibel auf. Wie oft Jesus seinen Zeit­ge­nos­sen den Spie­gel ihrer eige­nen Verbohrt­heit vorge­hal­ten hat, ist verblüf­fend. Eine Frau, die sieben Männer hatte, ist für Jesus kein Skan­dal. Der Himmel steht ihr offen. Obwohl die Sama­ri­ta­ner zu einer diskri­mi­nier­ten Minder­heit gehör­ten, stellt Jesus in seinem Gleich­nis einen von ihnen über die gut ange­se­he­nen Pries­ter und Levi­ten und macht ihn zum mora­li­schen Helden. Die Aussät­zi­gen, die ihren Platz ausser­halb der Stadt­mau­ern zuge­wie­sen bekom­men hatten, werden von Jesus in die Gesell­schaft zurück­ge­holt. Ich weiss, dass ich niemals vorur­teils­frei sein werde, doch eine Ausrich­tung auf Jesus bricht sicher das eine oder ande­re Vorur­teil auf.

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Text: Leila Lieben­berg, Seel­sor­ge­rin, Kirche Alttoggenburg

Bild: zVg

Veröf­fent­li­chung: 5. Juni 2025

Meine Sicht: Glück gehabt

Sie haben gewon­nen! Ein Auto, den Jack­pot mit hundert­tau­send Fran­ken und auch auf den Karten der verschie­de­nen Detail­händ­ler locken tolle Gewin­ne. Glück gehabt – was habe ich nicht schon alles gewon­nen! Mit einem Schmun­zeln denke ich: Demnach müss­te ich längst Millio­nä­rin sein. Aber würde mich das wirk­lich glück­lich machen?

Sie kennen das Märchen von Frau Holle? Ja, das ist die, wo es schneit auf der Erde, wenn bei ihr die Betten ausge­schüt­telt werden. Vor allem aber geht es darin um Gold­ma­rie und ein biss­chen auch um Pech­ma­rie. Ich finde, die beiden sind ein «märchen­haf­tes» Beispiel dafür, wie man sein Glück machen oder sein Leben verfeh­len kann. Wie komme ich nun zum Glück? Ich versu­che, wie das Gold­ma­rie­chen, auf das zu hören und das zu sehen, was an meinem Wegrand liegt und «schreit». Aufmerk­sam im Hier und Jetzt das Nöti­ge tun. Glücks­for­scher haben fest­ge­stellt, dass ein gros­ser Gewinn oder eine riesi­ge Summe Geld zwar kurz­fris­tig auch glück­lich machen können. Und obwohl für jeden subjek­tiv etwas ande­res Glücks­ge­füh­le weckt, schen­ken gute Bezie­hun­gen, Fami­lie, Wert­schät­zung und unter­stüt­zen­de Hilfe länger­fris­tig tiefe­res Glück als Reich­tum, Geld und Gesundheit.

«Alles in Liebe verwandeln»

Der kürz­lich verstor­be­ne Papst Fran­zis­kus benennt den Weg zum Glück so: «Wenn wir wirk­lich glück­lich sein wollen, müssen wir lernen, alles in Liebe zu verwan­deln, indem wir unse­re Arbeit und unse­re Zeit ande­ren anbie­ten, gute Worte sagen und gute Taten voll­brin­gen, auch mit einem Lächeln, einer Umar­mung, durch Zuhö­ren, durch Blicke. Lasst uns so leben! Wir alle können es und wir alle brau­chen das, hier und über­all auf der Welt.» (Lissa­bon, 4.8.2023). Klingt einfach, zuge­ge­ben – und deckt sich sogar mit Gold­ma­ries märchen­haf­tem Ansatz. Ich habe für diesen schein­bar einfa­chen Weg eine brauch­ba­re Hilfe entdeckt. Jesus hat sie den Jüngern und mir zuge­sagt. Der Geist Jesu, Gottes Heili­ger Geist, unter­stützt alles posi­ti­ve Tun und Wollen. Daran werden wir übri­gens an Pfings­ten in der Apos­tel­ge­schich­te wieder eindrück­lich erin­nert. Und wie bei Gold­ma­rie kommt das Glück inzwi­schen auch immer häufi­ger über mich, denn im Glück der ande­ren habe auch ich mein Glück gefun­den. Glück gehabt, nicht wahr?!

Text: Schwes­ter M. Monja, Schönstatt-Marienschwester in Quar­ten und Klinikseelsorgerin

Bild: zVg.

