20. Juli 2021
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Die Glaubensgemeinschaft erlebbar machen wie im Schülertreff Click in Niederuzwil:
Dort war auch schon die Clownfrau Geronima Fröhlich zu Besuch.
Das neue Schuljahr startet ohne das Fach «ERG Kirchen». Doch in den Pfarreien gibt es neue
Ideen und Projekte. Das Pfarreiforum hat in Uzwil und Gossau nachgefragt.
Es wird nicht einfacher, die christliche Botschaft unter die jungen Leute zu bringen», sagt Martin Rusch, Seelsorger in Gossau. «Aber es funktioniert besser darüber, den Glauben erlebbar zu machen als Religionsunterricht wie vor 30 Jahren zu geben.» Rusch gehört zu jenem Team in Gossau, das nach dem Aus für das Schulfach «ERG Kirchen» (siehe Pfarreiforum 01/2021) neue Ersatzangebote ausgearbeitet hat. Los geht es im neuen Schuljahr nach den Sommerferien. Angemeldet haben sich rund 40 Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler. Während zwei Jahren werden sie nebst dem Schulunterricht den Projektunterricht der Pfarrei besuchen.
Erlebnis, Gemeinschaft, Feier
Die Jugendlichen könnten dabei zwischen verschiedenen Angeboten in den drei Sparten Erlebnis, Gemeinschaft und Feier auswählen und sich so ihren Unterricht selbst zusammenstellen. So können sie beispielsweise von Rapperswil nach Einsiedeln pilgern und dort die Klosterkirche besichtigen, einen Nachmittag zusammen mit Flüchtlingskindern gestalten, den Alltag einer Person im Rollstuhl kennenlernen oder Zeit mit Seniorinnen und Senioren während eines Spielenachmittags verbringen. Auch Besuche in der Gassenküche St.Gallen und von Rorate- und Jugendgottesdiensten stehen auf dem Programm. Einige Angebote waren bereits Teil des Schulfaches «ERG Kirchen», bei anderen handelt es sich um komplett neue Punkte. «Uns ist es wichtig, den Jugendlichen auf diese Weise vermitteln zu können, dass es sich bei der christlichen Botschaft um eine Topbotschaft handelt», sagt Rusch. Mittels Flyern, die in den Klassen verteilt werden, im direkten Kontakt mit den Jugendlichen und auf ihrer Webseite wird die Pfarrei Gossau auf ihr neues Angebot aufmerksam machen.
Als Atelier gestaltet
Nicht nur für die Jugendlichen der Oberstufe, sondern auch für die Primarschülerinnen und ‑schüler hat sich das Team in Gossau etwas einfallen lassen. Unter dem Motto «Tankstelle – Dankstelle» sind die jährlich vier halben Tage zusammengefasst, an denen die Kinder die Kirche als zentralen Ort der Gemeinschaft kennenlernen können. «Das Spezielle ist, dass sich dieses Angebot nicht nur an Kinder richtet, sondern ganz bewusst an alle Personen zwischen 0 und 99 Jahren», sagt Rusch. Die halben Tage seien inhaltlich wie Ateliers gestaltet und würden jeweils einen Katecheseteil sowie ein gemeinsames Essen und eine Feier beinhalten. Das erste Atelier findet bereits am 11. September statt. An diesem wird die Hochzeit zu Kana Thema sein, an der Jesus an einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelte. Ein weiteres Atelier ist an einem Freitagabend im Dezember zum Thema Advent geplant. 30 Schulstunden sind mit der Abschaffung des Faches «ERG Kirchen» in Gossau weggefallen, die Religionslehrpersonen zuvor jährlich mit ihren Schülerinnen und Schülern gestalten konnten. «Mit unseren neuen Angeboten möchten wir das abfedern», sagt Martin Rusch.
Ehrenamtliche unterstützen
«Es ist wichtig, die Kirche weiterhin als Lebensraum erfahrbar zu machen», sagt auch Daniela Gremminger, Seelsorgerin in der Katholischen Kirche Uzwil und Umgebung. «Bei uns werden nach dem Aus des Schulfaches ‹ERG Kirche› aus den freigewordenen Lektionen daher Religionslehrpersonen im Bereich Lernort Kirche bezahlt.» Einige der Angebote gebe es schon länger. Andere Angebote würden hingegen neu aufgegleist oder stärker geführt. Als Beispiel nennt Daniela Gremminger die Kinderfeiern, die bislang ehrenamtlich organisiert wurden. Neu wird das zuständige freiwillige Team durch eine Katechetin unterstützt. «Das ermöglicht es uns, viel flexibler auf die verschiedenen Bedürfnisse der Familien einzugehen», sagt sie.
Überraschung in der Kirche
Auch für die älteren Kinder und Jugendlichen ist einiges in Planung. So soll beispielsweise im Herbst eine Kleidertauschbörse für die Oberstufe stattfinden. Dort können die Jugendlichen Kleider, die sie nicht mehr brauchen, abgeben. Im Gegenzug bekommen sie eine bestimmte Anzahl Sugus, die sie wiederum für andere Kleidungsstücke eintauschen können. Zudem ist eine Nacht der Kirchen vorgesehen, in der die Kinder und Jugendlichen, die von Kirche zu Kirche gehen, an jedem Ort etwas Spezielles entdecken können. Auch die Lichterfeier beschreibt Daniela Gremminger als besonderes Erlebnis. Die Feier startet zunächst mit einer Überraschung in der Kirche, wechselt dann in den Wald, wo es ein Feuer und Würste gibt, und endet mit einem Spiel. «Das sind alles sehr niederschwellige Angebote. Aber ihnen ist gemeinsam, dass sie die Glaubensgemeinschaft erlebbar machen. Wir haben den Kindern etwas mitzugeben», sagt sie. Umso wertvoller sei es, die freigewordenen personellen Kapazitäten nun in diese Bereiche und in Anlässe wie das Bibelfest, den Versöhnungsweg sowie in den Jugendtreff Enjoy it und den Schülertreff Click investieren zu können. (nar)