Sarganser absolviert Spitalpraktikum in Buenos Aires
Der 26-jährige Sandro Koch aus Sargans will Pater werden und absolviert sein Noviziat in Argentinien. Gerade als die Corona-Pandemie Südamerika erreichte, begann er ein Spitalpraktikum als Hilfspfleger in Buenos Aires.
«Mein Praktikum hat kurz vor den ersten Covid19-Fällen in Südamerika begonnen, ich habe die verschiedenen Phasen der Pandemie hautnah miterlebt», erzählt Sandro Koch. Als Hilfspfleger ist er im öffentlichen Spital von Mar del Plata im Süden von Buenos Aires im Einsatz. «Unser Alltag war und ist weiterhin sehr durch die Pandemie eingeschränkt. Bis Mitte Juni war es uns nicht erlaubt für einen Spaziergang aus dem Haus zu gehen. Ausflüge, Messbesuche, Verweilen am Strand und viele andere Freizeitbeschäftigungen in der Stadt sind nicht möglich. Zumindest darf man sich nun hier in Mar del Plata wieder zu Fuss ohne Einschränkungen – ausser dem Tragen des Mundschutzes – frei bewegen.» Das Land zu entdecken oder Ausflüge zu machen, sei weiterhin nicht möglich. «Nicht nur die Landesgrenzen bleiben vorerst geschlossen, sondern auch der Verkehr zwischen den Provinzen und Städten ist stark eingeschränkt.»
Krisenerprobt
Der Sarganser erlebe Argentinien momentan als ein Land, welches sich einerseits der Grenzen der Gesundheitsinfrastruktur bewusst sei und sich deshalb an die strengen Hygienemassnahmen halte, «andererseits aber schon seit einigen Wochen langsam der Quarantäne müde wird und sich nach der Normalität sehnt». «Dazu kommt die schwierige wirtschaftliche Lage, die viele Familien belastet», hält Sandro Koch fest. «Die Menschen in Argentinien sind aber Krisenerprobt und dadurch vielleicht etwas besser auf solche Momente vorbereitet als wir in Europa.»

Veraltete Infrastruktur
Sandro Koch bekommt bei seinem Praktikum im Spital unmittelbar mit, wie das öffentliche Gesundheitssystem in Argentinien an veralteter Infrastruktur und zum Teil auch an Materialmangel leidet. «Deshalb war vor allem zu Beginn der Pandemie die Stimmung angespannt und viele Pflegerinnen waren sehr besorgt und unsicher, weil sie schnell erkannten, dass das Gesundheitssystem für eine Pandemie dieses Ausmasses nur schlecht vorbereitet war.» Schrittweise seien die Hygienemassnahmen im Spital verschärft und laufend der Situation angepasst worden. «Da in Mar del Plata sich die Fallzahlen im niedrigen einstelligen Bereich belaufen und diese Patienten alle entweder zu Hause oder in privaten Kliniken der Stadt untergebracht wurden, kam das öffentliche Spital bis jetzt noch ohne internierte Fälle davon. Man ist selbstverständlich weiterhin vorsichtig, doch die grosse Anspannung hat merklich abgenommen.»
Ungewissheit
«Über 90 Prozent der Covid19-Fälle in Argentinien wurden bis jetzt im Grossraum Buenos Aires registriert», so Sandro Koch, «deshalb traf es die Menschen hier am härtesten. Durch die lange, bisweilen sehr strenge Quarantäneregelung brach vielen, vor allem armen Menschen, die Existenzgrundlage weg. Diese Personen und Familien leben meist von der Hand in den Mund – sie leben von dem, was sie am Tag auf der Strasse verkaufen.» Während der Quarantäne sei diese Einkommensquelle fast ersatzlos weggefallen. «Auch für den Mittelstand – und ich würde sogar sagen für die Oberschicht – ist diese Zeit mit Entbehrungen und Ungewissheit verbunden. Denn nebst der Pandemie droht Argentinien nach wie vor die Gefahr des Staatsbankrotts.»
Paraguay und Chile
Eine vorzeitige Rückkehr in die Schweiz sei für den 26-Jährigen Theologen nie ein Thema gewesen: «Trotz allem habe ich mir hier immer sehr sicher und in ein gutes soziales Umfeld eingebettet gefühlt.» Wenn alles nach Plan läuft, wird Sandro Koch Mitte August nach Paraguay reisen, wo er das letzte Semester des Noviziats absolvieren wird. «Danach geht es nach einem Ferienaufenthalt in der Schweiz für eine Vertiefung meiner theologischen Studien nach Chile. Ich darf diesen spannenden Kontinent also noch etwas weiter und vertiefter kennenlernen.»
Stephan Sigg

Wichtige Arbeit der Schönstatt-Bewegung
Der Theologe Sandro Koch (26) entschied sich «nach einem langen Prozess der Suche seiner persönlichen Berufung», in die Schönstatt-Bewegung einzutreten und Schönstatt-Pater zu werden. Während seines Aufenthaltes in Südamerika werde ihm deutlich bewusst, wie wichtig die karitative Arbeit der katholischen Bewegung sei: «Sie engagiert sich hier an mehreren Orten. In Argentinien leiten die Schönstatt-Marienschwestern Tagesschulen und weitere Bildungsprogramme in verschiedenen Armenvierteln von Buenos Aires.» Daneben gebe es viele Aktionen von Jugendlichen, Familien, Müttergruppen, usw. die sich sozial engagieren. Viele dieser Projekte laufen auch in Zeiten der Corona-Pandemie weiter. «Der Schönstatt-Bewegung kommt in der aktuellen Lage zugute, dass sie grundsätzlich laikal organisiert ist», sagt Sandro Koch, «so werden die sogenannten «Laien» im Bewusstsein für ihre kirchliche Relevanz gestärkt und ermuntert, Kirche im Kleinen zu sein: In der Familie, in der Ehe, in der Jugendgruppe, in Müttergruppen.»
erscheint in der Pfarreiforum Ausgabe 8/2020