Veröf­fent­li­chung: 3. Juni 2025

In den ­Bergen Kraft schöpfen

Anto­nia Manser jodelt seit ihrer Kind­heit. Seit eini­gen Jahren zeigt sie ihr Können regel­mäs­sig auch bei Berg­gottesdiensten. Mitt­ler­wei­le eifern auch ihre Kinder der 46-Jährigen nach. Die Mansers haben als Fami­li­en­ka­pel­le Auftrit­te in der ganzen Deutschschweiz.

Die Haare sind im Nacken schön zum Chignon gebun­den, die Brüech­li­ket­te strahlt in der Morgen­son­ne und lässt die Inner­rhoder Werk­tags­tracht von Anto­nia Manser in vollem Glanz erstrah­len. Ihre Tracht trägt Anto­nia Manser mit Stolz. In den kommen­den Wochen wird sie wieder eini­ge Gele­gen­hei­ten haben, das Schmuck­stück aus dem Schrank zu nehmen: Anto­nia Manser nimmt an vier Berg­got­tes­diens­ten im Bistum St. Gallen teil und beglei­tet diese musi­ka­lisch mit ihrem Jodel­ge­sang. «Berg­got­tes­diens­te sind für mich etwas unglaub­lich Schö­nes und Besinn­li­ches. Ich spüre dort Demut und Ehrfurcht vor der Welt und den Bergen. Mich über­kommt immer ein tiefes inne­res Gefühl des Angekommen‑Seins in mir. Etwas, das in unse­rem schnell­le­bi­gen Alltag manch­mal verges­sen geht. Berg­got­tes­diens­te machen mich glück­lich und geben mir Kraft», sagt die 46-Jährige.

Kirche gewinnt an Bedeutung

Anto­nia Manser ist in Appen­zell aufge­wach­sen. Die Eltern waren zwar sehr gläu­big, Kirchen­be­su­che aber keine Pflicht. Mitt­ler­wei­le ist sie wieder näher an den Glau­ben gerückt und gibt diesen auch ihren drei Kindern weiter. «Je älter ich werde, umso mehr brau­che ich wieder die Gottes­dienst­be­su­che. Und mir ist es wich­tig, den Bezug zur Kirche auch unse­ren Kindern mitzu­ge­ben.» ­Anto­nia Manser beglei­tet der Jodel­ge­sang schon das ganze Leben. Bereits ihre Mutter und ihre Tanten waren begna­de­te Jodle­rin­nen. Von ihnen hat sie sich eini­ges abge­guckt. Im Teen­ager­al­ter rück­te das Jodeln dann ein wenig in den Hinter­grund. «Ich war damals mehr bei der Popmu­sik. Das stimm­te so für mich.» Erst ihr späte­rer Freund und heutiger Ehemann Chris­ti­an brach­te sie dem tradi­tio­nel­len Volks­ge­sang wieder näher. Seit 2009 nun beglei­tet Chris­ti­an Manser seine Ehefrau bei den Auftrit­ten mit der Hand­or­gel. «Ohne ihn hätte ich mich wahr­schein­lich nie getraut», sagt Manser. «Es ist wich­tig, dass man im Leben Menschen um sich hat, die einen unter­stüt­zen und an einen glauben.»

Aus zwei wird vier

Mitt­ler­wei­le ist aus dem musi­ka­li­schen Duo sogar eine klei­ne Fami­li­en­ka­pel­le gewor­den: Der 15-jährige Lorin zeigt sein Können bei Auftrit­ten an der Hand­or­gel, die 12-jährige Minea spielt Hack­brett. Und auch die Kleins­te tritt in die musi­ka­li­schen Fuss­stap­fen ihrer Eltern: Die 8‑jährige Johan­na spielt Block­flö­te. Später möch­te sie auf die Geige umstei­gen. Anto­nia Manser weiss, dass diese Konstel­la­ti­on keine Selbst­ver­ständ­lich­keit ist. Ihr ist es wich­tig, die Kinder nicht zu drän­gen. Sie sollen mit Freu­de und aus eige­ner Moti­va­ti­on mitma­chen: «Gera­de dem Ältes­ten sagen wir oft, dass er nicht mitma­chen müsse, wenn er nicht will, aber er ist noch immer dabei. Das freut mich natür­lich sehr.» Anto­nia Manser geniesst die Auftrit­te mit der Fami­lie. Einen Wunsch hat sie für die Zukunft noch: «Gerne würde ich irgend­wann noch von Johan­na an der Geige beglei­tet werden. Mal schau­en, ob es noch so weit kommt.» An der Block­flö­te üben tut die Jüngs­te schon fleis­sig, wie die Mama zum Abschluss lächelnd bekräftigt.

