Ein ­Lagerfeuer auf dem Olma-Wagen

Von der Anfra­ge bis zur Olma waren es nur ein paar Mona­te, die Zeit dräng­te: «Trotz­dem stand für mich sofort fest: Die Chan­ce, am Olma-Umzug teil­zu­neh­men, darf sich Jubla nicht entge­hen lassen», sagt Andrea Zünd (29) aus Widnau, OK-Präsidentin Jubla am Olma-Umzug und Mitglied der Jung­wacht Blauring-Kantonsleitung. Wider­stän­de und diver­se Heraus­for­de­run­gen bewäl­tig­te sie mit einer gros­sen Porti­on ­«Jubla-Grundvertrauen».

In den ersten Tagen nach dem «Go» für das Projekt Jubla am Olma-Umzug lief bei Andrea Zünd das Tele­fon heiss. «Ich war sofort voller Taten­drang», sagt sie und lacht. «Eine Woche lang habe ich alle mögli­chen Leute kontak­tiert und sie moti­viert, beim Projekt mitzu­ma­chen.» Zu diesem Zeit­punkt waren noch viele Fragen offen: Lassen sich genü­gend Frei­wil­li­ge finden, die mitma­chen? Was genau kommt auf sie zu? Wie sieht der Wagen aus – und wo findet man so einen? Gehol­fen habe ihr dabei ihr Grund­ver­trau­en. «Ich bin seit zwan­zig Jahren bei der Jubla. In Grup­pen­stun­den und Lagern kann es immer wieder einmal passie­ren, dass etwas nicht so läuft wie geplant. Man lernt zu impro­vi­sie­ren und weiss, dass es schliess­lich mit ein biss­chen Einsatz immer doch gut kommt. Die Jubla ist die beste Lebens­schu­le.» Schon nach der ersten OK-Sitzung habe sich die anfäng­li­che Nervo­si­tät beru­higt. In den letz­ten Mona­ten sei ihr eines neu bewusst gewor­den: «Auf das Netz­werk, das man in der Jubla knüpft, kannst du dich verlas­sen.» Sie sagt: «Die Jubla schweisst so viele verschie­de­ne Menschen mit viel­fäl­ti­gem Know-how zusam­men. Wenn man etwas braucht oder sucht, reichen oft ein paar WhatsApp-Nachrichten oder Anru­fe und man landet bei einer Person, die weiter­hel­fen kann. Das war zum Beispiel auch so bei der Heraus­for­de­rung, einen Wagen zu orga­ni­sie­ren – und das möglichst kosten­los. Das Jubla-Motto ‹Lebens­freu­de und Lebens­freun­de› hält, was es verspricht.»

Ein beson­de­rer Schar-Nachmittag: Die Jung­wacht Heilig­kreuz bemalt die Wagen­rä­der für den Olma-Umzug.

Olma-Wagen bauen

Nebst der Suche nach einem Wagen muss­ten sich die zwölf OK-Mitglieder diesen Sommer eini­gen weite­ren Heraus­for­de­run­gen stel­len – und das alles in ihrer Frei­zeit. «Am Anfang wurde in unse­rem Gremi­um schon der eine oder ande­re Zwei­fel laut: Schaf­fen wir das in dieser kurzen Zeit? Bringt das was?» Finan­zi­el­le Fragen muss­ten geklärt und auch mit den Verant­wort­li­chen des Olma-Umzugs verhan­delt werden. «Zunächst hiess es, dass nur 25 Perso­nen auf dem Wagen mitfah­ren dürfen. Aber in der Ostschweiz gibt es so viele Jubla-Kinder und ‑Jugend­li­che. Eigent­lich hätten es alle verdient, mitzu­fah­ren.» Man habe sich schliess­lich auf einen Kompro­miss von 35 Teil­neh­men­den geei­nigt. Ausge­wählt wurden für diesen promi­nen­ten Auftritt die Blauring- und Jungwacht-Scharen St. Gallen-Heiligkreuz. In Sachen Wagen wurde das OK in Andwil-Arn­egg fündig: Die dorti­ge Jung­wacht gestal­tet jeweils einen Fasnachts­wa­gen und hat auch eini­ge Umzugs­er­fah­rung. Ein paar Mona­te später ist das Projekt auf Kurs: Mehre­re Jungwacht- und Blauring-Scharen sind beim Bau des Wagens, dem Bema­len der Radde­ckel und dem Basteln der Deko­ra­ti­on beteiligt.

… und drin­nen basteln die Jung­wächt­ler die Deko­ra­ti­on für den Wagen.

Lager­stim­mung vermitteln

Die Jubla bringt Lager­stim­mung an den Olma-Umzug: Auf ihrem Wagen wird ein echtes Lager­feu­er bren­nen. Zudem werden Jubla-Lieder zu hören sein. Das wird bei vielen Umzugs­be­su­che­rin­nen und ‑besu­chern eige­ne Lage­r­erin­ne­run­gen wach­ru­fen. «Hoffent­lich macht es aber auch bei vielen Eltern und Kindern, die selbst noch nicht teil­ge­nom­men haben, Lust auf Jubla-Lager», so Andrea Zünd. Die Jubla wird mit ihrem Umzugs­wa­gen auch das aktu­el­le schweiz­wei­te Jubla-Jahresthema «Öko? Logisch!» sicht­bar machen. «Das Thema Ökolo­gie und Nach­hal­tig­keit ist in der Jubla schon lange ein wich­ti­ges Anlie­gen. Wir achten zum Beispiel darauf, bei Grup­pen­stun­den möglichst wenig Mate­ria­li­en einzu­set­zen, und viele Grup­pen­an­läs­se finden sowie­so draus­sen in der Natur statt.»

