Mit Krippe und Car unterwegs in den Vatikan

Eine Krip­pe mit Ostschwei­zer Fachwerk-Fassade und dem Alpstein als Kulis­se: Das hat eine Grup­pe aus Mont­lin­gen in hunder­ten Stun­den Arbeit für die Schwei­zer­gar­de gebaut. Zum Projekt gehör­te auch die Reise in den Vati­kan und die feier­li­che Einwei­hung der Krippe.

«Nach diesem Jahr brau­che ich erst einmal Feri­en», sagt Dani­el Kühnis Anfang Okto­ber am Tele­fon. Es ist der Tag, bevor der 57-Jährige zusam­men mit seinen Kolle­gen vom Krip­pen­bau­ver­ein Montlingen-Eichenwies, frei­wil­li­gen Helfe­rin­nen und Helfern und einer Jour­na­lis­tin der «Schwei­zer Fami­lie» den Car Rich­tung Vati­kan besteigt. 30 Perso­nen sind es insge­samt. Dort wird die Grup­pe von weite­ren Medi­en­schaf­fen­den erwar­tet. Mit solch einem Medi­en­rum­mel hatte Dani­el Kühnis nicht gerech­net, als er mit seinem Team vor gut einem Jahr zusag­te, eine Krip­pe für die Schwei­zer­gar­de in Rom zu bauen. Eine Kolle­gin in der Kirchen­ver­wal­tung hatte aller­dings eini­ge Fotos aus der Werk­statt und von der entste­hen­den Krip­pe auf Insta­gram und Face­book veröf­fent­licht. So verbrei­te­te sich die Geschich­te über die Sozia­len Netz­wer­ke, zunächst zu loka­len Zeitun­gen und schliess­lich zu den natio­na­len Medien.

Über­ra­schung kurz vor Abreise

Bis die Krip­pe im Gepäck­fach des Cars verstaut war, gab es eini­ges zu tun. Gegen 600 Arbeits­stun­den haben Dani­el Kühnis und sein Team in das Projekt gesteckt. Nebst der eigent­li­chen Krip-pe galt es etwa, eine Kulis­se zu bauen, Schwal­ben­nes­ter zu schnit­zen, Acces­soires wie Beeren, Brot und Äpfel anzu­fer­ti­gen, Wände zu verput-zen und unzäh­li­ge Schin­deln anzu­ma­len. «Aller­dings hat gegen Ende der Baupha­se nicht alles so geklappt wie es soll­te», erin­nert sich Dani­el Kühnis und erzählt, wie Ende August, kurz vor der Auslie­fe­rung, auf einmal unklar war, ob es die Krip­pe im Vati­kan über­haupt brau­chen würde. «Über eine Kontakt­per­son bei der Schwei­zer­gar­de war von den Massen der Krip­pe, unse­rem Reise­da­tum und dem Aufbau in der Kapel­le schon alles abge­macht», sagt er. «Nach einem perso­nel­len Wech­sel wuss­te zunächst aber auf einmal niemand mehr über unser Projekt Bescheid.»

Mit Gardis­ten eingeweiht

Umso schö­ner wurde dann die Reise, der Empfang, Aufbau und die Einwei­hungs­mes­se der Krip­pe. Fünf Tage nach dem Aufbruch in den Vati­kan und einer zwölf­stün­di­gen nächt­li­chen Heim­fahrt ist Dani­el Kühnis wieder zuhau­se in Mont­lin­gen. «Auf dem Programm stand viel Sight­see­ing. Ein Schwei­zer­gar­dist führ­te uns durch den Vati­kan und Rom», sagt Dani­el Kühnis und erzählt, wie sie selbst die Einwei­hungs­mes­se mitge­stal­ten konn­ten. Einer der Helfer spiel­te Alphorn, ein ande­rer Schwy­zer­ör­ge­li und schliess­lich wurde die Krip­pe mit Weih­was­ser geseg­net. Erstaunt war Dani­el Kühnis auch darüber, wie haar­ge­nau die Krip­pe an den vorge­se­he­nen Platz in der Kapel­le der Schwei­zer­gar­de gepasst hatte. So hatte das Team vom Krip­pen­bau­ver­ein Montlingen-Eichenwies die Form und Grös­se der Krip­pe etwa anhand von Fotos und Mass­an­ga­ben der Kapel­le berech­net. «Dass nun alles so perfekt passen würde, damit hatte ich nicht gerech­net», sagt er.