Anto­nia Manser wirkt gemein­sam mit ihrem Mann Chris­ti­an Manser in diesem Jahr an vier Berg­got­tes­diens­ten mit: 29. Juni, Seealp­see, 31. August, Wild­kirch­li, 14. Septem­ber, Megli­salp, 12. Okto­ber, Schwäg­alp. – Details siehe S. 12 – 13.

www.antoniamanser.ch

Text und Bild: Ales­sia Pagani

Neue Wohnung – neues Glück

Die Wohnung ist bezo­gen, nun fehlt nur noch der Segen: Was steckt hinter der ­Tradi­ti­on, vor ­allem im Früh­jahr, nach Umbrü­chen oder Neuan­fän­gen seine Wohnung oder sein Haus ­segnen zu lassen? Kann man man das auch einfach so machen? Das Pfar­rei­fo­rum hat beim St. Galler Kaplan Marjan Palo­ka nach­ge­fragt und sich auf eine Segnung eingelassen.

Das Weih­was­ser für die Wohnungs­seg­nung füllt Marjan Palo­ka aus einem gros­sen Behäl­ter direkt in der Kirche im St. Galler Quar­tier Riet­hüs­li ab. «Theo­re­tisch könn­te man jedes Wasser segnen und für eine Haus­seg­nung benut­zen», sagt der St. Galler Kaplan und erzählt, dass das Weih­was­ser aus Kirchen aber beson­ders sei, da es jeweils an Ostern geseg­net wird. Und an Ostern würden die Gläu­bi­gen auch ihr Tauf­ver­spre­chen erneu­ern. Dann geht es zu Fuss durchs Quar­tier. Gera­de in der Früh­lings­zeit segnet Marjan Palo­ka in seiner Pfar­rei im Schnitt drei Wohnun­gen pro Woche. Im Bistum St. Gallen sind aber das ganze Jahr viele Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger für Haus- und Wohnungs­seg­nun­gen unter­wegs. «Für viele Gläu­bi­ge ist das wie eine Art Früh­jahrs­putz und je nach Land hat das eine lange Tradi­ti­on», sagt er.

Im Dauer­ein­satz in Italien

Marjan Palo­ka hat alba­ni­sche Wurzeln, einen italie­ni­schen Pass und zog vor einein­halb Jahren von Florenz nach St. Gallen. Auf seine erste Haus­seg­nung ange­spro­chen, sagt der 50-Jährige: «Das war wohl vor etwa 26 Jahren in Itali­en. Danach kamen unzäh­li­ge weite­re hinzu. In Itali­en segne­te ich allei­ne in der Fasten­zeit täglich vormit­tags 15 Wohnun­gen und nach­mit­tags noch­mals so viele. Da hat man einen engen Zeit­plan für die Segnungen.»

Spon­tan ausprobieren

Nach einem Umzug, einem Neuan­fang, einem Streit oder einfach, weil man das schon lange einmal machen woll­te: Das sind gemäss Marjan Palo­ka hier­zu­lan­de die häufigs­ten Grün­de, weshalb jemand seine Wohnung oder sein Haus segnen lassen möch­te. Eine Seel­sor­ge­rin, einen Seel­sor­ger oder einen Pfar­rer braucht es dafür nicht unbe­dingt. «Alle Menschen haben die Kraft, einen Segen zu spre­chen», sagt er. «Also können auch alle, die möch­ten, in der Kirche etwas Weih­was­ser mitneh­men, sich ein Gebet aussu­chen und ihre Wohnung selbst segnen.»

Anlei­tung: Selbst eine Wohnung segnen

  • Etwas Weih­was­ser der ­Kirche mitnehmen
  • Gebe­te aussu­chen, zum Beispiel auf ­liturgie.ch. Dort finden sich unter dem Menü­punkt «Praxis» nebst den Grund­ge­be­ten auch komplet­te ­Vorla­gen für Wohnungs­seg­nun­gen. Das «Vater unser» passt gemäss Marjan Palo­ka beson­ders gut, weil es die Bitte enthält, Gottes Gegen­wart im Alltag zu spüren. Ausser­dem zeige es auf, wie wich­tig ­Versöh­nung und Verge­bung in einer Fami­lie oder Nach­bar­schaft seien.
  • Den Blick nach aussen öffnen  und ande­re Menschen ins Gebet einschliessen.
  • Lied: Sich vom Kirchen­ge­sangs­buch, dass in allen Kirchen aufliegt, oder auf Youtube inspi­rie­ren lassen. Marjan Palo­kas Tipp ist das Lied Nr. 566 aus dem Kirchen­ge­sangs­buch «Wir sind dein Eigentum».
  • Die Wohnung mit ­Weih­was­ser segnen.

