Meine Sicht: Fenster zum Licht

Neulich habe ich mein Wohnzimmerfenster geputzt. Schon lange hatte ich die Reinigung vor mir hergeschoben.

Als ich fertig war, staunte ich: Wie viel heller der Raum plötzlich war! Das Licht kam ungehindert herein, die Farben wirkten klarer, und der Blick nach draussen war frei. Ein Fenster nimmt dem Licht nichts weg – es lässt es nur durchscheinen. So ist es auch mit Maria. Manchmal höre ich: «Warum brauchen wir sie überhaupt? Man kann doch direkt zu Jesus gehen.» – Ja, das stimmt. Jesus selbst lädt uns dazu ein. Aber Maria ist wie dieses Fenster: Sie steht ihm nicht im Weg, sie verdeckt ihn nicht. Im Gegenteil – sie lässt sein Licht noch klarer in unser Leben scheinen.

 

In unsere Welt durchscheinen

Bei der Hochzeit zu Kana sagt Maria zu den Dienern schlicht: «Was er euch sagt, das tut.» (Joh 2,5) Sie rückt sich nicht selbst ins Zentrum, sondern führt ganz zu Christus. Und in ihrem Magnifikat preist sie nicht sich selbst, sondern Gott, der Grosses an ihr getan hat. Darum schmälert die Verehrung Mariens nichts von unserer Liebe zu Christus – sie vertieft sie. Wer Maria betrachtet, lernt, was es heisst, sein Leben ganz für Gott zu öffnen und ihm grenzenlos zu vertrauen. Gott selbst ist durch sie Mensch geworden. Sie ist wie ein Fenster, das den Himmel öffnet und das göttliche Licht in unsere Welt durchscheinen lässt.

 

Ungetrübter Alltag

Vielleicht lohnt es sich, hin und wieder ein solches «Fenster» in unserem Leben neu zu öffnen oder zu reinigen, damit das Licht Christi ungetrübt in unseren Alltag fällt. Maria kann uns dabei begleiten. Denn durch sie strahlt Jesus heller. Der Rosenkranzmonat Oktober lädt dazu ein: Perle für Perle im Gebet mit Maria das biblische Leben Jesu zu betrachten – und darin unser Herz zur Ruhe kommen zu lassen. Unmerklich wird Gottes Licht so unser Herz erhellen und befrieden. Ich selbst liebe den Rosenkranz: biblisch verwurzelt, greifbar und meditativ – für mich ist er wie ein Fenster, durch das das Licht des Himmels fällt und mir selbst trübe Stunden erhellt.

Sr. Monja Schnider
Meine Sicht
Veröffentlichung: 27.09.2025