Der Gallustag ist ein besonderer Festtag, der in St.Gallen, aber unter anderem auch im Kanton Luzern gefeiert wird. Die wichtigsten Fakten.
Keine Olma ohne Gallustag
Der Gallustag wird auch Sankt-Gallen-Tag oder Gallentag genannt. Es ist der Festtag zu Ehren des Mönches Gallus, der 612/613 die Galluszelle gründete. Der Gallustag gilt als das zweite Kirchenfest (Patrozinium) der Kathedrale und wird jedes Jahr am 16. Oktober begangen – also immer während der Olma. Wobei der Gallustag schon vorher da war, wie Dompfarrer Beat Grögli erklärt. «Vermutlich hat man die Olma mit dem Jahrmarkt bewusst auf die Zeit um den Gallustag gelegt.» Auch für ihn sind die beiden Veranstaltungen untrennbar verbunden. «Für mich gehört zum Nachmittag des Gallustages jeweils ein Gang durch den Olma-Jahrmarkt.»
Verschiedene Feiern
Am Gallustag werden mehrere Gottesdienste gefeiert. Der Tag startet um 6.30 Uhr mit einer Eucharistiefeier am Gallusaltar im Chor. Um 7.15 Uhr folgt eine Eucharistiefeier in der Galluskapelle im Bischofshof mit der Segnung des Gallusweines. Um 10 Uhr findet der Gottesdienst mit Bischof Markus Büchel, Trachtenleuten aus dem Bistum, DomMusik und Festprediger statt. Um 17.30 Uhr ist die Gallusvesper im Chor. Gleich anschliessend können die Gäste die städtische Gallusfeier im Pfalzkeller besuchen. Die Stadt organisiert jeweils einen Vortrag. Thema dieses Jahr: St. Galler Spitalbauten im Wandel der Zeit.
Mit Festprediger
Der Festprediger im Gottesdienst hat meist einen benediktinischen Bezug und wird vom Bischof persönlich eingeladen. In diesem Jahr hält Abt Urban Federer vom Kloster Einsiedeln die Predigt.
Gesegneter Wein
Wer einmal einen gesegneten Wein trinken möchte, hat am Gallustag Gelegenheit dazu. Im Gottesdienst um 7.30 Uhr wird der Galluswein gesegnet. Weinsegnungen gab es im Kloster St. Gallen mehrere. Nebst dem Segensgebet über den Galluswein ist auch eines über den Wiboradawein überliefert. Nach der Segnung wurde den Gläubigen jeweils ein Schluck gereicht, am Gallustag mit dem Galluslöffel, einem silbernen Löffel, dessen Holzkern auf Gallus selbst zurückgehen soll. «Wein – im Mass! – erfreut das Herz des Menschen und wurde früher oft als Medizin verwendet», sagt Dompfarrer Beat Grögli schmunzelnd. Heute wird der gesegnete Galluswein in kleinen Bechern gereicht. Es ist ein Barrique aus dem St. Galler Oberland. Wer am Gallustag keine Gelegenheit auf eine Verkostung hat: Der Galluswein kann online bestellt werden. Der Erlös fliesst in den Renovationsfonds der Kathedrale St. Gallen.

Festtag, aber kein Ruhetag
Im Bistum St. Gallen wird der Gallustag als Festtag begangen, in der Kathedrale mit einem Pontifikalamt. Er ist aber kein gesetzlicher Feiertag. Von 1961 bis 2003 hingegen war der Gallustag ein Ruhetag für die kantonale Verwaltung. 2012 wurde im Kantonsrat eine einfache Anfrage eingereicht, ob der Feiertag wieder eingeführt werden könnte. Widerstand gab es unter anderem aus Wirtschaftskreisen.
Feiern im Umland
Auch andere Gemeinden kennen den Gallustag. In Kriens in Luzern etwa, wo 1100 die damals einzige Kirche zu Ehren des heiligen Gallus geweiht wurde, gilt er als gesetzlich annerkannter Feiertag. Stadtverwaltung und Ladengeschäfte bleiben geschlossen. Noch heute zeigt das Krienser Wappen Gallus und den Bären. Auch in Morschach und Hochwald gilt der Gallustag als Feiertag.
Netzwerken mit Behörden
Nach dem Festgottesdienst lädt der Dompfarrer jeweils den Bischof, den Festprediger, das DomTeam und die Behörden – die sogenannte «Kathedralkirchenkommission» – zum Mittagessen ein. Seit einigen Jahren organisiert auch der Kirchenverwaltungsrat St. Gallen einen Apéro für den Stadtrat und das Stadtparlament. «Das gibt ihnen und den Mitgliedern des Kirchenparlamentes Gelegenheit, mit Politikerinnen und Politikern der Stadt direkt den Kontakt zu pflegen. Sie geben dem Gallustag damit auch ein Gewicht, das er nach der Streichung des Feiertages leider etwas verloren hat», sagt Beat Grögli.
Text: Alessia Pagani
Bild: zVG
Veröffentlichung: 15. Oktober 2024