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An ande­re denken

Wir sind aller­dings froh um Anlei­tung und so geht es weiter durchs Quar­tier. In der Wohnung ange­kom­men legt sich Marjan Palo­ka eine gelbe Stola um den Hals. «Eini­gen Perso­nen ist es wich­tig, dass ich ein Zeichen der katho­li­schen Kirche trage. Ande­ren spielt das keine Rolle», sagt er. Die Segnung selbst dauert knapp ein Vier­tel­stun­de: Wir spre­chen ein «Vater unser» und ein «Ave Maria», wir öffnen den Blick nach aussen und schlies­sen jene Menschen in das Gebet ein, die etwa durch Krieg oder ande­re Schick­sals­schlä­ge ihr Zuhau­se verlo­ren haben. Dann besprengt Marjan Palo­ka die Wohnung mit etwas Weih­was­ser. Was nützt der Segen und wie lange wirkt er? Könn­te ich mir auch wünschen, jede Zimmer­ecke mit Weih­was­ser zu benet­zen? Und wie sieht es mit Weih­rauch aus? Marjan Palo­ka schmunzelt, auf dem Boden im Esszim­mer sammeln sich schon gros­se Trop­fen Weih­was­ser von der Extra-Runde für die Foto­gra­fin. Dann sagt er: «Natür­lich gehe ich bei der Wohnungs­seg­nung auf bestimm­te Vorstel­lun­gen ein. Es ist schon vorge­kom­men, dass sich jemand Weih­rauch und Stil­le gewünscht hat. Dann spre­che ich die Gebe­te während zehn Minu­ten in Gedan­ken. Das kann ich machen.» Oder man könne im Gegen­satz zusätz­lich zu den Gebe­ten gemein­sam ein Lied singen.

Etwas von sich hineingeben

Nach der Wohnungs­seg­nung wissen wir auch: Ein Segen hält ewig. Er lässt sich aber auch erneu­ern, so oft einem danach ist. «Wer seine Wohnung segnen lässt, macht den Raum frei, um Gott darin walten zu lassen», sagt Marjan Palo­ka und fügt an: «Auch wenn Gott die Haupt­rol­le spielt, so beschlies­sen wir mit einer Wohnungs­seg­nung bewusst, eine klei­ne Rolle mitzu­spie­len.» Als Beispiel nennt er einen Streit. Wer aus diesem Grund seine Wohnung segnen lasse, der wolle den Streit in der Regel ja hinter sich lassen. Daher gebe die Person immer von sich selbst etwas in diesen Segen hinein. «Eine Wohnungs­seg­nung nützt und verän­dert daher immer etwas.»

Wohnungs­seg­nung: Durch Raum und Zeit

  • In den poly­the­is­ti­schen Reli­gio­nen der Anti­ke gab es eine Viel­zahl von Göttern, mit deren Symbo­len man Tür und Tor schützte.
  • Im Juden­tum wird die Türschwel­le eben­falls als eine beson­de­re Gren­ze verstan­den, für die man Gottes Segen erbit­tet. Das bekann­tes­te Zeichen dafür ist die Mesusa genann­te Schrift­kap­sel am rech­ten Türpfos­ten in jüdi­schen Häusern.
  • Hier­zu­lan­de brin­gen jeweils am 6. Janu­ar die Stern­sin­ger den Haus- oder Wohnungs­se­gen an. Dessen Wurzeln liegen im Brauch­tum der Raunäch­te zwischen Weih­nach­ten und dem Drei­kö­nigs­tag. In vielen Gegen­den Euro­pas gelten diese Tage und Näch­te bereits seit den vorchrist­li­chen Jahr­hun­der­ten als eine beson­de­re Zeit, in der Haus, Hof und Vieh geseg­net wurde.
  • Die christ­li­che Litur­gie über­nahm für das Hoch­fest der Erschei­nung des Herrn am 6. Janu­ar die Haus­seg­nun­gen. Die Buch­sta­ben C, M und B stehen für die Heili­gen Drei Köni­ge Kaspar, Melchi­or und Baltha­sar oder für «Chris­tus Mansio­nem Bene­di­cat», was «Chris­tus segne dieses Haus» bedeutet.

