Wirten am Kraftort

Gerhard Butz ist nicht nur Gastgeber im Gasthaus St. Iddaburg, sondern auch guter Zuhörer und neugieriger Mitmensch. Nach zehn Jahren verlässt er den Wallfahrtsort.

«Ich gehe gerne hinein, wenn es keine anderen Besuchenden hat und ich alleine bin», sagt Gerhard Butz. Er sitzt in seinem Gasthaus St. Iddaburg und blickt auf die Wallfahrtskirche. Diese liegt auf 966 Metern über Meer und bietet bei guter Sicht Weitblick auf den Bodensee auf der einen und den Säntis auf der anderen Seite. «Ich mag diesen Ort sehr. Er hat eine besondere Energie – vor allem beim Altar und beim Brunnen.» Als gebürtiger Bayer hat der Glaube in Gerhard Butz’ Leben stets eine zentrale Rolle gespielt. «Ich fühle mich wohl hier.»

 

Spitzen und Tiefen

Gerhard Butz hat das Gasthaus St. Iddaburg vor zehn Jahren übernommen. Zuvor arbeitete der 56-Jährige unter anderem als Küchenchef im Toggenburgerhof in Kirchberg. Als Ausflugsziel hat die Iddaburg eine besondere Bedeutung. Das Gasthaus profitiert von der unmittelbaren Nähe zum Erinnerungsort der Heiligen Idda von Toggenburg. «Wir haben immer viele Velo- und Töfffahrer, Wanderer und Car-Ausflügler.». Nur Hochzeiten würden seit der Coronapandemie seltener auf der Iddaburg stattfinden. «Das merken wir natürlich schon.» Das Gasthaus St. Iddaburg hat mit dem gleichen «Problem» zu kämpfen, wie andere Ausflugsrestaurants auch: stark schwankende Besucherzahlen. «Bei schönem Wetter kommen sehr viele Ausflügler, bei Regen kaum jemand», sagt Butz. Er nimmt es gelassen und hat gelernt, damit umzugehen. «Wir hatten immer diese Spitzen und Tiefen. Und Arbeit gibt es immer. Wir machen vieles selber. Das braucht Zeit, aber man schmeckt den Unterschied.»

 

Zuhören und nachfragen

An diesem Nachmittag ist das Wetter regnerisch. Hauptsächlich Stammgäste finden den Weg zu Gerhard Butz. Dieser nimmt gerne Anteil am Leben anderer. «Ich bin ein sehr offener Mensch und neugierig. Ich frage nach. Viele Gäste, die die Iddaburg besuchen, haben Probleme oder Sorgen.» Er nennt sich selbst eine Art «Seelsorger». Er spricht von schwierigen Schicksalen. Die Geschichten gehen auch ihm nahe. «Man darf das nicht nach Hause nehmen.» Seit drei Jahren wird Gerhard Butz von seiner Freundin Martina Gilanova unterstützt. Gemeinsam wagen die beiden nun einen Neustart. Nach langer Planung hat die Wallfahrtsstiftung St. Iddaburg vergangenes Jahr konkrete Pläne für einen Neubau des Gasthauses präsentiert. Für Gerhard Butz und Martina Gilanova ist es an der Zeit, die Iddaburg zu verlassen. Ab Frühjahr kommenden Jahres wird das Wirtepaar seine Gäste in der Brückenwaage in Dussnang begrüssen. Die beiden freuen sich darauf, schauen aber auch dankbar zurück: «Es waren ruppige Jahre auf der Iddaburg, aber auch sehr schöne. Nun nutzen wir die Chance und schlagen ein neues Kapitel auf.»

Alessia Pagani
Autorin
Veröffentlichung: 14.10.2025