Mit dem Velo durchs Zentrum

Einmal im Ausland zu leben und zu arbei­ten: Dieser Traum ging  im vergan­ge­nen Jahr für ­die Ostschwei­ze­rin Cori­na Ebnö­ther mit ihrer Anstel­lung als Lehre­rin in Rom in Erfül­lung. An das Leben in der ­italie­ni­schen Gross­stadt muss­te sich die 33-Jährige aller­dings erst gewöhnen.

Auf meiner ersten Velo­fahrt wurde ich während 15 Minu­ten drei­mal ange­hupt. Ich war fix und fertig», sagt Cori­na Ebnö­ther und muss lachen. Die 33-Jährige spricht von ihrer ersten Velo­fahrt in Rom. Und jeder, der selbst einmal in der Ewigen Stadt gewe­sen ist, weiss, dass es auf den dorti­gen Stras­sen durch­aus chao­tisch werden kann. «Ich muss mich immer noch an das Gehu­pe gewöh­nen, aber mitt­ler­wei­le kann ich damit umge­hen. Die Italie­ne­rin­nen und Italie­ner kommu­ni­zie­ren halt auch beim Fahren mehr.» Cori­na Ebnö­ther fühlt sich wohl in Rom. «Es gibt gros­se kultu­rel­le Unter­schie­de zur Schweiz. Die Italie­ner sind herz­li­cher, offe­ner und sehr humor­voll. Aber eben auch lauter und emotionaler.»

Cori­na Ebnö­ther geniesst gerne die Aussicht auf die Stadt von der Terraz­za Viale del ­Belve­de­re ober­halb der Piaz­za del Popolo.

Mit E‑Scooter am einfachsten

Seit August vergan­ge­nen Jahres unter­rich­tet Cori­na Ebnö­ther an der Schwei­zer Schu­le in Rom auf Sekun­dar­stu­fe. Dabei handelt es sich um eine Privat­schu­le, die unter dem Patro­nat des Kantons St. Gallen steht und an der nach St. Galler Lehr­plan unter­rich­tet wird. «Wir sind eine sehr multi­kul­tu­rel­le Schu­le. Das macht mir gros­sen Spass.» Zur Arbeit fährt Cori­na Ebnö­ther mit dem Velo, und auch Touris­ten rät sie zu diesem Trans­port­mit­tel. «Mit dem Velo und vor allem auch mit den Leih-E-Scootern kann man die Stadt am besten und einfachs­ten erkun­den. Und wenn es einmal eng wird, weicht man einfach aufs Trot­toir aus.»

Mit der Auswan­de­rung hat sich Halbi­ta­lie­ne­rin Cori­na Ebnö­ther einen Traum erfüllt. 

Durchs Frei­licht­mu­se­um

Cori­na Ebnö­ther hat in St. Gallen gewohnt und studiert. Mit der Auswan­de­rung hat sich die Halbi­ta­lie­ne­rin einen Traum erfüllt. «Ich woll­te immer eine Anstel­lung im Ausland. Rom war mein Plan A. Für mich war es wie ein Wegge­hen und gleich­zei­tig auch ein Heim­keh­ren.» Ebnö­ther hat sich einge­lebt, muss­te sich aller­dings an so eini­ges gewöh­nen: «Das Klima, das Tempo, die Grös­se und den Vibe allge­mein. Ich bin noch heute manch­mal erschla­gen von all den Eindrü­cken, von der Wucht der Stadt. Wenn man zum ersten Mal hier ist, staunt man einfach nur immer wieder.» Cori­na Ebnö­ther erhält oft Besuch aus ihrer Heimat. Diesem rät sie immer, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel Zeit einzu­pla­nen. «Zwei Tage sind zu wenig. Es gibt so viel zu sehen. Fünf Tage Touris­mus­pro­gramm hält man aller­dings auch kaum aus.» Und welche Tipps gibt sie jeweils ihren Gästen? Cori­na Ebnö­ther lacht. «Für Rom braucht es keinen Plan. Lauft einfach los und macht die Augen auf. Rom ist ein riesen­gros­ses Freilichtmuseum.»

Cori­na Ebnö­ther gibt ihren Gästen meist nur einen Tipp: Sich keinen Plan machen. «Lauft einfach los und macht die Augen auf. Rom ist ein riesen­gros­ses Freilichtmuseum.»

Bekann­tes gibt Halt

Cori­na Ebnö­ther war froh, dass sie der italie­ni­schen Spra­che bereits mäch­tig war. «Alles, was einem bekannt ist, gibt Halt. Es braucht einfach eine Einge­wöh­nungs­zeit.» Im Alltag sucht sie immer wieder klei­ne Rück­zugs­oa­sen auf. Dann geht sie gerne in einen der unzäh­li­gen Parks in der Stadt. «Wer schnell und drin­gend Ruhe sucht, findet sie im Park Villa Torlo­n­ia oder im Park der Villa Ada im Nord­os­ten der Stadt.» Oder aber Cori­na Ebnö­ther macht es wie viele Röme­rin­nen und Römer und fährt ans Meer oder an den Lago Brac­cia­no etwa eine Stun­de Auto­fahrt im Nord­wes­ten der Stadt. «Auch die Röme­rin­nen und Römer suchen in der Frei­zeit Ruhe.»

Auf Hoch­glanz poliert

Man merkt, wie sehr Cori­na Ebnö­ther die Stadt ins Herz geschlos­sen hat. Sie spricht von schö­nen Cafés und Restau­rants, von den Stadt­tou­ren und Ausflü­gen mit ihren Freun­den und lässt die vergan­ge­nen Mona­te noch­mals Revue passie­ren. «Es ist schon erstaun­lich, wie viel ich in dieser Zeit erle­ben und sehen durf­te», sagt sie. Ein kultu­rel­les High­light fehlt auf ihrer Liste aller­dings noch: die Galle­ria Borg­he­se. Diese beher­bergt Gemäl­de von Künst­lern wie Cara­vag­gio und Raffa­el sowie anti­ke Skulp­tu­ren unter ande­rem von Gian Loren­zo Berni­ni. Wer Rom kennt, weiss: Cori­na Ebnö­ther hat längst noch nicht alles gese­hen – zu viele Sehens­wür­dig­kei­ten bietet die Stadt. Und diese ziehen die Massen an. In diesem Jahr werden wegen des Heili­gen Jahres zusätz­lich 30 Millio­nen Pilge­rin­nen und Pilger in Rom erwar­tet. Davon merkt Cori­na Ebnö­ther noch nichts. Aber etwas Posi­ti­ves sieht sie im Jubi­lä­ums­jahr dann doch: «Rom wurde auf Hoch­glanz poliert. Alles ist wunder­schön herge­rich­tet. Ein Besuch lohnt sich allemal.»

Zwei Ostschwei­zer in Rom: Cori­na Ebnö­ther und Schwei­zer­gar­dist Nico­la Damann. Beim Foto­shoo­ting fürs Pfar­rei­fo­rum sahen sie sich zum ersten Mal …
… sie hatten sofort viele Gesprächsthemen.

Text: Ales­sia Pagani

Bilder: Marti­na Caro­li, Rom

Veröf­fent­li­chung: 28.04.2025

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