Meine Sicht: Hoffnungsschimmer

Populismus, Despotismus, Aufrüstung und Nationalismus, Kriegsrhetorik, Schwieriges und Unversöhnliches auf beiden Seiten des Atlantiks und in den vielen anderen Krisengebieten unserer Erde. Die Welt ­erscheint mir manchmal so dunkel-neblig-trüb wie klassisches November-Wetter. Wie hoffen in diesen Zeiten?

Ich fühle mich in meiner eigenen kleinen Welt verunsichert, merke wie sich Resignation breitmacht, und spüre gleichzeitig eine wachsende Sehnsucht nach Frieden – im Kleinen wie im Grossen. Eine Sehnsucht nach Licht- und Glanzmomenten, die ich dem Weltgeschehen und meiner eigenen Ohnmacht entgegensetzen kann. Beim Gang über den Friedhof an Allerheiligen sehe ich die Kerzen auf den Gräbern. Ihr Lichtermeer, wie auch die Kerzen der Laternen an St. Martin, die Lichterkränze der heiligen Luzia, die Kerzen auf dem Adventskranz und die Lichter in den Roratefeiern – sie erzählen von dem, was wir erinnern und dem, was wir hoffen.

 

Lichtmomente

Und plötzlich scheint mir der Novemberhimmel etwas durchlässiger. Ich sammle Hoffnungsschimmer, gebe dem Licht Raum und biete der Welt die Stirn, um handlungsfähig zu bleiben. Um die grosse Sehnsucht wachzuhalten, dass eine friedvolle und gerechte Welt für alle Menschen möglich ist. Dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt und Täterinnen bzw. Täter sich verantworten müssen. Und, dass wir Menschen prinzipiell zum Guten befähigt sind und ein friedvolles Miteinander suchen. Im Kerzenlicht leuchtet die Hoffnung.

Vera Maria Rösch
Seelsorgerin katholische Kirche Region Rorschach
Veröffentlichung: 27.10.2025