«Ein echtes Baby ändert alles»

«Für viele Kinder ist es ein Highlight, dass sie einst das Christkind waren», sagt Eliane Gois, Mesmerin in der katholischen Kirche in St. Margrethen. (Bild: Ana Kontoulis)

Eine Krippe aus 300-jährigem Holz und die Suche nach einem Neugeborenen: Mesmerin Eliane Gois aus St. Margrethen erzählt von ihrem Herzensprojekt und davon, wie sie Jahr für Jahr ein Baby für das Krippenspiel findet.

Sogar die Krippe für das Baby hat Eliane Gois selbst gezimmert: Nicht zu hoch, sondern direkt auf dem Boden stehend und nicht zu kipplig sollte sie sein. «Wir hatten früher eine Familienschreinerei, daher weiss ich, wie das geht», sagt sie. Ihre Idee vor einigen Jahren: Während des Krippenspiels am Weihnachtsgottesdienst in der katholischen Kirche St. Margrethen sollte in der Krippe ein wenige Wochen altes Kind liegen. Das war 2011. Seither hat die Mesmerin jedes Jahr Eltern gefunden, deren Neugeborenes Teil der Weihnachtsgeschichte sein durfte. «Wir haben eine Reserve-Puppe, falls das Baby weint. Die haben wir aber noch nie gebraucht.» Viel eher sei die Stimmung ruhig und andächtig und die Kinder, die den Gottesdienst besuchten, würden gebannt das Stück verfolgen. «Durch ein echtes Baby verändert sich die Atmosphäre. Die Fürsorge von Maria und Josef wird richtig spürbar.»

 

Auf die letzte Minute

Aktuell beginnen die Vorbereitungen für das diesjährige Krippenspiel. Im Schnitt sind es um die zehn Kinder, viele davon Ministrantinnen und Ministranten, die in die verschiedenen Rollen schlüpfen. Das knapp 20-minütige Stück hat in jedem Jahr einen anderen Schwerpunkt: Einmal stehen die Engel im Mittelpunkt, einmal die Hirten, wieder ein anderes Mal das Kind. Während die Kinder ihre Rollen einüben, ist Eliane Gois manchmal bis kurz vor Weihnachten auf Babysuche. Sie fragt im Bekanntenkreis oder bei Eltern, die ihr Kind kürzlich taufen liessen. «Viele freuen sich über meine Anfrage. Wer zusagt, bekommt in der Kirche einen Platz in der vordersten Bank und legt das Kind, wenn das Stück beginnt, in die Krippe hinein.» In diesem Jahr ist noch kein Baby gefunden. Doch Eliane Gois ist zuversichtlich: Auch Auswärtige können sich bei ihr melden. «Als Erinnerung gibt es Fotos vom Baby während des Krippenspiels», sagt die 55-Jährige. Für viele Kinder sei dies später ein Highlight. Das allererste Baby ist heute Ministrantin. Das Mädchen erzähle gerne, dass sie einst das erste Christkind gewesen sei.

 

Archivbilder vom Krippenspiel: zVg

Die Verwandtschaft im Schlepptau

Weihnachten ist für Eliane Gois, die seit rund 20 Jahren Mesmerin ist, immer auch eine Chance: «Viele Familien, auch kirchenfernere, kommen dann gerne in den Gottesdienst. Diese Möglichkeit für neue Begegnungen müssen wir als Kirche nutzen», sagt sie. Eltern, deren Kind einst das Christkind war, hätten schöne Erinnerungen und oft eine besondere Verbindung zu diesem Moment. «Und dann gibt es natürlich die Sogwirkung: Manchmal kommt die ganze Verwandtschaft mit, um das Neugeborene in der Krippe zu sehen.» Jetzt, Ende November, ist auch der Zeitpunkt, an dem Eliane Gois die selbstgezimmerte Krippe aus 300-jährigem Holz aus dem Estrich holt. Ein Herzstück, wie sie sagt, das zu sehen ihr jedes Jahr aufs Neue gut tut und sie glücklich macht.

 

Interessierte Eltern mit Baby melden sich bei eliane.gois@­hotmail.ch; Familienweihnachten mit Krippenspiel, 24. Dezember, 17 Uhr, zweisprachig (dt./ital.), kath. Kirche St. Margrethen

 

Nina Rudnicki
Autorin
Veröffentlichung: 24.11.2025