Franziska Aberer aus Mosnang spielt im Freilichtspiel «Mein Bruder Klaus» mehrere Rollen. Das Stück über das Leben von Niklaus von Flüe aus dem 15. Jahrhundert behandelt ein Thema, das heute aktueller ist denn je.
«Am liebsten mag ich die Rolle der Bhagwanistin. Da kann ich so herrlich schön verrückt sein», sagt Franziska Aberer. Nach 2023 in «Der schwarze Tod» spielt die 56-Jährige bereits zum zweiten Mal in einem Freilichtspiel der Bühne Thurtal mit. Diesmal bei «Mein Bruder Klaus» über das Leben von Niklaus von Flüe. «Das Stück hat mir den Ärmel reingezogen. Es ist einfach eine lässige Geschichte. Und eine, die auch heute sehr aktuell ist. Danach muss man über seine eigene Situation nachdenken. Das tut gut.»
Durch Gespräche Verständnis fördern
In «Mein Bruder Klaus» werden zwei Geschichten parallel erzählt: Einmal die historisch überlieferte Lebensgeschichte von Niklaus von Flüe, der von 1467 bis 1487 in der Isolation lebte, und jene von Matteo Eggimann, einem erfolgreichen Familienvater, der für einen Regenerationsaufenthalt in eine Burnout-Klinik zieht. «Es geht um Überlastung. Ein sehr wichtiges Thema.»

Aberer spielt im Stück mehrere Rollen: die Bhagwanistin, eine Soldatin, den Fan einer Burnout-Patientin und eine Partygängerin/Mitarbeiterin. Gerade die Parallele der Vergangenheit mit dem Heute ist es, was besonders fasziniert. Das Stück ermögliche einen einfachen Zugang zum Thema. «Es ist wichtig, über Überlastung und Depression zu sprechen und so vielleicht das Verständnis und die Akzeptanz zu fördern.»
Sich kleine Auszeiten gönnen
Franziska Aberer ist Mutter und kümmert sich um ihre Haustiere und den Haushalt. Sie gibt an der Schule Mosnang und Bütschwil Religionsunterricht und engagiert sich im Vorstand des diözesanen Seelsorgerates. Die Arbeiten füllen sie aus. Sie macht dies gerne und mit Passion. Aber auch sie spricht von Leistungsdruck und gesellschaftlichem Druck. «Das tut uns nicht gut. Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder kleine Auszeiten gönnen. Zeiten, in denen wir unserer Seele etwas Gutes tun.»

Ihren Ausgleich findet Franziska Aberer durch die Kinder und ihre Tiere. Bei den Spaziergängen mit den Hunden der Tochter, beim Singen in Chören, Schwimmen oder beim Reiten mit den geliebten Pferden kann Franziska Aberer abschalten und geniessen. Niklaus von Flües Leben ist gut überliefert. Seinen Zufluchtsort hatte er im Ranft gefunden. Hat Franziska Aberer auch einen Zufluchtsort? «Ja, die Nordsee», sagt sie, ohne zu zögern. «Dort fühle ich mich wohl und kann einfach nur sein. Jeder braucht einen solchen Ort.»
Freilichtspiel «Mein Bruder Klaus»: 8. bis 30. August in Rapperswil-Jona.
Infos: www.mein-bruder-klaus.ch
Text: Alessia Pagani
Bilder: Ana Kontoulis
Veröffentlichung: 29. Juli 2025