«Ein Tag voller Lebensfreude»

Über 5000 glückliche «Minis» feierten am Sonntag beim Schweizerischen Minifest in St.Gallen. Neben 100 Ateliers standen auch spirituelle Angebote auf dem Programm. Und der neue St.Galler Bischof Beat Grögli stellte sich den Fragen der Kinder und Jugendlichen.

Nach acht Jahren Pause endlich wieder Minifest! 270 Mini-Scharen aus der ganzen Deutschschweiz pilgerten am Sonntagmorgen auf das Olma-Gelände in St.Gallen. Der St.Galler Bischof Beat Grögli zeigte sich beeindruckt, als er bei der Eröffnung des Tages die Kinder und Jugendlichen begrüsste. Er selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, ein lilafarbenes Minifest-T-Shirt anzuziehen. «Es soll ein Tag werden voller Lebensfreude», versprach Kornel Zillig, Co-Präsident des Minifest-OKs den Minis – und er sollte recht behalten.

Die Minis konnten auch einen DJ-Workshop besuchen.

Viele Fragen an den Bischof

Selfies machen mit einem Schweizergardisten, ein DJ-Grundkurs mit jungen St.Galler DJs oder in der «Silent Disco» tanzen. Die Minis haben die Qual der Wahl, über 100 Ateliers stehen zur Verfügung. Schnell wird es laut in den Olma-Hallen, überall lautes Lachen und strahlende Gesichter, und man fühlt sich wie auf einer Chilbi. Mit dabei sind auch zahlreiche kirchliche Institutionen wie Fastenaktion, Jubla oder Ordensgemeinschaften. Besonders lange Schlangen bilden sich neben actiongeladenen Angeboten unter anderem auch beim Kerzenziehen. Auch Selina (10) aus dem Kanton Solothurn nimmt mit einer Kollegin die Wartezeit in Kauf. «Aber das Anstehen hat sich gelohnt», sagt sie und zeigt stolz die Kerze, die sie selber hergestellt hat. Draussen vor der Halle sitzt der St.Galler Bischof Beat Grögli mit einigen Jugendlichen im Kreis. Die Minis stellen ihm viele Fragen: «Was hat Sie auf die Idee gebracht, Bischof zu werden?», «Haben Sie auch ministriert?», «Wie viele Sprachen sprechen Sie?» Der Bischof geht auf alles ein. Besonders erstaunt sind die Jugendlichen über eine Antwort: Beat Grögli hat erst im Gymnasium mit Ministrieren begonnen.

 

Minis aus der ganzen Deutschschweiz reisten nach St.Gallen
Barbara Walser und Bruno Fluder, zwei von fünf Awarenes-Fachpersonen, die am Minifest im Einsatz waren

Neu mit Awareness-Team 

Zum ersten Mal beim Minifest ist auf dem Gelände ein Awareness-Team im Einsatz.  Sie sind erkennbar an ihrer rosa Weste, Hinweise auf den Infobildschirmen machen auf sie aufmerksam. «Unsere Hauptaufgabe ist, Präsenz zu zeigen und damit ein Bewusstsein zu schaffen», sagt Barbara Walser, St.Galler Seelsorgerin und eine von fünf Awareness-Fachpersonen. Konkret haben sie heute vor allem mit Aufgaben zu tun, die sich schnell lösen lassen: Ein Mini hat seine Gruppe verloren, ein anderer braucht ein Pflästerli und muss zum Sanitätsposten gebracht werden. 

 

«Es braucht jeden»

Überraschend gross ist das Interesse an der Eucharistiefeier, die in einem Saal im Obergeschoss der Olma-Halle angeboten wird. Die fünfhundert Sitzplätze sind im Nun belegt, einige Kinder und Jugendliche müssen am Eingang abgewiesen werden – anstatt zweimal wird die Messe spontan ein drittes Mal angeboten. Die Botschaft des Gottesdienstes: Gott hat alle als Original erschaffen, das macht die Welt bunt und vielfältig. «Es braucht jeden einzelnen von uns», sagt der St.Galler Pater Raffael Rieger in seiner Predigt zu den Mitfeiernden. 

 

 

Grosses Interesse an der Eucharistiefeier: Sie wurde gleich drei Mal angeboten.
Bischof Beat Grögli gibt ein Autogramm.

Aus Rom angereist

Und wie kommt das Fest bei den Kindern und Jugendlichen an? «Es ist wirklich cool, das Essen an den Ständen ist sehr fein!», schwärmt Celeste (10) aus dem Kanton Aargau. Carlo (12) ist von einem Atelier besonders beeindruckt: «Cool, dass der Schweizergardist extra aus Rom angereist ist!» Julia (17) aus Basel will an diesem Tag eine Menge «Action» erleben. Jetzt steht sie aber erst einmal bei einem Essensstand an: «Die Konzerte waren super. Aber am meisten gefällt mir, dass so viele andere Minis hier sind. Es ist krass, dass in der Schweiz so viele Kinder und Jugendliche ministrieren». Und dann bestellt sie eine St.Galler Bratwurst – natürlich ohne Senf.

 

Die Minis hatten viele Fragen an den Schweizergardisten.
Fastenaktion sensibilisierte für den Globalen Süden.
Dolores Waser Balmer von der Präventionsstelle von Missbrauch des Bistums Chur regte die Kinder und Jugendlichen zum Nachdenken über Fragen rund um Nähe und Distanz an.

 

Friedliche Stimmung

Das Minifest wird von der Deutschsprachigen Arbeitsstelle für Ministrant*innen-Pastoral (DAMP) organisiert. Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen. Das OK arbeitete ehrenamtlich, am Fest sind 230 freiwillige Helfer*innen im Einsatz. Das Fest ist ein Dankeschön für alle, die das ganze Jahr über ministrieren. Murielle Egloff, Präsidentin der DAMP: «So viele Menschen sind auf dem Gelände. Alle gehen respektvoll miteinander, anstatt beim Warten zu drängeln, kommt man miteinander ins Gespräch. Die Stimmung ist total friedlich, das beeindruckt mich. So ein Tag stiftet Gemeinschaft und schafft bleibende Erinnerungen.» Wann das nächste Fest stattfinden wird, ist noch offen. «Aber sicher ist: Die Minis müssen nicht mehr acht Jahre auf die nächste Ausgabe warten.» 

Stephan Sigg
Leitender Redaktor
Veröffentlichung: 08.09.2025