Klarkommen im News-Chaos

Jeden Tag und rund um die Uhr brechen Infor­ma­tio­nen und Neuig­kei­ten über uns herein. Können und sollen wir uns dem über­haupt entzie­hen und welche Stra­te­gien gibt es?

Jetzt drehen US-Stars Donald Trump die Musik ab. Trump garan­tiert Ende des Ukraine-Krieges – verrät Plan aber nicht. Weird, das sind doch die ande­ren: Das sind drei von unzäh­li­gen Schlag­zei­len, die kürz­lich über die US-Präsidentschaftswahl erschie­nen sind. Und je näher die Wahl rückt, desto mehr schei­nen es täglich zu werden. Wie lässt sich da entschei­den, welche Texte lesens­wert und wich­tig sind und welche Beiträ­ge getrost wegge­las­sen werden können? Und was auf die US-Wahl zutrifft, stimmt auch für viele ande­re alltäg­li­che Themen der digi­ta­len, mobi­len und sozia­len Medi­en­um­ge­bun­gen. Es wird immer schwie­ri­ger, wich­ti­ge von unwich­ti­gen Infor­ma­tio­nen zu unterscheiden.

Alles ande­re als unbedenklich

Was macht diese Infor­ma­ti­ons­flut mit uns? Das haben auch die beiden Kommu­ni­ka­ti­ons­exper­tin­nen Anne Schulz und Sophia Volk von der Univer­si­tät Zürich in einer aktu­el­len Studie unter­sucht. «Die Infor­ma­ti­ons­flut ist keines­falls unbe­denk­lich», sagt Sophia Volk. So würde  beispiels­wei­se die Hälf­te der befrag­ten Perso­nen die Infor­ma­ti­ons­flut als eine mitt­le­re Bedro­hung einschät­zen. Knapp ein Drit­tel empfin­de diese sogar als eine gros­se Bedro­hung, etwa wenn es um die Verbrei­tung von Falsch­in­for­ma­tio­nen, Hass­re­de und Radi­ka­li­sie­rung im Inter­net gehe. Die Studie weist aber auch darauf hin, dass zugleich die Mehr­heit der Befrag­ten die Menge an Infor­ma­tio­nen und Ange­bo­ten schät­ze. Welche Tipps gibt es also, wie sich mit der Infor­ma­ti­ons­flut umge­hen lässt? Zumal die Autorin­nen davon ausge­hen, dass die Infor­ma­ti­ons­fül­le in Zukunft weiter wach­sen wird. Dazu beitra­gen könn­ten etwa neue Entwick­lun­gen im Bereich der gene­ra­ti­ven künst­li­chen Intel­li­genz. Letz­te­re erzeugt neue Inhal­te in Form von Text, Audio, Bildern oder Vide­os. Es ist also Zeit, sich eini­ge persön­li­che Stra­te­gien zuzu­le­gen, um mit der Infor­ma­ti­ons­flut zurechtzukommen.

  • Bewusst auswäh­len: Konzen­trie­re dich auf weni­ge, dafür aber vertrau­ens­wür­di­ge Quel­len. Entschei­de auch, welche Infor­ma­ti­ons­ka­nä­le dir als unzu­ver­läs­sig erscheinen.
  • Auszeit nehmen: Regel­mäs­si­ge Auszei­ten von digi­ta­len Medi­en schaf­fen menta­le Entlas­tung. Plane beispiels­wei­se ein Wochen­en­de ein, an dem du auf sozia­le Medi­en und Nach­rich­ten­platt­for­men verzichtest.
  • Wich­ti­ges fest­le­gen: Welche Infor­ma­tio­nen sind für einen selbst rele­vant und welche lassen sich igno­rie­ren? Es hilft, sich zu entschei­den, welche Neuig­kei­ten für einen wich­tig sind. Gibt es beispiels­wei­se ein Projekt, das bevor­steht? Welche Infor­ma­tio­nen sind für den beruf­li­chen Alltag wich­tig? Oder welches Thema inter­es­siert einen in der Freizeit?
  • Zeit eintei­len: Bestim­me die Zeit und Dauer, in der du dich auf Nach­rich­ten­quel­len infor­mierst, die für dich wich­tig sind.
  • Entwe­der … oder: Lege dich fest. Lies entwe­der eine bestimm­te Anzahl Nach­rich­ten zu verschie­de­nen Themen. Oder entschei­de dich dafür, dich an diesem Tag nur über ein bestimm­tes Ereig­nis zu infor­mie­ren, dafür aber über verschie­de­ne Quellen.
  • Benach­rich­ti­gun­gen aus: Lass dich nicht durch stän­di­ge Push-Benachrichtigungen ablen­ken. Bestim­me statt­des­sen, wann du dich infor­mie­ren möch­test, statt stets unter­bro­chen zu werden.

  • 90 Prozent aller Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer besit­zen ein Smart­phone. Nebst den klas­si­schen News­sei­ten nutzt mehr als die Hälf­te sowohl Whats­App, Youtube, Face­book, Insta­gram als auch Streaming-Plattformen wie Netflix.
  • Etwa 60 Prozent finden die Infor­ma­ti­ons­men­ge in Nach­rich­ten, Unter­hal­tung und Kommu­ni­ka­ti­on zu gross. Ein Drit­tel empfin­det sie als angemessen.
  • 56 Prozent schät­zen die Infor­ma­ti­ons­men­ge, 38 Prozent fühlen sich über­for­dert. Jünge­re und einkom­mens­schwä­che­re Menschen fühlen sich häufi­ger überlastet.
  • Rund 55 Prozent der Befrag­ten schal­ten Push-Benachrichtigungen oft oder immer aus. 65 Prozent löschen uner­wünsch­te Inhal­te wie News­let­ter, 51 Prozent schal­ten Gerä­te komplett aus, um der Infor­ma­ti­ons­flut zeit­wei­se zu entgehen.
  • Auch wer bewusst Nach­rich­ten­quel­len aussucht oder die Infor­ma­ti­ons­fül­le zu vermei­den versucht, ist nicht unbe­dingt erleich­tert. Rund 20 Prozent derje­ni­gen, die solche Stra­te­gien nutzen, fühlen sich dennoch überlastet.
  • Die Hälf­te der Befrag­ten glaubt, dass die Bevöl­ke­rung durch die Infor­ma­ti­ons­flut besser infor­miert ist. 38 Prozent nehmen an, dass die Gesell­schaft dadurch eher auseinanderdriftet.
  • → Quel­le: Ergeb­nis­be­richt des Infor­ma­ti­on Abun­dance Projects der Digi­tal Socie­ty Initia­ti­ve. www.zora.uzh.ch/id/eprint/239383

Text: Nina Rudnicki

Bild: pixabay.com

Veröf­fent­li­chung: 01. Okto­ber 2024

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