Der Kanton St. Gallen engagiert sich aktiv mit verschiedenen Massnahmen, um Antisemitismus vorzubeugen und zu bekämpfen. Diese Bemühungen sind Teil einer langjährigen Verpflichtung, das Zusammenleben in unserer vielfältigen Gesellschaft zu stärken. Nebst dem Fokus auf die aktive Förderung des interreligiösen Dialogs sind die Massnahmen im Antirassismusbereich in jüngster Zeit weiter intensiviert worden.
Ein zentrales Element ist die «St. Galler Erklärung für das Zusammenleben der Religionen und den interreligiösen Dialog». Diese umfasst mehrere Verpflichtungen, die ein respektvolles Miteinander in religiöser und weltanschaulicher Vielfalt fördern und Diskriminierung entgegenwirken. Unterzeichnet von vielen Religionsgemeinschaften und Einzelpersonen, zeigt dies die breite gesellschaftliche Unterstützung für die Initiative. Die St. Galler Konferenz zu Fragen von Religion und Staat spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Hier kommen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften und des Kantons zusammen, um gemeinsam themenbezogen Lösungen zu entwickeln, die den interreligiösen Dialog weiter stärken.
Anlaufpunkte für Betroffene
Neben der seit Jahren im Auftrag des Kantons von HEKS betriebenen «Beratungsstelle gegen Rassismus und Diskriminierung» hat der Kanton St. Gallen – ausgelöst durch die seit dem 7. Oktober 2023 auch in der Schweiz steigenden Antisemitismusfälle – zusätzlich eine Leistungsvereinbarung mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) abgeschlossen, um die Meldestelle für antisemitische Vorfälle zu unterstützen. Dies verbessert die Expertise und Beratungsqualität bei antisemitischen Vorfällen und liefert genauere Daten für den Kanton St. Gallen. Die genannten Stellen bieten wichtige Anlaufpunkte für Betroffene und fördern das Bewusstsein für die Problematik des Antisemitismus und anderer Diskriminierungsformen.
Bevölkerung sensibilisieren
Zur Sensibilisierung der Bevölkerung lanciert der Kanton regelmässig kantonsweite «Aktionstage gegen Rassismus» sowie die interreligiöse Dialog- und Aktionswoche «ida». Bei Veranstaltungen werden auf unterschiedliche Art und Weise Vorurteile abgebaut und dadurch das friedliche Miteinander in unserer Gesellschaft gefördert. Darüber hinaus wird die präventive Arbeit durch die «Fachstelle gegen Radikalisierung und Extremismus FAREX» verstärkt. Diese Stelle ist zentral für die Früherkennung und Bekämpfung von Extremismus und arbeitet eng mit Bildungseinrichtungen und Gemeinschaften zusammen, um Aufklärung zu bieten und potenziell gefährdete Personen zu unterstützen.
Die genannten Aktivitäten verdeutlichen das proaktive Engagement des Kantons St. Gallen, den Herausforderungen von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu begegnen. Der Kampf gegen Antisemitismus bleibt aber eine kontinuierliche Herausforderung, die nicht nur als staatliche Aufgabe betrachtet werden darf. Es erfordert Engagement auf allen Ebenen, von staatlichen Institutionen bis hin zu zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern.
Text: Claudius Luterbacher, Leiter Amt für Soziales, Kanton St. Gallen
Veröffentlichung: 16. Juli 2024