Auf Reisen in die Fantasie

Die Spital­clow­nin Liz Monte­leo­ne aus Leng­gen­wil erzählt, wie Humor in schwe­ren Situa­tio­nen funktioniert.

«Ich konzen­trie­re mich als Dr. Floh oder Sissi Lebens­freu­de immer auf das, was gesund ist», sagt Liz Monte­leo­ne. Seit 21 Jahren arbei­tet die Leng­gen­wi­le­rin als Spital­clow­nin. Im Kittel, mit klei­ner roter Nase, blau­en Augen­brau­en und bunten Klei­dern besucht sie als Traum­dok­to­rin der Stif­tung Theodo­ra junge Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in Kinder­spi­tä­lern wie etwa jenes in St. Gallen. Als Sissi Lebens­freu­de ist sie zudem für die Stif­tung Lebens­freu­de in Alters- und Pfle­ge­hei­men unter­wegs. Und frei­schaf­fend tritt sie als Clow­nin Peppi­na Polen­ta auf. Gebucht wird sie für Geburts­ta­ge und Hoch­zei­ten oder auch wie jüngst für die Segens­fei­er in der Kathe­dra­le St. Gallen für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.

Fein­ge­fühl und Spontanität

Sich aufs Gesun­de zu konzen­trie­ren, das heis­se beispiels­wei­se, ein Blumen­bild auf dem Roll­stuhl einer betag­ten Person als Anlass zu einer Reise zu nehmen. «Ich sage dann: ‹Sehen Sie schön aus. Geht es in den Ausgang?›», erzählt Liz Monte­leo­ne. «Wenn die Person antwor­tet, das könne sie doch nicht mehr, antwor­te ich wieder­um, dass Fanta­sie­rei­sen doch immer gingen. Schon geht es los.» Kinder hätten oft ein Stoff­tier dabei, über welches sich dann eben­falls eine Geschich­te aufbau­en lasse. Auch wenn sich Liz Monte­leo­ne über den Hinter­grund und die Diagno­sen der betrof­fe­nen Kinder und Erwach­se­nen infor­miert, braucht es während der Besu­che Fein­ge­fühl und vor allem Spon­ta­ni­tät. «Ich muss den Moment spüren und die rich­ti­gen Worte finden. Das können Floh, Sissi und auch Peppi­na viel besser als ich als Privat­per­son», sagt die 59-Jährige und fügt an: «Aber da Floh, Sissi und Peppi­na eben­falls nicht der Norm entspre­chen, ist es für sie einfa­cher, damit umzu­ge­hen.» Oft sei es auch allei­ne schon die Aufma­chung, die Türen und Tore zum Herzen des Gegen­übers öffne.

Strah­len­de Kinderaugen

Freu­de, Ablen­kung und Zeit: Das möch­te Liz Monte­leo­ne mit ihren Besu­chen schen­ken. Wie viel Kraft die Betrof­fe­nen daraus schöp­fen, erfährt sie aus Rück­mel­dun­gen. Und auch die strah­len­den Kinder­au­gen würden ihr zeigen, wie wich­tig die unbe­schwer­ten Momen­te seien. Diese Momen­te sind es, die Liz Monte­leo­ne selbst Kraft geben. Hinzu komme die gute Zusam­men­ar­beit mit Arbeits­kol­le­gin­nen und ‑kolle­gen, dem Perso­nal im Spital und den Heimen und das Wissen, dass im Hinter­grund die beiden Stif­tun­gen und zahl­rei­che Spen­de­rin­nen und Spen­der stehen. Eine ihrer stärks­ten Erin­ne­run­gen ist die Begeg­nung mit einem krebs­kran­ken Buben während ihrer Berufs­ein­füh­rung. Liz Monte­leo­ne war mit Dr. Stanis­laus, einem als Spital­clown erfah­re­nen Kolle­gen, auf der Onko­lo­gie unter­wegs. Da kam der Bub auf die beiden zuge­rannt und schnapp­te sich die Wasser­pis­to­le des Kolle­gen. Die beiden jagten sich den Flur hoch und runter und immer mehr Perso­nen feuer­ten sie an. «Dieser Moment war magisch. Da war beim ersten Anblick so erschre­ckend viel Krank­heit, doch dann hatte das Gesun­de für ein paar Minu­ten die komplet­te Überhand.»

Ein uner­reich­ba­rer Berufswunsch

Nebst diesen Erin­ne­run­gen an unbe­schwer­te Momen­te findet Liz Monte­leo­ne auch Ausgleich in der Natur, während Spazier­gän­gen oder des Gärt­nerns sowie bei ihrer Fami­lie und Freun­den. Sie ist Mutter zwei­er erwach­se­ner Kinder und fünf­fa­che Gross­mutter. Für den Beruf der Spital­clow­nin hatte sie sich entschie­den, nach­dem sie einen Fern­seh­bei­trag zu dem Thema gese­hen hatte. «Mein Wunsch kam mir uner­reich­bar vor und ich behielt ihn zwei Jahre für mich. Dann konn­te ich aber nicht mehr anders als mich auf diesen Weg zu bege­ben», sagt sie. So habe sie die Clown­kur­se bei David Gilm­o­re und die Thea­ter­kur­se bei Oliver Kühn besucht. Danach konn­te sie bei der Stif­tung Theodo­ra die Ausbil­dung zum Traum­dok­tor machen. «Dieser Beruf und ich, das war Liebe auf den ersten Blick. Und die ist bis heute gewachsen.»

Text und Bilder: Nina Rudnicki

Veröf­fent­li­chung: 1. Septem­ber 2022

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
Webergasse 9
9000 St.Gallen

+41 71 230 05 31
info@pfarreiforum.ch