Geschwisterliche Kirche, Zeitungsanzeige und Offenheit für alle — der Nachfolger von Bischof Markus Büchel ist nun bekannt: Dompfarrer Beat Grögli wird am 5. Juli zum 12. Bischof von St. Gallen geweiht.
Es wird kein Mann von «aussen»: Beat Grögli war bereits als Dompfarrer Teil des Ordinariats. Er kennt die Strukturen und die Menschen, mit denen er künftig zusammenarbeiten wird. Als Dompfarrer ist ihm die Realität, den verschiedenen Erwartungen von traditionellen und progressiven Gläubigen gerecht zu werden, vertraut. Das hat ihn aber nicht gehindert, auch mal auf humorvolle Einlagen zu setzen, wie ein fasnächtliches Instagram-Video aus der Kathedrale zeigt — zum VIDEO. Die «geschwisterliche Kirche» liegt ihm am Herzen — das betonte er bereits in einem Fragebogen, mit dem das Bistum die Mitglieder des Domkapitels vorstellte.
Zusatzstudium Psychologie
Ähnlich wie Bischof Markus Büchel fällt es Beat Grögli nicht schwer, mit Menschen in allen Milieus in Kontakt zu kommen. Das Besondere: Nach dem Theologiestudium absolvierte er ein dreijähriges Zusatzstudium in Psychologie an der Universität Gregoriana in Rom. Er ist vernetzt in der Kultur und auch mit der Wirtschaft. So ist er zum Beispiel Mitglied des Rotary Clubs St.Gallen-Freudenberg. Und er gilt als Buch-interessiert: Er ist Teil eines Literatur-Clubs, in dem Literaturbegeisterte gemeinsam Romane lesen und sich über das Gelesene austauschen.

Zeitungsanzeige geschaltet
Schon als Dompfarrer scheute er nicht die Auftritte bei grossen Events und in den Medien. Seine Haltung gegenüber Reformthemen? Im September 2023, als die Pilotstudie zu den Missbräuchen im kirchlichen Umfeld veröffentlicht wurde, war Beat Grögli Mitinitiant einer Zeitungsanzeige, die schweizweit auf Echo stiess: Er schloss sich einer Protest-Aktion von St.Galler Seelsorgenden und Gläubigen an, die einen System- und Kulturwandel in der Kirche forderten. «Das Weiheamt kann nicht mehr nur Männersache sein», sagte er im Fragebogen des Bistums. Die Gläubigen wünschten sich einen Bischof, der mutig ist, volksnah und offen für Veränderungen. Die Erwartungen sind gross.
«Er kennt uns»
«Mein Motto ist: «In concordiam Christi»», sagte Beat Grögli kurz nach seiner Vorstellung am 22. Mai 2025, «Es ist inspiriert vom Herz Jesu und ist bei mir in der Feier des Herz-Jesu-Freitags gewachsen. Gott hat in Jesus Christus gezeigt, wie gross sein Herz für diese Welt ist – für alle Welt und für alle Menschen. Das Herz Jesu steht offen für alle.»
Armin Bossart, Präsident Administrationsrates des Kath. Konfessionsteils des Kantons St. Gallen, zeigte sich in einem Video-Interview des Konfessionsteils erfreut über die Wahl von Beat Grögli. «Wir kennen ihn, wir wissen, wie er tickt — und er weiss, wie wir ticken.» Bossart hat bereits als Präsident der Kath. Kirchgemeinde St.Gallen mit Beat Grögli zusammengearbeitet. «Ich erlebte die Zusammenarbeit mit ihm immer als sehr gut und konstruktiv.»
Text: Stephan Sigg
Bild: Urs Bucher / zvg
Veröffentlichung: 23.05.2025