Ein Stück Heimat

Den Schwei­zer­gar­dis­ten ein Stück Heimat brin­gen: Das sei von Anfang an ihre Moti­va­ti­on gewe­sen, sagt Dani­el Kühnis. «Weil unter den Schwei­zer­gar­dis­ten auch eini­ge Ostschwei­zer sind, woll­ten wir eine Ostschwei­zer Krip­pe bauen. Darum haben wir uns für eine Fachwerk-Fassade entschie­den.» Auf der Kulis­se sind zudem ein Ausschnitt des Alpsteins und der Säntis als Haupt­gip­fel zu sehen. Etwas Schö­nes, das von Hand gemacht ist und das einen Gegen­satz zu unse­rer schnell­le­bi­gen Zeit bildet, das gefällt Dani­el Kühnis am Krip­pen­bau­en. «Ausser­dem ist die Krip­pe die Wiege unse­res Glau­bens und gehört zum christ­li­chen Kultur­gut», sagt Kühnis, der schu­li­scher Heil­päd­ago­ge und Kirchen­ver­wal­tungs­rats­prä­si­dent der Kirch­ge­mein­de Montlingen-Eichenwies ist. Ein beson­de­res Anlie­gen ist ihm daher, Kindern das Krip­pen­bau­en beizu­brin­gen. Das war auch die Idee, die am Anfang der Vereins­grün­dung vor drei Jahren stand. Seit­her bietet der Krip­pen­bau­ver­ein Montlingen-Eichenwies jedes Jahr zwei Kurse mit je zwölf Halb­ta­gen für Kinder an, in denen sie das Hand­werk des Krip­pen­bau­ens erler­nen. Hinzu kommen regel­mäs­si­ge Kurse für Erwachsene.

Zufalls­fund im Estrich

Zahl­rei­che Krip­pen hat das Team rund um Dani­el Kühnis seit­her gebaut. Am Mont­lin­ger Advents­markt werden diese jeweils ausge­stellt. Dass es zu dem Gross­pro­jekt rund um die Vatikan-Krippe kam, ist indes einem Zufall zu verdan­ken. Dani­el Kühnis, der im Vorstand der Krip­pen­freun­de Schweiz vertre­ten ist, erfuhr durch ein Mail, dass die Schwei­zer­gar­de landes­weit ange­fragt hatte, ob jemand eine Krip­pe für sie bauen wolle. Zur glei­chen Zeit räum­te die Kirch­ge­mein­de den Estrich der Kirche auf. Dabei kamen wert­vol­le, hundert­jäh­ri­ge Krip­pen­fi­gu­ren zum Vorschein, deren gröss­te 45 Zenti­me­ter misst. «Wir schätz­ten den Wert auf 1000 Fran­ken pro Figur», sagt Kühnis. Die Kirchen­ver­wal­tung bewil­lig­te, die Figu­ren der Schwei­zer­gar­de in Rom zu spen­den. Kirch­ge­mein­den der Regi­on, die Orts­ge­mein­de und poli­ti­sche Gemein­de, der Verkehrs­ver­ein und der Admi­nis­tra­ti­ons­rat in St.Gallen spen­de­ten weite­re 5000 Fran­ken für den Bau der Krippe.

Eine Reise inkognito

Die Krip­pen­aus­stel­lung am Mont­lin­ger Advents­markt ist nun das nächs­te Projekt, das für den Krip­pen­ver­ein ansteht. Die kommen­den Mona­te möch­ten die Vereins­mit­glie­der ausser­dem dazu nutzen, weite­re Helfe­rin­nen und Helfer für die Krip­pen­kur­se zu finden. Diese werden laut Kühnis drin­gend benö­tigt, um den Kindern fach­ge­recht das Hand­werk beibrin­gen zu können. Ausser­dem träumt Dani­el Kühnis davon, den inter­na­tio­na­len Krip­pen­kon­gress in sieben Jahren in die Vier­län­der­ecke zu holen. Derzeit läuft die Bewer­bungs­frist. Und in naher Zukunft steht viel­leicht noch­mals ein Besuch in der Advents­zeit in den Vati­kan an. Dani­el Kühnis sagt: «Unse­re Krip­pe bei den Schwei­zer­gar­dis­ten würde ich doch sehr gerne in weih­nacht­li­cher Beleuch­tung sehen. Wer weiss, ob ich die Reise nicht noch­mals mache, dann aber inko­gni­to.» (nar)

Bilder: Bilder: zVg. / Robert Hangartner

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