Seit ihrer Kindheit ist Margrit Hunold-Schoch mit der Kirche verbunden – und mit Beizen. Die 58-jährige aus dem Linthgebiet ist 2021 die höchste St.Galler Katholikin. Sie freut sich auf lebhafte Debatten im Parlament.
Wie kommt es, dass man im Alter von 58 Jahren unerwartet seine Pferdeliebe entdeckt? Braucht man ein «Beizen»-Gen, um in einem Casino zu arbeiten? Und wie wird man politisch, lernt zu diskutieren und Lösungen auszuhandeln? Margrit Hunold-Schoch ist 2021 Parlamentspräsidentin des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen.
Wer mit der Tscherlerin über ihr neues Amt spricht, dem stellen sich unter anderem diese Fragen. Der spricht also unweigerlich auch über eine Tierrettungsaktion der drei Töchter, einen Grossvater mit eigener Wirtschaft und Eltern, die sich durch Einsatz und Beharrlichkeit ihre Träume erfüllten. «Geht nicht, gibt es nicht. So lautete einer der Grundsätze meines Vaters», sagt Margrit Hunold-Schoch und erzählt, wie sehr sie die Diskussionskultur im Parlament schätzt. Seit 2007 vertritt sie die Region Werdenberg/Sarganserland im Parlament. Dort hat sie es sich beispielsweise zur Aufgabe gemacht, während der Fusionierung der Pfarreien zu Seelsorge-einheiten auf ausgeglichene Verteilschlüssel zwischen den einzelnen Pfarreien zu achten. Als Präsidentin möchte sie einen lebendigen Führungsstil in die Sessionen bringen und zu Debatten animieren.
Von Schwestern inspiriert
Aufgewachsen ist Margrit Hunold-Schoch in Schänis. In einem Elternhaus, das immer auch in das kirchliche Leben eingebunden war. Als Jugendliche war Margrit Hunold-Schoch unter anderem Mitglied der Schönstätter-Mädchengruppe in Quarten. «Die Begegnungen mit den Schönstätter-Marienschwestern gehörten damals für mich zu den eindrücklichsten. Die Schwestern konnten mir gerade bei weltlichen Themen weiterhelfen, wie ich es nie erwartet hätte. Etwa wenn meine Gefühlswelt wieder einmal durcheinandergeraten war», sagt sie.
Nach Tscherlach bei Walenstadt zog Margrit Hunold-Schoch später zusammen mit ihrem Mann. Dort wurde sie angefragt, ob sie sich zunächst als Aktuarin, später als Präsidentin im Kirchenverwaltungsrat engagieren würde. Als die drei Töchter älter wurden, kamen neue berufliche Herausforderungen dazu. Aktuell arbeitet sie als Personalleiterin im Casino Bad Ragaz. Von dem Job erfuhr sie von einem Bekannten. «Er sagte zu mir, du magst doch Herausforderungen. Und du hast eine Beziehung zum Gastgewerbe durch deine Verwandtschaft. Der Job wäre wie gemacht für dich», erinnert sich Margrit Hunold-Schoch und sagt: «Er hatte Recht. Das Beizen-Gen habe ich schon geerbt.»
Welt voller Gegensätze
So sind es gerade auch die Gegensätze, der direkte Kontakt mit Menschen, die sie faszinieren und die Kreise, die sich im Leben so oft schliessen: Die besinnliche Welt der Kirche und das bunte Treiben in der Gastronomie, wie sie es seit ihrer Kindheit kennt, gehören für sie zusammen. Und dann ist da noch die Geschichte mit den Pferden. Als ihre Töchter kürzlich ein verwahrlostes Pferd retteten, beschloss sie spontan, mit dem Pferd Parelli-Training zu besuchen. «Ich hätte nie gedacht, dass ich mich ein-mal für Pferde interessieren würde», sagt sie. «Doch dann erinnerte ich mich daran, wie doch einst auch mein Vater im Militärdienst seine Liebe zu Pferden entdeckt hatte.» (nar)