Quel­le: Katholisch.de

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 28. Mai 2025

Dompfarrer wird Bischof

Geschwis­ter­li­che Kirche, Zeitungs­an­zei­ge und Offen­heit für alle — der Nach­fol­ger von Bischof Markus Büchel ist nun bekannt: Dompfar­rer Beat Grög­li wird am 5. Juli zum 12. Bischof von St. Gallen geweiht.

Es wird kein Mann von «aussen»: Beat Grög­li war bereits als Dompfar­rer Teil des Ordi­na­ri­ats. Er kennt die Struk­tu­ren und die Menschen, mit denen er künf­tig zusam­men­ar­bei­ten wird. Als Dompfar­rer ist ihm die Reali­tät, den verschie­de­nen Erwar­tun­gen von tradi­tio­nel­len und progres­si­ven Gläu­bi­gen gerecht zu werden, vertraut. Das hat ihn aber nicht gehin­dert, auch mal auf humor­vol­le Einla­gen zu setzen, wie ein fasnächt­li­ches Instagram-Video aus der Kathe­dra­le zeigt — zum VIDEO. Die «geschwis­ter­li­che Kirche» liegt ihm am Herzen — das beton­te er bereits in einem Frage­bo­gen, mit dem das Bistum die Mitglie­der des Domka­pi­tels vorstellte.

Zusatz­stu­di­um Psychologie

Ähnlich wie Bischof Markus Büchel fällt es Beat Grög­li nicht schwer, mit Menschen in allen Milieus in Kontakt zu kommen. Das Beson­de­re: Nach dem Theo­lo­gie­stu­di­um absol­vier­te er ein drei­jäh­ri­ges Zusatz­stu­di­um in Psycho­lo­gie an der Univer­si­tät Grego­ria­na in Rom. Er ist vernetzt in der Kultur und auch mit der Wirt­schaft. So ist er zum Beispiel Mitglied des Rota­ry Clubs St.Gallen-Freudenberg. Und er gilt als Buch-interessiert: Er ist Teil eines Literatur-Clubs, in dem Lite­ra­tur­be­geis­ter­te gemein­sam Roma­ne lesen und sich über das Gele­se­ne austauschen.

Dompfar­rer Beat Grög­li in einer fasnächt­li­chen Anspra­che auf Instagram.

Zeitungs­an­zei­ge geschaltet

Schon als Dompfar­rer scheu­te er nicht die Auftrit­te bei gros­sen Events und in den Medi­en. Seine Haltung gegen­über Reform­the­men? Im Septem­ber 2023, als die Pilot­stu­die zu den Miss­bräu­chen im kirch­li­chen Umfeld veröf­fent­licht wurde, war Beat Grög­li Mitin­iti­ant einer Zeitungs­an­zei­ge, die schweiz­weit auf Echo stiess: Er schloss sich einer Protest-Aktion von St.Galler Seel­sor­gen­den und Gläu­bi­gen an, die einen System- und Kultur­wan­del in der Kirche forder­ten. «Das Weihe­amt kann nicht mehr nur Männer­sa­che sein», sagte er im Frage­bo­gen des Bistums. Die Gläu­bi­gen wünsch­ten sich einen Bischof, der mutig ist, volks­nah und offen für Verän­de­run­gen. Die Erwar­tun­gen sind gross.

«Er kennt uns»

«Mein Motto ist: «In concor­diam Chris­ti»», sagte Beat Grög­li kurz nach seiner Vorstel­lung am 22. Mai 2025, «Es ist inspi­riert vom Herz Jesu und ist bei mir in der Feier des Herz-Jesu-Freitags gewach­sen. Gott hat in Jesus Chris­tus gezeigt, wie gross sein Herz für diese Welt ist – für alle Welt und für alle Menschen. Das Herz Jesu steht offen für alle.»

Armin Boss­art, Präsi­dent Admi­nis­tra­ti­ons­ra­tes des Kath. Konfes­si­ons­teils des Kantons St. Gallen, zeig­te sich in einem Video-Interview des Konfes­si­ons­teils erfreut über die Wahl von Beat Grög­li. «Wir kennen ihn, wir wissen, wie er tickt — und er weiss, wie wir ticken.» Boss­art hat bereits als Präsi­dent der Kath. Kirch­ge­mein­de St.Gallen mit Beat Grög­li zusam­men­ge­ar­bei­tet. «Ich erleb­te die Zusam­men­ar­beit mit ihm immer als sehr gut und konstruktiv.»

Zum Video-Interview mit Armin Bossart

Text: Stephan Sigg

Bild: Urs Bucher / zvg

Veröf­fent­li­chung: 23.05.2025

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