«Wir machen sicht­bar, wie wich­tig und wert­voll die Kinder- und Jugend­ar­beit in der Kirche ist und dass unglaub­lich viel Frei­wil­li­gen­ar­beit geleis­tet wird.»

Andrea Zünd

Wich­ti­ger Teil der Kirche

«Uf Bsuech dihei» lautet das dies­jäh­ri­ge Olma-Motto – für einmal ist St. Gallen selbst der Gast­kan­ton. Über 50 Grup­pie­run­gen mit rund 1300 Mitglie­dern aus allen Regio­nen des Kantons werden am 12. Okto­ber am Umzug durch die St.Galler Altstadt mitwir­ken. Der Kanton St.Gallen hat dafür verschie­de­ne Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen ange­fragt, die für den Kanton St. Gallen stehen, darun­ter auch die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen und die katho­li­sche Kirche. Die Wahl der katho­li­schen Kirche fiel auf die Jubla: «Die Jubla ist ein wich­ti­ger Teil der Kirche», betont Andrea Zünd. «Wir machen sicht­bar, wie wich­tig und wert­voll die Kinder- und Jugend­ar­beit in der Kirche ist und dass unglaub­lich viel Frei­wil­li­gen­ar­beit geleis­tet wird. In den Jubla-Scharen werden christ­li­che Werte wie Nächs­ten­lie­be, Respekt und Verant­wor­tung gegen­über der Schöp­fung gelebt und das alles sehr konkret und lebens­nah.» Deshalb war sich das OK schnell einig, das Thema Nach­hal­tig­keit auch beim Olma-Wagen in den Fokus zu rücken.

Frei­wil­li­ges Engagement

Nur ein paar weni­ge Fragen sind noch offen. «Wir wollen an die Zuschaue­rin­nen und Zuschau­er beim Umzug etwas vertei­len», sagt Andrea Zünd. Sie hätten mehre­re Ideen, aber die defi­ni­ti­ve Entschei­dung ist noch nicht gefal­len. «Momen­tan sind wir noch in der Abklä­rung, wie gross unser Budget und die Beiträ­ge vom katho­li­schen Konfes­si­ons­teil des Kantons St.Gallen und der Stif­tung der Jubla sind. Zudem soll­ten die Give-aways umwelt­freund­lich sein – also plas­tik­frei.» Das Projekt Jubla am Olma-Umzug wird vor allem durch frei­wil­li­ges Enga­ge­ment der Jugend­li­chen und jungen Erwach­se­nen reali­siert – und das nebst dem übli­chen Jubla-Jahresprogramm, das mit vielen Anläs­sen in den Scha­ren vor Ort und über­re­gio­nal gefüllt ist.

Andrea Zünd fühlt sich bestä­tigt: In der Jubla findet man tatsäch­lich Freund*innen fürs Leben.

Als Erwach­se­ne ein Kind sein

Andrea Zünd sieht in der Teil­nah­me am Olma-Umzug die Chan­ce, die Jubla bekann­ter zu machen: «Wir sind die gröss­te Kinder- und Jugend­be­we­gung in der Ostschweiz. Trotz­dem klickt es nicht gleich bei allen, wenn man sie mit dem Begriff Jubla konfron­tiert.» Oft höre man dann: Ah, ihr seid wie die Pfadi? Andrea Zünd hofft, dass es in Zukunft heisst: «Ah klar, Jung­wacht Blau­ring – kenn ich natür­lich!» Sie ist sich sicher, dass auch für die mitwir­ken­den Kinder und Jugend­li­chen die Teil­nah­me am Umzug eine prägen­de Erfah­rung sein wird. «Für einmal selbst beim Umzug mitfah­ren zu können, das ist ein Erleb­nis, an das man sich ein Leben lang erin­nert.» Andrea Zünd war 2003 zum ersten Mal mit dem Blau­ring Altstät­ten in einem Lager, seit 2010 ist sie Leite­rin. Inzwi­schen wohnt sie in Widnau und ist studier­te Sozi­al­päd­ago­gin. «Die Jubla-Erfahrungen haben sicher­lich meine Berufs­wahl mitbe­ein­flusst.» Bis heute ist sie ein begeis­ter­tes «Blauring-Kind». «Wo sonst als bei der Jubla kannst du auch als Erwach­se­ne noch­mals Kind sein?»

Das Jubla-Moto «Lebensfreu(n)de» passt auch perfekt zur Olma.

Jubla in der ­Ostschweiz boomt

Trotz oder gera­de wegen der Digi­ta­li­sie­rung: Die Ange­bo­te der Jubla stos­sen in der Ostschweiz auf gros­se Nach­fra­ge. Vergleicht man die Mitglie­der­zahl von 2014 mit den aktu­el­len von 2024, so ist sie von 4445 Kindern und Leitungs­per­so­nen auf 4637 gewach­sen – und der Zuwachs hält auch in diesem Jahr an. Hinzu kommen noch um die 110 Enga­gier­te in Regio­nal­lei­tun­gen, Kantons­lei­tung sowie Coaches und Kurs­lei­ten­de. Den Höchst­stand in den vergan­ge­nen zehn Jahren verzeich­ne­te die Jubla Ost im Jahr 2020 mit 4953 Leiten­den und Kindern.

Text: Stephan Sigg

Bilder: Ana Kontou­lis / Clau­dio Bäggli

Veröf­fent­li­chung: 23.09.2024

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