«Ein ­Zeichen für das Verbindende»

Der pensio­nier­te Jurist Bruno Glaus bringt Kunst in das Begeg­nungs­zen­trum der kath. Kirch­ge­mein­de Uznach. Dabei sah er sich mit unbe­kann­ten ­Heraus­for­de­run­gen konfrontiert.

«Es ist meine erste Ausstel­lung, die ich in kirch­li­chen Räum­lich­kei­ten kura­tie­re. Es gab die eine oder ande­re Heraus­for­de­rung zu bewäl­ti­gen», sagt Bruno Glaus und lacht. Es dürfen keine Nägel in die Wände geschla­gen werden, es sind kaum Aufhän­ge­vor­rich­tun­gen vorhan­den, statt­des­sen hängen Kreu­ze an den Wänden. «Man hätte diese Kreu­ze einfach abneh­men können. Doch wir haben uns dafür entschie­den, sie mit den Werken zu kombi­nie­ren. Zwei der Künst­ler wiesen mich darauf hin, dass im Kreuz auch das Plus-Zeichen zu finden ist. Das christ­li­che Symbol kann auch als Zeichen für das Verbin­den­de gele­sen werden.»

Bruno Glaus
Bruno Glaus bringt Kunst ins katho­li­sche Begeg­nungs­zen­trum Uznach © Ana Kontou­lis / Pfarreiforum

Schöp­fe­ri­sche Urkraft

Die erste Ausstel­lung im katho­li­schen Begeg­nungs­zen­trum wirkt wie aus einem Guss. Die ausge­stell­ten Werke sind ganz bewusst plat­ziert. So steht beispiels­wei­se an der Front­wand im Sitzungs­zim­mer eine sommer­li­che Natur­fo­to­gra­fie von Klaus Robin. Sie gibt dem Raum eine beschwing­te, inspi­rie­ren­de Atmo­sphä­re. Der pensio­nier­te Jurist hatte sich schon in seiner beruf­li­chen Tätig­keit auf Kunst­recht spezia­li­siert. Seit vielen Jahren enga­giert er sich im Linth­ge­biet als Kunst­för­de­rer und ‑vermitt­ler. «Die Anfra­ge der Kirch­ge­mein­de für diese Aufga­be hat mich über­rascht, aber gefreut», sagt er. Er bezeich­ne sich als Agnos­ti­ker, doch er unter­schei­de zwischen der Kirche als Insti­tu­ti­on und den Gläu­bi­gen. «Mit ihnen verbin­den mich die glei­chen Werte.» Posi­tiv in Erin­ne­rung geblie­ben ist ihm, dass die katho­li­sche Kirch­ge­mein­de Uznach ihn, der keinen Bezug zur Kirche hat, vor eini­gen Jahren in die Kunst­kom­mis­si­on beru­fen habe. Damals muss­ten beim Neubau des Begeg­nungs­zen­trums zwei Objek­te ausge­wählt werden. Auch dieses Mal habe er viel Vertrau­en und Offen­heit erfah­ren. Hinter dem Slogan «Kosmos – Kirche – Kunst» könne Bruno Glaus voll und ganz stehen: «Der Glau­be an eine schöp­fe­ri­sche Urkraft verbin­det, wenn nicht alle, so doch die meis­ten Menschen», sagt er. «Die schöp­fe­ri­sche Urkraft im Kosmos steht über allen und allem, sie mani­fes­tiert sich in jedem Menschen als das Schö­ne, im Reli­giö­sen wie im Künst­le­ri­schen.» Vorläu­fig habe er zuge­sagt, drei Jahres­aus­stel­lun­gen zu kura­tie­ren. Diese sollen jeweils am Palm­sonn­tag starten.

Wich­ti­ge Plattformen

«Kirche und Kunst haben sich schon immer inspi­riert», sagt er. Er denkt an bekann­te Namen wie Gerhard Rich­ter oder Neo Rauch. «Seit Jahr­hun­der­ten geben die Kirchen Künst­lern wich­ti­ge Platt­for­men und haben damit das Kunst­schaf­fen geför­dert.» Glaus begrüs­se es sehr, dass die Kirch­ge­mein­de Uznach es regio­na­len Künst­le­rin­nen und Künst­lern ermög­licht, ihre Werke auszu­stel­len. «Muse­en zeigen heute meist nur die ganz gros­sen Namen. Die regio­na­len Kunst­schaf­fen­den gehen oft verges­sen.» Die erste Ausstel­lung ist dem Riet­land im Linth­ge­biet und dessen viel­fäl­ti­ger Natur­land­schaft gewid­met. Zu sehen sind unter ande­rem Kunst­wer­ke von Stefan Gort, Chris­to­pher T. Hunzi­ker, Klaus Robin und Georg Wick. Manche davon wurden eigens für die Ausstel­lung kreiert.

Bruno Glaus zeigt die Werke von Künstler*innen aus der Region

Auch Jugend­li­che begeistern

Glaus ist der vermit­teln­de Charak­ter der Ausstel­lung wich­tig: «Sie soll Menschen mit Kunst in Verbin­dung brin­gen, die sich sonst nicht damit beschäf­ti­gen.» In Uznach bringt er die Menschen nicht nur zur Kunst, sondern auch in kirch­li­che Räum­lich­kei­ten. Vor kurzem hat er in einer Führung Lehr­per­so­nen aus der Regi­on die Ausstel­lung gezeigt – in der Hoff­nung, dass diese wieder­um mit ihren Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Ausstel­lung besu­chen und so eine junge Gene­ra­ti­on Zugang zur Kunst findet.

Die Ausstel­lung ist jeweils nach dem Gottes­dienst und am Donners­tag von 9 bis 11 Uhr geöff­net. Weite­re Infos

Text: Stephan Sigg

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­licht: 10. Okto­ber 2022

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