Klausur, Kekse und Kulturschätze

Eine 700 Jahre alte Figur des Heili­gen Domi­ni­kus, eine Hosti­en­pres­se und Gewän­der voller Sticke­rei­en: Das Muse­um Weesen zeigt verbor­ge­ne Schät­ze aus dem Klos­ter Maria Zuflucht. Die Ausstel­lung erzählt von der Verbun­den­heit zwischen Klos­ter und Stadt. Diese reicht zurück bis in die Zeit der Näfel­ser Nacht.

«Die Menschen in Weesen sind mit dem Klos­ter hier verbun­den. Der Ursprung dafür liegt in der Näfel­ser Nacht im 14. Jahr­hun­dert», sagt Manue­la Benz vom Muse­ums­ver­ein Weesen. Sie erzählt, wie die Weese­ne­rin­nen und Weese­ner damals nach verlo­re­ner Schlacht flie­hen muss­ten und die alte Stadt in Flam­men aufging. Nur die Pfarr­kir­che blieb verschont. Als die Geflo­he­nen nach eini­ger Zeit zurück­kehr­ten, gestat­te­te ihnen die Klos­ter­ge­mein­schaft, auf ihrem Land neue Häuser zu errich­ten. «Diese Geschich­te kennen hier alle. Es war daher an der Zeit, endlich einmal eine Ausstel­lung über unser Domi­ni­ka­ne­rin­nen­klos­ter  Maria Zuflucht zu gestal­ten», sagt Benz. Die Klos­ter­mau­ern liegen gleich gegen­über dem Muse­um, was den Aufbau der Ausstel­lung erleich­tert hat.

Ein Chor auf Leinwand

Eine Holz­fi­gur des Heili­gen Domi­ni­kus von 1300, eine Hosti­en­pres­se, eine Schau­fens­ter­pup­pe im Ordens­ge­wand der Domi­ni­ka­ne­rin­nen, ein Stick­rah­men, silber­ne Kerzen­stän­der und Weih­rauch­ge­fäs­se  sowie litur­gi­sche Gewän­der, die im Klos­ter bestickt wurden: Das sind nur eini­ge Schät­ze an anti­ken Kultur­ge­gen­stän­den, die im Rahmen der Ausstel­lung zu sehen sind. Manue­la Benz und das Vorstands­team haben die vergan­ge­nen Wochen damit verbracht, die verschie­de­nen Gegen­stän­de im Klos­ter anzu­schau­en und Leih­ga­ben ins Muse­um zu trans­por­tie­ren. Der Heili­ge Domi­ni­kus gehört zu den Lieb­lings­ob­jek­ten von Manue­la Benz. «Es ist ein so wunder­schö­nes Bild­nis und so sorg­fäl­tig aus Holz gefer­tigt, das es mehr als 700 Jahre über­dau­ert hat», sagt sie. Die Holz­fi­gur steht vor einer raum­gros­sen Lein­wand, auf der ein Foto des Chors der Klos­ter­kir­che zu sehen ist. Beim Betre­ten des Zimmers hat man dadurch beina­he das Gefühl, in einer rich­ti­gen Kirche zu stehen.

Kekse aus Hostienresten

Im Gegen­satz zu eini­gen ande­ren Gemein­schaf­ten, die auf sozia­le Akti­vi­tä­ten ausge­rich­tet sind, verste­hen sich die Domi­ni­ka­ne­rin­nen von Weesen als beschaulicher Orden. Das bedeu­tet unter ande­rem, dass Gebet und Kontem­pla­ti­on einen gros­sen Teil ihrer Zeit bean­spru­chen. Die Domi­ni­ka­ne­rin­nen im Klos­ter Maria Zuflucht leben in Zurück­ge­zo­gen­heit und Klau­sur, um im Still­schwei­gen auf Gott zu hören. «Die sieben Schwes­tern sind aber auch mit konkre­ten Ange­bo­ten für ihre Mitmen­schen da», sagt Manue­la Benz und erzählt von den Bera­tun­gen für Frau­en in schwie­ri­gen Lebens­si­tua­tio­nen. Das Klos­ter beher­bergt zudem Pilge­rin­nen und Pilger und bietet Frau­en die Gele­gen­heit zur stil­len Einkehr. Noch heute finan­ziert sich das Klos­ter unter ande­rem durch den Verkauf der eigens herge­stell­ten Hosti­en an zahl­rei­che Pfar­rei­en, Klos­ter­sal­ze, Likö­re und der belieb­ten «Wees­ner Chloschter-Chnuschperli». Bei diesen handelt es sich um süsse Kekse, die aus den Teig­res­ten für die Hosti­en herge­stellt werden. «Die sind hier sehr beliebt und gehö­ren zu jedem Mai-Markt dazu», sagt Manue­la Benz und greift nach einer Tüte, die gleich neben der riesi­gen Hosti­en­pres­se ausge­stellt ist. An der Wand gegen­über hängen eini­ge litur­gi­sche Gewän­der, die mit detail­rei­chen Sticke­rei­en verziert sind und früher im Klos­ter selbst genäht wurden.

Sich in die Geschich­te vertiefen

Mit seinen Wech­sel­aus­stel­lun­gen möch­te der Muse­ums­ver­ein zum einen Schul­klas­sen, Touris­ten, aber vor allem auch die Weese­ne­rin­nen und Wees­ner und den Menschen aus der Regi­on immer wieder neu anspre­chen. Nach bishe­ri­gen Ausstel­lun­gen zu regio­na­len Kachel­öfen, Krip­pen aus aller Welt, zu den Themen Schlüs­sel & Schloss sowie über Lieb­lings­bil­der wird die aktu­el­le Klos­ter­aus­stel­lung noch bis zum April im kommen­den Jahr aufzei­gen, was den Ort am Walen­see ausmacht. Nebst den Kultur­schät­zen gibt es auch schwarz-weiss-Fotografien, alte Zeitungs­ar­ti­kel sowie Geschich­ten rund um das Klos­ter für alle jene, die sich etwas länger in die Ausstel­lung vertie­fen möchten.

www.museum-galerie-weesen.ch

Text & Bilder: Nina Rudnicki

Veröf­fent­li­chung: 26. Juni 2025

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